Beiträge von Tricholomopsis

    Servus Oehrling,


    deine Fragen hatte ich bereits teilweise antizipiert: schau hier: Neue Giftpilze durch Klimawandel - Bayrischer Rundfunk


    Was Agaricus freirei angeht, habe ich nur kurz auf Pilze-Deutschland geschaut, aber da nicht die Hintergrundinfos abgerufen. Wenn das der Erstnachweis für Deutschland ist, dann wäre hier eine Sequenzierung sicher (bei so einer für die Praxis relevanten Art) sinnvoll und finanzierbar (z.B. DGfM). Und das unabhängig vom Bestimmer.

    Was Agaricus pseudopratensis angeht - da gibt es ja mehrere Funde in Deutschland.


    Was Agaricus pseudopratensis betrifft, gibt es makroskopische Erkennungsmöglichkeiten. Ich will das aber erst noch in aller Ruhe nachrecherchieren und durch Literaturstudium (inkl. Parra, aber auch drüber hinaus, z.B. die Angaben von Bohus selbst usw.) ausarbeiten. Das schaffe ich im Moment zeitlich nicht, ist aber für den Winter angesagt. Wir brauchen das ja für die Pilzberaterausbildung. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    das Unglück ist in der Tat tragisch. Was den Grund des Brechens angeht, so sollte man m.E. dem Sachverständigen durchaus zutrauen, den Bruch analysieren zu können. Ich gehe davon aus, dass ein Baumgutachter hinzugezogen wurde - die Pilzbestimmung selber ist irrelevant und ohne Genetik sicher nicht möglich - die Bruchkante kann aber analyisert werden und auch die physikalischen Eigenschaften des Holzes getestet werden (Zugfestigkeit, Bruchfestigkeit usw. - kann man physikalisch-mechanisch tesetn).


    Im DGfM-Forum wurde geschrieben, dass die Cellulose betroffen sein soll - das hieße, es wäre ein Braunfäulepilz (im DGfM-Forum wird - keine Ahnung warum - von Weißfäule geschriebe, dann wäre aber auch das Lignin betroffen - bei simultaner Weißfäule).


    Maibäume werden ja frischgefällt, es wird also ein ehemals lebender Baum ohne äußere Schadkennzeichen ausgewählt. Wenn nun im oberen Bereich das Holz durch einen Braunfäulepilz punktuell betroffen ist, dann kann ein Sprödbruch die Folge sein - die ist von außen kaum vorhersehbar. So ist es auch z.B. bei Straßenbäumen - die Bäume reagieren im Holz nicht auf Braunfäule. Bei Weißfäule wird Reaktionsholz gebildet, bei Braunfäule eben nicht.


    Jetzt sieht die Bruchkante nicht braun verfärbt aus, aber ein Foto und vor Ort die Bruchstelle zu sehen sind zwei paar Stiefel. Zudem kann man am Fotos die physikalischen Tests nicht machen.


    Die Verkettung unglücklicher Umstände könnte (!) wie folgt aussehen:


    1. Braunfäule im oberen Stammabschnitt - von außen nicht erkennbar

    2. Beim Aufstellen an dieser Stelle unglücklicherweise eine größere, mechanische Beanspruchung, die zu einem "Anknacksen" geführt hat

    3. Windböe, die dann den Bruch ausgelöst hat


    Jetzt hoffe ich, dass nicht - wie im DGfM-Forum erbeten wurde - bei dem Gutachten von Seiten "uns Mykologen" nachtarockt wird. Bei allem Respekt - aber...


    1.) Wir (Amateur-)Mykologen können Pilze bestimmen, wenn Fruchtkörper zu sehen sind. Das ist hier nicht der Fall, sonst wäre der Baum niemals Maibaum geworden.

    2.) Dann haben vermutlich nur wenige von uns Einblick in die Statik von Bäumen (ich habe früher selber Baumgutachten geschrieben und kann mit den entsprechenden Messgeräten umgehen und weiß, was möglich ist - da ist aber Pilzbestimmung nicht relevant).

    3.) Die Angehörigen haben genug mit der Trauerarbeit zu tun. Was soll es bringen, das Gutachten von Mykologenseite zu "überprüfen"? Ich gehe davon aus, dass die Presse das mit dem "seltenen Pilz" erfunden hat. Oder es liegt eine DNA-Sequenz aus dem Holz und ein BLAST-Ergebnis vor. Und wenn ja, was soll man dann hinsichtlich des Gutachtens machen? Und wenn nein - dann ändert es nichts an der Instabilität des Holzes.

