Beiträge von Tricholomopsis

    Servus Peter,


    neben der Erle steht ja auch gerne mal eine Fichte oder eine Birke - wie kannst du sicher den Symbiosepartner erkennen, wenn man nicht die Mykorrhiza ausgräbt. Daher bevorzuge ich es, wenn man den Pilz anhand der Fruchtkörper bestimmt und die Ökologie als Hilfsmerkmal heranzieht. War beispielsweise keine Erle weit und breit, so würde es mich wundern, wenn die Bestimmung anhand des Fruchtkörpers ein Erlenkrempling wäre. Umgekehrt geht es leider nicht, es sei denn, man wäre in einem Erlenreinbestand.


    Ich bezog mich aber mehr darauf, dass du nur zwei Kremplingsarten herangezogen hast: "den" Erlenkrempling vs. "den" Kahlen Krempling. ;)


    Liebe Grüße und auf bald in Windischgarsten,

    Christoph

    Servus Michi,


    ohne Fäulnistyp (Weißfäule: Tyromyces; Braunfäule: Oligoporus) und Mikroskopie sage ich zu rein weißen, weichen Porlingen gar nichts. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    ich schließe mich logischerweise Stefan an. Aber man erkennt, dass der Hut bereits beginnt zu schwärzen und die Lamellen sind etweas entfernt. Dann sieht man einen deutlichen Velumgürtel - zwar weit oben, aber unterhalb der Cortina. Insofern ist Cortinarius brunneus ein Arbeitsname. Es gibt aber in dem Aggregat mehrere Arten und hier ist ein Einzelfruchtkörper - insofern bin ich da dann wieder bei Stefan ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    sieht m.E. sehr nach Dacrymyces chrysospermus aus. Dein "anderer" Schleierling dürfte ein Schleimkopf aus den Variecolores sein. Die KOH-Reaktion würde das bestätigen oder widerlegen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Karl,


    die Tieflandfunde und die Gebirgsfunde des Ocsenröhrlings wurden ja schon genetisch verglichen ;-).


    Russula fuscorubroides finde ich bei uns nicht sooo selten. Jetzt wurde die Interpretation ja erweitert und alle(?) Stachelbeertäublinge bei Fichte sollen R. fuscorubroides sein, während Russula queletii nur noch bei Abies alba wachsen soll?! Das ist sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Die schön dunkelroten, kräftigen, typischen R. fuscorubroides sind im Voralpenraum m.E. aber weit verbreitet (bei Fichte). Viel seltener ist Russula (torulosa var.) fuscorubra bei Kiefern auf Kalk, was ich nur der Vollständigkeit halber angebe (und wegen der Ähnlichkeit des Epithetons). ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Stefan,


    wie ich schon schrieb: "der Kahle Krempling" ist ein Artenaggregat und makroskopisch sehr variabel. Ebenso ist "der" Erlenkrempling auch mehr als eine Art. Und Erlenkremplinge gibt es auch mit relativ lang eingerolltem Hutrand (das ist der kleinere, aber stämmigere der beiden Erlenkremplinge, bei dem auch die Stielbasis nicht so ausspitzt und der mehr areoliert aufreißende Huthaut zeigt).


    Das mit den Sporen stimmt natürlich - die sind bei den Erlenkremplingen kleiner (siehe oben). ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    coole Funde, vor allem der Ochensröhrling - ganz typisch mit der uneinheitlichen Hutfarbe.


    Das mit dem Habitat ist so eine Sache, Pablo. Imperator torosus ist sowohl eine Gebirgsart unter Ndalbäumen als auch bei Laubbäumen zu finden. Der Typus stammt aus der Schweiz und wurde Fries geschickt (wenn ich mich recht erinnere, aus der Ecke um Chamonix?). Jedenfalls ist er aus dem Gebirge beschrieben. Ich kenne ihn auch aus Höhen über 1000 Meter. Man kann nie ausschließen, dass nicht doch eine Buche in der Nähe ist, da die auch weit aufsteigen kann.


    Die Frage war eher, ob die Tieflandfunde auch Imperator torosus sind. Scheinbar ja. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Maria,


    Kremplingsbestimmung ist in der Tat nicht gerade einfach. Schon "der" Kahle Krempling besteht bei uns aus mindestens vier Arten:

    Paxillus involutus s.str., Paxillus cuprinus, Paxillus validus/ammoniavirescens, Paxillus obscurisporus. Eventuell kann auch Paxillus vernalis bei uns auftreten, wobei ich da die Funde erst glaube, wenn ich Belege untersucht habe (ich habe den Typus von Paxillus vernalis ausführlich analysiert).


