Beiträge von kuhmaul

    Hallo Heinrich,


    das mit dem Kiefernwald erfreut mich, das geht in die Richtung meiner Vermutung zu einem Buckeltäubling, aber ob das wohl alles stimmt? Zur genaueren Eingrenzung brauchen wir in Zukunft dazu noch genauere Angaben. Das hast du ja sowieso vor.


    Übrigens, unsere Kindheitserlebnisse waren doch noch schön, oder?


    Grüsse

    claus

    Hallo Heimrich,


    Deine Idee mit der Wäscheklammer finde ich nicht mal so schlecht. Man muss sich nur zu helfen wissen.

    Nur auf dem Foto wirkt sie halt etwas erheiternd. Ja, du hast da einen Täubling gefunden.


    Sag mal, war da vielleicht eine Kiefer in der Nähe? Und wenn du dann schon eine Kauprobe machst, zieh mal ein Stückchen Huthaut ab, und versuch sie ob sie bitter schmeckt. (bei diesem Pilz ausnahmsweise erlaubt, aber bitte wieder ausspucken!) Sieht so aus, als ob der auch noch einen Buckel auf dem Hut hat?


    Lese dir mal den Link von @Malone durch, denn zu einer Pilzbestimmung braucht man ein wenig mehr an Input als nur ein Bild, ok? Dann berichte uns weiter über deinen Fund und das Ergebnis.


    Bis dann

    claus

    4) aufgrund der Sporenfarbe 1b müsste das einfach der Frauentäubling sein (FeSO4 völlig negativ)

    Einspruch Euer Ehren...


    - wie bekannt, hat cyanoxantha weisses Sporenpulver Ia, nicht Ib

    - Ausserdem steht die FeSO4 Reaktion nicht fest, die müsste erst noch nachgewiesen werden.

    - "Lamellen sehr weich und wenig spröde", naja, je nach Empfinden und Pilzzustand.

    - Eigene, neue Hh-Untersuchungen von cyanoxantha zeigen keine so "regelmässige" Strukturen in den Haaren.


    Hier Bildausschnitte von @Björns Nr.4, so kenne ich das nur von einer Griseinae, oder irre ich mich?



    Euer Ehren, ich kehre jetzt die Beweislast um, bis mir eine R.cyanoxantha mit derartigen perlschnurartigen Elementen in der HDS vorgelegt wird.

    Auf Grund dieser vorliegenden Sachlage bitte ich, ihre Einschätzung pro cyanoxantha nochmals zu überdenken. Aber auch ein Gegenargument ist herzlich willkommen. :)


    liebe Grüsse und einen schönen Urlaub

    claus

    Hallo Björn,


    sehr schwer deine Multi-Anfrage, trotzdem gebe ich mal einen Tip ab.


    zu 1.

    für mich ein Pilz der Gruppe Griseinae, weitere Eingrenzung für mich so nicht möglich.

    Bestimmungsg Gund: Oehrling hat irgendwann mal erwähnt: "in den Haaren kleine blau-schwarz-grüne Krümelchen (in Wasser) sichtbar = Nachweis einer Griseinae."

    Und solches perlschnurartige Innenleben in den Huthauthyphen sind für mich schwach im Kongorot sichtbar.


    zu 2.

    trotz sehr auffälliger Huthauthyphen, für mich unbestimmbar


    zu 3.

    R. risigallina, würde auch mikroskopisch passen. Wenn du jetzt noch in KF Inkrustierungen findest, gehe ich mit. Oder wenn du in KF so fingerartige Hyphen siehst, wo nur ein Segment davon scharf abgegrenzt violett/lila gefärbt ist...


    zu 4.

    für mich wieder ein Pilz der Gruppe Griseinae, weitere Eingrenzung für mich so nicht möglich.