    4.) Es gibt Unfälle, die unvorhersehbar sind. Es muss nicht immer jemand Schuld haben.


    Ich empfehle daher, das Thema an sich ruhen zu lassen (es lesen ja Leute aus der DGfM mit bzw. Leute, die auch "drüben" schreiben). Ich weiß, dass meine Empfehlung für die DGfM irrelevant ist. Aber vielleicht denkt man auch in der DGfM durchaus an die Angehörigen und wird hier nicht aktiv. Das ist ja unabhängig von meiner Person.


    Ich habe hiermit auf die Fragen von pilzpic geantwortet - nicht als Mykologe, sondern als promovierter Fortwissenschaftler, der auch im Bereich Baumgutachten tätig war.


    P.S.: ich schreibe das deshalb, weil ich ein bisserl Bauchschmerzen habe, überhaupt zu antworten - das Thema wurde vom Threaderöffner auch im DGfM-Forum eröffnet - und da gibt es große Befindlichkeiten mir gegenüber;


    Wenn ich jetzt das mit der Weißfäule berichtige - und dazu passt weder die Beschreibung, noch der Bruch an sich noch die Unerkennbarkeit des Schadens von außen - könnte das wieder sonstwie ausgelegt werden... und auf dieses Theater habe ich keine Lust... das Thema war mir aber zu ernst, als dass ich nur um nicht wieder Stress zu bekommen, nichts zu schreiben -


    aber das hier:


    Zitat

    Dabei sei es zu einer sehr frühen Strukturschädigung des Holzes gekommen, die noch nicht sichtbar gewesen sei und die in außergewöhnlicher Weise nur die Zellulose betroffen habe.



    sagt schlicht und ergreifend "Braunfäule" aus. Wie man da auf Weißfäule kommen kann (zumal die Bruchkante glatt ist, was Weißfäule auch ausschließt), verstehe ich nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Claudia,


    der Halbkugelige Träuschling ist eine ganze Gattung (Protostropharia). Als Protostropharia spec. gebe ich dir bei der Bestimmung recht. Die genaue Artbestimmung ist ohne Mikroskop aber m.E. nicht machbar.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    jetzt habe ich den Beitrag angesehen :gcool:. Die Aussagen vom Sprecher unterschreibe ich natürlich nicht alle - es ist auch nicht so, dass nun kein Pilzberater der BMG mehr Wiesen- oder Waldegerlinge freigibt. Was aber stimmt, ist die Verunsicherung - und dass manche eben bei Egerlingen jetzt noch vorsichtig er sind bzw. im Moment keine Wiesen- oder Waldegerlinge mehr freigeben. Das liegt ganz im Ermessen des einzelnen Beraters - und so war es vorher auch. Ich verstehe Ruth sehr gut, wenn sie sich im Moment nicht in der Lage sieht, Wiesenegerlinge freizugeben (als Beispiel).


    Auch ich wäre im Moment sehr vorsichtig - und wie gesagt war es in der Münchner Pilzberatung zum Glück auch so, als der Falsche Wiesenegerling in die Beratung kam.


    Es fällt schwer, aus dem Stegreif und ohne "Nachschulung" bei Egerlingen die nötige Sicherheit wiederzuerlangen.


    Bei Agaricus freirei sieht es vielleicht etwas anders aus, da der offenbar nur in Sanddünengebieten vorkommt. In Bayern gibt es zwar Binnensanddünen (Abendsberg, Siegenburg), ob es da aber warm genug ist?! Schwer zu sagen. Jedenfalls gibt es kaum passende Habitate bei uns. Und es muss ja auch geklärt werden, ob der Brandenburger Fund richtig bestimmt ist. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass es sowas wie Agaricus freirei gibt.


    Die makroskopischen Unterschiede zwischen Agaricus campestris s.l. und Agaricus pseudopratensis (und ähnlichen, anderen Karbolis wie z.B. Agaricus xanthodermulus) herauszuarbeiten wird in diesem Winter bei uns intern sicher Thema sein. Die Unsicherheit der Pilzberater (und das betrifft sicher auch die DGfM - Thomas Zick ist PSV der DGfM, nebenbei angemerkt) lässt sich am besten nehmen, wenn man Informationen anbietet, nachschult, also real fortbildet (und nicht nur wiederholt).


