Hallo zusammen,
vor wenigen Tagen haben ein befreundetes Paar und ich einen Fruchtkörper gefunden, den wir vom Habitus eindeutig der Gattung Hygrophoropsis zuordnen konnten. Hier ein paar Bilder:
Auffällig sind die hellen Lamellen sowie der dunkle Stiel. Am ehesten passt die alte Beschreibung von Cantharellus aurantiacus var. pallidus (Cooke 1888), die man beispielsweise in Kibby, 2012, p. 47 findet. Von der Sporengröße her passt Hygrophoropsis aurantiaca in jedem Fall (ca. 20 Sporen gemessen):
- Sporenmaße: 6,0 ± 0,8µm × 3,9 ± 0,2µm
- Reichweite: 5,0–7,4µm × 3,7–4,3µm
- Q-Wert: 1,5 ± 0,1
Vor dem Hintergrund, dass die Gattung scheinbar „in desperate need of modern treatment“ ist, hat dieser Post nicht die Absicht, den Fund eindeutig zuzuordnen. Vielmehr geht es mir um ein Phänomen, das ich nicht zuordnen kann: In der Literatur (bspw. Gminder & Karasch, 2023, p. 72, Breitenbach, 1991, p. 90, Krieglsteiner, 2001, p. 273) wird davon berichtet, dass Hygrophoropsis-Arten dextrinoide Sporen haben – auch Hygrophoropsis aurantiaca. Beim Mikroskopieren habe ich bei keinem von drei Präparaten des Exsikkats vom oben beschriebenen Fruchtkörper dextrinoide Sporen gefunden. Hier ein Beispielbild:
Interessanterweise steht im 123pilze-Eintrag zum falschen Pfifferling die Beschreibung „teils dextrinoid“. Mir ist bewusst, dass 123pilze nicht die verlässlichste Quelle für Mikromerkmale ist, aber vielleicht ist das ja ein Hinweis. Meine Frage an euch ist: Haben eure Exemplare von Hygrophoropsis-Arten dextrinoide Sporen, oder habt ihr ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht? Falls nicht, wie könnt ihr euch die fehlende Dextrinoidität erklären? Ich bin gespannt auf eure Antworten!
Literatur:
Breitenbach, J. (1991). Pilze der Schweiz 3: Röhrlinge und Blätterpilze. Mykologia.
Gminder, A., & Karasch, P. (2023). Das Kosmos-Handbuch Pilze: Mit über 2500 Zeichnungen, über 1500 Arten (1st ed.). Kosmos.
Kibby, G. (2012). The hygrophoropsis aurantiaca complex. Field Mycology, 13(2), 43–50. https://doi.org/10.1016/j.fldmyc.2012.03.004
Krieglsteiner, G. J. (2001). Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3: Ständerpilze: Blätterpilze I. Eugen Ulmer.