    Grund: Perlschnurartiges Innenleben in den Huthauthyphen wieder für mich schwach im Kongorot sichtbar.


    zu 5. ?


    zu 6.

    hier tendiere ich zu R. lepida, vorausgesetz in KF sind Inkrustierungen nachweisbar.


    Ha... verlass dich aber lieber nicht auf meine laienhaften Aussagen, wie heisst es so schön:

    "Glauben sie ja nicht, wen sie vor sich haben..."


    Grüsse

    claus

    Hallo liebe Pilzfreunde,


    am Mittwoch waren wir eigentlich auf (erfolgreicher) Steinpilzjagt, da finde ich doch glatt noch diesen Täubling den ich euch gerne zeigen möchte. Im ersten Augenblick dachte ich aah...hhja, ein Harter Zinnobertäubling, der kommt mir gerade recht, hatte ich mir nach einem Forums-Beitrag letztes Jahr doch vorgenommen, die Chemie insbesondere SV bei diesem mal zu testen. Nun, ein wenig wunderte ich mich schon, dass der neue Fund irgendwie lebhafter gefärbt aussah als meine bisherigen R.lepida/rosea.

    Hier nun die Fundbeschreibung von einem weiteren Pilz zur Gruppe Roseinae.


    Laubwald: 430m, Buche, Eiche, Kiefer, in der trockenen Laubschicht

    Exemplar: jung, einzeln, Hut 5-6cm

    Hut: rosa-rot mit violettem Ton, ocker-gelber Mitte, +/- ungeriefter Rand, vertieft, matt und bereift

    Peeling: 1/3 - 1/2r, unter der Huthaut rötlich

    Lamellen: spröde, cremefarben, Stielgabelig, wenige Zwischenlamellen, Schneide unfefärbt

    Stiel: einseitig rosa-rot, sonst weisslich und längsgeriffelt, fest, trotzdem irgendwie wattig (nicht hart wie lepida)

    Geruch: neutral

    Geschmack: mild, verzögert ganz ganz leicht bitterlich

    SpP Farbe: Ib - IIa (mein Eindruck)


    Chemie: zu Hause natürlich gleich mit SV getestet und... am Frischpilz negativ, AUSSER ein kleines Fitzelchen an der abgebrochenen

    Stiel-Basis wurde schlagartig rot, vielleicht schon trocken?

    Ich dachte an die Bemerkung von GRÖGER "karminrot (immer so an Exsikkaten; an Frischpilzen oft nur blass rosa, aber nicht konstant und gelegentlich ausbleibend)"

    Das positive Ergebnis am Exsikkat seht ihr in den folgenden Bildern.


    Bild 1, im Laubwald Buche, Eiche, Kiefer


    Bild 2, freigelegt


    Bild 3, Hut mit rot-violettem Einschlag und gelb-ocker Mitte, bereift


    Bild 4, Lamellen cremeweiss, vereinzelt Lameletten, Stiel nur einseitig gefärbt, Basis ockerlich


    Bild 5, Stiel keulig, gerunzelt und rötlich gefärbt


    Bild 6, die Huthaut bis zu 1/3 - 1/2r abziebar, darunter rötlich gefärbt


    Bild 7, die Sulfovanillin Reaktion am Exikkat nach 5sek, nachdunkelnd


    Bild 8, die Sporenpulverfarbe


    Bild 9, SV, Dermatozystiden wurden keine festgestellt


    Bild 10, KF+Lactogl, Primordialhyphen auffällig


    Bild 11, KF+Lactogl, teils mit kräftigen Placken incrustiert


    Bild 12, Kongo Nh3, Incrustierte Hyphen in Kongo schon sichtbar


    Bild 13, Kongo Nh3, meistens zylindrisch und ausspitzend, wenig 1-3 Septen


    Bild 14, Kongo Nh3, auf diese gelblich Spitzen Teile über der Ziffer 6 war ich aus, sind bei GRÖGER S.553 erwähnt