    Das sollte zukünftig auch in die Ausbildung einfließen. Bei der BMG geht das zum Glück, da wir die Ausbildung evaluieren / betreuen.


    Der Ölnaumpilz war hier in Bayern auch nie Thema - wenn er jetzt in Franken aufgetaucht ist, muss auch hier (lokal bei uns) nachgebessert werden. Und "Clitocybe" amoenolens ist ja eh Thema - bin gespannt, wann der in Baden-Württemberg da ist. Ich hätte es heuer schon erwartet.


    Der Klimawandel wirkt sich natürlich auf die Pilz ebei uns aus. Auch der Fund des Eierwulstlings in Oberbayern spricht Bände.


    Ich fand den Beitrag ehrlich gesagt nicht schlecht. Übertreibung macht anschaulich - und dass die Ottonormalverbraucher mitbekommen, dass Egerlingsbestimmung schwierig ist und dass generell auch neue Giftpilze einwandern können, schadet sicher nicht. Natürlich ist der Text des Sprechers reißerisch und die "Interviews" am Ende sehr einseitig. Wenn das Problem so aber ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt, schadet es sicher nicht.


    Das Thema ist relevant und ich hoffe, dass sich auch die DGfM dessen annimmt. Ohne Panik, aber auch ohne Verharmlosung.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    Agarcius bitorquis müsste in dem Zustand deutlich im Fleisch röten - aber wie gesagt, ein alter Schlappen...


    Servus Michi,


    die Schaeffer-Reaktion ist die Kreuzreaktion von Anilin mit konz. Salpetersäure auf dem Pilzfleisch / dem Hut, den Rhizomorphen usw. Positiv heißt, schön orange - sie kann auch violett sein (Agaricus bohusii). Leider ist Anilin sehr stark giftig, weshalb man den Umgang damit möglichst vermeiden sollte. Manchmal braucht man es aber.


    Bei euch hat es ja jetzt auch richtig geregnet, deshalb baue ich darauf, dass ihr alle gemeinsam genug Frischpilz mitbringt. Mein (großer) Korb war nach einer halben Stunde randvoll. Das meiste ist aber banal.


    Bis morgen und liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    Nr 1.: Entoloma spec.


    Nr. 2.: Psathrella spec.


    Nr. 3: Bjerkandera fumosa


    Nr. 4: Climacocystis borealis


    (Rötlinge und Faserlinge sind meine Freunde nicht - über das "spec." komme ich da nicht hinaus)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Michi,


    ich kann ihn mir morgen gerne näher anschauen, aber ich werde vermutlich wenig machen können. Es fehlt die unterste Stielbasis - man muss an den dort eventuell vorhandenen Rhizomorphen die Schaeffer-Reaktion testen (die kann dort positiv sein, im restlichen Fruchtkörper negativ). Dann bräuchte man junge Fruchtkörper, um das Velum partiale zu sehen und zu prüfen, wie der Ring abziehbar ist.

    Ich sehe nur, dass das Velum universale eine Volva bildet - das machen nicht sooo viele Egerlinge. Interessanter Fund, nur eben zu alt.


    Ich bringe morgen übrigens einen vollen Kob Pilze mit in eure pilzarme Sahelzone ^^


    Liebe Grüße,

    Christoph

    dann müßten beide Kollektionen C. olivieri ein. Der Batzen mit den Oldtimern stand in der Mitte der jungen Exemplare. Die kenne ich aber nicht mit solch einer gerandeten Knolle und nur als Waldbewohner.

    Servus Jörg,


    ich kenne Chlorophyllum olivieri auch aus lichten, parkartigen Eichenbeständen, in der Laubstreu. Das Habitat ist für mich nicht ungewöhnlich. Direkt in der Wiese wäre es unpassend, aber im Laub finde ich es völlig o.k.

    Eine gerandete Knolle tritt bei Chlorophyllum olivieri durchaus und gar nicht so selten auf. Sie ist aber nicht so riesig und dick wie bei Chl. brunneum in typischer Ausprägung und ich kenne sie nicht so mit Erde überklebt wie bei dieser Art. Die Knolle ist eher wattig, weich und mit Myzelfilz überzogen. Im Alter ist die aber wie gesagt gerne mehr oder weniger bis deutlich gerandet.

