Gattungsmerkmale Suillus in der Literatur

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.059 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tortuga.

  • Moin liebe Pilzfreunde,

    vorweg: Ich bin nicht sicher, ob das hier das richtige Unterforum ist. Entschuldigt also, falls ich den Beitrag besser irgendwo anders eingestellt hätte.


    Ich bin gerade dabei, mich in Bezug auf Gattungskunde etwas schlauer zu lesen und dabei m. E. auf widersprüchliche Angaben in der Literatur gestoßen:


    In Guthmann/Hahn: Die Pilze Deutschlands heißt es zur Gattung der Schmierröhrlinge (Suillus):

    "- Velum partiale fehlend

    - Velum universale bei einigen Arten vorhanden, entweder häutig oder schleimig, dann eine Ringzone hinterlassend"


    Rita Lüder schreibt zu den Gattungsmerkmalen am Beispiel des Butterpilzes im Grundkurs Pilzbestimmung: "Hier ist ein Ring (Reste der Teilhülle) vorhanden, er kann aber auch fehlen."


    Mir ist jetzt unklar, wodurch der Ring bei den Schmierröhrlingen entsteht: Durch das Velum univerale oder das Velum partiale? Für mich widersprechen sich die Angaben in den Büchern.


    Ich habe es bislang immer so gehört, dass ein Ring durch das Velum partiale und z. B. die Beflockung auf dem Hut oder auch die Gürtelzeichnung bei den Gürtelfüßen durch das Velum universale zustande kommt. ... aber wahrscheinlich gibt es auch da wieder Ausnahmen.


    Auch wenn es sicher eine Kleinigkeit ist, würde mich trotzdem interessieren, was denn nun richtig ist bzw. ob es einfach daran liegt, dass ich da irgendetwas nicht richtig verstanden haben.


    LG Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ohne jetzt gehässig klingen zu wollen. Das Buch von Rita hat fachlich einige Schwächen und Fehler. Das ist so einer. Ich würde an der Stelle Christoph Hahn eher glauben, einfach weil er Mykologie universitär studiert hat. Das hat Rita nicht. Das ganze Thema Velum universale vs Velum partiale ist sehr kompliziert. Das Kapitel in Christophs Buch dazu solltest du lesen.


    Vereinfacht gesagt: Ring hängend=Velum partiale; Ring ursprünglich aufsteigend=Velum universale. Es gibt auch Fälle, wo der Ring aus beiden Vela gebildet wird, wie z.B. beim Parasol.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Moin Stefan,

    danke für die Einschätzung. Ich muss gestehen, dass ich insgesamt die Veröffentlichungen von Rita Lüder, auch den Grundkurs Pilzbestimmung, sehr schätze, auch wenn ich verschiedentlich schon auf solche Hinweise, wie den deinen, gestoßen bin.


    Dann ist es also doch komplizierter; wie ich schon vermutet hatte. Deine Erklärung dazu finde ich allerdings sehr hilfreich, da für mich schlüssig. Das Kapitel in "Die Pilze Deutschlands" werde ich dann mal durcharbeiten. Danke für den Hinweis.


    VG Frank

  • Hallo,


    es ist gut, wenn es Bücher gibt, die Dinge vereinfacht darstellen, auch wenn es dann an der einen oder anderen Stelle auch mal zu Ungenauigkeiten kommt oder andere es genauer nehmen und manches dann anders korrekt darstellen. Aber auf dem Weg dazu, sich so tief in die Materie einzuarbeiten, braucht es eben mehrere Trittsteine. Das gilt für solche komplexen Sachverhalte wie Velumstrukturen ebenso wie für das Pilzbestimmen ganz allgemein. Niemand kann direkt vom Bilderbuch zur Spezialmonographie übergehen. Das muss Schritt für Schritt gehen - und dabei sind eben solche Dinge auch vorprogrammiert wie dass man einen Ring vereinfacht eben als Rest des Teilvelums bezeichnet. Was halt genaugenommen zwar oft richtig ist, aber nicht selten auch nicht. Wichtig ist aber für viele erst mal, dass sie sich unter dem Begriff "Ring" etwas vorstellen können und vielleicht auch eine Gedankenstütze in der Vorstellung eines sich ablösenden Teilvelums finden.

    Übrigens muss ich gestehen, dass Christoph mit der genauen Analyse der Entstehung der Ringstrukturen am Stiel auch mir die Augen geöffnet hat, genauer hinzusehen. Ich habe das auch immer generell lapidar als Rest des Teilvelums angesehen und auch in den Kursen so vermittelt.


    Insofern: Ja, das steht bei Rita "falsch" drin, aber eben in den meisten Büchern und es ist im Wesentlichen Christoph zu verdanken dass er darauf hinweist, genauer hinzusehen und die Fachbegriffe exakter anzuwenden.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Zusammen,

    es gibt ja noch bei anderen Röhrlingen Beispiele zum Velum die lange nicht beachtet wurden. Als Beispiel der Kornblumenröhrenröhrling wo es zwei Arten gibt mit Scheinring (Velum universale) gibt und zwei ohne.

    Auch Steinpilze zeigen jung einen Rest Velum universale als Reif auf dem Hut,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Moin,

    danke für die vielen Hinweise; auch wenn es schon etwas her ist. Das hat mir schon sehr weitergeholfen, die Thematik besser zu durchschauen. Bleibt nur eine Frage: Ich arbeite immer mal wieder etwas am Fragenkatalog zum PSV, auch wenn ich da sicher noch lange nicht prüfungsreif bin. In dem Zusammenhang frage ich mich, wie die Fragen zu den Pilzbeispielen mit Gesamthülle, Teilhülle, Gesamt- und Teilhülle, ohne Hülle richtig zu beantworten sind. Wird da die von Andreas angesprochene "traditionelle", aber wohl falsche, Interpretation der Hüllreste akzeptiert?

    LG Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Tipp: Beschränke dich auf die klassischen Beispiele, wie Amanita oder Champis. Bei den passen beide Ansätze. Alles andere ist Auslegungssache der Prüfer. Solche Fragen besprichst du dann am besten im Kurs oder im Vorherein zur Prüfung.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.