Borstenscheibe oder Harzporling?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.210 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.

  • Guten Abend! Hier meine vorläufig letzte Frage für heute...


    Dieses Foto zeigt einen Pilz, den ich gestern fotografiert habe und von dem ich bis heute sicher war, dass es sich um eine "Umberbraune Borstenscheibe" (Hymenochaete rubiginosa) handeln würde. Die Fruchtkörper wuchsen an einem fast kahlen ca. 3m hohen toten Baumstamm mit Ästen und waren von unten bis oben zu finden. Teilweise waren sie flächig angewachsen und liefen am Substrat herunter (ca. 10x20 cm grosse Flächen). Ich hatte angenommen, dass es sich beim Baum um eine Eiche gehandelt hat. Das Fleisch der Pilze war durchgehend dunkelbraun, die Breite mancher Hüte war gut 10cm.


    Heute jedoch habe ich diesen Pilz gefunden. Er wuchs an einem nichtdefinierbaren Baumstumpf (Buche, Eiche oder Kiefer). Die Breite der einzelnen Pilze war max. 4-5cm. Auffallender Unterschied zum Pilz gestern ist die glatte Unterseite. Das ganze Gebilde war höchstens 20cm hoch. Der rote Rand ist in der Vergrösserung auffallend striegelig. Weil die Borstenscheibe laut Bestimmungsbuch gerade mal 6cm in der Breite erreicht, bin ich nun nicht mehr sicher, ob mein Fund von gestern nicht vielleicht ein "Schwarzgebänderter Harzporling" (Ischnoderma benzoinum) ist (dann wäre die "Eiche" wahrscheinlich nicht ganz richtig...) und es sich beim heutigen Fund vielleicht eher um eine Borstenscheibe handelt oder ob es sich einmal um ältere und heute vielleicht um jüngere Exemplare handelt...


    Vielen Dank für Eure Hilfe! Grüsse, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Hallo Fredy!


    Sicher ist beides nicht Hymenochaete (Borstenscheibling).


    Ischnoderma (Harzporling) bildet recht große Fruchtkörper, also schon so groß wie die vom Rotrandigen Baumschwamm (F. pinicola).


    Bei deinem Pilz auf dem ersten Bild handelt es sich, soweit ich das erkenne, um einen Porling (also mit Poren als Fruchtschicht). Im ersten Moment ist mir hier Phellinus conchatus (Muschelförmiger Feuerschwamm) eingefallen. Den kenne ich von mir aber nur in luftfeuchten Biotopen an Weide (muss aber laut Literatur nicht sein).
    Wenn also weder Biotop noch Substrat passt, könnte es ein seltenerer Feuerschwamm sein. Um makroskopisch näher eingrenzen zu können, müsste schon das Substrat genau klar sein (wenigstens Nadel- oder Laubholz).


    Beim zweiten bin ich mir relativ sicher, dass es sich um Stereum rugosum (Runzeliger Schichtpilz) handelt. Und zwar um mehrjährige Fruchtkörper (im Schnitt geschichtetes Hymenium und deshalb relativ dick), welche an senkrechtem Substrat (mehrjährig meist an sehr dickem Substrat wie Baumstümpfen) gewachsen sind, und wegen des Wachstums am senkrechten Substrat Hütchen bildet. Diese sind feinrillig mit jeweils sehr schmalen Zuwachskanten, eben wie bei deinen.


    Gerne hätte ich jetzt ein Referenzbild aus dem Netz verlinkt, diese Wachstumsform ist aber nicht ganz so leicht aufzuspüren.
    Auch mit meinen eigenen Bildern bin ich diesbezüglich nicht so recht zufrieden, vielleicht reicht es aber für Habitus-Vergleichszwecke:
    ASCO-SONNEBERG - Aphyllophorales
    Dass bei dir mehr Einzelhüte zu sehen sind, hat nichts zu sagen.


    Falls du dir eine Probe mitgenommen hast, könnte man die mit etwas Wasserbesprühen wieder ins Leben zurückrufen und wenn man dann Glück hat, verfärbt die Fruchtschicht rot beim Ankratzen.
    Natürlich nur, wenn meine Theorie stimmt.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Fredy, schöne Funde und schöne Bilder.
    Das erste Bild zeigt ziemlich sicher P. conchatus, also so, wie von Ingo schon vermutet bzw. bestimmt.
    Bei der 2. Art bin ich nicht mit Ingo und mit St. rugosum einverstanden. Dafür ist das Hymenium viel zu hell. Neben einer Hymenochaete kommen außerdem noch andere steroide Rindenpilze in Frage, z.B. die Gattung Amylostereum. Da müsst man aber mehr über das Substrat wissen. Aber es könnte durchaus auch eine normale H. rubiginosa sein.
    Gruß Mykado[hr]
    Zum Hymenium der 2. Art meine ich natürlich "viel zu dunkel".
    St. rugosum hat ein eher helles Hymenium. Hymenochaete rubiginosa ein dunkles,
    zimtbraunes Hymenium.
    Mykado

  • Hallo Fredy, hallo mykado!