    Was mir halt auffällt ist der sehr zerfetzte Hut bei den alten Fruchtkörpern und der deutliche Grauanteil der Fetzen / der Unterhaut. Bei jungen Fruchtkörpern ist das noch nicht ausgeprägt, weshalb die einen Farbkontrast zeigen können. Un dbei dem zweiten Bild von oben, linker Fruchtkörper, sieht man die Laufrille ganz gut, finde ich.

    Bei so alten Schlappen und so jungen Exemplaren ist das am Bild halt schwierig. Ich denke aber, dass dieses Chlorophyllum spec. auch Chlorophyllum cf. olivieri genannt werden könnte. Mit dem Mikroskop lässt sich das gut nachbestimmen (Sporenmaße, Cheilocystidenmaße und -form).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Remo


    Ich lasse das Ding mal absporen. Die Lepista Arten sollten ja nur leicht rosa sein im Sporenpulver.

    Lepista nuda hat ein deutlich gefärbtes Sporenpulver - leicht rosa ist da stark untertrieben. Es ist eine Mischung aus Rötelstift-Farbe, die nach orangelich ausschlägt. Also nicht rostbraun und nicht mykologenrosa, aber doch recht kräftig gefärbt. Die Lamellen von Lepista nuda werden dadurch duetlich über das Violett drüber rosabräunlich - man könnte dann an einen Tellerling oder Rötling denken.


    Unabhängig davon ist deiner - wie schon festgestellt wurde - ein Schleierling.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    Chlorophyllum venenatum wurde eigentlich immer für die schnallenlose Art verwendet. Authetntisches Material (Typus) gibt es auch - Else Velinga hat den Typus ja studiert - und der hat wirklich keine Schnallen. Auch sind die Zystidenmaße etwas anders. Björn Wergen hat mir mündlich mitgeteilt, dass auchgenetisch was gehen soll - da warte ich aber auf die entsprechende Publikation. Noch ist das quasi ein Gerücht.


    Ich trenne gedanklich Chlorophyllum brunneum und Chl. venenatum.


    Die hier abgebildeten Fruchtkörper sehen ziemlich kaputt aus (die alten). Mir sieht es aber eher so aus, als hätten die eine Laufrille im Ring, was Chlorophyllum brunneum ausschließen würde (der Ring ist entscheidend, nicht die Stielknolle). Bei den jungen hätte man es prüfen könne, indem man sie mal durchschneidet und dan Ring prüft, ob er doppelt ist. Bei Fotobestimmungen ist ein durchgeschnittener Ring sehr hilfreich, also ein Längsschnitt durch den Fruchtkörper.


    So sage ich zu diesen Chlorophyllum-Fruchtkörpern nix. Außer, dass die Gattung stimmt - und dass das zweite Foto nach Chlorophyllum olivieri aussieht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beli,


    was spricht bei dem ersten gegen Morganella pyriformis?


    Die Nr. 2 ist schwieriger, da ich die neue Monographie nicht besitze. Ich hätte sonst auf einen untypischen Lycoperdon foetidum getippt - da ich aber die aktuellen Artkonzepte nicht kenne, halte ich mich da lieber vornehm zurück.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    das ist leider etwas komplizierter... die ITS ist durch die Mikrosatelliten sehr schwer zu interpretieren. Dann das Problem mit der Polyploidisierung - da wird es dann sehr aufwändig, denn auch bei identischer Sequenz kann ein Taxon eigenständig sein, wenn es durch Genommutation, also hier durch Polyploidsierung entstand. Dann kann die Zeit seit der Artaufspaltung viel zu kurz sein, um genetisch etwas anzuzeigen. Und Chromosomenzählen geht halt schwer. Man müsste da weitermachen, wo Widmann-Bresinsky aufghört hat.


    Ich glaube daher nicht, dass Leccinum zeitnah genetisch geklärt werden kann. Deshalb sollte man, um später Material zu haben, wenn das dann doch gehen sollte, sauber klassisch morphologisch-anatomisch vorgehen und hier weitermachen.

    Typusbelege fehlen leider teils, sind verschollen usw. (Hebar in Paris - manchmal taucht da auch wieder was auf... schwierig). ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Harald


    Jetzt mal ganz blöd gefragt, warum kann das nicht auch queletii sein?


