Eigene Pilzstellen kreieren

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 368 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Liebes Forum,

    Ich bin begeisterter Pilze-Sammler.

    Freunde haben ihre Pilzabfälle immer über den Zaun geworfen (grenzt an Waldrand) und seit etlichen Jahren wachsen dort Pfifferlinge.


    Ich möchte versuchen am Waldrand meine eigenen Pilzstellen (Steinpilz, Flocki, Birkenpilz) in Hausnähe zu kreieren. Nach etwas Recherche komme ich zu dem Schluss, dass nach Findung eines geeigneten Habitats in der Nähe eines passenden Wirtbaumes

    A. Pilzreste und/oder

    B. ein selbst hergestelltes Sporenpulver (aus möglichst vielen verschiedenen Pilzen)

    in den Boden eingearbeitet werden kann.


    Einige Fragen habe ich, vielleicht hat jemand Erfahrungswerte?

    1. Ich hatte gelesen, dass der Wirtsbaum, den man auswählt für eine Pilz/Baum-Symbiose ca. 20-40 Jahre alt sein sollte. Hat jemand eine Idee warum? Haben die Bäume in diesem Alter noch nicht so viele Symbiosen mit anderen Pilzen eingegangen?
    2. Sporenpulver herstellen: Ich schneide die Schwämme meiner Pilzabfälle klein u. trockne diese im Dörrgerät bei ca 50 Grad. Dann habe ich ca 0,5-1cm große Stücke. Würdet ihr diese weiter verkleinern, so dass die Sporen mehrerer Pilze besser vermischt werden? Kann ich die Stücke mit einem Mörser u. Stössel verkleinern oder gehen die Sporen dabei kaputt?

    Danke vorab,

    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    leider haben die Bäume und Pilzmyzelien so ihre eigenen Vorstellungen. Das deckt sich nicht immer mit den eigenen Vorstellungen und Bemühungen.


    Vor fünf Jahren hatte ich auf knapp zwei Hektar landwirtschaftliche Flächen Kurzumtriebs-Versuchsplantagen angelegt. Bei der Auswahl der Baumarten hatte ich darauf geachtet, dass auch solche dabei sind, die interessante Mykorrhiza-Partner sind (Baum-Hasel, Flaum-Eiche und Esskastanie).


    Obwohl ich von Anbeginn (!) reichlich Putzabfälle von Steinpilz, Pfifferling, Herbst-Trompeten etc. dort verteilt hatte, habe ich noch nicht einen Fruchtkörper von den ausgestreuten Arten ernten können.


    Dafür habe ich dieses Jahr reichlich giftige Risspilze, irgendwelche ungenießbaren Fälblinge, ein paar nicht näher bestimmte Cortinarien und Kahle Kremplinge gefunden. Keine dieser Arten hatte ich dort verteilt.


    Meine Schlussfolgerungen:


    1.) Die Chance, dass das genau wie gewünscht klappt, ist offensichtlich nicht allzu groß.


    2.) Die Bäume gehen schon in den ersten Lebensjahren eine Mykorrhiza ein.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo zusammen,

    Beispiel Hausgarten, bei Grevenbroich, Grundstück 1968 bezogen, vorher Brache, eher sauer.

    Am Rand wurde eine Fichtenhecke gepflanzt, eine Lärche und eine Birke, eine Douglasie.

    Mein Vater hat sein Leben lang Pilzabfalle aus der Eifel immer im Garten verstreut.Er hoffte, dort seine Wunschpilze anzusiedeln.

    Eine Rasenfläche wurde ab ca 2005 nur noch mit dem Mulchmäher gemäht, nie vertikutiert.


    Beobachtungen:

    - ab Anfang der 90er wuchsen in der Nadelschicht unter den Fichten Kleine Waldchampignons

    (Fichten wurden 1996 entfernt und gegen eine Hainbuchen-Hecke ersetzt)

    - ab Mitte der 90er wuchsen in Birkennähe Kahler Krempling

    -ab Anfang der 2000er wuchsen in Nähe zur Birke Fliegenpilze

    - ab ca 2015 kamen Birkenpilze hinzu

    - 2024 fand ich erstmals einen einzigen Steinpilze, B. Edulis. Mein Vater hat mir immer erzählt, das ser im nahen Mühlenbusch, einem größeren Waldgebiet, niemals Steinpilze fand

    - 2025 fand ich an gleicher Stelle erneut einen Steinpilz

    Birken-, Fliegen- und Steinpilze wuchsen ausschließlich im dicht vermoosten, verfilztem Rasen, der ab August dort nicht mehr gemäht wird

    - 2023 gab es zuletzt Fliegenpilze


    Im Garten eines Freundes wuchsen unter Birken nach ca. 30 Jahren Hexenröhrlinge


    Meine Schlüsse:

    - Pilze , bzw die Fruchtkörper kommen von alleine, wenn die Bedingungen passen

    - ob man die Ansiedlung durch Pilzreste fördern kann, erachte ich als nicht bewiesen

    - vernachlässigte Rasenflächen scheinen förderlich fürs Pilzwachstum zu sein

    - bei ausreichend Feuchtigkeit kommt so manche Überraschung ans Licht


    Wenn ich auf Pilze aus wäre und Land hätte und pflanzen dürfte, was ich wollte und in einer Region mit ausreichend Regen leben würde


