Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Ich bitte mal wieder um Risspilz-Beratung von Ditte (oder wer sich sonst berufen fühlt...)


    Diese schönen, plüschigen Kerlchen wuchsen heute in grosser Zahl auf 2400m bei Salix herbacea:

    Der Hut ist auffallend samtig und etwas hygrophan. Könnte das Mallocybe arthrocystis sein?


    Velumspuren sind kaum zu erkennen.


    Schnittbild. Sie sind absolut geruchlos.


    Sporen: 8.8-9.8-11.3 x 4.6-5.2-5.8 µm, Q = 1.67-1.91-2.17 (n=20)

    Einige Sporen sind deutlich abgestutzt.


    Die Zystiden sind zylindrisch-keulig und mehrgliedrig.

    Man findet aber nur hier und da so kurzzellig-mehrgliedrige Zystiden, wie es in manchen Büchern dargestellt ist.


    Bei Armada 2023 habe ich von ähnlich Kollektionen gelesen, wo diese kettenförmigen Zystiden nur selten vorkamen.


    Die Mehrzahl ist doch anders als man es in der Literatur findet.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Zu Dermocybe gibt es ein neues Paper. Ob es damit einfacher wird, weiss ich nicht. Vermutlich nicht ^^

    Habe mich damit noch nicht vertieft auseinandergesetzt.


    Revised taxon definition in European Cortinarius subgenus Dermocybe based on phylogeny, chemotaxonomy, and morphology - Mycological Progress
    Cortinarius (Fr.) Fr. is one of the most species-rich genera in the Agaricales (Basidiomycota). Cortinarius subgen. Dermocybe (Fr.) Trog includes brightly…
    link.springer.com


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Drei Jahre später ein kleines Update:


    Nr. 1:

    Die Sequenzierung hat inzwischen ergeben, dass es Entoloma majusculum ist.


    Nr. 2:

    Hier war die Sequenzierung leider erfolglos, morphologisch scheint es aber das kürzlich beschriebene Entoloma tigrinum zu sein.


    Nr. 3:

    Nach wie vor unklar, ich warte darauf dass mehr vertrauenswürdige Entoloma-Sequenzen verfügbar sind.


    LG Raphael

    Hallo Benjamin


    Ich denke da liegst du richtig, hier eine Kollektion aus einem ähnlichen Habitat zum Vergleich:




    (mein Bild von den Zystiden ist richtig schlecht, merke ich jetzt)


    Zu deinen Fragen:


    Zuerst zu den Sporen: Ich habe 30 Sporen gemessen und diese lagen bei 6.8 µm (6.4 - 7.4 µm) x 4.3 µm (3.9 - 4.8 µm), Q = 1.6. Die Sporen sind elliptisch, hyalin und mit Tropfen. Sie scheinen sehr empfindlich zu sein und neigen dazu auseinanderzufallen. Wenn man das so sagen kann. :)

    Das ist typisch für Helmlingssporen.

    Oft erkennt man sie kaum in Wasser. Auch in Kongorot sieht man den äusseren Umriss oft nur sehr undeutlich, sondern nur den Öltropfen.

    Mit Phloxin hatte ich schon gute Erfahrungen, wenn andere Färbemittel versagen.

    Übrigens musst du nicht auf Vorrat 30 Sporen messen, solange du lediglich den Pilz bestimmen willst.

    Erstmal etwa fünf, dann aber genug Mikrobilder machen, damit du bei Bedarf noch mehr messen kannst.

    20 Sporen sind m.E. Minimum, wenn du eine saubere Doku machen möchtest, oder kleine Unterschiede in den Sporenmassen ausschlaggebend für die Bestimmung sind.


    Die Cheilozystiden sind fusiform oder pfriemförmig. Ein paar wenige auch irgendwie geweihförmig:

    So feine Zystiden wie bei diesem Helmling würde ich in Kongorot mikroskopieren.

    Dann erkennt man die Konturen deutlich besser. Und behutsam immer mehr quetschen, bis du möglichst die ganze Zystide siehst und nicht nur den oberen Teil.

    Ja ich weiss, mein Präparat war auch nicht wirklich besser ^^


    Hier noch Fotos der Basidien. Ich habe diese mit den Sterigmen gemessen. Es war da schon etwas spät und ich war mir als Anfänger da nicht mehr ganz sicher. Soweit ich jetzt weiss werden diese aber eigentlich ohne Sterigmen gemessen, oder?

    Ja, Basidien immer ohne Sterigmen messen. Meistens muss man die gar nicht messen, das braucht man ganz selten für die Bestimmung.