    Bild 15, Kongo Nh3, hier nochmals über 6, GRÖGER "mit lang zugespitzten „Borsten“, wie die „crins“ bei R. vesca und R. heterophylla"


    Bild 16, Kongo Nh3, das übliche Durcheinander von Haaren


    Bild 17, kommen wir zu dem Messprotokoll der Sporen



    Bild 18, Melzer, Sporen Ornament überwiegend netzig, mit wenig einzelnen Warzen


    Bild 19, Melzer, überwiegend netzig, aber auch mit grösseren Freiräumen


    Bild 20, Melzer, die Sporenform ist elliptisch, die Warzen bis max. 0,4 mü hoch


    Nach R. pseudointegra, R. velutipes, R. minutula und dieser R. lepidicolor komplettiere ich meine Gruppe Roseinae.

    Berichtigungen auch kritisch, werden gerne entgegengenommen.


    Grüsse

    claus

    Hallo Tomas,


    wenn der Hut noch intakt ist, kannst du mal ein Stück Huthaut versuchen, wie weit die abziehbar ist?

    Bei vesca und insignis angeblich 1/3 bis 1/2 r und bei azurea angeblich fast ganz abziehbar.


    Ha, ist das spannend...

    claus

    Hallo Jörg,


    ich habe ja "Meine Tendenz ginge..." geschrieben, soll ich etwa die übrig gebliebenen nennen? Die können vom Aussehen genauso verkehrt sein.

    Ich stehe am Rand der Mikroskopie mit meiner Weiterbestimmung, also muss ich hier erstmal passen.


    Grüsse

    claus

    Hallo Tomas,


    Klasse mit dem Sporenabwurf, ja das dürfte Ia nach Romagnesi sein.

    Meine Tendenz ginge ja in Richtung R. vesca, obwohl keine zurückgezogene Huthaut und keine Rostfleckung zu sehen sind. Aber ohne Mikro müsste ich jetzt passen, da käme ich persönlich nicht weiter,

    zumal nach EINHELLINGER auch nach incr. Elementen und dem Sporenornament netzig etc. vorab abgefragt wird. Die Birke sagt mir auch nicht viel. Warten wir mal auf Oerling, vielleicht hat er eine richtige Idee dazu. Danke für deine Mühe.


    Grüsse

    claus

    Hat jemand eine Idee.

    Hallo Tomas,


    ha, nach deinen Angaben habe ich genau 104 Ideen.

    Wenn ich die Lamellen beachte, sind es noch 34 Ideen.

    Ziehe ich die nicricantinae und pectinatae noch ab, bleiben noch 31 Ideen.


    Welche Idee möchtest du hören oder welche hast du?


    So, jetzt gehe ich erstmal in den Wald, ich komm hier nicht weiter...


    Grüsse

    claus

    Hallo Oehrling,


    deine Idee mit R. velenovskyi ist auch nicht schlecht, nur hätte ich jetzt angenommen, dass, wenn jemand schon mit Sulfovanillin arbeitet, auch das GANZE Programm inclusive KF durchzieht. Aber davon zeigt Martin nichts. Ergo, hat der Pilz für mich keine incr. Primordialhyphen gehabt. Ausserdem schreibt er, der Geschmack ist "schärflich". Venelowsky fällt bei sowas bei mir raus. Nur soweit zu meinem anderen Weg.


    Grüsse

    claus

    Was könnte es für ein Täubling sein?

    Hallo Martin,


    an welchen Täubling hast du denn selbst gedacht bevor du den mikroskopiert hast?

    Hast du geschlüsselt? Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?


    Die makroskopische Aufnahme und das anschliessende Ausschlüsseln sind das A+O bevor man überhaupt mikroskopiert.


    Ich habe nach deinen Angaben jetzt versucht diesen Pilz zu schlüsseln, ist schwer für mich und ich lande immer bei den Tenellae. Dort einen auszudeuten ist noch schlimmer. Mein Favorit wäre ja R. versicolor, aber dazu passt dein Sporenvolumen von 205 nicht, Soll: nur knapp über 100.

