Zwei Phlegmatien aus dem Kalklaubwald

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.306 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo,


    in den vergangen Tagen habe ich zwei weitere Phlegmatien gefunden, die ich hier gerne vorstellen möchte.


    1)

    Im Buchen-dominierten Laubwald auf Kalk stand ein einzeln stehender Klumpfuß; leider nicht mehr der jüngste. Hut sehr schleimig mit auffällig rosa Farbe. Dazu rote radiale Hutzeichnung. Frassspuren ebenfalls intensiv rötlich; sie wirken nachgerötet wie beim bspw. Perlpilz. Die Lamellen sind hell bräunlich, ich konnte keinerlei bläulichen Schimmer entdecken. Wegen des fortgeschrittenen Alters darf man diese Farbe aber sicher nicht zu ernst nehmen. Der Stiel ist blasslila und auf ganzer Länger überfasert. Die Knolle ist hart gerandet, der Knollenrand ist mit weinrot bis braunem Velum behangen. Das Fleisch ist auf gesamter Länge rosa bis lila. KOH auf dem Hut (Schleim zuvor weggewischt) sofort olivgrün; ebenso im Fleisch. Der Geruch war an der Knolle wie Bocksdickfuß (eventuell nur eine Folge beginnender Zersetzung?) und an den Lamellen staubig-schokoladig. Sporen 12,7 x 7,2.

    Ich habe mir beim Schlüsseln mit PdS, GPBaWü und FN die Zähne daran ausgebissen - weil ich nicht in die richtige Sektion kam. Dann einfach blättern. :rolleyes: Letztlich bin ich beim Weinroten Klumpfuß (Cortinarius rufoolivaceus) gelandet. Korrekt?



    Mir war dann auch klar wieso ich beim Schlüsseln nicht voran kam - die Art hat jung olivgrüne Lamellen, daher Sektion fulvi. Einmal dort geschlüsselt komme ich zumindest mit GPBaWü und PdS zur Art. Nicht aber mit FN: im Key A / Frage 4 wird gefragt:

    - "KOH on cap distinctly red, purplish red to brown or blackish"

    - "KOH on cap negative, brownish to +- red brown, or weakly olivaceous"

    Wenn man sich hier von "olivaceous" verleiten lässt (bei meinbem Fund sofort und kräftig olivgrün) dann schlüsselt man sich ins Aus. Ist hier also "distinctly" der wichtige Aspekt der Frage? Dann hätten sie aber wenigstens "olivaceous" hinschrieben können:/




    2)

    Wiederum im Buchen-dominierten Laubwald auf Kalk eine einzeln stehende Phlegmatie. Hut etwas schleimig (es war allerdings nass im Wald) mit dunklem Semmelgelb; radial faserig eingewachsene Huthaut. Lamellen jung creme-farben und wellig gesägt.Stiel weißlich bis creme und im unteren Bereich mit dezenten Velumgürteln versehen, die ich allerdings erst auf den Bildern entdeckt habe. Die Stielbasis endet in einer keulenförmigen Knolle, die mit viel Mycel (oder ist das Velum?) behangen ist. Das Fleisch ist im gesamten Fruchtkörper hell. Der Geruch war merklich vorhanden - ich konnte ihn aber nicht einordnen. Irgendwie frisch, etwas fruchtig aber auch würzig, vielleicht sogar ganz leicht käsig; schwierig zu beschreiben. Geruch an der Knolle gar nicht vorhanden. KOH in allen Teilen des Fruchkörpers negativ. Geschmack mild. Sporen 10 x 5,8.


    Ich bin recht zügig in der Sektion Multiformis geraten, dann wurde es zäh. Welche Art könnte ich hier gefunden haben?


     



    Ich habe den Fund an exakt der gleichen Stelle gemacht, an der ich eine Woche zuvor die folgenden Funde gemacht habe. Ich vermute und hoffe, dass es die gleiche Art ist. Daher zeige ich diese älteren Bilder hier noch einmal; vielleicht hilft es ja.

  • GriasDi,

    rein makroskopisch ohne die KOH Reaktion und Sporen zu checken hätt ich auch gleich an C. rufoolivaceus gedacht. Bei einem Bild sehen die Lamellen auch noch oliv aus.

    Den zweiten würd ich für C. olidus/cliduchus halten.

    An liabn Gruaß,.Werner

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Auf den beiden letzten Bildern, neben Cortinarius olidus, das ist aber nochmal eine andere Art.

