Beiträge von Tricholomopsis

    Servus Mofa,


    du wirst von keinem (seriösen, verantwortungsbewussten) Pilzberater eine Online-Pilzberatung bekommen. Die Hoffnung, dass du alle möglichen Röhrlinge zusammensammelst und dann hier eine Essfreigabe bekommst, kannst du dir sicherlich ersparen.


    Willst du eine Pilzart kennenlernen, dann nimm eine kleine(!) Kolletion mit, mach genaue Fotos, auch Detailfots, schneide auch mal einen Fruchtkörper durch und schau dir den Pilz auch genau an - beschreibe seine Merkmale, den Geruch, die Ökologie.


    In dem Fall wirst du sicherlich Bestimmungshilfe bekommen.


    Ich sehe auf deinem Foto mindestens zwei Röhrlingsarten. Es ist auch unklar, was noch rechts und links davon liegt, was also nicht auf dem Foto zu sehen ist.


    Willst du nicht irgendwann im Krankenhaus landen, kann ich dir nur raten, nur die Pilze zu essen, die du sicher kennst und die natürlich zudem essbar sind. Die Pilze auf dem Foto kennst du nicht. Du hoffst, dass jemand anderes die kennt und sich nicht irrt. Und dennoch willst du schon Tipps zur Zubereitung bekommen? Wirklich?


    Besser wäre, du nimmst eben wenige mit, versuchst sie, selber zu bestimmen, beschreibst sie - und bekommst dann auch hier die Hilfe oder einen Namen dazu. Wenn du dann irgendwann sicher bist, den Pilz richtig zu bestimmen, kannst du ihn auch mal kulinarisch probieren.


    So ist es schade um die vielen Pilze. Im Wald hätten sie Sporen produzieren können und sich so weiter verbreiten. Jetzt liegen sie ausgerupft auf einem Tisch und werden wohl entsorgt werden.


    Zwei der abgebildeten Pilzarten meine ich zu kennen. Da du sie aber essen willst, werde ich leider keine Bestimmungstipps abgeben. Für eine Pilzberatung brauche ich die Pilze real vor mir. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Maria,


    Oehrling hat völlig recht :-). Außerdem sind die Lamellen völlig frei, was sie bei Knollis selten sind (da schreiben die Buchautoren gerne voneinander ab oder schauen nicht so genau hin). Der fehlende Ring ist aber sehr deutlich. Sieht aus, wie ein rein weißer Größter Scheidling.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus zusammen,


    danke für das positive Feedback :gcool:


    Bernhard:

    Mir persönlich ist kein heimischer, Magen-Darm-giftiger Egerling bekannt, der nach Anis riecht. Allerdings enthält Agaricus urinascens (=A. macrosporus) so viel Cadmium, dass er eigentlich schon giftig bzw. auf alle Fälle ungesund ist. Ich habe das hier mal zusammengefasst: Zum Speisewert bzw. zur Giftigkeit von Champignons (Gattung Agaricus)


    So enthält z.B. Agaricus augustus (Riesenegerling) 4 g Agaritin pro kg! Agaritin ist krebserregend. Agaricus sylvicola (inkl. A. essetei), also "der" Anisegerling immerhin 2,6 g Agaritin pro kg.


    Was das Cadmium angeht, so enthält besagter Agaricus urinascens um die 100 mg Cadmium pro kg (alles Frischmasse). Die WHO empfiehlt maximal 0,5 mg Cadmium pro Woche! Das bedeutet, man hat mit 5 Gramm Großer Anisegerling schon seine Wochenration Cadmium abgeholt. Geht man davon aus, dass 90% des Cadmiums aus dem Pilz nicht aufgenmommen werden, so kann man auch mal einen halben Fruchtkörper verdrücken. Ich weiß aber nicht, wie viel Cadmium bioverfügbar ist, wenn man einen so verseuchten Egerling futtert.


    Die Blei- und Quecksilbergehalte habe ich in dem oben verlinkten Thread auch beispielhaft genannt.


    Die Zahlen stammen natürlich nicht vin mir, sondern aus der Agaricus-Monographie von Parra, der wiederum die Primärquellen nennt, aus denen er die Infos hat.


    Gesund ist was andere...