    Dazu gibt es noch eine fo. macrospora mit mehr Volumen, aber ob ich da richtig liege bezweifele ich...

    Hatte beide noch nicht in Natur gehabt.


    Kannst du mal prüfen, ob der Stiel von der Basis her zum Gilben neigt? Das wäre jedenfalls für die Richtung passend. Ansonsten muss ich passen.


    Grüsse

    claus

    Die von Dir zitierten blasigen (ballonartigen) Zellen sind mir fremd. Hast Du eine Abbildung?

    Hallo Karl,


    klar habe ich da eine Abbildung und wenn es einem nicht gelingt, die Huthaut auf der Rückseite nicht sauber genug abzuschaben wie mir das bei R.velutipes oder auch bei R. minutula, oder generell nicht gelingt, sieht man da halt diese blasigen Zellen bei dieser Art jedesmal. Da können trotz Sorgfalt durchaus noch Fleischreste vorhanden gewesen sein, aber ich sehe es so langsam als eine gewisse

    Hh-Eigenart bei R. velutipes an. Karl, Du arbeitest einfach zu sauber... oder du sagst mir einfach deine Meinung was du dazu denkst, darauf lage ich grossen Wert bei dir.


    Meine zwei noch unbearbeiteten Funde werde ich auf jeden Fall auch nach diesen Elementen untersuchen, sollten die nicht sichtbar sein, werde ich garantiert stutzig. Woanders sind sie mir noch nie so markant aufgefallen. Sogar Tobias hat sie auf Anhieb gefunden.


    Hier mein Bild von der Hh von velutipes (Juli 2017) (Inkrustierungen rechts oben)

    kuhmaul 1



    und jetzt die Hh von R. minutula (Juni 2019) (wie jetzt bei Tobias oder?)

    kuhmaul 2



    Hallo Tobi Lu,


    hab ich ganz übersehen:


    erstmal Herzlich Willkommen im Forum mit einem nicht ganz einfachen aber schönen Thema über Täublinge.


    Danke für die HDS Bilder, ja das meine ich mit blasigen Zellen. Auf deinen letzten zwei Bildern kann man schon septierte und für mich verm. sichtbare Inkrustierungen erkennen. Damit würde ich dir jetzt zu velutipes zaghaft zustimmen.


    Zu einer gefestigten Täublingsbestimmung gehört 100% Input, den haben wir hier nicht gehabt, siehe fehlende Sporenpulver-Farbe, Chemie mit SV und Mikro mit KF, deshalb.


    Deine Pilzbeschreibung und deine Bilder dazu waren für den ersten Einstieg top, wobei ich schwer der Meinung bin, dass du dich mit dieser Materie schon länger beschäftigst. Hast du eigentlich mal laut geklingelt wie du durch die Tür zu uns gekommen bist?


    Grüsse

    claus

    ah, das gefällt mir schon besser.

    Sporen rundlich Q-Werte so um 1,2 (wären im für die Art angegebenen Bereich, weitere Mikromerkmale habe ich (noch) nicht erfasst)

    Sulfovanillin wäre natürlich das optimale gewesen um den zur Gruppe der Roseinae festzunageln.


    Aber, wenn du schon am Mikroskopieren bist und dazu auch Fotos machen kannst zeig doch davon welche, das wäre toll. Tip: Mit Kongorot müssten in dessen Huthaut unter anderem blasige (ballonartige) Zellen zu sehen sein. Ob das in Wasser geht weiss ich leider nicht.

    Auch Karbolfuchsin wäre in dem Fall eine weitere Hilfe gewesen. Viel Erfolg.


    Grüsse

    claus

    Hallo Tobias,


    interessante Sache, optisch wäre ich dabei.

