Einige Phlegmatien aus dem Kalknadelwald

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.976 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Cortinarius.

  • Ich habe vor einigen tagen im Kalknadelwald einige Phlegmatien gefunden, die ich hier vorstellen wollte. Der Wald stand zwar noch voller Schleierlinge, die meisten Exemplare waren aber schon kräftig drüber. Ich habe also noch das aus dem Wald zusammengekratzt was mir noch bestimmbar erschien. Die Fundsituation für alle Arten in diesem Thread war ein Fichtenwald auf Kalk mit wenigen eingestreuten Kiefern; teils Moss, teils Nadelstreu.


    1)

    Ein einzelner Schleierling tief im Moos vergraben. Auffallend heller creme-gräulicher Hut eingewachsen radialfaserig, glatt und leicht klebrig. Lamellen auch im Alter noch recht hell cremefarben bis gräulich; gesägt. Stiel weißlich, gerandete Knolle ebenso. Auch Fleisch weißlich. Geruch nicht vorhanden, Huthaut bitter! KOH überall negativ. Sporen 8,8 x 5,1µm.


    Der FN-Schlüssel führt mich zu Cortinarius caesiostramineus. Das würde von den Eigenschaften (vor allem bittere Huthaut) als auch der Ökologie gut passen. Das wäre laut Literatur allerdings eine vergleichsweise seltene Art, die im Fundwald noch nicht kartografiert wurde.

      




    2)

    Ein recht kräftiger Klumpfuß mit ockerfarbenem Hut (vielleicht sogar grünlichem Hauch?!). Am Hutrand radial faserig eingewachsen, zudem in der Nähe des Hutrands umlaufend mit weißen Velumflecken überzogen. In der Hutmitte weinrötliche Flecken, die für mich aber eher nach einem Befall aussehen (siehe auch Lamellen!). Huthaut am Rand eingerollt. Lamellen jung kräftig lila, teils mit rötlichen Flecken, die ich jedoch für einen Befall halte. Stiel weißlich ohne Blautöne mit einer keulenförmigen Knolle mit weißlichem Velum überzogen. Fleisch in allen Teilen weißlich. Geruch allenfalls leicht erdig, sonst unauffällig. Geschmack (Huthaut) mild. KOH in allen Teilen negativ, auf der Huthaut nach einiger Zeit bräunlich mit rötlichem Einschlag. Sporen 10,9 x 6,3 µm; isoliert warzig.


    Ich habe ihn als Cortinarius piceae bestimmt (früher wohl C.callochrus var. coniferarum). Einwände?




    3)

    Quasi eine Leiche, aber von allen umstehenden Leichen noch die vitalste. Bevor ich ihn im Wald lasse, habe einfach mal KOH auf die Knolle geschmiert und wurde von einer sofortig leuchtend pink-roten Farbreaktion überrascht. Daher habe ich den Fund doch mitgenommen und einem Bestimmungsversuch unterzogen.

    Hut ockerfarben, in der Hutmitte etwas dunkler; am Hutrand mit viel Phantasie mit leicht grünlichem Hauch; radialfaserig eingewachsen. Die Lamellen sind auch im Alter noch lila-gräulich. Stiel weiß mit gerandeter Knolle, Knolle mit etwas gelblichem Velum behangen. Fleisch in der Knolle weißlich, im Stiel wegen Fraß nicht zu bewerten. Geruch unauffällig Geschmack von Huthaut und Fleisch mild. KOH auf Knollenrand und Hutrand leuchtend und sofort pink-rot. Sporen 12,8 x 8,0µm; isoliert warzig.


    Mit dem Schlüssel der FN lande ich bei Cortinarius aureopulverulentus. Kann das hinkommen?



    4)

    Ein Schleierling der zahlreich im Wald zu finden war. Hut homogen hell ockerfarben, nicht radial faserig eingewachsen. Auffällig sind weiße wattige Velumfetzen umlaufend im Außenbereich des Hutes. Lamellen creme-farben - auch im Alter! Stiel weißlich bis creme, ebenso die gerandete Knolle. Fleisch weißlich. Geruch unauffällig, nicht muffig sondern vielleicht leicht würzig. KOH überall negativ.


    Wegen der hellen Lamellen auch im Alter meine ich hier (Leuco)Cortinarius bulbiger vor mir zu haben? Apropos - laut GPBaWü udn FN ist das noch ein Cortinarius. Ist das jetzt ein Cortinarius oder doch Leucocortinarius?