    Beim Erlenkrempling dürften es "nur" zwei bei uns sein. Ich hatte mich nicht getraut, die Art in zwei zu spalten - genetisch hat sich das aber bestätigt. Ich weiß nur nicht, inwiefern die genetischen Befunde mit meinen (makroskopischen) Befunden hinsichtlich der Erlenkremplinge korellieren.


    Ich hole nur so weit aus, um Peters Aussage "das Substrat entscheidet, ob Kahler oder Erlenkrempling" zu widersprechen.


    Deine Pilze sehen für mich in der Tat wie Erlenmkremplinge aus - entscheidend sind die teils schön goldgelben Lamellen (der Farbton ist mit enthaltgen, finde ich) und die Textur der HDS. Wobei das nicht so eindeutig ist - auch Paxillus cuprinus kann diese Faserung haben, wächst aber bei Birke an offenen Stellen. Paxillus validus ist kräftiger, zeigt aber auch gerne einen deutlichen Gelbton in den Lamellen (aber mehr zitronengelb, kühler).


    "Den" Erlenkrempling gibt es in klein, kräftig, dickstielig und mehr areolierten Hüten und mit dem basal eher ausdünnendem Stiel und der mehr radial-büschlig-faserigen Huthaut. Dein Fund ist der zweite Typ. Beide haben kleinere Sporen als das Paxillus-involutus-Aggregat. Das ist das beste, härteste Merkmal.


    Kremplinge sind spannend, aber eben nicht gerade einfach. Ich habe daher auch die Rhizomorphen und Sklerotien zur Artunterscheidung mit einbezogen, um mehr Merkmale zu haben.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    auch der Goldröhrling kann blauen, wenn er ein alter Schlappen ist. Grünes Stielfleisch ist mehr für Suillus nueschii / Suillus bresadolae typisch (Hybride zwischen Suillus grevillei und S. viscidus?!). Aber für beide passt die Makroskopie nicht. Suillus nueschii hätte graue Poren, vor allem nahe des Stiels, und das sehe ich hier nicht (ich kenne S. nueschii aus Österreich). Suillus bresadolae hätte die gelben Poren, dafür einen graubräunlichen Hut, den ich hier auch nicht erkennen kann.


    Für mich ist die Fleischfarbe nichts, worauf ich hier noch viel Wert legen würde, da es wie gesagt ein alter Schlappen ist. Durch den Ring ist es für mich jedenfalls ein Lärchenröhrling und hier wegen der Farbgebung Suillus grevillei. Es ist und bleibt aber natürlich eine reine Bildbestimmung an einem Einzelfruchtkörper, der jung besser aussah ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Fuchsi,


    du zeigst uns nicht einmal, wie die Lamellen aussehen (Farbe, Anwachsart) und auch keine Details des Stiels (z. B. Ringzone ja/nein?). Pilze nach Bildern zu bestimmen ist ohnehin schwierig, aber nur von oben geknippst leider nur in Ausnahmefällen möglich. Ich traue mir hier kein klare Bestimmung zu.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    puh, das ist ein ganz alter Schlappen. Was mir an Suillus nicht gefällt ist das Stielnetz. Man siehtes bei dem Detail des Stiels recht gut. Aber...: Allerdings meine ich einen Velumrest am Stiel zu erkennen. Insofern ist das Stielnetz wohl eine reine Abnormität und liegt am Alter des Pilzes. Es ist auch nur ganz oben erkennbar.




    Die Zirbenröhrlinge hätten Drüsenpunkte am Stiel, die hier fehlen.


    Die Poren flecken offensichtlich braun auf Druck, der Ring ist erkennbar, die Hutfarbe ist klar gelb - für mich ehrlich gesagt "nur" ein uralter Goldröhrling.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    beim ersten Foto sieht man sehr schön, dass es ein Schleimfluss ist, da gebe ich Thorben völlig recht - wird z.B. von Phytophtora ausgelöst.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: unter dem Begriff Saftfluss findet man mehr - so wird es bei Phytophtora genannt, während Schleimfluss sich auch auf die Absonderungen mechanischer Verletzungen beziehen kann.