    Merkmale: Langsame sehr schwach rosa Färbung, auf Eisensulfat langsam blau-grünlich, Anilin negativ (Leider habe ich kein Sulfovanilin).

    Leider komme ich mit dieser Eisensulfat Aussage mit dem Stielbild nicht zurecht...

    Darf ich mal fragen, durch was das "Grün" auf dem Stiel enstanden ist?

    Das passt nicht so recht auf R. velutipes, der soll auch nach Zeit mit GUAJAK nur auf den Lamellen grün reagieren.


    Grüsse

    claus

    Hallo Christoph,


    herzlichen Dank für deine Mühe.


    "Der Pfeil zeigt die typische Spitze von Lactifluus vellereus - abgerundet und dickwandig."
    "Bei Lactifluus bertillonii enden die Haare eher etwas ausspitzend und oft dünnwandig."


    Na, das ist für einen Laien mal eine verständliche Aussage und mit der ich dann auch weiterhin

    Lactifluus bertillonii sagen kann.

    Beim nächsten Fund werde ich aber versuchen die frische HDS in Wasser zu mikroskopieren um ein kollabieren der ganzen Huthaut-Haare wie jetzt bei meinem Exsikkat zu vermeiden.


    Schade, dass es im I-Net so wenig Information zu den Mikromerkmalen zum Pilz selbst gibt, eine gefundene PDF Seite aus Skandinavien möchte ich euch dennoch anbieten, beinhaltet Makro- wie Mikromerkmale von L. vellereus und L. bertillonii. Hat mir zum Thema sehr gut gefallen.


    karstenia 30-2 1990-1.pdf


    Ich danke euch fürs Mitmachen, bis zum nächsten Ratepilz

    claus

    Hallo Heidi, Karl und Christoph,


    danke erstmal für eure Antwort und ehrlich, ich bin im Nachhinein froh, dass der Pilz durch seine Makromerkmale so einigermassen festgenagelt ist. Die nachträgliche Bestimmung nur nach Interpretation der HDS Haare wären eine Katastrophe gewesen.

    Falls du die HDS-Haarspitzen anschauen willst und fotografierst oder beschreibst, dann löse ich auf, wo der Unterschied liegt

    Christoph, es hat ein wenig Muse und Zeit gebraucht um die HDS erneut zu untersuchen.

    Und es hat ein wenig gedauert bis ich der Meinung war, das gesehen zu haben, was andere Autoren laut ihren Skizzen gesehen haben wollen. Aber sicher bin ich mir bis jetzt immer noch nicht ob das das Gesuchte überhaupt ist, zumal ich mit einem Exsikkat arbeiten musste. Bin ich überhaupt am richtigen Platz?


    Ehrlich gesagt, diese gewissen Haarspitzen hätte ich beim normalen Mikroskopiervorgang nie beachtet und nur dann sehe, wenn ich bei mir die Apertur-Blende stark zumache. Normal stellt sich für mich das Bild mit 100er Oel wie im folgenden Bild dar.


    Bild 14, NH3, Auffällige Haarspitzen Fehlanzeige, ausser vielleicht dem kurzen Stummel auf 1/2 3 Uhr.


    Solche Stummel waren öfters zu sehen, interpretierte sie aber als abgebrochene Huthaut Elemente, soll ja durch Quetschung mal vorkommen. Auf dem folgenden Bild habe ich mal solch einen stärkeren "abgebrochenen Stummel" bei mehr zugedrehter Apertur abgebildet.


    Bild 15, "To be, or not to be, that is the question"


    Sieht schon so etwa aus wie auf den Illustrationen von PDS S.49, aber ob das DAS ist, bin ich überfragt. Ich hätte sowas übersehen und nicht beachtet. Vielleicht kann uns da Christoph mit seinem Angebot weiterhelfen, gerne auch mit einer Abbildung oder Bild... Danke


    Und dann kam mir noch dieses Bild unter die Lappen, ich schwöre, da hörst du auf zu mikroskopieren...