    Wutzi:


    die Schaeffer-Reaktion hilft nicht weiter, da sie bei den beiden Arten negativ ist und auch bei den Waldegerlingen und den Wiesenegerlingen negativ ist (jedenfalls auf den nicht verletzten / gerubbelten / gegilbten Hutbereichen). Man kann damit Anisegerlinge und Zwergegerlinge (beide positiv) von den Karbolegerlingen unterscheiden, aber darum ging es hier ja nicht. Ich vermeide die Reaktion möglichst, da das Anilin doch recht giftig ist.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    wer kennt sie nicht, die "Champignon-Regel"? Schneidet man einen Egerling durch und er gilbt sofort und stark in der Stielbasis, so ist er giftig - er gehört dann zu den Karbolegerlingen i.w.S. Diese Aussage ist natürlich nach wie vor richtig. Aber...


    Ja, das aber schreibe ich bewusst groß. Also: aber: gilbt der Champignon nicht in der Stielbasis, so kann er dennoch giftig sein.


    Zwei konkrete Beispiele:


    Agaricus freirei sieht aus wie ein Waldchampignon, rötet deutlich im Fleisch und gilbt gar nicht. Er riecht aber schwach nach Karbol und ist nah mit dem Rebhuhnegerling verwandt, der auch im Fleisch rötet und als der klassische, giftige Doppelgänger der Waldegerlinge gilt. Nur gilbt der Rebhuhnegerling in der Stielbasis. Agarius freirei eben nicht.


    Ist das neu? Nein, natürlich nicht. Aber Agaricus freirei war bislang aus Südfrankreich, Spanien, Italien bekannt. Jetzt findet man eine Fundmeldung westlich von Berlin (auf der pilze-deutschland-Seite). Er scheint also angekommen zu sein.


    Und noch konkreter das zweite Beispiel: Agaricus pseudopratensis, der Falsche Wiesenegerling. Ich hatte ihn bisher erst einmal vor ein paar Jahren in Österreich finden können (Südhanglage, sonnenexponiert) und jetzt wurde er zu unserer kleinen Pilzausstellung auf dem Baumwipfelpfad im Bayerischen Wald gebracht. Gewachsen ist er bei Marktl/Simbach, Innleite, Südhangkessel, sehr wärmebegünstigt. Fotos dieser Kollektion findet ihr im Parallelthread im BMG-Forum: Achtung Pilzberatung bei Egerlingen - Stielbasisregel greift nicht mehr!


    Dieser Egerling hat jung schön rosa Lamellen, der Ring ist dünn und flüchtig, er wächst in Wiesen und sieht, vor allem, wenn der Ring weg ist und er in seiner weißen Varietät auftritt, dem Wiesenegerling sehr ähnlich. Unterschiede sind: er riecht frisch nach nichts, später nach Karbol. Man hat Glück, wenn er in der Stielbasis gilbt, denn das muss er nicht (die Typuskollektion von Bohus hat auch gar nicht gegilbt). Das Fleisch rötet im Schnitt leicht, aber gut erkennbar - das darf der Wiesenegerling i.w.S. auch ein bisserl, aber nicht so deutlich. Daran kann man ihn also im Notfall auch ohne Nase erkennen.


    Die Warnungen vor Agaricus freirei und Agaricus pseudopratensis waren früher kaum nötig, da beide Arten als extrem wärmeliebend und mediterran verbreitet gelten. Letzterer gilbt zumindest manchmal, sodass man schon etwas Pech haben muss, wenn man ihn auf einer Wiese findet und verspeist.


    Witzigerweise kam dann eine Kollektion in die Münchner Pilzberatungsstelle - der Pilzberater kannte ihn aber schon, da er bei der Ausstellung im BayerWald mitwirkte und hat ihn direkt erkannt. Diese Kollektion kam aus dem Raum Passau - ebenfalls von einem Südhang (Donauleite).


    Der heiße Sommer scheint ihm genauso zu gefallen wie den Wiesenegerlingen. Ich habe heuer zeitgleich drei Arten sehen dürfen: Agaricus campestris s.str. und Agaricus pampeanus (beide bei mir in Mammendorf, gleiche Wiese) sowie Agaricus moellerianus (wurde zur Ausstellung mitgebracht). Dazu dann auch noch Agaricus pseudopratensis - also drei echte und ein falscher Wiesenegerling.


    Langer Rede kurzer Sinn:


    Pilzberater müssen aufpassen - sowohl rein rötende Egerlinge sind nicht per se essbar und Egerlinge, die in der Stielbasis nicht gilben und wie Wiesenegerlinge aussehen können ebenfalls problematisch sein. Der Klimawandel macht es spannend - es wandern neue Arten ein (Agaricus freirei), andere, die extrem selten waren, werden häufiger (Agaricus pseudopratensis).