    - würde ich eine Fichten-Monokultur von mindestens 1 ha pflanzen, ungeachtet der Borkenkäfer-Problematik, dann hätte ich nach ca 15-25 Jahren ziemlich sicher Steinpilze

    - würde ich einen Mischwald von Birke, Eiche, Kiefer, Fichte und Hainbuche pflanzen. Dann könnten sich zumindest meine Kinder an diversen erfreuen

    - ich würde Sämlinge dieser Bäume aus Wäldern mit Pilzvorkommen verwenden, denn die sind als Keimlinge schon "geimpft" worden, wenn dies erlaubt wäre. Ansonsten würde ich Sämlinge schon im Jugendstadium mit Pilzsporen in Kontakt bringen

    - ich würde Bereiche mit Boden-pH zwischen 4,5 -7 schaffen


    Alles Theorie, basierend auf Beobachtungen bei der Pilzsuche von 50 Jahren und Erlerntem während eines naturwissenschaftlichen Studiums.


    Gruß Bernd

  • Hallo Bernd, Frank,

    vielen Dank für Eure Nachrichten.

    Ich denke ich habe mich nicht so deutlich ausgedrückt: Ich möchte keine Pilzstellen im eigenen Garten schaffen. Ich denke das ist sehr schwierig. Schon deshalb weil 95% aller Gärten überdüngt sind u. evtl. zuviel Nitrat vorliegt. Selbst wenn auf dem eigenen Grundstück alles gut aussieht, düngen die Nachbarn vielleicht ohne Ende.


    Stattdessen wäre meine Idee bestehende Pilzplätze ertragreicher zu machen oder in der Nähe einer vorhandenen Pilzstelle (beides im Wald) eine Neue zu schaffen, denn dort wird der Boden vermutlich schon passen. Daher eben auch meine Frage 1, welches Alter der Wirtsbaum ca. haben sollte. Im eigenen Garten, kann ich mir das Alter der Bäume nur bedingt aussuchen.


    Ich werfe heute schon unsere Pilzabfälle beim nächsten Pilzgang wieder in den Wald, um der Natur wieder etwas zurückzugeben. Das möchte ich etwas optimieren, indem ich die Schwämme von gleichartigen Röhrlingen mische und an einer geeigneten Stelle ablege. Idealerweise sind es dann ganz viele Schwämme von z.B. Steinpilzen oder Flockis, denn so wie ich verstehe, sind 2 Pilzsporen gegenteiligen Geschlechts erforderlich und deren Netze gegenteiligen Geschlechts müssen sich berühren, um danach im Erfolgsfall in Kontakt mit der Wurzel eines Wirtsbaumes zu kommen. Daher eben auch meine Frage 2, ob ich die getrockneten Schwämme mit einem Mörser zerkleinern kann oder ob die Sporen dabei kaputt gehen. Die Idee ist dabei, dass sich von mindestens drei oder vier gleichartigen Pilzen die Sporen gut vermischen.


    Wenn jemand Anregungen oder positive Erfahrungen mit dem Anlegen einer neuer Pilzstelle hat, freue ich mich sehr. Interessant fand ich den Beitrag von maczki, hier:

    https://www.pilzforum.eu/board/thread/30689-geeignete-umgebung-für-steinpilze/


    VG,

    Gerhard

  • Ist zu kurz gedacht. Pilze sind ein extrem komplexeres Gebilde als einfach nur "Schwämme sammeln, Sporenkonzentrat, ansähen".

    Wenn das Habitat stimmt kommen sie, ob man möchte oder nicht. Ob der Pilz viele Fruchtkörper bildet oder nicht,

    kannst du nicht beeinflussen mit deiner Aktion.

    VG, Moosfreundin :)


    Meine Pilzbestimmungen sind wie Wettervorhersagen: manchmal richtig, manchmal nicht. Wer seinen Fund essen möchte geht zum PSV.

  • Gerard


    Ich zitiere Moosfreundin sinngemäß

    Entweder sie kommen oder sie kommen nicht


    Mehr wollte ich mit meinem Beispiel auch nicht sagen.


    Wenn es geeignete Stellen in deinem Wald gäbe, warum sind die Pilze dann nicht schon da?

    Gruß Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

  • Ich schneide die Schwämme meiner Pilzabfälle klein u. trockne diese im Dörrgerät bei ca 50 Grad.

    Hallo Gerhard,


    bei 50 Grad tötest du wohl jegliches pilzliches Leben ab. Nimm lieber 30 Grad.


    Außerdem mal kurz überlegen, bevor man Aufwand investiert: wenn das was du vorhast funktionieren würde, warum hat es bisher noch niemand gemacht und es dabei zum Erfolg gebracht? Genügend schlaue Leute gab es doch vorher schon.

    Vielleicht weil dir im Wald die Schnecken und Maden alles wegfressen würden, bevor du zur Ernte kommst? Oder weil vielleicht alles vorher verschimmelt? Oder vertrocknet, wenn es nicht ausreichend regnet? Oder von "wilden" Pilzsammlern abgesammelt wird? Gießen willst du deine Pilzstellen ja sicherlich nicht, und auch nicht einzäunen und bewachen, oder?


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!