    Bild 16, ist schon komisch, sieht ja fast aus wie eine Fehlbestimmung,

    doch "L. vellereus"...??? Ich blick nicht mehr durch.


    Grüsse

    claus

    Hallo Pilzfreunde,


    so sagt jedenfalls der Schlüssel in PDS zu meinem Pilz, den ich am Sonntag gefunden habe.


    Fundort: zwei Stück auf einer Wiese direkt am Waldrand mit Buche, Eiche, einer Linde und Birke, Höhe 450m

    (Wiese im Herbst voll mit Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale)


    MAKROSKOPIE:

    Hut: creme-weiss, stark trichterförmig, 7 + 12cm DM

    Hutrand: glatt, teils eingerollt

    Hutoberfläche: matt, samtig, zart

    Stiel: farblich etwa wie der Hut, zur Basis verjüngend

    Stieloberfläche: samtig, zart, wie gekalkt

    Stiel Konstistenz: sehr hart und fest

    Lamellen: creme-weiss, auffallend bräunlich verfärbt, gegabelt, Zwischenlamellen

    Milchfarbe: weiss, keine Verfärbung am Pilz oder auf Tuch festgestellt

    Geschmack der Milch: teuflisch scharf nach zwei Sekunden, Dauer ca. 1 min.

    Geschmack Fleisch: danach nicht mehr möglich gewesen

    Geruch: neutral

    Chemie: FeSo4 Stiel leicht rosa, KOH: Milch-Schnittstelle Lamellen: orange

    Sporenpulver: weiss


    MIKROSKOPIE:

    Sporen: lav x bav = 8 x 6,5 µm, Form: oval

    Ornament: isoliert bis fein teilnetzig verbunden

    Warzen: bis 0,25 µm hoch, fast nicht messbar


    HDS: bestehend aus einer sogenannten "lamprotrichoderm" Struktur (s. Bild)

    Cheilomakrozystiden: spindelig bis keulig, mit lichtbrechenden rundlichen Einschlüssen, ohne Bild

    Habe ich was vergessen?


    Meines Wissens gibt es nur zwei Milchlinge mit dieser lamprodichoderm HDS-Struktur. Der Zweite wäre dann Lactarius vellereus.

    Soll ja auch sein optischer Doppelgänger sein und von diesem nur mikroskopisch unterschieden werden können.

    Nun, zum einen wird uns mit Glück die Chemie mit KOH helfen, aufgeschmiert auf die Milch an den Lamellen der Schnittfläche,

    da wird die Milch bei L. bertillonii gelb-orange (s. Bild), bei L. vellereus unverändert.

    Zum anderen hat mein Pilz ein fein teilnetziges Sporen Ornament, dagegen soll L. vellereus ein netzartiges Ornament haben.

    Auch die Milch-Schärfe soll bei vellereus nicht so extrem scharf sein.


    Nun die Bilder zu meinem Pilz


    Bild 1, Doppelpack auf der Waldlichtung nähe Buchen (Eiche, Linde, weiter weg Birke)


    Bild 2, Hut ca 7 + 11cm, Oberfläche matt, zert, samtig, alt stark trichterartig


    Bild 3, Huthaut 1/3 abziebar, unter der Hh ockerbraun gefleckt


    Bild 4, Hutrand glatt, eingerollt, matt, samtig, Milch weiss, unverädert am Pilz wie auf Papier


    Bild 5, Lamellen auffällig stark bräunend fleckend, Stiel zur Basis verjüngt


    Bild 6, Schnittfläche weisslich mit ockerbräunlichen Verfärbungen, Konsistenz sehr fest und hart


    Bild 7, Chemie FeSo4 auf Stieloberfäche zartrosa


    Bild 8, Chemie KOH auf Schnittfläche Lamellen orange (oben)


    Bild 9, Sporen 8 x 6,5 µm, Form oval, Ornament teilnetzig fein verbunden (nicht netzig)


    Bild 10, Warzenhöhe nur 0,2 mü hoch (geschätzt)


    bild 11, Vermessungsprotokoll Sporen


    Bild 12, Medium NH3, HDS Schnitt


    Bild 13, NH3, näher ran, die sogenannte "lamprotrichoderm" Struktur



    FAZIT: wenn ich mir so meine gesammelten Merkmale mit den Beschreibungen zu L. bertillonii vergleiche,

    müsste eigentlich mein Pilzfund auch so heissen...