    Du hast ja eine moderne Mikroskopier-Software, d.h. du kannst ein Foto machen und bei Bedarf später messen.


    Zum Schluss habe ich noch die HDS mikroskopiert. Ich wollte mal diese kleinen Hyphen der obersten Schicht sehen. Die HDS finde ich oft noch etwas schwierig zu mikroskopieren, bzw. zu interpretieren, ob sie mit dem Bild z.B. im PdS übereinstimmt. Dort steht auch etwas von schwach gelatinisiert. Das sagt mir dann auch schon wieder nichts.

    Es braucht halt viel Übung, bis man den Schnitt und das richtige Mass an Quetschen im Griff hat.

    Mir gelingt auch nicht jedes HDS-Präparat.

    Bei Helmlingen kannst du hier Kongorot nehmen. Die Konturen der HDS-Hyphen sind wichtig für die Bestimmung.

    Sobald es darum geht feine Konturen zu erkennen, macht man sich das Leben leichter wenn man färbt.

    Oft musst du bei Helmlingen ganz kleine Auswüchse suchen, die siehst du in Kongorot besser.


    Die Bilder im PdS sind Strichzeichnungen, man sieht es in Echt nie so klar wie es gezeichnet ist.

    Da muss man viel rein interpretieren und mit dem Fokus spielen.

    Gelatinisierte Hyphen haben so eine dünne, gelartige Schicht. Das ist oft schwer zu erkennen und meistens auch nicht relevant für die Bestimmung.

    Auch dabei hilft es, wenn man färbt, dann sieht man so verschwommene Regionen, die man nicht ganz scharf einstellen kann.

    Aber bei Helmlingen achte ich ehrlich gesagt nicht darauf.


    Was für die vollständige Dokumentation eines Helmlings noch fehlt:

    - Schnallen suchen. Bei Helmlingen sind die Schnallen, wenn vorhanden, klein und unscheinbar. M. laevigata hat welche.

    - Hyphen der Stieloberfläche untersuchen, die wird in den Schlüsseln auch gerne abgefragt.

    - Vom Lamellentrama mache ich meistens nebenbei ein Foto, wenn ich ohnehin ein Zystiden-Präparat habe. Braucht man aber nicht immer.


    LG Raphael

    Zum Bruno Cetto: Lässt sich sagen, dass Die Enzyklopädie und Funghi Dal Vero ziemlich deckungsgleich sind (aber letztere etwas umfangreicher ist)?

    Hallo


    Die "Enzyklopädie" ist eine auf Deutsch übersetzte und nach Gattungen geordnete Teilmenge des Original-Cetto.

    Funghi dal Vero ist nicht nach Gattungen sortiert, sondern einfach ein recht chaotisches Sammelsurium von Pilzportraits.

    Seinerzeit ein Standard-Werk, aber leider mit sehr vielen Fehlern und schlechten Bildern.

    Bestimmen würde ich heute nicht mehr damit, aber das Werk wird halt nach wie vor in modernen Werken zitiert und deshalb schaut man manchmal kurz rein.


    Die Schweizerische Zeitschrift für Pilzkunde gibt es komplett online, ausser die zwei neusten Jahrgänge. Die würde ich also wirklich nicht im Regal stehen lassen.


    Der Boudier hat einen ordentlichen Wert, auch wenn das Original schon über 100 Jahre auf dem Buckel hat.

    Bestimmen wirst du eher selten damit, aber wegwerfen auf keinen Fall, da würde ich ein Käufer finden wie Wolfgang schon erwähnt hat.


    Gruss Raphael

    Wie groß waren denn die Sporen von deiner Peziza nivalis?

    Hallo Felli


    Ha, gut dass du nachfragst! Gestern habe ich nur flüchtig gemessen und fand die Sporen an der oberen Grenze für P. nivalis.

    Jetzt habe ich nochmal ein Präparat gemacht, vermutlich sind sie auch noch etwas nachgereift. Es ist m.E. eindeutig P. heimii.

    Es gibt da ja diesen schönen Artikel, der die beiden und eine dritte Art darstellt:

    Die Fundorte im Artikel sind ganz in der Nähe meiner Kollektion.


    Sporen meist länger als 26 µm. Ich mache jetzt noch einen Abwurf, damit ich wirklich sauber messen kann.


    Weil die Art wohl nicht ganz häufig ist oder einfach übersehen wird, hier noch weitere Mikromerkmale:

    Asci deutlich breiter als 20 µm.


    Paraphysen



    Excipulum




    Dann noch zur Gyromitra. Die hat einen wunderbaren Sporenabwurf produziert:

    Jetzt frage ich mich langsam - ist das überhaupt eine Gyromitra? Irgendwie passt mir da keine.

