Letzte Phlegmacien

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 438 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schrumz.

  • Hallo zusammen,

    Kalt wirds. Aber es gibt noch interessante Phlegmacien (und verrückte Mengen von Trompetenpfifferlingen) also gehts in den Wald. Es gibt noch Phlegmacien und ich bitte Cortinarius noch ein wahrscheinlich letztes Mal dieses Jahr um Hilfe.

    1. Ein Calochroi im reinen Nadelwald. Ich gehe davon aus, dass ich die Art an anderer Stelle schon hatte, bei Fichte und sehr alten Tannen auf Kalk. Basisknolle verzögert rot mit KOH, Hut nur eher undeutlich rotbraun (aber durchaus mit Farbumschlag); im Fleisch nur undeutlich leicht bräunlich. Violett nur in den Lamellen und der äußersten Stielspitze. Das Gelb der Huthaut nicht allzu grell, mit weißen Velumpacken. Sporen citriform, warzig, bis 12 um lang.

    Ich denke hier sind Calonarius barbaricus und Calonarius metarius (soweit ich weiß syn. C. barbaorum) die Hauptkandidaten. Irgendwo habe ich aber auch noch den Namen Calonarius subarquatus gefunden, der mir ein völliges Rätsel ist, aber wohl einen ähnlich aussehenden Pilz beschreibt. Da alle 3 wohl selten bis sehr selten sind, würde ich den gerne unter korrektem Namen kartieren.

    2. Das einzige Phlegmacium, das heuer Hauptsaison zu haben scheint; die meisten anderen schieben nur noch Einzelexemplare frisch nach. Sehr hübsch gelb mit komischen braunen Schlieren. Nirgends, auch nur ein Hauch Violett. Ich gehe davon aus, dass die Folgenden die gleiche Art zeigen. Beide im reinen Nadelwald bei Fichte und Tanne.

    Kollektion 1:

    Kollektion 2:

    Beide Kollektionen riechen extrem nach Rettich, zeigen aber Farben, wie ich sie bei Calonarius pseudoglaucopus eher nicht kenne (Viel gelb, kein Violett). Sporen bis 13 um lang, mandelförmig. Ich denke hier sollte es sich um eine Art aus Calonarius sect. Humolentes handeln. Eventueller Kandidat wäre Calonarius anaunianus oder komisch aussehende Calonarius pseudoglaucopus. Kann pseudoglaucopus so gelb? Die entnommenen Fruchtkörper machten einen ziemlich frischen Eindruck und so kannte ich junge pseudoglaucopus halt gar nicht. Es gab auch noch andere Phlegmacien, die ich eventuell in einem Extrabericht zeige.

    Viele Grüße

  • Hallo

    den ersten mit der deutlichen Reaktion am Basalmycel und den eher grossen, citriformen Sporen würde ich mit C.metarius vergleichen


    die letzten ( Kollektion 2) wären für mich C.pseudoglaucopus
    Auf dem letzen Bild sieht man den Hauch von violett an der Stielknolle.
    Die Hutfarben sind bei Pseudoglaucopus recht variabel, aber immer mit einem gewissen Olivton
    Ein schönes Merkmal hab ich gerade von Andi, donbrosco gelernt und das trifft es perfekt.
    Der Geruch ist nicht nur Rettich sondern immer auch nach "kaltem Aschenbecher"
    Selbst als passionierter Nichtraucher kann ich den Geruch gut erkennen.
    Kannst ja mal testen ob du das auch riechst.
    Beim Cortinarien Kurs in Hornberg hatte ich einen wirklich uralten Klumpfuss nur Braun in Braun ohne jegliche Merkmale, aber dieser markante Geruch hat ihn dann als Pseudoglaucopus verraten.


    die Kollektion 1: kann ich nicht zuordnen, da passen mir die Hutfarben nicht zu Pseudoglaucopus
    Die müsstest du mal getrennt mikroskopieren, ob die Sporen wirklich gleich sind wie bei Kollektion 2


    Gruss

    Uwe

  • Danke.

    Metarius macht denke ich Sinn, auch wenn ich die KOH Reaktion auf der Huthaut nicht wirklich als glatt rot einordnen kann und mir die Abgrenzung von barbaricus/barbaorum (je nach Quelle soll die Art mit einer von beiden Synonym sein) etwas schwerfällt.


    Das sind die Sporen des ziemlich frischen Fruchtkörpers von Kollektion 1 beim zweiten Pilz. Für mich exakt gleich wie die anderen, mandelförmig, bis 13 um.

    Ich konnte keinen Aschenbecher riechen, für mich deutlich nach Rettich mit kräftiger muffig-erdiger Komponente. Mir gefällt die Hutfarbe leider auch so gar nicht für pseudoglaucopus, da kein oliv und sehr gelb. Ich hab die Bilder nochmal etwas kleiner geschnibbelt und für mich haben die wenig Ähnlichkeit mit Hüten junger pseudoglaucopus, die ich letzte Woche ausgiebig begutachten konnte.

    Hier noch eine Kollektion von letzter Woche bei der ich mir fast sicher bin, dass es die gleiche Art ist:

    Und so kenne ich im Vergleich pseudoglaucopus

    Wenn das tatsächlich die gleiche Art sein sollte, wäre die Hutfarbe schon schwer variabel.

    Viele Grüße

  • Hallo

    Wenn das nicht C.pseudoglaucopus ist, dann kenn ich den Pilz nicht.

    Für mich passt das in die Bandbreite von Pseudoglaucopus.

    Spore passen perfekt, Rettichgeruch ist da, und das Violett an der Stielknolle ist zu erahnen

    Wenn du es genau wissen willst, hilft nur sequenzieren.

    Auch nur so werden neue Arten entdeckt.

    Gruss

    Uwe

  • Wenn du dir sicher bist habe ich natürlich keinen Grund dich anzuzweifeln, so sollte das nicht rüberkommen. Ist aber schon wild dass eine Sippe olivbraun aus der Erde kommt und auch dauerhaft braun bleibt während die andere selbst im Alter noch komplett gelb ist.

    Viele Grüße

  • Zur Bestimmung kann ich nichts beitragen, weil ich sämtliche hier vorgestellte Arten noch nie in der Hand hatte. Aber ich wollte Dir dennoch zur Schleierlingsschwemme gratulieren. Tolle Funde!

  • Danke, ja es war hier ein super Phlegmacienjahr, vor allem im Nadelwald. Da kein Frost angesagt ist kommt vielleicht sogar nochmal was. Ich mache wahrscheinlich am Ende der Saison nochmal einen Beitrag wo ich die meisten Funde vorstelle, mindestens 3 möchte ich aber noch zur Sequenzierung schicken. Der einzige den ich dieses Jahr leider noch nicht wiederfinden konnte ist C. atrovirens von dem ich auch mal gern gute Bilder hätte.

    Viele Grüße