Hoch hinauf

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.595 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Heute hatte ich endlich mal wieder Zeit für eine längere Exkursion. Ich ging ohne viel Hoffnung los, denn die Trockenheit hat die Gegend hier fest im Griff.

    Die gelegentlichen kurzen Gewitter ändern daran nichts. Start war in dem kleinen Dorf St-Luc.


    Die Fichtenwälder, Lärchenwälder und subalpinen Weiden waren absolut pilzleer. Es gab nicht einmal vertrocknete Täublingsleichen.

    Und das obwohl ich extra durch eine schattige Schlucht mit viel Wasser aufstieg (kein Sorge, da gibt es einen Wanderweg):


    Aber dann, nach zwei Stunden auf 2400m, kam ich ins Paradies. Plötzlich waren die Pilze einstimmig der Meinung, dass ihnen die Bedingungen gefallen.

    Ok, ich musste den kleinen Wasserläufen folgen, abseits davon war auch nichts.


    Hier gibt es zum Glück noch frei fliessendes Wasser, wo der Mensch nicht alles besser weiss und meint er müsse für Ordnung in der Natur sorgen.


    Was es hier so an Pilzen gab:


    1:

    Ein Ackerling, der in einer sumpfigen Wiese in grosser Zahl wuchs.

    Beringt, schlanker Wuchs, hygrophan.


    Sporen deutlich dickwandig, Wände um 1 µm.


    Recht kleine, keulige Cheilozystiden, Schneide steril.


    Einzelne, grössere, bauchige Pleurozystiden.


    In Summe spricht das für Agrocybe elatella.



    2: Ein einfacher Bestimmling.

    Arrhenia lobata, die sich im nassen Moos am Wasser extrem wohlfühlte und dies durch ein Massenvorkommen kundtat.


    Blick auf die Sporen... Schnallen waren übrigens vorhanden.


    3: Ein naher Verwandter von 2, auch wenn er nicht danach aussieht:

    Kleine braune, nabelingsartige Pilzchen in einer feuchten Wiese mit Zwergweiden.


    Die Sporen sind verschieden geformt. Teils elliptisch, etwas tropfenförmig, ...


    ... oder sogar birnenförmig.


    Damit sollte das Arrhenia obscurata sein.

    Nein ist es nicht, es ist Omphalina chionophila.


    4:

    Den hätte ich eigentlich nicht mitnehmen sollen, nur ein brauchbarer Fruchtkörper, der andere ist eine Mumie.


    Sporen eher breit elliptisch.


    Eine belastbare Bestimmung ist das nicht, ich halte es für Omphalina rivulicola oder Omphalina pyxidata.



    5: Den kennt ihr alle, hier oben gibt es ihn auch.

    Gymnopus dryophilus



    6: Ein winziger Saftling. Bis 5mm im Durchmesser mit feinschuppigem Hut.


    Sporen bis deutlich über 11 µm lang, gleichmässig geformt, nicht eingeschnürt.


    Lamellentrama aus recht kurzen Elementen.


    Stipititrama mehrheitlich aus recht kurzen Hyphen, das soll wohl wichtig sein bei dieser Gruppe.


    HDS trichodermal, vor allem zur Hutmitte. Am Rand eher ein Übergang zu einer Kutis.


    Die Mikromerkmale sprechen für Hygrocybe glacialis. Allerdings sind die Unterschiede zu H. calciphila sehr fein.

    Die Bodenart hilft mir leider nicht weiter, die Zusammensetzung des Bodens ändert sich dort alle paar Schritte.



    7: Ein Milchling mit violett verfärbender Milch.


    Die Sporen sind netzig und selten länger als 9 µm.

    Damit sollte das wohl Lactarius pseudouvidus sein.



    8: Ein Täubling, nicht selten, aber schön anzuschauen:

    Spp weiss, Geschmack sehr scharf.


    Sporen warzig mit sehr feinen Verbindungen, 8-9 µm lang.


    Pileozystiden in SV.


    Schon makroskopisch kommt man wohl an Russula nana nicht vorbei.


    Alles in allem doch ein lohnender Tag.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • GriasDi Raphael,

    die Nr.3 hätt ich schon rein farblich bei O. pyxidata oder O. hepatica verortet.

    O. obscurata sollte doch deutlich dunkler sein, mehr grau-schwarz mit weniger Brauntönen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo,

    danke für's Mitnehmen auf deinen Ausflug!

    Die Umgebung sieht ja herrlich aus.

    Gratulation zu Deinen tollen Funden, dass der Täubling scharf schmeckte, glaub ich Dir !

    Grüßle Sandra

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • GriasDi Raphael,

    die Nr.3 hätt ich schon rein farblich bei O. pyxidata oder O. hepatica verortet.

    O. obscurata sollte doch deutlich dunkler sein, mehr grau-schwarz mit weniger Brauntönen.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    Hallo Werner


    Danke dir.

    Zu O. rivulicola: hepatica sollte einen flaumigen Stiel haben. O. pyxidata wäre auch möglich, kann ich mit dieser ärmlichen Kollektion nicht sicher entscheiden.

    Ich passe es zur Sicherheit oben an.


    Zu A. obscurata: Ich habe nochmal alles genau studiert. Die Hutfarbe sollte nicht ausschlaggebend sein, solche Brauntöne sind wohl auch erlaubt. Wobei Farbnuancen immer ein Problem sind für mich, vor allem Brauntöne schätze ich oft falsch ein (Rot-/Grün-Schwäche). Vielleicht hast du recht.

    Aber der Stiel ist deutlich heller als der Hut, das passt wirklich nicht zu obscurata. Ich tendiere jetzt zu Omphalina chionophila. Muss ich aber am Abend nochmal verifizieren und vertrauenswürdige Bilder von der Art finden, bisher habe ich nur die Abbildung von Ludwig zur Hand.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    wo bist du denn gerade?

    In den Pyrenäen vielleicht?


    Es wirkt ja sehr idyllisch da!

    Viel Spaß noch!


    LG, Martin

  • Hallo Martin


    Nein, bin zu Hause. Siehe mein Wohnort.


    Zu A. obscurata: Ich habe nochmal alles genau studiert. Die Hutfarbe sollte nicht ausschlaggebend sein, solche Brauntöne sind wohl auch erlaubt. Wobei Farbnuancen immer ein Problem sind für mich, vor allem Brauntöne schätze ich oft falsch ein (Rot-/Grün-Schwäche). Vielleicht hast du recht.

    Aber der Stiel ist deutlich heller als der Hut, das passt wirklich nicht zu obscurata. Ich tendiere jetzt zu Omphalina chionophila. Muss ich aber am Abend nochmal verifizieren und vertrauenswürdige Bilder von der Art finden, bisher habe ich nur die Abbildung von Ludwig zur Hand.

    So, ich habe den dunklen Nabeling nochmal gründlich untersucht. Die eine Frage im Gröger habe ich falsch eingeschätzt und nicht den "rotbraunen Weg" gewählt.

    Es ist wohl wirklich Omphalina chionophila. Das Bilder bei Moser&Jülich passt auch sehr gut.


    Viele Grüsse

    Raphael