    Ich muss mich damit nochmal intensiver beschäftigen. Hier weitere Mikromerkmale, falls jemand eine Idee hat:


    Asci in Lugol, ohne Reaktion


    Paraphysen



    Excipulum


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Am Samstag gab es eine kleine Wanderung ins Vallon de Rechy, wo ich natürlich nebenbei nach Pilzen Ausschau hielt.

    Es war einige Tage warm und trocken, deshalb gab es nur an feuchten Stellen noch was:


    1:

    Diese Ackerlinge wuchsen in einem Sumpfgebiet auf etwa 2200m. Ich kenne die Art schon aus der Gegend hier, aber musste es natürlich mikroskopisch absichern.

    Agrocybe elatella


    Sporen ziemlich dickwandig und mit deutlichem Keimporus.


    Die Schneide ist dichtgepackt mit keuligen Cheilozystiden.


    Pleurozystiden sind seltener, aber sehr auffällig, breit lageniform.



    Etwas tiefer, bei Alnus viridis, wuchs diese Lorchel:

    Helvella cf. solitaria

    Das ist zumindest der Name, der nach Skrede 2017 herauskommt. Aber dieser kräftige braune Stiel passt nicht so richtig dazu.

    Eine Alternative wäre Helvella philonotis, aber die wächst in alpinen Fluren und ist farblich auch wieder anders..



    Dann noch einige Sachen aus dem Fichten-/Lärchenwald an einer offenen Wasserleitung.


    3:

    Arrhenia epichysium wuchs direkt am Bauholz der Wasserleitung.



    4:

    Diese Lorchel sieht zwar schon schäbig aus, aber in dem Zustand findet man wenigstens genug reife Sporen.

    Balsamia (Helvella) aestivalis


    Meine ich zumindest - bitte korrigiert mich wenn es nicht stimmt.


    Sporen absolut glatt


    Paraphysen braun pigmentiert


    Endzellen des Excipulum keulig-birnenförmig



    5:

    Eine noch unbestimmte Gyromitra, ich hoffe sie liefert mir noch einen Sporenabwurf.


    Im Quetschpräparat gab es reichlich freischwimmende Sporen, ohne jedes Ornament.

    Man könnte meinen es ist Gyromitra melaleuca, aber deren Sporen sind biguttulat.



    6:

    Das hier wird wohl etwas aus dem Aggregat um Legaliana badia, aber sie müssen noch nachreifen.




    Dann noch zwei Rötlinge von gestern, direkt nach der Schneeschmelze auf 2400m (anderes Gebiet):


    7:

    Braune, alpine Rötlinge sind der Horror. Und man muss sie alle mitnehmen, auch wenn es dann oft immer wieder das gleiche ist.

    Hier habe ich natürlich nur die frischen Exemplare mitgenommen.

    Nach FE5b komme ich auf Entoloma ventricosum mit Fragezeichen.

    Der Habitus sollte eigentlich schlanker sein, mit ausgeprägter eckigen Sporen.

    Vermutlich ist es eher irgendwas anderes, aber fragt mich nicht was.


    Sporen recht unterschiedlich, aber viele deutlich über 10 µm lang. Die Ecken sind oft abgerundet.

    Basidien vorwiegend 4-sporig, mit Schnallen. Keine Zystiden.


    HDS eine Kutis mit blassem, rein intrazellulärem Pigment.



    8:

    Der hier ist eher kurios und vermutlich nicht bestimmbar:

    Die Hüte waren allesamt am Rand stark eingerollt, kein einziger aufgeschirmt.

    Wohl eine Wuchsanomalie? Es gab nämlich schon reichlich reife Sporen, die so gar nicht abgeworfen werden können.

    Ich habe versucht ihn nach den Mikromerkmalen zu bestimmen, könnte mir aber vorstellen dass da auch nicht alles so entwickelt ist wie es sein sollte.


    Die Sporen sind ähnlich wie beim vorherigen Pilz, nur etwas kleiner. Es gab praktisch keine über 10 µm.

    Basidien auch hier 4-sporig, mit Schnallen. Keine Zystiden.


    HDS wieder blass intrazellulär pigmentiert, man findet aber auch dünne Hyphen mit deutlicher Inkrustation.


    9:

    Peziza nivalis hat ein gutes Jahr, man findet an jedem zweiten Schneefeld welche. Die verlieren wirklich keine Zeit.

