Telamonia spec.

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.635 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen, bei folgendem Fund lande ich immer wieder in der Sackgasse


    Gefunden in eher basischem Buchenwald (Buchen/Hainbuchen, sehr entfernt auch Eschen), keine Birke


    Hüte unter 4cm, spitzgebuckelt, hygrophan

    Velum weiß als Gesamtvelum reichlich auf Hutrand und Stielüberfasernd. Farbtöne des Stiels, der Lamellen und so weiter eher bräunlich bis orangebräunlich. Geruch eher süsslich, kein Pelargonienduft.


    Im Schnitt junger Fruchtkörper fällt eine helle "Füllung" auf.


    KOH 10% dunkelnd auf Hut und Stiel


    Sporen sehr grobwarzig mit auffällig groben, abstehenden Warzen (siehe auch Bilder): (6,8) 7,5 (7,8) x (5) 5,2 (5,5)µm (Q=1,44), fast schon tränenförmig.


    Mit einem Makroschlüssel bin ich zügig bei Cortinarius umbrinolens gelandet, der kann es aber aufgrund des Geruches sowie der zu kleinen Sporen nicht sein. Zudem keine Birke in der Nähe (obgleich in FN auch das Vorkommen bei Buche beschrieben ist).


    Mit der Funga Nordica lande ich bei den Sektionen Incrustati oder Hydrocybe (hier bin ich schon unsicher). In beiden Sektionen dann auch wenn ich verschiedene Wege gehe in Sackgassen (C.depressus passt nicht, auch schon wegen der Sporen, aber auch anderer Merkmale), alle anderen Ergebnisse, die ich auf anderen Schlüsselwegen erreiche, passen noch weniger/gar nicht (z.B. C. parvannulatus).


    Ich bleibe etwas ratlos, obgleich die Merkmale doch gut beschrieben sind, komme ich nicht zum Ziel. Etwas frustrierend. Vielleicht haben die Spezialisten noch eine Idee.



    Sporen in KOH 3% 1000-fach


    Danke für eure Hinweise und Mühen ...


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian


    Eine schöne Kollektion, die sollte schon bestimmbar sein.

    Hast du es schon mit dem Schlüssel von Karl Soop probiert?


    Die Incrustati erkennst du sehr leicht wenn du die Stieloberfläche in KOH mikroskopierst.

    Dan sieht man die braunen Inkrustationen sofort:


    Gruss Raphael

  • Nachtrag: Ich habe mal im AdC geschlüsselt und komme da auf C. suberythrinus.

    Da passt sehr vieles. Sporen-Grösse und -Ornament, Standort, Geruch, Velumverhältnisse, Hutform etc.

    Aber ohne den Pilz in der Hand zu haben ist das keine belastbare Bestimmung :(


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael, danke für den Schups,


    hmm leider zeigt sich das auch nicht ganz ein-eindeutig, definitiv nicht deutlich inkrustiert. Hier mal Bilder der Stielhyphen in KOH3%


    Es wirkt an manchen Stellen etwas (sehr schwach) zebriert und die Hyphnewände weisen manchmal schon auch dunklere und unterbrochene Wandschichten auf, die an Inkrustinationen erinnern auf. Aber so augenfällig wie auf deinen Bildern ist es nicht. Viele Hyphen wirken auch einfach glatt. Auffallend sind noch deutliche Schnallen, das hilft aber vermutlich nur wenig weiter.


    Zudem hatte ich noch vergessen die Cheilos zu erwähnen. Keulig bis blasig, teils septiert mit Schnallen an der Basis. Zahlreich:


    LG Sebastian

  • Hallo Raphael,


    danke auch für deinen Bestimmungsversuch. Suberythrinus scheint mir (nur?) in der ersten Jahreshälfte vorzukommen und insgesamt auf jedenfall rötlichere Töne zu haben. Wirklich kein ganz einfaches Geschäft mit den Telamonien. Vielleicht setze ich mich später nochmals an die Schlüssel.


    LG Sebastian

  • Hallo Raphael,


    danke auch für deinen Bestimmungsversuch. Suberythrinus scheint mir (nur?) in der ersten Jahreshälfte vorzukommen und insgesamt auf jedenfall rötlichere Töne zu haben. Wirklich kein ganz einfaches Geschäft mit den Telamonien. Vielleicht setze ich mich später nochmals an die Schlüssel.


    LG Sebastian

    Gemäss AdC darf der im Frühling und Herbst vorkommen. Die Farbtöne des Hutes sind so eine Sache... ich gebe denen bei Telamonien nicht zu viel Gewicht.


    Die FN kann man leider für einige Telamonia-Sektionen vergessen, weil nur ein Bruchteil der Arten drin ist.

    Der AdC ist dann wieder das andere Extrem, da ist die Fülle kaum mehr zu bewältigen und die Schlüssel in so einem anspruchsvollen Französisch, dass Google Translate keine grosse Hilfe mehr ist.


    Wirklich kein einfaches Geschäft...


    Gruss Raphael

  • Zitat

    Gemäss AdC darf der im Frühling und Herbst vorkommen. Die Farbtöne des Hutes sind so eine Sache... ich gebe denen bei Telamonien nicht zu viel Gewicht.

    Hallo Raphael, danke für deine Einschätzung. Die Seiten und Materialien von Karl Soop kannte ich bisher nicht. Womit schlüsselst du da? Mit "Cortinarius Sweden 2018?


    Auch AdC kenne ich nicht. da finde ich auf die Schnelle auch keine konkrete Quelle, wenn ich nach der Abkürzung google.


    Die Sporen passen jedenfalls sehr gut und auch, wie du ja schon festgestellt hast vieles andere. Dann lege ich das mal als C.suberythrinus cf. ab und belese zu der Art nochmals ganz genau.


    Hmm, ja insgesamt muss ich mich da glaube ich langsam herantasten. Das Feld der Cortinarien ist ja unüberschaubar. Ich brauche wohl noch etwas, um die 1000 europäischen Arten kennenzulernen :P


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian


    Ja, Cortinarius in Sweden 2018. Natürlich sind da auch längst nicht alle Arten drin, aber oft hat man Glück.

    Es gibt auch noch den etwas älteren Schlüssel von André Tartarant (hier). Da fehlen natürlich viele neue Arten.


    AdC = Atlas des Cortinaires, 25 Bände von einer französischen Autorengruppe.

    Viele dort neu beschriebene Arten wurden inzwischen sequenziert und wurden wieder zu Synonymen.

    Man darf also auch nicht vorbehaltlos alles glauben was da drin steht.

    Trotzdem will ich den bei der Bestimmung von Telamonien nicht mehr missen.


    Gruss Raphael