    Nebenbei bemerkt: "Der Karbolegerling" ist ein ganzes Artenaggregat. Wer meint, "ihn" zu kennen, kennt nur ein / zwei Arten aus dem großen Komplex. Heuer habe ich auch Agaricus xanthodermulus / laskibarii sehen dürfen (Wien).


    Agaricus ist schwierig. Viel Spaß in der Pilzberatung mit Wiesenegerlingen und Waldchampignons... Also bitte hier unbedingt aufpassen und auch die Nase als Merkmalsdetektor gewissenhaft einsetzen - und eben sehr vorsichtig sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Andreas,


    Pluteus petasatus passt makroskopisch sicherlich am besten. Pluteus roseipes, der weiter oben vorgeschlagen wurde, ist es ganz sicher nicht. Allerdings sollte man jeden Pluteus petasatus genau mikroskopieren - er hat keine Schnallen in der HDS, die intermediären Zystiden haben keine Haken, sondern sind fusiform und die Cheilos bedecken nicht die gesamte Schneide. Wenn es so aussieht, dann passt es.


    Dachpilze der Pl.-cervinus-Verwandtschaft lassen sich im Moment wohl nur mit der Arbeit von Justo et al. (2014): Molecular phylogeny and phylogeography of Holarctic species of Pluteus section Pluteus (Agaricales: Pluteaceae), with description of twelve new species. Phytotaxa 180(1): 1-85 bestimmen.


    Wobei Pluteus petasatus noch halbwegs makroskopisch geht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Stephan,


    nein, Paxillus involutus kann auch relativ groß werden (ob über 20 cm? Habe ich jedenfalls nicht gesehen - vielleicht dann auch Paxillus cuprinus), dann aber doch meist recht dünnfleischig. Hier ist die Sporenpulverfarbe das k.o.-Kriterium. So einen Rotton kenne ich nicht von Paxillus involutus s.str. und auch nicht von Paxillus validus (s.str.).


    In Südeuropa gibt es ja noch Paxillus ammoniavirescens mit Grünton im Sporenpulver und mit Ammoniak grünender Huthaut - die Art ist zudem schächtiger als Paxillus validus. Der Reststimmt aber überein (auch die Kristalle an den Rhizomorphen, das Gelb der Lamellen usw.). In der ITS lassen sich die beiden nicht unterscheiden, aber die ist in dem P. validus/ammoniavorescens-Komplex sehr variabel. Vielleicht sind es auch nur Varietäten oder (eher) Unterarten. Die Italiener synonymisieren die beiden - kann ich mir als Komplettsynonym nicht vorstellen. Falls ja, gibt es Paxillus validus auch mit kleinen Fruchtkörpern.


    Selbst bei Paxillus ist noch nicht alles geklärt. (Die Erlenkremplinge stehen auch noch aus - ebenfalls ein Aggregat).


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: in der neuesten Bearbeitung für Europa (Jargeat et al. 2013) wird Paxillus involutus s.str. ein Hutdurchmesser von nur 4-9(-12) cm zugestanden...

    Servus Heide,


    den Thread habe ich jetzt erst entdeckt. Dein Pilz ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht Paxillus validus, sondern Paxillus cuprinus. Die hellen Rottöne im Sporenpulver passen zu ihm (hat Paxillus validus so nicht). Und für Paxillus obscurisporus ist das Spp. zu hell.

    Zudem ist er nicht stämmig genug für die beiden großen - er ist eigentlich recht typisch für Paxillus cuprinus (der hat zwar auch gerne grobe Schuppen, aber ihn gibt es auch glatthütig). Und das Habitat passt auch.


    --> Paxillus cuprinus.


    Falls du einen Beleg gemacht haben solltest, kann ich gerne nachmikroskopieren.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Stephan


    Da heißt es stundenlang Rhizomorphen in Wasser waschen und dann mikroskopisch Kristalle an Rhizomorphenwänden suchen.

    ... sooo aufwändig ist das nicht *hihi.


    Geht es um Paxillus validus vs. Paxillus obscurisporus, reicht ein Sporenabdruck, um die beiden sofort sicher zu trennen (Paxillus validus das typische Paxillus-Ockerbraun, Paxillus obscurisporus ein dunkles rotbraun).