    Hier noch eine schönere Gruppe:


    LG Raphael

    Hallo Markus


    Ah, das ist interessant. Ich habe ja noch die Dokus all deiner Kollektionen und habe mir alles in Ruhe angeschaut.

    Entweder ist die Art auch mikroskopisch variabler als Robich das angibt, oder dahinter verstecken sich halbkryptische Arten.

    Falls sich mit der Sequenzierung etwas ergibt, werde ich hier berichten.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Ben


    Naja ich hab ihn halt schon anders gefunden:

    Da sind die Lamellen wirklich nicht besonders gedrängt.

    Aber es ging mir hier ähnlich: Anhand der Mikromerkmale kann es nur K. lignicola sein, obwohl es mir makroskopisch gar nicht passt.


    Das Problem bei solchen Merkmalen ist, dass sie im Ermessen des Beschreibers liegen, und von Kollektion zu Kollektion variieren können.

    Gibt es eine halbwegs präzise Definition für "gedrängt"? Oder noch besser: Was ist der Unterschied zwischen "mässig gedrängt" und "etwas entfernt"? :)

    Genauer wäre eine Anzahl der durchgehenden Lamellen, aber das wird in vielen Büchern vernachlässigt.


    Gruss Raphael

    Hallo Ben


    Also ich sehe auch nichts, was dagegen spricht. Seltenheit schützt Pilze bekanntlich nicht davor, gefunden zu werden.

    In den montanen Nadelwäldern ist die Art recht typisch, aber kommt auch dort nur zerstreut vor.


    Tatsächlich ist die Auswahl bei holzbewohnenden, hygrophanen Pilzen mit mittelbraunem Spp und dickwandigen Sporen mit Keimporus ziemlich eingeschränkt.

    Da bleibt sehr schnell nur noch Kuehneromyces übrig. Wer's nicht glaubt, darf gerne mal in die Funga Nordica schauen.


    Die sehr engstehenden Lamellen sind das einzige, was untypisch ist. Aber da würde ich jetzt ein AUge zudrücken.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Danke euch für das reichliche Feedback!

    Es spricht schon einiges für M. niveipes, aber so richtig glücklich bin ich nicht damit:


    Dieser dunkel braune Hut und der silbrigblaue, kräftige Stiel passen nicht so richtig dazu.

    Was man an glaubhaften Bildern findet, zeigt viel schlankere Fruchtkörper, weisse Stiele und bestenfalls blassbraune Hüte.

    Immerhin erwähnt Ludwig, dass junge Fruchtkörper blaugraue Stiele haben können.


    Das Problem bei Aronsen & Laessoe ist, dass sie sich konsequent auf die Arten Nordeuopas konzentriert haben.

    Ich wohne hier an der Grenze zum Mittelmeer-Raum, deshalb kann ich das Buch nicht bedenkenlos als "Helmlings-Bibel" verwenden.

    Das ist keine Kritik an diesem wundervollen Buch, es hat einfach einen anderen regionalen Fokus.

    Ich muss das halt berücksichtigen, wenn ich damit bestimmen will.


    Also liegt es nahe, auch mal in den Robich zu schauen.

    Durch seinen Schlüssel zu den Fragilipedes laufe ich wie folgt:


    1* Hyphae of the pileipellis smooth

    97* Hyphae of the cortex of the stipe smooth

    98 Spores up to 10 µm long (die längste, die ich gemessen hatte, war 9.5 µm lang)

    99 Spores broadly ellipsoid to subglobose
    (weil man unsicher sein könnte: 99* = M. plumipes, oder eine andere Art auf Eucalyptus, beides falsches Substrat)

    100 Spores 5-6.5 (7.5) µm wide

    101*: M. oss-emeri, die Robich nach einem Einzelexemplar als neue Art beschrieben hat, seitdem wohl verschollen.

    So richtig wohl fühle ich mich nicht mit diesem Namen.


    M. niveipes fliegt hier schon bei der Frage nach der Sporenlänge raus. Wenn ich das ignoriere und trotzdem bei 98* weitermache, sieht es so aus:

    106* Cheilocystidia 20-60 µm long = Mycena ustalis auf Juniperus-Nadeln, nein.

    (also weil das gar nicht passt, probieren wir die Alternative):


    106 Cheilocystidia up 110-150 µm long (ich konnte maximal 68 µm messen, meistens bis 55 µm, ok drücken wir ein Auge zu)

    107 Cheilocystidia up 110 µm long > hier fliegt M. niveipes schon zum dritten Mal raus...

    108 Pileus 20-35 mm broad > Mycena algeriensis. Die hat aber einen zähen Stiel, meine Pilze hatten einen sehr brüchigen Stiel.