    Was meint Ihr?


    Grüsse

    claus

    mit der Frage, was genau ich da eigentlich sehe und -viel wichtiger- was ich nun daraus ableiten kann, bin ich noch oft überfordert.

    Hallo Nemrod,


    Na ja, deine Mikro-Bilder sind nicht ganz optimal trotzdem reicht es aus, zusätzlich zu den Makromerkmalen, eine Zugehörigkeit zur Gruppe der Amoeninae zu bestätigen. Zu dieser Gruppe gehören AMOENA, AMOENICOLOR, VIOLEIPES, VIRESCENS soweit ich weiss.

    Diese Arten haben weder Pleurozystiden noch Primordialhyphen, aber sie sehen sich im Mikro der übrigen HDS-Merkmale (s. deine HDS-Bilder) sehr ähnlich und man muss unter Umständen auch mal Messen etc.


    Zu deiner Frage WAS genau du da eigentlich daraus ableiten kannst ist damit schon erklärt. Eine Bestätigung einer Vermutung. Denn sowohl die Makro-Merkmale incl. Chemie wie auch die rundlichen, teilnetzigen Sporen und auch die kurzgliedrigen kugeligen Zellen mit dem spitzen Endglied passen zu dem Pilz.


    Dass du mikroskopierst finde ich gut, aber man sollte schon wissen was man sieht...

    besser gesagt "WAS MAN (WIE) WO SEHEN SOLLTE"


    Die Täublinge sind an sich sehr gut beschrieben und dokumentiert. Dazu gehören u.a. die Mikromerkmale der Huthaut, der Lamellen und der Sporen.

    So eine zeichnerische Dokumentation von R. violeipes mit der HDS und der Sporen siehst du im Bild.

    So SOLLTE deine HDS bei einer fraglichen Vermutung eben aussehen.


    Bild: Auszug aus Romagnesi R. violeipes



    Wenn du jetzt dein HDS-Mikro genauer betrachtest, müssten dir eigentlich Gemeinsamkeiten der kugelig geformten Elemente mit dem spitz zulaufenden Ende auffallen.

    Auch bei der Spore auf 8:00 Uhr müsstest du ein gewisses Netz beobachten können.

    Je besser das Bild, um so leichter die Interpretation...


    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen


    Grüsse aus der Rhön

    claus

    Hallo Nemrod,


    eins muss ich sagen, deine aufgeführte Pilzbeschreibung ist erste Klasse. :daumen:


    Das hat mir alles bei der Nachbestimmung deines Pilzes geholfen.

    Auch auf dem Sporen-Mikro erkennt man auf 8:00 Uhr ein netzartiges Ornament zu den sonst rundlich erscheinenden Sporen und beim Mikro der HDS die typisch blasigen Zellen mit spitz zulaufendem Endglied. So wie es sein soll. Top.


    Somit kann ich mich der Meinung meiner Vorredner zu R. violeipes voll anschliessen.


    Danke und Grüsse

    claus

    Spannendes Teil. Vielleicht nehmen sich kuhmaul, Oehrling oder Karl W der Sache an.

    Hallo Climbingfreak,


    danke, es ist ja schön dass ihr mir auch einen Hawaii-Kranz umhängt, aber die Musik dazu stimmt nicht...

    Um in DER Liga mitzuspielen, verlangt es ein etliches an "Mehr" und eine jahrelange Erfahrung!


