grobporiger Polyporus - alveolaris oder arcularius? → tuberaster

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.641 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • N'abend, heute hatte ich ja eigentlich gar keine Zeit, aber wenn man im Wald wohnt, reichen auch wenige Minuten bis in die Pilze. Nach dem ausgiebigen Regen im Mai (über 100 mm) wird es jetzt warm.


    An Hasel habe ich diesen Porling mit sehr weiten Poren gefunden. In Frage kommen meine Erachtens eigentlich nur die beiden oben genannten Arten. Wobei ich da mehr alveolaris sehe. Wozu ich aber in Litauen, Lettland und Weißrussland überhaupt nichts finde, erst ein Stück weg in Polen. Das wäre dann eine neue Art für die Gegend.

    Im Vergleich zu dem kürzlich angefragten P. tuberaster, die großteils schon von Schnecken zerfressen sind.

    Vielen für Eure Meinungen,

    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    So ganz will mir keine der beiden Optionen gefallen. Das heißt, ioch würde gerne den Stieljoker ziehen, um mehr vom Gesamthabitus des Fruchtkörpers zu erfahren. Und ob Stielbasis irgendwie abweichend gefärbt, wie lang der Stiel im Verhältnis zur Hutbreite, ob eher zentral oder eher seitlich und wie die Poren am Stiel auslaufen.
    Tendenziell eher alveolaris als arcularius, aber irgendwas scheint da mit dem Stiel nicht zu stimmen...



    LG; Pablo.

  • Hallo Bernd,


    Polyporus alveolaris kommt an Hasel vor, aber soweit im Norden ist das eher unwahrscheinlich. Parmasto gibt nicht mal

    P. arcularius für Estland an, geschweige denn P. alveolaris. Polyporus tuberaster kann aber auch größere Poren haben (0,5 bis 2 P/mm). Den erkennt man an den spitzen Schüppchen auf dem Hut. Von dieser Art wurde nach Parmasto 1996 der letzte in Estland gefunden, also auch eine seltene Art im Baltikum, die allerdings meist auf liegendem Holz wächst, wenn sie kein Sclerotium bildet.


    LG

    Frank

  • Hallo Pablo, es sind nur zwei Pilze. Davon habe ich einen versucht so gut es geht komplett abzumachen. Das ist wohl auch ganz gut gelungen. Der Stiel ist 2 cm lang, 1,5 cm dick geringfügig zum Ansatz verjüngend, der Hut etwas über 5 cm breit. Der Stiel ist eindeutig auf der Seite, aber was will man bei dem Wuchs zwischen zwei ca. 7 cm dicken Haselstämmen auch anders erwarten. Der Stiel weist keine deutlichen Verfärbungen oder Farbveränderungen in der Richtung oben-unten auf, längs ist aber teils ein dreckigeres dunkles gelb, teils fast weiß - vermutlich in Abhängigkeit davon, ob an der Luft oder ob in Kontakt mit Holz, dem anderen Pilz. Die Poren laufen nur gering am Stiel entlang herunter, danach gar keine mehr. Soweit verbal - ich reiche dann morgen bei Licht die entsprechenden Bilder nach.


    LG, Bernd

  • Hallo Frank, ja, das Verbreitungsgebiet scheint etwas außerhalb zu sein. Aber wirklich danach suchen tut ja auch keiner. Was ich gefunden habe, sind Vorkommen in Polen (Polyporus alveolaris (żagiew wielkopora)) weiter unten ist eine Karte, da sieht man einen Fund Nähe Gdansk, nicht viel südlicher als hier. Und weiter nach Osten ist der aus der Oblast Kaluga dokumentiert (Вячеслав Степанов: Грибы Калужской области - Трутовик ячеистый (Polyporus alveolaris)), auch etwas südlicher. Litauen ist das südlichste der drei baltischen Länder - deswegen sehe ich die Abwesenheit im nördlichsten, Estland, unkritisch. P. tuberaster habe ich hier relativ zahlreich und den auch extra zum Vergleich zu einem tuberaster getragen, den ich u.a. auch an Hasel gefunden habe. Allerdings, sind die Poren im direkten Vergleich, wie man am letzten Bild sieht, doch ganz anders ausgeprägt, und die hatten alle, soweit geprüft, einen zentral ansitzenden, relativ schlanken Stiel. Den habe ich meist an auf der Erde liegendem Holz (Hasel, Eberesche und Salweide) gefunden, einmal an einem noch in der Luft hängenden, aber toten Haselast. Wobei die tuberaster ganz schön groß sind, teils um die 10 cm. Der heutige Fund hingegen ist an einem senkrecht stehenden Haselstämmchen, das noch grünt. Wobei ich das morgen noch genauer dokumentieren kann.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    natürlich ist P. alveolaris bei euch in Litauen nicht unmöglich und da will ich jetzt nicht das leidige Thema Klimawandel ansprechen. Aber dein Porling sieht auch nicht wie ein typischer Wabenporling aus, wie Pablo auch schon erwähnte.


    LG

    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    P. alveolaris bildet nach meiner Erfahrung nur kurze Stiele aus, an denen die Poren weit herablaufen, manchmal sogar bis zur Stielbasis. Bei einer solchen Wuchsweise (aus einer Spalte heraus) kann zumindest die Stiellänge aber variieren. Da man aber arcularius hier ohnehin ausschließen kann (viel zu dickfleischig, Hutränder völlig ungewimpert), könnte das tatsächlich in die Richtung gehen, die Frank auch schon vermutet hat: Also ein Polyporus tuberaster, mit einigermaßen ungewöhnlich groben Poren.
    In der vergrößerung sieht es fast so aus, als wären einige der Schuppen an den enden etwas aufgerichtet, das macht soweit ich weiß alveolaris auch nicht.