    Fazit: Nach Robich komme ich nur auf M. niveipes, wenn ich drei Schlüsselfragen falsch oder mit grossen Fragezeichen beantworte.

    Er gibt für M. niveipes Zystiden von 54-150 x 11-22 µm an, die meisten meiner Zystiden sind kleiner als das.


    So, nun habe ich viel geschrieben, vermutlich hat niemand Lust das alles nachzuvollziehen ^^

    Ich lege ihn mal als aff. niveipes ab und schicke ihn in die Sequenzierung.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Ich habe vorgestern diese wunderschönen Helmlinge gefunden, die ich für gut bestimmbar hielt:


    Sie wuchsen auf einem alten, liegenden Baumstamm. Es war ein Auwald auf 1400m, Substrat ist vermutlich Erle, oder vielleicht auch Fichte.

    Am Standort waren sie ziemlich geruchlos. Im Schnitt meinte ich einen Hauch von Rettich zu riechen, aber das verging schnell.

    Aufgrund meines Heuschnupfens ist allerdings auf meinen Geruchssinn wenig Verlass.


    Der Hut ist hygrophan:



    Die Sporen sind etwa 9-10 x 5-6 µm gross.


    Die Cheilo- und Pleurozystiden sind recht gross, fusiform oder keulig. Sie sehen aus wie die Zystiden eines Rettichhelmlings.


    HDS eine Kutis, Auswüchse konnte ich nicht entdecken. Ebenso am Stiel.

    Schnallen konnte ich ohne Probleme finden.


    Natürlich habe ich in Betracht gezogen, dass es einfach ein untypischer Rettichhelmling ist.

    Aber auf massivem Holz? Und ohne auffälligen Rettichgeruch? Mit braunem Hut und silbigem Stiel?

    Irgendwie passt das alles nicht zusammen.


    Wenn ich mit den gängigen Schlüsseln arbeite, lande ich am ehesten bei Mycena algeriensis.

    Aber auch das gefällt mir nicht so richtig.


    Hat jemand eine zündende Idee?


    LG Raphael

    Hallo Ditte


    Zu 20:

    Ja, habe kurz unter der Stielmitte ein Präparat gemacht, da konnte ich keine Kaulos finden.

    Hier und da zylindrische Hyphenende, die aber wohl nicht spezifisch sind:


    Hier noch eine Nahaufnahme, wo man die Stieloberfläche besser sieht:

    Unten scheint er mir eher scheinbereift zu sein, das sind wohl die zylindrischen Hyphenenden.



    Zu 21:

    Das habe ich nochmal nachuntersucht. Offenbar hatte ich letztes Mal mehr Glück als Verstand und habe im unteren Stielbereich auf Anhieb einige Zystiden gesehen.

    Bei der Nachuntersuchung an zwei Präparaten musste ich lange suchen, bis ich endlich eine fand. Also würde ich nun auch eher sagen: Nur im oberen Drittel bereift.



    Zu 22:

    Habe ich auch nochmal kontrolliert, aber nur 4-sporige Basidien gefunden.


    Gruss Raphael

    Liebe Ditte


    Danke dir für die Rückmeldung!

    Entschuldige, die Sporenmasse fehlten im Beitrag. Habe es jetzt oben ergänzt.

    Ich werde dir gerne etwas davon schicken und zur Sequenzierung geben.


    Hast du auch meinen Thread gesehen? Ist schon etwas länger her.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Wie kommt man bei den letzten unter #3 gezeigten Pilzen auf Risspilze? Welche Merkmale weisen darauf hin? Ich seh da als Risspilze immer radialdaserige, kegelig/bucklige Pilze vor dem inneren Auge.

    Hallo, hm das ist schwierig so allgemein zu sagen. Man entwickelt einen Blick dafür, ab es fällt mir immer schwer das in Worte zu fassen.

    Andere hier können das vermutlich besser.


    Grundsätzlich ist "radialfaserig und kegelig/buckelig" schon mal nicht schlecht, aber das trifft halt nicht auf alle Risspilze zu.

    Gerade die Gattung Mallocybe hat eher flache, faserig-wollige oder auch schwach schuppige Hüte. Auch bei der Gattung Pseudosperma gibt es solche Arten.

    Die vorherrschenden braunen Farbtöne und die nie sehr dunklen Lamellen sind typisch für diese Gattung.


    Es gibt auch immer mal wieder Kollektionen, wo man im Feld nicht wirklich sicher ist.

    Dann hilft ein Sporenabwurf, wenn man kein Mikroskop hat.