    Hallo zusammen,


    interessanter Thread ;-). Sollte es ein Pleurotus sein, so hängt es von der Zimmergröße ab, ob die Sporenkonzentration in der Luft bedenklich werden kann. Ich bin da recht vorsichtig - und Pleurotus ist bekannt dafür, in sehr großen Mengen zu sporulieren und Probleme machen zu können. Zumindest wäre ich sehr vorsichtig, wenn man bereits Allergien / Asthma hat.


    Wie bereits mehrfach geschrieben wurde, ist es eh die Frage, ob es ein Pleurotus im engen Sinn ist oder was exotischeres. Zumindest kann man Trogia venenata ausschließen, denn die hat einen deutlicheren Stiel.


    Die Gattung Pleurotus wäre aber im Mikroskop leicht kenntlich, Hohenbuehelia ohnehin. Wäre es eine der beiden Gattungen, so wäre es ein Nematodenfresser, der auch ein bisserl Holz mit futtert. Da fehlt mir die Erfahrung, wie stark Pleurotus das Holz angreift - wird auch artspezifisch bzw. genotypabhängig sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    der von mir zitierte Artikel zeigt, dass es mindestens sechs Arten in der Gattung gibt. In Mexico wurde aber bisher nur eine Podaxis-Art festgestellt: "Clade E" - alle anderen Arten ("Clades") kommen in Südafrika (geographisch, nicht als Land gemeint) vor bzw. "Clade D" auch in Indien und in Ostafrika, "Clade C" auch in Äthiopien...


    Die Umformung von agaricoides Fruchtkörpern in secotioide bzw. komplett in Stäublinge/Boviste ist in den Agaicaceae mehrfach passiert. Ob Tulostoma und Podaxis näher verwandt sind oder konvergent entstanden sind, weiß ich nicht - es gibt aber sicher detailliertere Stammbäume der Agaricaceae an sich - inklusive Lycoperdon und Bovista, die auch da hinein gehören.


    Der kalifornische, der hier gezeigt wird, dürfte aber nach jetzigen Kenntnissen nicht genau der gleiche Pilz sein, sondern eine eigene Art, die wohl nur in der "Neuen Welt" vorkommt und nicht in Afrika. Die Gattung Podaxis ist aber klar. Bestimmbar sind die Arten im Moment für uns Normalsterblichen aber nicht. Podaxis pistillaris agg. ist aber immer richtig (also mit "agg.") - bezieht sich nicht auf dich, Pablo, es lesen aber ja viele andere mit.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Michi,


    die Huthaut passt nicht zu Pluteus cervinus. Zudem geht es in der Pluteus-cervinus-Gruppe nicht ohne Mikroskop. Ich glaube nicht, wenn es ein "typischer" Pl. cvervinus wäre, ob man denmakroskopisch von Pluteus hongoi trennen kann (nur ein Beispiel). Ob der Pilz überhaupt in die Sektion der Rehbraunen Dachpilze gehört, ist fraglich. Für mich einfach nur ein Pluteus spec. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus abeja


    Für die meisten von uns ist die 10. Klasse schon (sehr) lange vorbei - und ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, ob in Mittelstufe oder Oberstufe (trotz Bio-LK) damals irgendwelche ökologischen Begriffe deutlich definiert wurden.

    das ist ein reines Missverständnis. Ich bin Gymnasiallehrer in Bayern und unterrichte unter anderem Biologie. Daher weiß ich, dass es hier so definiert wird und habe das nur quasi als Quelle genommen (auch wenn Schulbücher auch sehr oft fehlerhaft sind, insbesondere unsere Bio-Bücher). Ich hatte es natürlich nicht so gemeint, als müsse man das deshalb wissen. Es wird so in Bayern auch nur unterrichtet, weil die Lehrplanumstellung zum "G8" in der 10. Klasse sehr viel Ökologie vorgesehen hat (ich mache da oft mit den Schülern ein Langzeitprojekt - selbst Mykorrhizatypen sind laut Lehrplan als Unterrichtsinhalt möglich - wir sind da noch sehr frei im Gestaltungsrahmen). Leider wurde das alles im neuen Lehrplan gekippt. Bald ist auch das wieder Geschichte.


    Vielen Dank für die weiteren Zitate und Erklärungen. Du siehst da selber auch, dass es Widersprüchlichkeiten gibt. Biozönose als Grundeinheit?! Dass das Biotop der Raum ist, in dem sich die Biozönose befindet, stimmt ja im Prinzip - nur eben mit Inhalt wir Wasser, Sand, Steine, also nicht nur mathematisch als Raum definiert.


