Servus beinand,
das Unglück ist in der Tat tragisch. Was den Grund des Brechens angeht, so sollte man m.E. dem Sachverständigen durchaus zutrauen, den Bruch analysieren zu können. Ich gehe davon aus, dass ein Baumgutachter hinzugezogen wurde - die Pilzbestimmung selber ist irrelevant und ohne Genetik sicher nicht möglich - die Bruchkante kann aber analyisert werden und auch die physikalischen Eigenschaften des Holzes getestet werden (Zugfestigkeit, Bruchfestigkeit usw. - kann man physikalisch-mechanisch tesetn).
Im DGfM-Forum wurde geschrieben, dass die Cellulose betroffen sein soll - das hieße, es wäre ein Braunfäulepilz (im DGfM-Forum wird - keine Ahnung warum - von Weißfäule geschriebe, dann wäre aber auch das Lignin betroffen - bei simultaner Weißfäule).
Maibäume werden ja frischgefällt, es wird also ein ehemals lebender Baum ohne äußere Schadkennzeichen ausgewählt. Wenn nun im oberen Bereich das Holz durch einen Braunfäulepilz punktuell betroffen ist, dann kann ein Sprödbruch die Folge sein - die ist von außen kaum vorhersehbar. So ist es auch z.B. bei Straßenbäumen - die Bäume reagieren im Holz nicht auf Braunfäule. Bei Weißfäule wird Reaktionsholz gebildet, bei Braunfäule eben nicht.
Jetzt sieht die Bruchkante nicht braun verfärbt aus, aber ein Foto und vor Ort die Bruchstelle zu sehen sind zwei paar Stiefel. Zudem kann man am Fotos die physikalischen Tests nicht machen.
Die Verkettung unglücklicher Umstände könnte (!) wie folgt aussehen:
1. Braunfäule im oberen Stammabschnitt - von außen nicht erkennbar
2. Beim Aufstellen an dieser Stelle unglücklicherweise eine größere, mechanische Beanspruchung, die zu einem "Anknacksen" geführt hat
3. Windböe, die dann den Bruch ausgelöst hat
Jetzt hoffe ich, dass nicht - wie im DGfM-Forum erbeten wurde - bei dem Gutachten von Seiten "uns Mykologen" nachtarockt wird. Bei allem Respekt - aber...
1.) Wir (Amateur-)Mykologen können Pilze bestimmen, wenn Fruchtkörper zu sehen sind. Das ist hier nicht der Fall, sonst wäre der Baum niemals Maibaum geworden.
2.) Dann haben vermutlich nur wenige von uns Einblick in die Statik von Bäumen (ich habe früher selber Baumgutachten geschrieben und kann mit den entsprechenden Messgeräten umgehen und weiß, was möglich ist - da ist aber Pilzbestimmung nicht relevant).
3.) Die Angehörigen haben genug mit der Trauerarbeit zu tun. Was soll es bringen, das Gutachten von Mykologenseite zu "überprüfen"? Ich gehe davon aus, dass die Presse das mit dem "seltenen Pilz" erfunden hat. Oder es liegt eine DNA-Sequenz aus dem Holz und ein BLAST-Ergebnis vor. Und wenn ja, was soll man dann hinsichtlich des Gutachtens machen? Und wenn nein - dann ändert es nichts an der Instabilität des Holzes.
4.) Es gibt Unfälle, die unvorhersehbar sind. Es muss nicht immer jemand Schuld haben.
Ich empfehle daher, das Thema an sich ruhen zu lassen (es lesen ja Leute aus der DGfM mit bzw. Leute, die auch "drüben" schreiben). Ich weiß, dass meine Empfehlung für die DGfM irrelevant ist. Aber vielleicht denkt man auch in der DGfM durchaus an die Angehörigen und wird hier nicht aktiv. Das ist ja unabhängig von meiner Person.
Ich habe hiermit auf die Fragen von pilzpic geantwortet - nicht als Mykologe, sondern als promovierter Fortwissenschaftler, der auch im Bereich Baumgutachten tätig war.
P.S.: ich schreibe das deshalb, weil ich ein bisserl Bauchschmerzen habe, überhaupt zu antworten - das Thema wurde vom Threaderöffner auch im DGfM-Forum eröffnet - und da gibt es große Befindlichkeiten mir gegenüber;
Wenn ich jetzt das mit der Weißfäule berichtige - und dazu passt weder die Beschreibung, noch der Bruch an sich noch die Unerkennbarkeit des Schadens von außen - könnte das wieder sonstwie ausgelegt werden... und auf dieses Theater habe ich keine Lust... das Thema war mir aber zu ernst, als dass ich nur um nicht wieder Stress zu bekommen, nichts zu schreiben -
aber das hier:
Zitat
Dabei sei es zu einer sehr frühen Strukturschädigung des Holzes gekommen, die noch nicht sichtbar gewesen sei und die in außergewöhnlicher Weise nur die Zellulose betroffen habe.
sagt schlicht und ergreifend "Braunfäule" aus. Wie man da auf Weißfäule kommen kann (zumal die Bruchkante glatt ist, was Weißfäule auch ausschließt), verstehe ich nicht.
Liebe Grüße,
Christoph