    Gruss Raphael

    Hallo Felli


    Hm schwierig, habe die Fruchtkörper inzwischen getrocknet, das macht es nicht einfacher.

    Habe am Trockenmaterial versucht und meine das Netz zu sehen, aber sehr undeutlich. Vielleicht bilde ich es mir auch ein.

    Stack hat auch nicht gut funktioniert, besser als so ging es nicht:



    Am Mikroskop sieht man es besser als auf dem Foto. Vor allem vor dem Öltropfen kann man eine feine netzartige Struktur erkennen.


    Zimtbraun... naja wenn ich die spanische Publikation anschaue, sind die auch nicht beide gleich gefärbt.


    Vermutlich lasse ich sie auch sequenzieren, wenn in unserem Projekt noch Platz dafür bleibt.

    Im Moment ist die Bestimmung schon noch etwas wacklig.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ja ich würde auch empfehlen erstmal bei Lepista nuda zu bleiben. Da ist das letzte Wort nicht gesprochen.

    Collybia nuda ist zwar im Moment der "neuste" Name, aber darum ist Lepista nuda nicht plötzlich falsch.


    Wir müssen uns allerdings damit abfinden, dass die kleinen Sklerotienrüblinge sehr nahe mit einigen grösseren Trichterlingen und Rötelritterlingen verwandt sind. Das ist schon länger bekannt und wird darin enden, dass die alle in einer Gattung landen. Aber das sollte eben nicht Collybia sein, sondern Clitocybe oder Lepista.


    Es gibt auch schon einen Antrag, ausnahmsweise diese drei Collybia-Arten umzukombinieren, statt ganz viele Clitocybe- und Lepista-Arten:

    https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/tax.13149


    Also ähnlich wie seinerzeit, als nur wenige Arten von Lactarius nach Lactifluus umkombiniert wurden, statt dass (taxonomisch korrekt) fast alle Lactarius-Arten umkombiniert wurden.


    Warten wir ab...


    Ach ja, zur ursprünglichen Frage: Lepista nuda findet man bei guten Bedingungen auch früh im Jahr.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Danke euch für die Rückmeldungen.

    Bei der Gyromitra hätt ich gern noch die netzartige Ornamentation - falls vorhanden - in Baumwollblau gesehen.

    G.leucoxantha und evtl auch G.olympiana können ebenfalls so große Sporen bilden.

    G. accumbens kenn ich leider nur aus der Literatur, die sollte aber eine Sporengröße von über 40 x14µ haben.

    Hat G. accumbens so eine Ornamentation?

    Ich habe mich an Christoph's Helvella-Schlüssel orientiert und das Ergebnis anhand der Portraits auf ascomycete.org (van Vooren und Moreau) kontrolliert.

    Da ist nirgends die Rede von einer netzartigen Ornamentation.

    Die Sporen meiner Kollektion schienen wirklich reif zu sein.

    G. leucoxantha müsste andere Sporenenden haben, hatte ich letztes Jahr auch aber das sah anders aus:

    Da sieht man bei vielen Sporen, dass die Auswüchse zwei Höcker entwickeln.

    Habe den sogar sequenzieren lassen.


    G. olympiana hatte ich ebenfalls nach Christoph's Schlüssel ausgeschlossen.

    Ok, da ist ein Schlüsselmerkmal die Fruchtkörpergrösse, das ist suboptimal. Meine Fruchtkörper waren 6 und 8 cm im Durchmesser.

    Aber verzweigte Paraphysen konnte ich auch nicht sehen.


    naja, wenn Du diese Sporen schon knotig findest, hast Du noch keine Art mit wirklich knotigen Sporen gesehen.


    Bei dem, was ich undulatosporum nenne, sieht das ganz anders aus.


    Ich habe aber dunkel in Erinnerung, dass auch dise Gruppe genetisch aus mehr Arten besteht. Vielleicht freut sich Kai Reschke über ein Exsukkat.

    Ja das stimmt, so richtig knotig sind die Sporen nicht. Aber typisch Entoloma-eckig auch nicht.

    Dieses Jahr kam ein Paper über diese Gruppe raus mit einigen neuen Arten, davon passt aber auch keine.

    Eigentlich wollte ich Kai mit der Kollektion verschonen, viele Fruchtkörper auf dem Foto sind schon hinüber, da ist die Bestimmung per Ferndiagnose meistens aussichtslos.

    Leider war es saukalt mit einem eisigen Wind vom höhergelegenen Gletscher, und ich hatte drei ungeduldige, frierende Kinder dabei.