    Wären die Lamellen schön zitronengelb, wäre die Sache klar (das ist bei jungen Paxillus validus typisch - den letzten hatte ich am Wochenende im BayerWald bei unserer Ausstellung auf dem Baumwipfelpfad in der Hand).


    Unter Birken an offenen Stellen gibt es auch noch Paxillus cuprinus - den hatte ich auch auf der Ausstellung in der Hand. Der kann Paxillus validus ähneln, ist aber meist nicht ganz so kräftig - die Sporenform ist hier neben der Makroskopie entscheidend (exakte Form des Sporenendes).


    Leider kann ich hier Paxillus cuprinus makroskopisch nicht ganz ausschließen. Daher heißt es dann doch: eine der jetzt schon sichtbaren Rhizomorphen von der Stielbasis mit einer Pinzette wegzupfen, ausgiebig waschen (wegen Sandkörnchen - die und Deckgläser, dumme Kombination)...

    Paxillus cuprinus hat nicht die Ummantelung wie Paxillus validus.

    Dann noch ein Sporenabdurck - und voilá, schon bestimmt.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: Paxillus cuprinus hätte einen Rotton im Sporenpulver, aber deutlich heller als Paxillus oscurisporus - wenn man alle drei nebeneinander hat, kann man sie auch per Abdruck trennen.

    Servus Michi,


    schau mal hier: roetlicherholzritterling.htm - ganz rechts, erste Zeile ist eine Hypholoma lateritium als Holzritterling abgebildet, obwohl man sogar das Sporenpulver in der Cortina sehen kann.


    Es werden einfach so viele Pilze gezeigt - durch Fotos von allen möglichen Leuten - dass immer wieder Fehlbestimmungen und Fehler dabei sind. Das ist klar, da die Datenmenge so groß ist. E ssteckt sicher viel Arbeit in der Seite, aber wie soll eine Person oder wie sollen wenige Personen das alles kontrollieren und auch korrigieren? Auch die Synonyme - man kommt ja nicht hinterher, soviel sich im Moment ändert. Es ist wie bei jeder anderen Quelle, jedem populärwissenschaftlichem Bilderbuch: man findet immer Fehler.


    Die Allopsalliota würde ich auch gerne mal finden. Cooler Pilz.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Wolfgang (P.)


    Der erste Pilz hat auf meinem Bildschirm einen deutlichen Grünstich. Dann wäre es vermutlich Macrolepiota olivascens, wenn man denn den vom Parasol abtrennen will (da sind sich die Autoren uneinig).

    Ich kenn die beiden Formen und finde sie ganz subjektiv deutlich verschieden, aber ob das für eine Unterscheidung in zwei Arten ausreicht?

    Macrolepiota olivascens hat zudem ein dunkles Sporenpulver, frisch mit deutlichem Rosaanteil, später champagnerocker. Dann röten die Lamellen im Alter, der Hut rötet später auch, die Olivtöne entwickeln sich sowieso auf dem Hut und das Stielfleisch wird in der Basis und im unteren Stiel später auch türkisblau. Ich frage mich eher, warum das keine eigene Art sein sollte.

    Es gibt da eine gute aktuelle Publikation aus Spanien, die die Art ausführlich vorstellt.

    Das einzige Problem ist, dass junge Fruchtkörper wie ein kräftig rotbraun-schuppiger Parasol aussehen. Vermutlich ist Macrolepiota procera in Pilze der Schweiz auch M. olivascens (oder die haben das falsche Sporenpulver abgedruckt).


    Kaum jemand bestimmt sauber die Parasole, kaum jemand macht Sporenabwürfe und kaum jemand schaut sich ausgewachsene, alte Fruchtkörper an.


    Was noch offen ist, ist der Status von M.pseudoolivascens - hier ist nichtmal die Sporenpulverfarbe klar, da wohl so gut wie niemand Abwürfe gemacht hat. Leider fehlen hier Datengrundlagen.


    Ökologisch ist es interessant, denn M. olivascens ist eine montane bis hochmontane / subalpine Art, M. pseudoolivascens wächst in xerothermen Eichenwäldern und in Steppenhabitaten.