    Wir bewegen uns hier in einer in der Tat schwammigen begrifflichen Zone. Deshalb auch meine Kurzzusammenfassung - man muss hier immer ein bisserl wie bei der Pilzbestimmung denken - nach dem Namen ein sensu setzen (sensu Moser, sensu Bresadola, sensu Breitenbach & Kränzlin).


    .........................


    Servus klüppli,


    Thomas hat es ja schon erklärt. Es ist ja eben im Wissenschaftsbereich. Das fällt aber nicht auf, wenn man die Themen anklickt, die bei "ungelesen" oder bei "neueste Beiträge" aufgelistet werden. Insofern ist es genau so, wie du "forderst". Leute ins Abseits stellen will ich nicht. Aber wenn du die Dungpilzecke anschaust oder die Schimmelpilzecke hier oder Beiträge über Phytoparasiten - stellen die auch die "Normalos" ins Abseits? Ich denke doch: nein! Man muss es ja nicht lesen.

    Ich sammle mittlerweile kaum noch Speisepilze - ich finde die Pilze zu interessant, um - wenn ich mal draußen bin - die Zeit mit dem Sammeln von Speisepilzen zu "vergeuden". Ich habe lieber die Kamera dabei und drehe Stöckchen um. Deshalb stellen mich die kulinarischen Themen auch nicht 8ins Abseits (und früher habe ich ziemlich viele Schwammerl gegessen - ich kenne das Gefühl der Sammelleidenschaft - jetzt gönne ich mir ganz bewusst einzelne solche Speisepilzexkursionen - z.B. einmal pro Jahr in der Morchelzeit).


    Liebe Grüße an alle,

    Christoph

    Servus Mykokron,


    ich tippe auf ein junges Chlorophyllum - so aber nur geraten, nicht gewusst.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: ein kurzes Hallo wäre freundlich, wenn du eine Anfrage stelltst ;)

    Servus beinand,


    wow, danke für die interessanten und reichhaltigen Reaktionen!


    Den Begriff Biotop wollte ich eigentlich nur am Rande reinnehmen, da gerade hier viele unterschiedliche "Definitionen" zu finden sind, teils auch in sich widersprüchliche.


    Ich beschreibe daher einfach mal unabhängig von Links auf Webseitenmit Definitionen, wie ich es a) an der Uni gelernt habe und wie es b) im Moment in Bayern offiziell an den Schulen gelehrt wird (und was für mich die griffigste Definition ist).


    Das Biotop ist die Summe alle abiotischen Faktoren eines definierten Raums.


    Beispiel: in Bayern gibt es den Ammersee - man kann den Ammersee als Biotop definieren. Will man diesen Lebensraum nicht nur auf Fische und tauchende Vögel beziehen, nimmt man vielleicht einen Meter der Luft oberhalb (oder mehr?) mit rein. Will man den Lebensraum der Tiere, die im Schlick leben, auch mit reinnehmen, dann vielleicht nimmt man vielleicht noch einen Meter des Bodens dazu und vielleicht auch noch fünf Meter Ufersaum.


    Man muss also den Raum definieren. Das Biotop ist dann dieser (Lebens)Raum und umfasst alles, was abiotisch ist, also nicht lebt. Gemeint ist also das Wasser, die Luft, die Luftfeuchtigkeit, die im Wasser gelösten Mineralien, der Sand und Schluff des Bodens. Also alles, was nicht biotische ist. Man kann es nicht ganz sauber trennen, denn abgestrobene Biomasse bildet ja auch den Schlick, aber diese ist nicht lebendig.


    Das, was in dem Biotop lebt, ist die Biozönose. Das sind also die Fische, die Muscheln, die Enten, die Blässrallen (Blässhühner), die Würmer im Boden, die Pilze, die Bakterien usw.


    Ein Baum (z.B. die Rinde eines Baums, an der eine Flechte lebt) kann damit kein Biotop sein, da er ja lebt und zur Biozönose gehört. Nimmt man aber den reinen Raum, in dem der Baum steht, so ist das das Biotop, der Baum ist wiederum Teil der Biozönose und ist das Substrat, auf dem die Flechte lebt, aber eben nicht das Biotop der Flechte.