    Das ist das schöne, wenn mal jemand widerspricht. Und schon bin ich nicht mehr von meinem rugosum überzeugt: mykado hat recht, das Hymenium ist für meinen Vorschlag für die Jahreszeit zu dunkel, die Hütchen wären in der Tat zu üppig und die feine Zonierung und besonders die braune Farbe der Zuwachskante sprechen viel eher für Hymenochaete rubiginosa (Umberbraune Borstenscheibe). Auch die Auswahl der Substrate würde ja schön passen (Eiche).


    Ich nehme also alles zurück und behaupte das Gegenteil! Da war ich wohl etwas sehr auf dem Holzweg. Sorry!


    Makroskopisch liese es sich wohl leicht beweisen, wenn du die Fruchtschicht eines Fruchtkörpers mit der Lupe im Gegenlicht anschaust, denn dann sollte man die spitzen Stacheln (Setae) sehen können.


    VG Ingo W

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    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Guten Morgen Mykado und Ingo!


    Ich denke, der Phellinus conchatus ist ein Volltreffer! Wiederum ist ein entsprechendes Bild nur zu finden, wenn man weiss wonach man sucht, denn sehr oft werden nur die braunen Kissen abgebildet und nicht die Hüte. Nach gezielter Suche und dem Studium entsprechender Literatur scheint aber nunmehr alles zu stimmen, sogar der regelmässig vorkommende Moosbewuchs wird in meinem Pilzführer erwähnt.


    Um die Hymenochaete im zweiten Fall bestätigen zu können, werde ich bei meinem nächsten Ausflug Ingos Vorschlag beherzigen und meine Lupe mitnehmen, um evtl. die Setae sehen zu können!


    Ich danke Euch sehr und wünsche einen tollen Wochenstart! Bis dann! Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo liebe Pilzfreunde!


    "Mein" Phellinus conchatus lebt noch!


    Fast drei Jahre ist es nun her, dass ich meinen nicht besonders häufigen Freund zum ersten Mal gesehen habe!


    Schon einige Male habe ich nachgeschaut, "ob sich wieder was tut", aber noch nie habe ich ihn in der Zwischenzeit als derartig aktiv empfunden wie heute!


    Ich habe mir deshalb meinen heutigen Ausflug zum Anlass genommen, meinen damaligen Post etwas zu optimieren und die Bestimmung Phellinus conchatus damit abzusichern!


    Interessant ist sicherlich auch, wie ich damals meine Anfrage gestaltet habe und was für Vermutungen ich dazu geäußert habe :) !


    Die Zeit rennt (Mausmann hat's heute schon mal erwähnt...) und dennoch ist es für mich, als hätte ich meine Anfrage gestern erst hochgeladen!


    Als besonders "wichtig" habe ich heute die Bestimmung des Substrates eingestuft:


    Ich denke, dass man mit einem Teil der folgenden Bilder die "Weide" guten Gewissens als Substrat benennen kann: Die Borke und die Art des Wachstums (mehrere Stämme aus einem Wurzelbereich) erscheinen mir typisch, eine Eiche o. ä. scheidet somit sicherlich aus!


    Aber seht selbst:






    Hier an einer Wurzel:




    Hier eine Ansicht des Baumes (Ansicht von der den bisherigen Bildern gegenüberliegenden Seite):




    Das Exemplar im Schnitt war insgesamt fast 14 cm breit, somit ist jede Hälfte ca. 7 cm breit:





    Viele Grüße,


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Hallo, ich bin bei Holzbestimmungen, die nur durch Ansehen vorgenommen werden, immer vorsichtig und skeptisch, da hier viele Fehlbestimmungen vorkommen.
    Aber bei einem der Bilder sieht man doch die typische Nappo- oder Rauten-Zeichnung wie sie
    bei Weide oft vorkommt. Schön, dass sich die Bestimmung P.conchatus nun auch noch durch das
    Substrat bestätigt hat. Gruß Mykado

  • Hallo Mykado!


    Ich freue mich wirklich sehr, einmal wieder von Dir lesen zu können!


    Es ist fast, als hätte sich während der ganzen Zeit überhaupt nichts verändert!


    Vielen Dank für Deine Bestätigung!


    Grüße,


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!