    Ob der hier abgebildete M. olivascens ist, weiß ich nicht - dafür ist er noch zu jung bzw. man müsste ihn mal einen Tag liegen lassen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    Cyanoboletus ist ja klar, aber wie schon geschrieben (Pablo) nicht Cyanoboletus pulverulentus s.str. Es ist entweder Cyanoboletus flavosanguineus - dafür fehlen mir aber die Gelbtöne im Hut - oder wie Pablo schon schrieb die var. mougeotii (scheint wirklich noch nicht zu Cyanoboletus kombiniert zu sein).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Beli,


    reiun makroskopisch ist das immer schwierig mit den weißen... Leccinum holopus s.str. kenne ich aus Skandinavien (dort häufig) - hier habe ich den nur zweimal überhaupt gesehen. L. holopus s.str. kenne ich sehr zierlich, Stiel bis 1 cm Durchmesser, Hut auch klein, absolut kein Blauen...

    Das hier sieht aus wie Leccinum cyaneobasileucum s.str. Ich gehe davon aus, dass in der HDS Cylindrocysten zu finden sein müssten.


    Das Artkonzept von dan Bakker & Noordeloos würde ich nicht anwenden. Da müsste ich aber weiter ausholen. Leccinum ist sehr kompliziert, was die Artbildung angeht - hier sind auch Polyploidisierungen abgelaufen (alles schon lange vor dan Bakker & Noordeloos publiziert - sie sind nur gar nicht darauf eingegangen). Ein ITS-Fragment als Begründung für Synonymisierungen halte ich für nicht sinnvoll.


    Jedenfalls bleibe ich noch bei dem Konzept von Lannoy & Estadès - Leccinum nucatum fällt raus, weil der wirklich auffällig sparrige Stielschuppen hat. Leccinum brunneogriseolum/cyaneobasileucum hat ja diese unauffällige, teils wollige Stielbekleidung und kann auch mal fast glatt sein. Insofern sehe ich hier einen weißen Leccinum brunneogriseolum, also Leccinum cyaneobasileucum s.str. ;-). Ohne Mikroskopie ist das aber keine belastbare Bestimmung.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    ich sehe auch nur zwei Möglichkeiten: Lycoperdon foetidum oder L. excipuliformis - den Flaschenstäubling kann man ausschließen - wurde aber ja alles bereits diskutiert ;-). Ich vermute auch einen jungen Beutelstäubling. Bei jungen L. foetidum sind die Stacheln noch stärker zum Untergrund kontrastierend - jedenfalls nach meiner Erfahrung. Aber Babies sind schwer bestimmbar - etwas älter und es wäre gar kein Problem. Und für so ein Baby erscheint er mir für den Stinker dann doch recht groß.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Maria,


    mit einem so hellen, weißen Basalmyzel müsste es dann bei diesen beiden um Chroogomphus rutilus handeln, wobei die nichtg so grauhütig aussehen. Wie gesagt: ich muss hier auch quasi bei Null anfangen.


    Was das genauere Anschauen betrifft, habe ich selbstverständlich Interesse. Die Fruchtkörper sollten nur sporenreif sein. Für die Bestimmung sind hinisichtlich makroskopischer Merkmale, die man nicht unbedingt am Foto erkenne muss (je nach Blickwinkel), vor allem die Basalmyzelfarbe (hatten wir ja schon) und Flecken an der Stielbasis wichtig.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    mit den Grautönen auf dem Hut kann das gut und gerne Chroogomphus mediterraneus sein. Chroogomphus rutilus s.str. sollte jung keine grauen Hüte haben. Wie gesagt, die Zeiten, in denen man nur zwischen zwei Chroogomphusarten unterscheiden muss, sind vorbei.

    Es ließe sich am Beleg leicht nachprüfen, da bei Chroogomphus mediterraneus die Lamellentrama nicht bzw. zumindest nicht durchgehend amyloid ist. Die Lamellen zeigen zudem einen Orangeton, finde ich, was auch typisch wäre. Das Basalmyzel sieht hier aber weiß aus, was dann wieder eher zu Chroogomphus rutilans passen würde, da Chroogomphus mediterraneus ockergelbes oder ocker-cremefarbenes Basalmyzel hat. Da wäre die Frage, ob das Basalmyzel überstrahlt ist bzw. wie die Farbe wirklich war.


    Mir fehlt logischerweise auch die Erfahrung, was die Makroskopie der sechs Arten angeht, da ich mich bisher nicht wirklich um die Gattung gekümmert habe. Ich hatte von Chroogomphus fulimeneus gewusst, das aber auch nicht weiter verfolgt.