    Russula queletii ist so eine Sache - laut Hampe in Marxmüller kommt Russula queletii bei Abies alba vor und das, was bei Fichte wächst, sei Russula fuscorubroides. Ich bin da noch nicht überzeugt, denn die typischen, mit grünen Aquarelltönen versehenen, zierlichen Stachelbeertäublinge finde ich auch bei Fichte. Das, was hier aber abgebildet ist, ist kräftig und es fehlen die Grüntöne komplett - der Pilz ist kräftig rot durchgefärbt. Wären die entfernt stehenden Fichten der Symbiosepartner, wäre das eine Russula fuscorubroides. Die sieht Russula torulosa / fuscorubra eben sehr ähnlich (daher auch der Name).


    Mit mildem Geschmack kommt natürlich hier Russula torulosa in Frage, vor allem, wenn ein Vertreter der Gattung Pinus in der Nähe ist. Mit dem Mikroskop könnte man mehr sagen, da die Sporenornamente unterschiedlich sind.


    die beiden wuchsen in einem Vorgarten unter einem Nadelbaum den ich noch nie gesehen hatte. Nach der Gockl-Suche kam ich dann auf ene sehr junge Pinie. Fichten standen erst im übernächsten Grundstück. Über die Schärfe von Russula torulosa gibt es anscheinend unterschiedliche Angaben. Das kann ich also vernachlässigen. Da sehe ich einmal wieder das Tauben ohne Reagenzien und dem scharfen Auge kaum zu knacken sind.

    Servus Hannes,


    solange es irgendeine Kiefer ist, passt es ja. Und ja, die Schärfe der Russula torulosa wird unterschiedlich interpretiert - eben durch das Miteinbeziehen von Russula fuscorubra in das Konzept von Russula torulosa. Leider fehlt mir da auch die Erfahrung. Mich würde nicht wundern, wenn die beiden genetisch doch getrennt wären. Sonst wäre vielleicht eine Varietät o.k. - Russula fuscorubra brennt sehr heftig. Ich kenne sie von Kalkschotter mit sehr flachgründigem Boden, während ich Russula torulosa aus humusreichen Wäldern kenne. Russula torulosa könnte auch etwas ozeanischer verbreitet sein. Durch die Seltenheit ist das halt schwer einzugrenzen. Pidlich-Aigner haut die beiden jedenfalls in seinem letzten Artikel in der ÖZP zusammen.


    Die Richtung stimmt jedenfalls sicher. Und ein paar Reagenzien schaden bei Täublingen natürlich nie.


    Nochmal zu Russula torulosa - auch, wenn man Russula fuscorubra mit reinnimmt, kann man sagen, dass das der einzige "Stachelbeertäubling" i.w.S. ist, der mild schmecken kann. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Jörg,


    wer sagt, dass Russula torulosa sehr scharf sei? Im Gegenteil, die typische Russula torulosa ist mild bis leicht scharf. Wenn man Russula fuscorubra mit Russula torulosa synonymisiert, dann wäre der Geschmack von Russula torulosa mild bis sehr scharf (denn Russula fuscorubra ist die "scharfe torulosa").


    Ich habe Russula torulosa aber selber erst einmal in der Hand gehabt (Geschmack war fast mild). Und Russula fuscorubra, so man sie anerkennen will, kenne ich nur aus der Pupplinger Au südlich von München, habe sie auch erst einmal selber in der Hand gehabt. Ich würde da aber dringend anraten, nachzumikroskopieren (Sporenornament etc.).


    Sehe ich auf dem Foto nicht auch Fichtennadeln, oder täuscht das? Wo wachsen denn in Sachsen Pinien?! ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: Russula sardonia hätte zitronengelbe Lamellen (und reagiert mit Ammoniak rosa); Russula badia sieht auch anders aus - die Lamellen sind da fast wie bei einem Ledertäubling (und auffallend ausgebuchtet)

    Servus Lars,


    Phellinus nigricans wächst fast nur an Birke, selten auch an Erle, aber sicher nicht an Weide. Es ist eine "gute" Art, keine Varietät des Gemeinen Feuerschwamms. Vermutlich meintest du Phellinus trivialis. Der wird mittlerweile nicht mehr oder kaum noch auf Artebene anerkannt und wächst an Weide (mit scharfer Hutkante, nicht so abgerundet wie bei Phellinus igniarius s.str.