    Die KOH - Reaktion auf dem Fleisch bei rufoolivaceus ist immerhin ganz typisch. Die KOH - Reaktion der Huthaut finde ich auf den Bildern nicht - übersehe ich da was?
    Die blauen Farben (vor allem Stiel) können wohl bei der Art auch mal ein wenig in die Lamellen rein ziehen.



    LG; Pablo.

  • Auf den beiden letzten Bildern, neben Cortinarius olidus, das ist aber nochmal eine andere Art.

    Die KOH - Reaktion auf dem Fleisch bei rufoolivaceus ist immerhin ganz typisch. Die KOH - Reaktion der Huthaut finde ich auf den Bildern nicht - übersehe ich da was?
    Die blauen Farben (vor allem Stiel) können wohl bei der Art auch mal ein wenig in die Lamellen rein ziehen.

    Hallo Pablo,


    ja, im Ursprungs-Thread hatte ich ja schon vermutet, dass die beiden Funde in einem Bild nicht die gleiche Art sein könnten, da sie 10..15m auseinander standen.


    Du hast recht - die KOH-Reaktion ist nicht abgebildet. Ich hatte zunächst KOH auf den Schleim gekippt und es gab eine eher undefinierbare Farbreaktion. Nachdem ich die Artbeschreibung gelesen habe, habe ich nochmal KOH auf den abgewischten Hut draufgegeben und eine satt olivgrüne Reaktion bekommen. ich habe die Fruchtkörper noch zu Hause und kann nochmal ein Bild nachreichen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Es ist völlig ok und ausreichend, wenn du die Reaktion beobachten konntest. So ein komisches olivgelbgrün ist völlig normal, denke ich. Wobei ich die Art auch erst im Altmühltal letzte Woche zum ersten Mal gesehen habe.


    So am Rande: Ich kenne Standorte in meiner Gegend, wo auf weniger als 10 Metern ungefähr 10 verschiedene Schleierlingsarten siedeln, deren fruchtkörper stehen in guten Jahren dicht an dicht und ohne jeden Abstand zwischen den einzelnen Arten.



    LG, Pablo.

  • [..]

    Mir war dann auch klar wieso ich beim Schlüsseln nicht voran kam - die Art hat jung olivgrüne Lamellen, daher Sektion fulvi. Einmal dort geschlüsselt komme ich zumindest mit GPBaWü und PdS zur Art. Nicht aber mit FN: im Key A / Frage 4 wird gefragt:

    - "KOH on cap distinctly red, purplish red to brown or blackish"

    - "KOH on cap negative, brownish to +- red brown, or weakly olivaceous"

    Wenn man sich hier von "olivaceous" verleiten lässt (bei meinbem Fund sofort und kräftig olivgrün) dann schlüsselt man sich ins Aus. Ist hier also "distinctly" der wichtige Aspekt der Frage? Dann hätten sie aber wenigstens "olivaceous" hinschrieben können:/

    Vielleicht kann Cortinarius hier noch einmal drüber schauen, insbesondere wegen meiner Frage zum Schlüssel?

  • Hallo Thomas

    In mehreren Literaturstelllen habe ich gelesen das die Olivfarbene Reaktion mit der Zeit in rot-braun umschlagen soll

    Vielleicht daher das Schlüsselproblem, ich habe das aber noch nie getestet

    Ich werde mir aber die Schlüsselstelle in der Funga Nordica auf jeden Fall markieren und in der übersetzten Fassung korrigieren

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Thomas

    In mehreren Literaturstelllen habe ich gelesen das die Olivfarbene Reaktion mit der Zeit in rot-braun umschlagen soll

    Vielleicht daher das Schlüsselproblem, ich habe das aber noch nie getestet

    Ich werde mir aber die Schlüsselstelle in der Funga Nordica auf jeden Fall markieren und in der übersetzten Fassung korrigieren

    Hallo Uwe,


    danke für Deinen Kommentar. Ich bin über den gleichen Hinweis gestolpert und konnte das bei meinen Funden auch nachvollziehen: nach vielen Stunden (über Nacht) färbten sich die KOH-Teststellen im Fleisch und Huthaut von Olivgrün nach weinrot um. Aber eben erst nach vielen Stunden. Im Schlüssel wird ja eher nach eine zügig eintretenden KOH-Reaktion gefragt (zumal sich die KOH-Verfärbungen bei vielen Arten ja auch nach Minuten..Stunden wieder entfärben). Daher meine Verwunderung.