    Der Standort, den die Flechte aber mag, ist eben genau das, was die Baumrinde ausmacht - die wechselnden Feuchtigkeitsregime (oft sehr trocken), Temperaturschwankungen, niedriger pH-Wert (je nach Baum), eventuell Fungizide (je nach Baum, Bäume wehren sich). Das bezieht sich dann aber allgemein auf Baumrinden als potentielle(!) Wuchsorte. Die spezielle Rinde/Borke wiederum ist eben der Wuchsort dieser einen Flechte, dieses Individuums.


    Unterschied Habitat / Standort - ich kannte es auch so, dass Habitat unter Zoologen verwendet wird, während unter Botanikern, Mykologen, Phycologen, Microbiologen (usw.) das Wort Standort verwendet wird. Für mich war es Synonym - und eine Ausnahme für Zoologen (historisch begründet - Sprache entwickelt sich auseinander).


    Die Wiki-Definition finde ich wieder etwas "schwierig", weil hier das Biotop mit der Biozönose bzw. dem Ökosystem verwechselt wird.


    Jetzt ist Biotop aber eben schwierig einheitlich zu definieren. In der Politik wird darunter ein "wertvolles Ökosystem" gesehen. So ist eine Magerwiese mit Orchideen ein "Biotop" wie auch der Gartenteich mit den Moorfröschen, während die Asphaltdecke der A7 (deutschlandslängste Autobahn, glaube ich) von Politikernnicht als Biotop gewertet würde. Biologisch gesehen ist es das aber. Nur eben nicht die Lebewesen, die man durchaus auf der Autbahn finden kann (Menschen in Autos, zusammen mit Bakterien, Flöhen, Pilzen, aber auch Insekten, die auf der Autobahn sind usw.


    Die Definition, die ich an der Uni gelernt habe und die auch in Bayern an den Schulen als Inhalt gelehrt wird (in den 10. Klassen in Biologie) finde ich am griffigsten. Lese ich die in Wikipedia, so finde ich hier sofort Widersprüchlichkeiten.


    Auch bei Spektrum finde ich den Widerspruch in sich: Biotop - Kompaktlexikon der Biologie


    Zitat

    Biotop, ein räumlich begrenzter Lebensraum, der eine angepasste Lebensgemeinschaft (Biozönose) beherbergt. Das B. ist geprägt durch eine spezielle Kombination von abiotischen Umweltfaktoren und hebt sich dadurch von benachbarten Lebensräumen ab. In der Geobotanik benutzt man statt B. den Begriff Standort. Ein B. kann z.B. eine Hecke oder ein Tümpel sein.


    Der erste Satz passt perfekt: der begrenzte (also von uns definierte, er muss nicht durch etwas real begrenzt sein) Lebensraum, der eine Biozönose beherbergt. Wunderbar!

    Der zweite Satz passt auch: es geht um die spezielle Kombination abiotischer Umweltfaktoren - das ist das Biotop und es grenzt es durchaus von anderen Biotopen ab (sonst hätte man die Grenzen für das Biotop schlecht gewählt).

    Der dritte Satz aber... Der Standort umfasst alle Faktoren, auch die spezielle Biozönose des Biotops - so ist Kalkbuchenwald sowohl wegen der Buchen ()biotischer Faktor, Biozönose) als auch wegen des Kalks im Boden (abiotischer Faktor, Biotop) ein Standort. Hier widerspricht sich dieses Lexikon, weshalb etwas krumm sein muss.

    Auch der Vierte Satz: Tümpel ist ein Biotop (also ein spezieller Tümpel - und dessen Wasser usw. ist das Biotop). "Der Tümpel" allgemein, also Tümpel an sich, das wäre der Standort Tümpel. Eine Hecke hingegen kann kein Biotop sein. Denn die Hecke ist entweder ein Teil der Biozönose (eben z.B. die Hainbuchen, die die Hecke bilden)oder ein Ökosystem Hecke, wenn nicht nur die Hainbuchen, sondern das ganze Gefüge, Hecke, Boden, Lichtverhältnisse usw. gemeint ist.


    Eine Hecke kann also kein Biotop sein, wohl aber ein Ökosystem, das ich so nenne. Oder, wenn ich keine spezielle Hecke meine, auch ein Standort.


    Zusammenfassend:


    Biotop: Lebensraum - nur abiotische Faktoren einschließend

    Biozönose: alles, was in dem Biotop lebt

    Ökosystem: die Summe aus Biotop und Biozönose, damit alles in diesem speziellen Lebensraum, der an einem speziellen Ort ist.