  • Hallo Thomas

    1. , 3. und 4. passen gut

    Der Leucocortinarius bulbiger ist meines wissens kein Cortinarius sondern steht den Ritterlingen näher


    Nr.2 gefällt mir nicht so, C.piceae hätte doch eine deutlich gerandete Knolle und ist ein kleinerer Pilz

    Eine gute Alternative habe ich aber auch nicht

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    danke Dir für die Bestätigungen. Zu Nr.2 kann ich noch sagen, dass beim jüngeren Fruchtkörper mit den blauen Lamellen etwas von der Knolle im Boden geblieben ist. Ich hätte den Rest wohl doch herausbuddeln sollen um letzte Gewissheit über die Knollenform zu haben.

  • Hallo Thomas,


    2 halte ich für Cortinarius varius. Sicherlich keiner der Calochroi, dazu passt die Knolle nicht und auch die weißen Velumfetzen am Hutrand nicht.


    1,3,4 ist denke ich richtig.


    beste Grüße,

    Andreas

  • 2 halte ich für Cortinarius varius. Sicherlich keiner der Calochroi, dazu passt die Knolle nicht und auch die weißen Velumfetzen am Hutrand nicht.

    Hallo Andreas,


    wie könnte ich den C.varius absichern? Fruchtkörper ist noch vorhanden, hält sich aber nicht mehr lange.

  • 2 halte ich für Cortinarius varius. Sicherlich keiner der Calochroi, dazu passt die Knolle nicht und auch die weißen Velumfetzen am Hutrand nicht.

    Hallo Andreas,


    wie könnte ich den C.varius absichern? Fruchtkörper ist noch vorhanden, hält sich aber nicht mehr lange.

    Hallo Thomas, ich bin zwar nicht Andreas, hab aber bei ihm einen Schleierlingskurs besucht==Gnolm13. Guck mal ob der Pilz an der Abbruchkante der Lamellen eine violette Linie hat.


    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • 2 halte ich für Cortinarius varius. Sicherlich keiner der Calochroi, dazu passt die Knolle nicht und auch die weißen Velumfetzen am Hutrand nicht.

    Hallo Thomas, ich bin zwar nicht Andreas, hab aber bei ihm einen Schleierlingskurs besucht==Gnolm13. Guck mal ob der Pilz an der Abbruchkante der Lamellen eine violette Linie hat.

    Den "Trick" kannte ich natürlich, bin aber im Eifer des Gefechts selbst nicht darauf gekommen :rolleyes: Ich hab das gestern mal bei den beiden Fruchtkörpern nachvollzogen. Und siehe da: als ich die Lamellen vom Stiel gelöst hatte, blieben bei beiden Fruchtkörpern eine klar erkenntliche umlaufende blaue Linie am Stiel zurück. Also doch C.varius. Vor lauter Betriebsblindheit hatte ich an den einfach nicht gedacht. Die Art ist für mich aber auch ein regelrechtes Chamäleon. Das meine Funde einen recht zylindrischen Stiel mit einer deutlich ausgeprägten keulenförmigen Knolle aufwiesen, war beim Schlüsseln ebenfalls nicht hilfreich.


    Ich habe bereits mehrfach die Erfahrung gemacht, dass ich bei nicht eindeutig gerandet knolligen Phlegmatien im Zweifelsfall auch mal auch bei den knollenlosen Phlegmatien gegenschlüsseln sollte. Ich freue mich erst mal, dass ich die anderen Phlegematien herausbekommen habe. :cool:

  • Hallo,


    eine relativ stark gelbe KOH-Reaktion im Fleisch ist auch ein ganz gutes Merkmal. Nicht ganz so chromgelb wie bei den Variicolores, aber immerhin.


    beste Grüße,

    Andreas

  • eine relativ stark gelbe KOH-Reaktion im Fleisch ist auch ein ganz gutes Merkmal. Nicht ganz so chromgelb wie bei den Variicolores, aber immerhin.

    So wirklich stark gelb war die Reaktion bei meinen Funden nicht; eher leicht gelblich bis bräunlich. Siehe folgendes Bild - die Stellen an denen ich mit KOH 3% getestet habe, sind markiert. Vielleicht sind 3% einfach zu wenig für eine kräftige Farbeaktion?


  • Hallo Thomas,

    meine Erfahrung ist, dass die Reaktion bei den Variecolores mit 3% -10% KOH sogar intensiver ausfällt wie mit deutlich stärkerer Lauge

    Bei den schwach reagierenden Arten braucht es dann die stärkere Lauge

    Bei der Fleischreaktion brennt die starke Lauge halt schon richtige Löcher ins Fleisch.

    Bei E.Ludwig im Pilzkompendium ist ja meist eine Angabe zur verwendeten Laugenstärke dabei, aber ein System konnte ich da noch nicht feststellen.

    Bei der Fleischreaktion starte ich mittlerweile immer mit 3% und erhöhe dann auf 20%


    Gruss

    Uwe