    Dein Pilz sieht für mich sehr nach Phellinus igniarius s.str. aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Maria,


    Inonotus rickii wächst bevorzugt an Schwarzem Holunder - aber man müsste frische, junge Fruchtkörper sehen. Das sind zu alte Schlappen. Der Stiel passt auch nicht so recht zu Inonotus rickii.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Hannes,


    Galerina autumnalis müsste eine deutlich gelatinöse (gummiartige) Huthaut besitzen. Diese silbrigen Längsstreifen kommen erst im Alter beim Gifthäubling. Jung sieht man eher die Velumbänder (vom Velum universale). So rein optisch wäre ich auch eher bei Galerina marginata s.str.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus sergiopro,


    um's nochmal systematisch zu machen:


    Ring mit Zahnradkranz - das gibt es bei den Wiesenegerlingen auch, aber nur bei Agaricus pampeanus, der nicht so stark gilbt und oberhalb des Rings nicht so glattstielig ist.

    Stark gilbend gibt es auch bei den Wiesenegerlingen, aber nur bei Agaricus moellerianus, der wiederum keinen Ring mit Zahnradkranz besitzt.

    Anisgeruch gibt es ebenfalls bei den Wiesenegerlingen, aber das wiederum nur bei Agaricus moellerianus, wo ja der Ring nicht passt.

    Die Stielbasis ist - was hier auch schon erwähnt wurde - bei den Wiesenegerlingen nicht so knollig.


    Leider fehlen den Bilder wichtige Merkmale - z.B. ein Längsschnitt durch die Pilze inklusive Stielbasis... wie stark rötet das Fleisch oder gilbt es (langsam, schnell)?


    Dass der Pilz auf Druck nicht gilbt, glaube ich nicht, denn man sieht, dass er gilbt (das dauert halt etwas).


    Die Angabe "riecht nach Anis, aber ich glaube nicht, dass er nach Anis riecht" verstehe ich auch nicht ganz. Weil es ein Wiesenegerling sein sollte und die nicht nach Anis riechen dürfen (was ja nichtmal stimmt)?


    So ist der Pilz nach Bild unbestimmbar. Egerlinge sind eh sehr schwierig, aber ohne gewisse Grundinfos völlig unmöglich. Agaricus silvicola will ich am Foto nicht ausschließen, aber als solchen bestimmen geht auch nicht.


    Und zuehlis Aussage zu den nichtgilbenden ist zu unterstreichen - wobei das hier eh egal ist, da sie ja gilben.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus witziok,


    der letzte Todesfall durch den Kahlen Krempling in Bayern ist aus dem Jahr 2016 - siehe auch hier: Kremplingssyndrom aufgetreten


    Trotz intesivmedizinischer Bahendlung war der Tod nicht zu vermeiden. Ein zweiter Fall aus dem Jahr 2016 ging knapp aus, Patient hat überlebt, aber der Verlauf war kritisch.


    Beide Fälle sollen in einem medizinischen Journal publiziert werden, aber das dauert noch (die Autoren müssen sich koordinieren usw.). Bis dahin geht es leider nur über diese Schiene - ich habe mit der damals involvierten Pilzberaterin gesprochen und die beiden Fälle somit aus erster Hand - zudem habe ich mit dem Giftnotruf München über die Fälle gesprochen.


    Kurz gesagt: jede Mahlzeit kann, muss aber nicht zum Tod führen. Das ist nicht zu unterschätzen. Und das hat nichts mit der gastrointestinalen Giftigkeit zu tun, die bei ungenügend erhitzten Kremplingen auftritt.


    Abgesehen davon ist erst essen und dann nachfragen, was es war, ohnehin mehr als fahrlässig.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Michl,


    dem Netzstieligen gibt's auch ganz ohne Netz. Das kann auch bei anderen genetzten Arten passieren. Bei Röhrlingen ist es wichtig, ein Schnittbild durch den ganzen Fruchtkörper (bis zur Stielbasis) zu haben. Ein Beschreibung, z.B. mit Geruch etc., ist auch sehr hilfreich. ;)


    So kann man nur ausschließen - die ganze Gattung Rubroboletus fällt m.E. raus (damit auch R. legaliea), da die nie auf dem Hut blauen, sondern nur schmutzig bräunlich verfärben (an einer Stelle sieht man blaue Huthaut). Zudem würde R. legaliae so stark nach Sellerie riechen, dass dir das sicher aufgefallen wäre.