    Standort: verallgemeinert und nicht auf einen eizigen Punkt bezogen - z.B. Standort Kalkbuchenwald - die Summe all dessen, was Ökosysteme ausmacht, die man als Kalkbuchenwald benennen würde.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Hans,


    schöner Fund! Podaxis ist in Namibia ziemlich häufig und es fasziniert immer wieder, wie sich Pilze an arides Klima anpassen können. Podaxis gehört zu den Agaricaceae, die Ähnlichkeit mit Coprinus comatus ist daher nicht zufällig. Allerdings muss man (wie so oft heutzutage) ein s.l. oder ein agg. hinter den Namen stellen. In Südafrika/Namibia kommen mehrere Podaxis-Arten vor, die aber meines Wissens noch nicht bschrieben wurden. Sie heißen im Moment "Clade A, Clade B, Clade C" usw.


    Falls es von Interesse ist: The genus Podaxis in arid regions of Mexico: preliminary ITS phylogeny and ethnomycological use


    Podaxis pistillaris s.l. gilt übrigens als essbar (kann man auch in dem oben verlinkten Artikel nachlesen - darüber gibt es aber eh einige Publikationen).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    so, jetzt hatte ich endlich Zeit, mein Mirksokop anzuwerfen. Ich habe das Heteroradulum angesehen. Die Gattung stimmt und voilá, es ist Heteroradulum kmetii!


    Die Basidien werden von den dicht gepackten Hyphidien verdeckt - es ist schwer, sie herauszupräparieren - sie sitzen nicht so offen und locker wie bei Heteroradulum deglubens. Zudem sind die Hyphen der gesamten Tramas dickwandig (bei H. degulbens nur im Subiculum dickwandig, in der oberen Trama dünnwandig). Sehr dickwandige Elemente sind bis ins Hymenium zu finden.


    Leider besteht der Beleg nur aus relativ kleinen Stücken - beli, es ist besser, z.B. ein Stück Ast mitsamt Fruchtkörper(n) zu trocknen, da man dann besser auch an Substrathyphen und das untere Subiculum herankommt. ;)


    Mikroskopie passt, Makroskopie passt (z. B. Hutkanten) - ergo ein schöner Fund von Heteroradulum kmetii aus Kroatien.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: die ausführliche Aufbereitung mache ich in den Ferien. Das Zeugs zu zeichnen ist zeitaufwändig, da alles so dicht gepackt ist, teils verklebt (braune Kittmasse) und die Präparation und Analyse nicht einfach sind. Ist bei der Gattung so und macht sie dadurch aber auch spannend.

    Servus Pablo

    Interessantes Beispiel übrigens, wo je nach Fachbereich total unterschiedliche Dinge mit dem selben Wort bezeichnet werden: Trama.


    Bei einem Röhrlig zB wäre das das Hut- (und auch Stiel-?) fleisch.
    Bei einem Porling allerdings ist nur das "Fleisch" der Röhren gemeint (Ryvarden / Melo; Poroid Fungi of Europe). Hutfleisch bei pileaten Porlingen ist da Kontext.
    Keine Ahnung, ob diese Begriffe nun regulär angewendet sind, werden aber von den o.g. Autoren der Porlingsmonografie so verwendet. Was morphologisch Sinn macht, weil die beiden Gewebe oft getrennt betrachtet werden müssen, und in der Hyphenstruktur unterschiedlich aufgebaut sind.

    Trama ist wirkluch ein heikler Begriff, da es hier alle möglichen Anwendungen und Interpretationen gibt. Ich kann da bei Gelegenheit gerne was dazu schreiben. Nur vorerst, um noch etwas mehr zu verwirren: "die beiden Gewebe" sind beide kein Gewebe, da der Begriff Gewebe anders definiert ist (in der Biologie, nicht in der Textilbranche - Malone: nicht ernst nehmen, das ist humoristisch gemeint) und Pilze keine Gewebe bilden, sondern Plectenchyme (mir fäält da nur gerade kein wirklich passender Begriff im Deutschen ein).


    Gewebe = Parenchym


    Pilz"gewebe" das kein Gewebe ist = Plectenchym (und das kann pseudoparenchymatisch ausgebildet sein, also aussehen wir ein Gewebe, ist aber auch dann kein Gewebe)


    Auch dazu später gerne mehr.


    Liebe Grüße,

    Christoph