Servus Malone / Peter...
Alles anzeigenAhoj,
"Standort, zusammenfassende Bezeichnung für die Gesamtheit der auf einen Organismus einwirkenden Umweltfaktoren"
für mich ist das lediglich ein weiteres Beispiel für das Abheben von Definitionen
und ich finde diese hier komplett irreführend,
da am allgemeinen Sprachgebrauch vorbeigehend. Sprache ist nämlich, nebenbei bemerkt, eine Konvention.
...ein Ort als Gesamtheit von ...Faktoren...pfff...
Sorry, aber klar:
So etwas ist für mich Vergewaltigung der Sprache und tut regelrecht körperlich weh.
Standort ist da, wo Etwas steht. Ein Ort ist ein Ort (geographisch), an dem Dinge z.B. Bäume, Häuser etc. stehen.
Aber keine Summe von Faktoren.
ich nehme mal einen Vergleich: die Jägersprache
Affe ist da das Junge eines Murmeltieres
Spiegel ist das weiße Hinterteil eines Rehs oder Hirschs
Stoß meinte die Gesdamtheit der Schwanzfedern eines Vogels
Das sind nur drei Beispiele - mehr findest du z.B. hier: https://de.wiktionary.org/wiki/verzeichnis:deutsch/j%c3%a4gersprache
Jetzt kann man sich über die Begrifflichkeiten der Jäger aufregen. Dennoch sind all diese Begriffe definiert und Jäger verstehen sich. Das ist der Sinn der Sprache. Und wenn jemand z.B. eine waidmännische Zeitschrift (Jäger-Zeitschrift) liest, der sollte solche Begriffe kennen, denn sonst missversteht er vieles (siehe den Beitrag von Bergwald). Sollte man jetzt sogar selber, weil man Naturfreund ist, in einer Fachzeitschrift, die sonst von Jägern gelesen und für Jäger gedacht ist, etwas publizieren, dann sollte man auch die Jägersprache kennen.
Hier ist es doch ganz analog. Die Ökologie / Biologie definiert manche Begriffe anders, als die die Geographie definiert. Und für einen Zoologen ist der Schimmel ein weißes Pferd, für den Mykologen ein imperfekter Pilz. Ja und? Man sollte aber, denke ich, wenn man sich für die Natur interessiert, beide Bedeutungen für Schimmel kennen, sonst würde man sich wundern, auf was manche Menschen so reiten.
So.
Und wer hat nun recht?
DAS Nachschlagewerk der teutchen Sprache?
Oder das Lexikon der überaus renommierten Zeitschrift Spektrum aus dem Zeit-Verlag?
Beide haben recht. Der Duden ist aber primär für die korrekter Rechtschreibung zuständig. Und die Autorten des Duden sind normalerweise keine Biologen (sondern Germanistiker). Warum kann nur einer Recht haben? Dann müsstest du das Wort Schimmel für einen imperfekten Pilz streichen. Sprachen haben oft Doppel- oder Mehrfachbedeutungen für identsiche Wörter.
Ich hatte Spektrum nur gewählt, weil ich dieses Beispiel als erstes beim Googlen gefunden habe. Die Begriffserklärung, die ich hier vorgestellt habe, ist nur der Versuch, wie ich den Begriff Standort zusammenfassen würde. Und ich wollte auf die Doppeldeutigkeit hinweisen, damit 1.) jeder, der ökologische Literatur leist, diese auch versteht und 2.) falls jemand irgendwo selbst ökologisch/mykologisch/biologisch publiziert, die richtige Ausdrucksweise selbst anwenden kann. Nicht alle Zeitschriften haben ein Review-System.
Wenn jemand (da wäre mir auch wurscht, ob sie/er Professor oder sonstwas heißt)
unbedingt einen Begriff sucht für ebenjene Gesamtheit von Faktoren,
dann sollte er/sie besser interdisziplinär vorgehen, also einen Sprachwissenschaftler hinzuziehen oder Herrgottjessesverdammtnochmal
einen neuen Begriff kreieren!
Vernutlich ist dir nicht bewusst, dass man den Begriff Standort schon vor langer Zeit so definiert hat. Die heutigen Professoren (ich hoffe, du hast keine Abneigung gegen Forscher) verwenden ihn nur so, wie er eben definiert ist. Und wenn jeder Wissenschaftler, der einen Begriff definiert, erst einen Sprachwissenschaftler konsultieren müsste, dann landen wir irgendwann in einer Sprachdiktatur nach Vorbild der Academie Francaise.
Im Übrigen hätte ich nichts dagegen, fürderhin den Begriff Fundort anstelle von Standort zu verwenden.
Wobei wir dann gleich in das nächste sprachliche Dilemma rauschten:
sagen wir Fundort oder Wuchsort?
Sowohl Fundort als auch Wuchsort passen doch. Diese Begriffe definieren den geographischen Ort im biologischen Kontext. Standort eben nicht.
Das kommt einfach davon, dass Sprache lebendig ist und sich wandelt. Und da Geographen und Biologen nicht dauernd in Kontakt treten, kann sich die Sprache da auseinanderentwickeln. Sprache ändert sich halt.
Wie du mit der Information, die ich hier angeben will, umgehst, bleibt dir überlassen. Wenn du aber irgendwann mal ein ökologisches Werk lesen solltest, wirst du manche Inhalte jetzt vielleicht besser verstehen. Ich verweise nochmal auf den Beitrag von Bergwald.
Liebe Grüße,
Christoph