    LG; Pablo.

  • Hallo


    Wenn P. tuberaster nicht dann :


    Neu ordnung Cerioporus ( ein paar Ex Polyporus Arten )

    In Mediterranraum Pilze Buch hab letztes Herbst etwas an mein Porlings Fund wegen Bestimmung passende Kandidat gesucht und an Sektion Cerioporus getroffen , zb. corylinus , den vorkommen an lebendige Haselbaum . Hab noch nicht live gesehen , auch fast keine Bilder in Internet ( nur Pilze 123 Portrait ) , es gibt noch ein paar wenig bekannte Cerioporus Arten


    LG

  • Hallo,

    danke für Eure Vorschläge, auch der von beli ist sehr spannend. Ergänzend wäre, dass der Pilz relativ gummiartig ist, nix zum Essen. Geschmacklich aber unauffällig pilzig. Der Haselstamm hat noch Blätter, ist aber zu etwa 30% eingetrocknet, das Substrat könnte also auch Totholz sein. Die Huthaut ist seitlich wie umgekrempelt und lässt sich abziehen. Die Porenschicht ist bis 5 mm dick.


    Wenn es denn auch P. tuberaster wäre, gibt es da Hinweise, dass der in einem Bestand ökologisch so stark variiert, abhängig von Wuchsort (liegend/stehend), Wuchsform (zentral/seitlich), Substrat (finalmorsch und nass/frisches Totholz)?


    Also weitere Bilder:



    Dann war ich noch bei dem anderen Pilz, der nicht an auf dem Boden liegendem Substrat wächst. Siehe da, auch der hat riesige Poren. Ist überhaupt ein gewaltiger Schlappen geworden, 16 cm breit, der unter dem Eigengewicht abgefallen ist:

    So sah der am 23. Mai aus:

    Und vorjährige Fruchtkörper vom gleichen Stämmchen:

    Also vielleicht gar P. squamosus?


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd


    Also dein Pilz war zwischen zwei Ästen zerquetscht , darum wahrscheinlich schaut alles so komisch ( die Poren sind vom quetschen seltsam ) . Stiel auch komische Farbe aber da , wo Pilz ausgewachsen ist , nichts seltsames .

    Wenn Pablo oder Frank meinet das Interessantes ist , dann Mikroskopieren


    Ich hab in Mediterranraum ein Porling gefunden mit zweifeln ob arcularius oder meridionalis ist . In Buch hab neben meridionalis auch an corylinus und noch ein paar weitere total unbekannte Porlinge angetroffen .


    LG

  • hier noch weitere Bilder von dem großen Pilz, 16 cm breit, die Porenschicht auch 5 mm dick, Porengröße wie bei dem ersten, nur dass hier die Poren den Stiel entlang herabgehen, die Schuppen würde ich als ziemlich glatt ansehen








    LG, Bernd

    Pilze aus Litauen, sofern nicht anders angegeben.

    Einmal editiert, zuletzt von kruenta ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Nach den neuen Bildern würde ich das auch so einschätzen wie Beli und Frank schon zuvor: Das kann eigentlich nichts anderes sein, als einige etwas untypisch ausgeprägte fruchtkörper von Polyporus tuberaster (Der muss bei Polyporus bleiben, weil Typusart der Gattung - das wäre eine extrem schwierige und wackelige Argumentation, den einer anderen Gattung zuzuweisen).

    Auf den weiteren Bildern sind die Hutschuppen mit zugespitzten, aufgerichteten Enden tatsächlich erkennbar, wenn auch bei dem alten fruchtkörper sehr stark verwittert.

    Die Wuchsweise ist immer noch komisch, aber gerade bei fruchtkörpern an "hängenden" ästen verzichtet die Art eher mal auf die Ausbildung eines richtigen Stieles.



    LG; Pablo.

  • kruenta

    Hat den Titel des Themas von „grobporiger Polyporus - alveolaris oder arcularius?“ zu „grobporiger Polyporus - alveolaris oder arcularius? → tuberaster“ geändert.
  • Moin, heute habe ich auch noch die Zwischenformen mit mittelgroßen Poren gefunden, sodass ich einverstanden bin, die Porengröße als variabel von den Wuchsbedingungen o.ä. anzusehen. Damit wird die ganze Geschichte als tuberaster abgelegt. Vielleicht wäre es nützlich, das Artporträt entsprechend zu ergänzen, sowohl was die Größe der Hüte, die Stielgestaltung als auch die Porengröße angeht. So ziemlich mit allem liege ich hier ja außerhalb der dort genannten Werte.


    LG, Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    Ja, das Artportrait ist einerseits recht straff gehalten von den Infos her, andererseits enthält das auch einige Details die nicht wirklich stimmen. Das mit den Größenangaben gehört dazu. Es wäre mal zu bearbeiten, wie viele der älteren Portraits. Vermutlich werde ich es aber eher etwas vager formulieren, weil mit manchen Merkmalen ist das einfach so, daß man schreiben kann was man will, kurze Zeit später kommt ein Pilz um die Ecke und meint: "Schau hier, das kann ich nämlich auch anders!" :gzwinkern:



    LG, Pablo.