    Es gibt nicht so viele Hexenröhrlinge, die auf Druck am Hut blauen. Suillellus luridus macht das auch, dann die Gattung Imperator. Ich würde hier aus dem Bauch heraus sagen, dass es ein Suillellus ist, aloso etwas rund um den Netz- und den Glattstieligen Hexenröhrling. Vermutlich hätte man im Längsschnitt einen roten Röhrenboden gesehen, der hier natürlich nicht sichtbar ist.


    Nebenbei angemerkt: nur die Poren sind rot - die Röhren waren sicher geblgrünlich ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo



    Die Synonymie von Leccinum albostipitatum den Bakker & Noorderl. 2005 und Leccinum leucopodium (Bas.: Boletus leucopodius Pers. 1799) wird nicht überall nachvollzogen, IF zB führt beide getrennt. Sollte aber schon das gleiche sein. Ich nehme an, Den Bakker und Noorderloos hatten von Persoons Kollektion kein Typusmaterial und haben dann halt statt neu zu typisieren neu beschrieben? Wenn man denn trotzdem die Synonymie herstellt, hätte das persoonsche Taxon natürlich Vorrang, weil viel älter.

    es ist noch ein bisserl anders gelaufen... (fast schon witzig)


    Den Bakker hat unter Pappel eine Rotkappe mit jung weißen Stielflocken gefunden und diese als "Laubwaldrotkappe" bestimmt. Daraus schloss er, dass die Laubwaldrotkappe unter Pappel auch weiße Stielschuppen haben könne. Deshalb hat er die weißschuppige Rotkappe unter Pappel nochmal erneut beschrieben.


    Den Bakker fügt also Leccinum leucopodium als Synonym von Leccinum aurantiacum / quercinum auf und hat deshalb nochmals die weißstielige Rotkappe beschrieben. Das basiert auf seinen eigenen Funden, nicht auf repräsentativem Material.


    Es gibt keinen Grund, den alten Namen Leccinum leucopodium zu verwerfen und einen neuen dafür zu beschreiben. Den Bakker tat so, als wäre es bislang unbekannt, dass die Pappelrotkappe weiße Stielschuppen hätte und meinte, dass eben die Eichenrotkappe auch weiße Stielschuppen unter Pappel habe. Wie er dann darauf kommt, warum das dann eine Eichenrotkappe ist, erschließt sich mir nicht aus seiner Arbeit.


    Was Leccinum populinum angeht, ist seine Argumentation auch in sich etwas schräg. Korhonen hatte dieses Taxon anhand deutlich abweichender Sporenmaße beschrieben. Den Bakker erkennt die Art nicht an, gibt aber für die Eichenrotkappe so enge Sporenmaße an, dass Leccinum populinum nicht dazu passt. Sind die beiden Synonym, müsste man eben die Variationsbreite der Sporenmaße entsprechend weiter fassen. Sonst ist es in sich unlogisch.


    Einige andere Synonymisierungen basieren auf von den Bakker selbst gesammelten und wohl fehlbestimmtem Material. Kurz gesagt, seine Revision der Gattung hat viele Macken und offensichtliche Fehler. Die anderen Studien seiner Dissertation sind sehr spannend. Er hätte nur als Nichtmykologe keine Gattungsrevision im klassischen Sinne bei so einer schwierigen Gattung machen sollen. Leider hat er auch die schon länger bekannten Polyploidisierungen in der Gattung Leccinum nicht in der Literatur recherchiert. Er kam sogar selber anhand der DNA auf den Verdacht - der wiederum würde erklären, warum getrennte Arten eine identische ITS haben können (wobei es nur eine Teilsequenz der ITS ist, was er angeschaut hat).


    Leider wurde bei uns sofort alles, was den Bakker schrieb, kritiklos und blind übernommen. Deshalb war die Gattung jahrelang quasi tot.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo, servus Chris,


    wie ich oben schon geschrieben hatte: beim Parasol ist der Ring aus beidem aufgebaut - aus dem Velum partiale und dem Velum universale. Es gibt übrigens auch "Parasole" i.w.S. mit häutigem Velum universale und Volva, so z.B. Macrolepiota rhodosperma var. velicopa.


    Ich habe mittlerweile auch zweimal Chlorophyllum spec. mit häutigem Velum universale und entsprechenden Hautresten auf dem Hut gesehen.