    Deshalb konnte ich das nicht schön herrichten für ein gutes Foto. ;(

    Aber vielleicht stelle ich ihn dann doch noch ins andere Forum oder lasse es einfach sequenzieren.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Langsam geht nun der Schnee in den Bergen zurück, was bedeutet es gibt dort endlich Pilze.


    Ein erster Ausflug brachte mich am Sonntag bis auf 2400 Meter.





    Aber kommen wir zu den Pilzen.


    Auf einer Alpweide, etwa 2100m hoch, wuchsen Unmengen von Maipilzen.



    Etwas höher eine bisher unbestimmbare Telamonia. Wird vermutlich wieder eine Sequenzierung brauchen.


    Die Sporen, falls es jemand interessiert...



    Diese Rötlinge waren teilweise schon hinüber, aber einige Fruchtkörper waren noch frisch.

    Im Gras, direkt neben einem Schneefeld, auf 2300m.


    Sporen heterodiametisch und eher knotig als eckig. Schnallen gab es überall im Fruchtkörper.

    Zystiden konnte ich nicht finden, nur einige keulige Zellen die kaum von Basidiolen zu unterscheiden sind.


    HDS subtrichodermal, ohne Inkrustationen.


    Ich komme auf Entoloma undulatosporum.

    Da passt eigentlich alles recht gut, aber die Art sollte eigentlich im Spätherbst wachsen und nicht alpin.

    Schwierig...



    Eine Gyromitra hätte ich auf 2300m auch nicht erwartet. Auch diese direkt neben einem Schneefeld.


    Wenigstens war sie voll reif, es gab einen schönen Sporenabwurf. Die Sporen sind riesig, bis über 35 µm lang, und haben kaum Auswüchse an den Enden.

    Damit ist es wohl Gyromitra accumbens.



    Diese kleinen Becherlinge wachsen gerne direkt neben dem Schnee: Peziza nivalis.


    Sporen glatt


    Und hier noch die Asci in Lugol.


    LG Raphael

    Hallo Lara


    Diese beiden sehr ähnlichen Clitopilus-Arten sind wohl schwer morphologisch trennbar.

    Im Feld kann man nicht entscheiden, ob man eine Kollektion mitnehmen soll oder nicht. Und alle mitnehmen kann man nicht.

    Meine Kollektionen von C. crischonensis und C. cystidiatus letztes jahr waren wohl eher Glückstreffer.


    Mit den markanten Zystiden kann man wohl C. cystidiatus und C. crischonensis recht gut mirkoskopisch abtrennen.

    Wie gut das mit C. abprunulus funktioniert, bleibt abzuwarten. Da ist mit der Original-Beschreibung vermutlich nicht das letzte Wort gesprochen.


    Leider bringt auch die Sequenzierung oft keine Klarheit. Bei meiner C. crischonensis war der Ergebnis eindeutig.

    Aber bei C cystidiatus war es völlig unklar, weil ebenso Belege von prunulus als auch cystidiatus als Treffer kamen.

    Somit bleibt vielfach wieder nur die Morphologie als "sicherer Hafen" für die Bestimmung.

    Ich würde wetten, dass ein wesentlicher Anteil der prunulus-Sequenzen in der Genbank eigentlich zu einer anderen Art gehören.


    Was nun deine Kollektion angeht... ja, da würde ich aber eher zu prunulus tendieren.


    Gruss Raphael

    Zitat

    Eer sich sowas in die Futterluke schiebt gehört eh eingesperrt.

    Echt jetzt....? - =O ich bin entsetzt...!

    Also ich hatte die Dinger eigentlich wirklich gesammelt, damit meine Familie sie essen kann.


    Aber dann hat sich herausgestellt, dass es etwas eher spezielles ist. Jetzt habe ich halt einen reichlichen Herbarbeleg. Sowas isst man wirklich nicht.


    Übrigens riechen die auch getrocknet nach praktisch nichts, kein typischer Morchelgeruch. Glaube nicht dass man da viel verpasst.

    So, nun noch die beiden anderen Risspilze:


    2:



    Diese Mallocybe aus dem Fichtenwald (ca. 1600m) halte ich für Mallocybe leucoblema. Auffällig ist das reichliche Velum beim jungen Fruchtkörper.



    Sporen: 9.1-9.8-11.3 x 5.4-6.2-7.0 µm, Q = 1.42-1.59-1.80


    Die Zystiden waren eher spärlich und schwer von Basidiolen zu unterscheiden.



    3:

    Hier bin ich auf keinen grünen Zweig gekommen.

    Habitat ist das gleiche wie bei Nr. 2 (10m entfernt) im Fichtenwald.