    Hallo Norbert,


    schönes Rätsel, trotz intensiver Beschäftigung mit deinem Pilz bin ich selbst zu keinem Ergebnis gekommen und gescheitert. Gescheitert nicht an der Hutfarbe (die kommt bei mir ganz zum Schluss), sondern auch an der nicht richtig beachteten Hutrand-Kannelierung und deren Weiterverfolgung.


    Deine Geschmacksangabe "mild" ist ja ok, läuft bei mir aber leider unter "mild, bitterlich, widerlich, unangenehm, zusammenziehend". Bei deinem Scan der Sporenpulferfarbe hätte ich mir eine gewisse Angabe gewünscht, war notgedrungen aber gerade so erkennbar.


    Und jetzt im Nachhinein war er ja auch bei mir mit auf dem Schirm, wie andere 36 Arten auch, ha...


    Den Vorschlag von KARL mit R. recondita (früher pectinatoides) finde ich toll, passt alles mit deiner gesamten Beschreibung zusammen.


    Grüsse und Danke, man lernt immer wieder dazu

    claus

    Hallo Pilzfreunde,


    heute war ich im kühlen Keller um das letzte Beweisstück, die HDS = Hutdeckschicht zu untersuchen

    und weiter oben hatte ich ja schon mal erwähnt "Huthaut pergamentartig", beim Präparieren war das noch viel schlimmer.


    Fassen wir aber erst nochmal zusammen:


    - Wir befinden uns in der "Gruppe Roseinae", weil mit Sulfovanillin der Stiel eosinrot geworden ist.

    - Zu der Gruppe gehören LEPIDICOLOR, MINUTULA, PSEUDO-INTEGRA und VELUTIPES

    (einer MUSS es ja sein)

    - PSEUDO-INTEGRA fällt weg, hat gelbes Sporenpulver um IVb (Romagnesi), die drei anderen alle Ib.

    - LEPIDICOLOR soll NICHT abziehbare Huthaut haben, fällt also weg, bleiben noch zwei

    - VELUTIPES hat bis zu mehrheitlich verbundene Warzen als Ornament, habe ich selbst schon untersucht

    - MINUTULA hat isolierte bis vereinzelt verbundene Warzen im Ornament, ausserdem sind die Warzen insgesamt höher.


    Isolierte bis vereinzelt verbundene Warzen sieht man in meinen obigen Sporenbildern.

    Diese sind definitiv anders als bei velutipes und da sehe ich nun "KEIN Morgenrot" mehr.

    Oehrling scheint Recht zu haben, aber untersuchen wir erstmal die HDS.


    EINHELLINGER zeigt auf Seite 125 eine Zystide A, die wollte ich finden was nicht ganz einfach war.


    Bild 17, Kongo, Huthautfragmente wie bei velutipes auch


    Bild 18, Kongo, teils büschelige Primordialhyphen bis 3,5 mü breit, mehrfach septiert, wie bei velutipes


    Bild 19, Sulfovanillin, keine Pileozystiden nachweisbar, wie velutipes


    Bild 20, Kf-Lactoglycerol, spärliche Verkrustungen, vergleichbar mit velutipes


    Bild 21, H2O, Hymenialzystiden mit teils grösseren Placken

    (Exsudat?, habe ich bei velutipes noch nicht untersucht)


    Bild 22, H2O, HIER... die Zystide wie bei der Abb. von minutula bei EINHELLINGER, fehlt bei velutipes!


    FAZIT

    Meine Makroskopie hat gestimmt, die Mikroskopie sagt Fehlbestimmt.

    Mit diesen Sporen-Merkmalen und diesen Huthaut-Zystiden nenne ich meinen Pilz jetzt:


    Russula minutula - Kleiner Rosatäubling

    (ist ja auch ein schöner Name)


    Danke Oehrling!


    Grüsse

    claus