    Folglich kann ich den Pilz nicht makroskopisch bestimmen. Für mich wäre das hier Chroogomphus cf. mediterraneus unter der Einschränkung der genauen Farbe des Basalmyzels, welches dann nicht weiß sein darf (vielleicht kann Maria was dazu sagen). Ich werde aber zukünftig auch wieder mehr auf Gelbfüße achten - ich find`s sehr spannend.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Die Tintlinge (Gattungen Coprinus, Coprinellus, Coprinopsis usw.) gehören aber in eine andere Familie, nämlich die Psathyrellaceae.

    Servus Pablo,


    Einspruch, Euer Ehren. Coprinus s.str. gehört zu den Agaricaceae. Das Röten der Lamellen ist das rosa Pigment der Egerlinge, der freie Ring entspricht Macrolepiota/Chlorophyllum/Leucoagaricus, die dextrinoiden Rhizomorphen sind ganz typische Agaricaceae-Rhizomorphen und genetisch wurde das bestätigt (hier war Agerer mit klassischer Methode über die Rhizomorphen schneller als die Genetiker, aber erst dann wurden die Schlüsse endgültig gezogen). Coprinopsis und Co. sind aber nicht mit den Egerlingen / Schirmlingen näher verwandt. Deshalb wurden dann nach Extraktion von Coprinus s.str. gleich in mehrere Gattungen aufgesplittet (alles jetzt in den Psathyrellaceae).


    Servus Jens,


    es gibt auch kleinere Stammbäume, z.B. der Agaricaceae - die passen dann auf eine DIN-A4-Seite (oder auf zwei). Man findet die noch nur in Fachpublikationen. Für die Grobverwandtschaft kannst du aber immer in den tree of life schauen (tolweb.org) - sehr spannend. Zudem siehst du dann, wo die Pilze selber im System stehen - und es sind auch alle fossilen Taxa mit enthalten. Da ist auch das Surfen durch die Tierwelt (stammbaumtechnisch) spannend.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    was lange währt wird endlich gut - das Schachturnier lief wunderbar, nur war ich danach so gestresst und zudem krank (und nur kurz daheim), dass ich nicht mehr ins Forum geschaut hatte. Und da kein Pilz per Post kam, dachte ich, dann schaue ich ihn eben später an, wenn er kommt. Blöd nur, dass ich vergessen hatte, per PN meine Adresse zu verschicken (kann aber jeder bei pilze-bayern.de nachlesen, meine Adresse ist da öffentlich einzusehen).


    Ich könnte jetzt noch was über die Seminarwoche in Österreich schreiben oder die Pilzausstellung im BayerWald, die ich letztes Wochenende mit betreut habe... nur um ein paar Leute auf die Folter zu spannen... aber so fies will ich nicht sein.


    Hier die Auflösung:


    Hyphensystem: Bindehyphen typisch vom Bovista-Typ. In der Röhrentrama waren die Hyphen nicht so breit wie gedacht, in der Huttrama aber bilderbuchmäßig mit sehr breiten Elementen (deutlich über 10 µm - insbesondere sie generativen Hyphen der Hutschuppen sind sehr breit). Cystidiolen konnte ich nicht einwandfrei nachweisen, da das Hymenium zu sehr kollabiert ist - nur einige Basidien konnten revitalisiert werden. Das Merkmal konnte ich also nicht verwenden.

    Und die Sporen waren bis 16,25 x 5,75 µm groß (viele über 15 µm Länge). Gut, dass der Fruchtkörper reif ist.


    Daraus folgt: es handelt sich um Polyporus tuberaster - Bindehyphentyp passt, Sporenmaße passen gut (bei P. alveolaris deutlich kürzer und nicht so breit werdend), die breiten Elemente in der Huttrama und der HDS passen... Die Huttrama hat kaum skelettisierte Elemente, weshalb das Fleich auch so weich ist und bleibt und die Bindehyphen in der Röhrentrama machen das Kerlchen auch nicht so richtig fest. Drum kann man ihn (in gutem Zustand) auch essen.


    Die Chips bitte ich fair umzuverteilen - recht hatten die, die auf Polyporus tuberaster getippt haben, unrecht diejenigen, die Wabenporling meinten. Umd bevor nachgehakt wird: auch Polyporus squamosus fällt mikroskopisch raus (und makroskopisch eh).


    Liebe Grüße,

    Christoph