    Sporen: 10.2-11.0-12.3 x 6.3-6.8-7.4 µm, Q = 1.50-1.63-1.79



    Die Zystiden sind recht voluminös, die meisten keulig, aber auch einige zylindrisch oder fusiform.


    Bin gespannt, ob sich da etwas machen lässt.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Hier nun noch die erwähnten Risspilze mit der Hoffnung, dass Ditte mal reinschaut.


    1:

    Nur zwei Exemplare, die ich erst gar nicht mitnehmen wollte. Sie wuchsen direkt bei der Rhodocybe auf einer Waldlichtung, ca 1900m.

    In Reichweite gab es Picea, Pinus und Larix.

    Sie hatten einen eigentümlichen Geruch, den ich nicht zuordnen kann.

    Im Moment halte ich das für Inocybe amicta.



    Die Sporen sind recht unregelmässig geformt, 8.7-9.9-11.0 x 6.0-6.6-7.7 µm, Q = 1.25-1.51-1.72



    Cheilo- und Pleurozystiden etwa 54-66 x 16-22 µm, recht breit und mit nur undeutlich abgesetztem Hals.


    Bei einigen Zystiden findet man eine kappenartige Verdickung am Apex, was wohl typisch für amicta ist.


    Am Stielapex gab es nur einzelne echte Kaulozystiden, sonst neu zylindrische oder schlank keulige Elemente.


    Die zwei anderen folgen später, mein Akku gibt gleich den Geist auf.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Am Donnerstag gab es eine kleine Rundwanderung in verschiedenen Habitaten, die sich für die Jahreszeit als erfreulich pilzreich erwiesen haben:


    Zunächst einige Funde an oder knapp über der Waldgrenze, auf Bergwiesen oder Weiden.


    Zwergchampignons sind ja bekanntlich unbestimmbar. Ich habe versucht mit dem Parra auf einen grünen Zweg zu kommen, aber natürlich ohne viel Erfolg.

    Ich lege es mal als Agaricus semotus s.l. ab, obwohl es mir etwas Kopfschmerzen bereitet.


    Die Sporen passen aber nicht so ganz genau zu dem was Parra schreibt.


    Und es gibt nur ganz vereinzelte Zystiden.



    Entoloma sericeoalpinum (glaube ich) gab es in Unmengen. Die Art wurde erst kürzlich beschrieben, aber ist wohl gar nicht selten.


    Sporen subisodiametrisch. Zystiden gab es keine, aber dafür überall Schnallen.


    HDS mehrheitlich inkrustiert.


    Eine weitere Kollektion, zwischen Erikastauden und Alpenrosen. Aber mikroskopisch völlig identisch.



    Melanoleuca strictipes kennt wohl jeder, der schon einmal über der Waldgrenze Pilze gesucht hat.


    In der Nähe von Lärchen und Kiefern gab es diesen Trichterling mit Rhizomorphen an der Stielbasis.

    Damit ist eigentlich schon klar, dass es Rhizocybe vermicularis ist.


    Sporen klein deutlich kongophil.




    Dann noch zwei Sachen von einer Waldlichtung, nahe bei Picea, Pinus und Larix:

    Der hier sieht aus wie ein ausgebleichter Rettichhelmling, ist es auch, aber nur beinahe: Mycena luteovariegata.

    Die Art war bis vor einigen Jahren eine Varietät des normalen Rettichhelmlings.


    Die Sporen sind für den normalen Rettichhelmling etwas zu klein.


    Die voluminösen Zystiden haben beide Arten.





    Dieses dubiose Pilzchen hat mir ziemliche Kopfzerbrechen bereitet.

    Die waren nur knapp 10mm gross, und ich wollte keinen Fruchtkörper für einen Sporenabdruck verschwenden.


    Die Sporen sind aber, wenn man genau hinschaut, schwach höckerig. Also eine Rhodocybe.


    In Melzer sieht man wunderbar die zahlreichen dextrinoiden Pseudozystiden.


    Die HDS ist grob inkrustiert.


    Rhodocybe-Funde mit Pseudozystiden werden meist ohne viel Hinschauen als Rh. caelata abgelegt, aber die kann es eigentlich nicht sein.

    Insbesondere soll sie keine dextrinoiden Pseudozystiden haben.

    Im Jahr 2007 haben Consiglio, Contu & Setti eine Rhodocybe oss-emerae beschrieben, die haargenau passt aber wohl in Vergessenheit geraten ist.

    Der Schlüssel im gleichen Paper führt mich ebenfalls zu dieser Art.


    Ich habe noch drei Risspilze, die zeige ich dann morgen.


    LG Raphael