Grauweißer Saftporling?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.485 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von frank2507.

  • Hallo zusammen!


    Dieses Exemplar habe ich heute an einem ungefallenen (Laub)Holzstamm gefunden. Von oben farblich einem Lungenseitling sehr ähnlich und als solcher abgeschnitten, wurde der Irrtum beim Umdrehen des Fruchtkörpers schnell erkannt.


    Den Lungenseitling kenne ich hauptsächlich an Buche, das Substrat war aber wohl keine Buche. Auch keine Eiche, Kiefer, Fichte etc. In direkter Umgebung standen ein paar Esskastanien.


    Auffällig ist die weiche und elastische Konsistenz und der markante Geruch nach Mehl/Gurke, etwas an Maipilze erinnernd.


    Fundort 63939 Wörth am Main, Weinbauklima, 350 Meter über NN.


    Geschmack nach ein paar Sekunden schwach säuerlich, aber nicht bitter.


    Grauweißer Saftporling ist nur ein vorläufiger Arbeitstitel, ich konnte in meiner Literatur nichts besseres finden.


    Korrekturvorschläge werden gerne entgegen genommen.


    Viele Grüße,


    Frank


  • Servus Werner!


    Danke für die Rückmeldung, den Kurzröhrigen Saftporling hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Allerdings passen für beide Arten der Geruch und Geschmack nicht, falls die Angaben im Internet stimmen.


    Geruch ist ja eine höchst subjektive Wahrnehmung, aber den Geruch von Maipilzen würde ich nicht mit "fruchtartig" umschreiben. Der grauweiße Saftporling soll "süßlich, etwas alkalisch" riechen und mild schmecken.


    Gibt es außer mikroskopischen Merkmalen andere Abgrenzungsmerkmale wie z.B. Reaktion mit FeS04, KOH oder dergleichen? Kannst Du anhand der letzten Fotos das Substrat identifizieren, um hierdurch eine Eingrenzung vornehmen zu können?


    Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank, es liegen auf den Bildern, wo man was erkennen kann, zumeist Buchenblätter herum. Von der Rinde her käme noch Traubenkirsche in Frage, die aber selten so gerade und dick wächst und eher auf Auwälder beschränkt ist. Rumliegen tun außerdem Lärchenzweige, Fichtenzapfen, Esskastanienblätter und irgendwelche nicht heimischen Eicheln. Wenn da fremdländische Gewächse ins Spiel kommen wird es schwer ... Das Holz wirkt auf mich wie Eiche, vielleicht Quercus cerris?

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd!


    Von der Rinde her würde ich auch am ehesten auf Kirsche tippen. Allerdings bin ich in dieser Hinsicht alles andere als "sattelfest" und habe schon Schwierigkeiten, die etwas selteneren Nebenbaumarten in frischem Zustand zu erkennen. Von der Wurzelform würde ich auch eher zu einem Flachwurzler tendieren, Eiche bildet meines Wissens eine Pfahlwurzel aus.


    Grüße,


    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Prunus avium kann richtig schöne Bäume mit langem, dickem, geradem Stamm bilden.
    Auch Prunus serotina kann bisweilen recht "baumig" aussehen, aber so lang und gerade wie hier hätte ich die noch nicht gesehen. Und dabei ist die gesamte nördliche Oberrheinebene und teils angrenzende Hügelländer von Prunus serotina verseucht, die wuchert hier überall alles zu - sofern sie nicht vom noch scheuslicheren Götterbaum verdrängt wird.


    Tyromyces chioneus und Postia tephroleuca (= Oligoporus lacteus) sind makroskopisch am Fäuletyp unterscheidbar (Postia = Braunfäule, Tyromyces = Weißfäule), was aber im Feld so gut wie nie funktioniert, weil in so einem Stamm grundsätzlich mehrere PIlze aktiv sind, und zwar sowohl Braun- als auch Weißfäuleerzeuger. Von den anderen müssen keine Fruchtkörper zu sehen sein, aber sie sind da und verwerten das Holz.


    Theoretisch sollte sich bei Postia tephroleuca der Kontext mit H2SO4 (60%) violett verfärben - das konnte ich aber bisher nicht konstant bei meinen Funden nachvollziehen.

    Sichere Trennmerkmale zwischen den beiden Arten sind im grunde nur die Hyphenstruktur (Postia tephroleuca konstant monomitisch - Tyromyces chioneus im Kontext mit einzelnen skeletoiden, ev. auch echten Skeletthyphen, die recht dünn sind aber eben unseptiert). Die Sporenform ist etwas unterschiedlich (Sporen von T. chioneus minimal kürzer und breiter, also anderer Quotient).

    Geruch und Geschmack sind in dem Bereich irrelevant: Die mehlartige Komponente ist ein Artefakt bzw. eine atypische Ausprägung des "normalen" säuerlichen Porlingsgeruches. Geschmack wäre nur dann relevant, wenn hier bemerkenswert bitter.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Vielen Dank für die detaillierte Antwort! Werner hatte es ja schon gestern geschrieben, ohne Mikroskop komme ich wieder einmal nicht weiter. Ich hatte vergeblich gehofft, durch Substratanalyse + Chemie das wettmachen zu können. Leider habe ich gerade keine Schwefelsäure 60% zur Hand, das werde ich aber morgen nachholen.


    Beste Grüße,


    Frank