    Man sieht übrigens gerade bei Chlorophyllum die Abrisskante des Gesamtvelums am Ring sehr schön, wenn man genau hinsieht. Ansonsten ist das Velum universale hier so stark reduziert, dass es an der Stielbasis und auf dem Hut nicht mehr erkennbar ist, nur eben als Teil des Rings.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Jan-Arne,


    es ließe sich ja leicht überprüfen, indem man nach Schnallen an den Basidienbasen sucht. Armillaria mellea s.str. hat ja keine - im Gegensatz zu den anderen beringten Arten. Ich habe Armillaria mellea s.str. noch nicht sehr oft gesehen, da es bei mir offensichtlich zu kalt dafür ist (oder zu kontinental). Insofern ist es am Foto eh schwer. Da man die Stielbasen nicht sieht, fällt es so halt schwer. Ein häutiger, abstehender Ring wäre natürlich ein Merkmal für Armillaria mellea s.str. Sollte der Fund kartiert werden, würde ich dennoch eine mikroskopische Überprüfung empfehlen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Mausmann,


    warum sollte ich dich jetzt "auszählen"? Die Aussage, dass der Ring vom Butterpilz ein Velum partiale ist, ist nur fachlich falsch. Das ist alles. Wikipedia ist da keine verlässliche Quelle (bei Pilzen ist die deutsche Wikipedia auf nicht allzu hohem Niveau).


    Die Terminologie der Vela ist kompliziert. Ich empfehle nochmals die Lektüre des Beihefts 12 zur Z. Mykol. von Clemencon. Dort wird z.B. erklärt, dass es ein Pileoblem, ein Cauloblem und ein Lipsanoblem gibt. Caulo- und Pileoblem ergeben gemeinsam das, was als Velum universale bezeichnet wird. Das Lipsanoblem ist das Velum partiale.


    Beispiel Hallimasch:

    Die gelben Velumbänder sind das Cauloblem, die abwischbaren Flocken auf dem Hut das Pileoblem (übrigens auch der Schleim des Hutes bzw. die oberste HDS-Schicht, die sich im Primordium klar erkennbar aus dem Pileoblem bildet), welches bis auf die Unterseite des Rings reicht und dort das Cauloblem erreicht und im Prmiordium dort miteinander zum Velum universale verwächst. Daher ist hier der Ring beides, Velum partiale und Velum universale.


    Die Vela sind ein sehr spannendes, aber auch sehr kompliziertes Thema.


    Was du jetzt meinst:


    ein Velum universale ist nur eins, wenn es klar als häutiges Etwas den Fruchtkörper so bedeckt, dass am Stiel unten eine Volva zurückbleibt?!


    Hat dann für dich der Perlpilz auch eine Gesamthülle?


    Richtig ist, dass das Velum partiale nur zwischen Hutrand und Stiel (meist apikal) gespannt ist, das Velum partiale universale (blöder Schreibfehler...) geht den Stiel von der Basis hoch und auf den Hut. Die Ausprägung, ob nun häutig wie beim Grünen Knolli, ob spinnwebartig, ob nur Bänder am Stiel hinterlassend oder so stark reduziert, dass man nur noch einen Farbeindruck sieht (z.B. Tricholoma fracticum), spielt für die Struktur an sich keine Rolle.


    Viele Pilze haben ein Velum universale - so z.B. alle Agaricaceae, alle Strophariaceae, die Gattungen Cortinarius, Galerina, Inocybe, Tricholoma, Gymnopilus, Amanit usw. - bei Gymnopilus ist es stark reduziert, am Hut nicht mehr erkennbar, am Primordium aber klar sichtbar.


    Auf Anhieb fällt mir kein Pilz mit Velum partiale ein, der nicht auch ein Velum universale hätte - abgesehen von den Gattungen Russula und Pluteus, wobei ich da die beringten Arten noch nicht selbst gesehen habe und daher nicht weiß, ob dieser Ring wirklich ein Velum partiale ist (ich gehe aber davon aus).


    Fragt man ganz normal nach Pilzen mit Ring und ohne Volva, wäre es leicht zu beantworten. Fragt man nach Pilzen, die nur ein Velum partiale haben, wird es sehr kompliziert, wenn man genau hinsieht. Mir war früher auch nicht klar, dass der Ring oft aus dem Velum universale gebildet wird. Trotzdem ist es so. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph