Großer Krempling - P. validus?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.153 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Hallo zusammen, :)


    herzliche Grüße aus dem Aischtal am Rande des Steigerwaldes. Nachdem ich hier bisher nur mitgelesen hatte (und da gibt's eine ganze Menge zu lesen:thumbup:), habe ich mich dazu entschlossen hier auch ein bisschen mitzumischen. Im Nachbarforum bin ich schon knapp zwei Jahre aktiv, aber man kann (und muss!) seinen Horizont ständig erweitern. Gerade bei den Pilzen fällt doch immer wieder auf, wie wenig wir über sie wissen.


    Ich beschäftige mich seit meiner Kindheit mit den Pilzen. Mir geht es dabei nur am Rande um das kulinarische Erlebnis, sondern eher die reizvolle Suche und vor allem das Bestimmen der Fruchtkörper. Im vergangenen Jahr habe ich mir hierfür auch ein geeignetes Mikroskop angeschafft.


    Jetzt zu meiner Anfrage: ;)


    Ich fand vergangenen Donnerstag einige Kremplinge. "Der" Kahle Krempling wird ja mittlerweile in mehrere, sehr ähnliche Arten getrennt. Anhand der Beschreibung meine ich, dass es sich bei dem Fund um den Großen Krempling Paxillus validus handeln könnte. Viele Punkte stimmen überein, nur mit der auffällig aufreißenden Huthaut kann ich nicht dienen.


    Im Vergleich zu dem "normalen" Kahlen Krempling Paxillus involutus wirkt dieser viel stattlicher und fester. Insbesondere der realtiv kurze Stiel ist besonders stämmig und fest.

    Eine eindeutige Bestimmung wäre zwar laut der Monographie von Christoph durch großen Kristalle (2,5Mikrometer) an den Wänden der Hypen der Rhizomorphen möglich, jedoch habe ich das nicht so ganz hinbekommen. :/

    Das präparieren der Rhizomorphen ist nicht für Ungeduldige ... . Die Erde ist an der Basis derartig festgebacken, da hilft auch längeres zupfen unter fließenden Wasser nur bedingt. Wie soll man sich da sicher sein, ob es nicht Fremdpartikel sind, die man unterm Mikro sieht.

    Fundort: Entlang eines Radweges im Gras, unter Erlen, in der Nähe einer etwas sumpfigen Stelle mit Schilfgras.

    Hut: Hutrand filzig, auffällig gefurcht und stark eingerollt.

    Lamellen: Jung relativ hell gelb/zitronengelb(?), relativ dicht stehend und mit Querverbindungen

    Stiel: Überraschend stämmig, fest und kurz. An der Basis mit fest anhaftenden Erdpartikeln. Ein jüngeres Exemplar zeigt auch an der Basis ein rötliches Exudat (beim Rest wahrscheinlich witterungsbedingt eingetrocknet).

    Sporen: rostbraun, ohne weinroten Schimmer(<-> P. cuprinus)

    Geruch: pilzartig, würzig






    Die linke Hälfte zeigt an der Rinde der Stielbasis rötl. Exudat.




    Um das Chaos perfekt zu machen:

    Am Wuchsort (innerhalb von ca. 10Metern) waren mehrere Kremplings Fruchtkörper die doch etwas unterschiedlich anmuteten. Es muss nicht einmal alles die selbe Art sein. (Wegen der Erlen dachte ich zuerst auch noch an Erlen-Kremplinge (oder Beide), denn manche Frk. waren schmal und zugespitzt gestielt und radial auf der Huthaut gefasert. Allerdings sollten dann wohl die Sporenbreite des vermessenen Frk. nicht 5 übersteigen. Deswegen habe ich die Idee wieder verworfen.)


    Die Sporen habe ich nur von dem Fruchtkörper oben rechts im nächsten Bild vermessen; Aus dem Abwurf: 7-8 x 5-5,5.



    Habitat



    Vielleicht kann ja jemand dazu noch eine Einschätzung abgeben, auf jeden Fall schon einmal vielen Dank!


    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Servus Steigerwaldpilzchen,


    erstmal herzlich willkommen hier. g:-)


    Das, was du da zeigst, ist für mich völlig typisch für Paxillus validus. Die ganze Kollektion... Was nicht passt sind die zu kurzen Sporen. Wie viele Sporen hast du denn ausgemessen? Die Länge sollte schon bis 10 µm gehen...


    Sonst passt irgendwie alles - auch die sehr dichten Lamellen mit diesem Gelbton (schwer zu beschreiben, ich finde, Paxillus validus hat eine eigene Gelbkomponente in den Lamellen - geht in Richtung Zitronengelb).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    Danke für die schnelle Antwort. Von den Sporen habe ich 20 durchs Messokular vermessen, jeweils einzeln liegend und gerade in Ebene beim durchfokusieren mit dem Feintrieb.
    Keine einzige Spore erreichte 10 Mikrometer Länge, ein einziger Ausreißer hatte 9,5. Reif sollten sie ja gewesen sein, so aus dem Abwurf...


    Ich kann nur mit einem Smartphone Bild durchs Okular dienen:



    Aber es freut mich das der Große Krempling sonst gut passt. :)


    LG Steigerwaldpilzchen

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  • Servus S.,


    ah, o.k., ich hatte immer 60 Sporen vermessen und dabei regelmäßig die "Gegend" auf dem Objektträger gewechselt. Ich würde vermuten, dass zu dem Ausreißer noch ein paar weitere dazukämen.


    Ich hänge einfach mal meine Diplomarbeit an - dann kann jeder, der sich für diese Kremplinge interessiert, darin nachlesen. Sieist aber eben nicht mehr up to date, da ja mittlerweile die Erlenkremplinge zerlegt wurden (Paxillus rubicundulus s.str. ist nur von der Typusaufsammlung bekannt) und mit Paxillus cuprinus ein weiterer beschrieben wurde...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Steigerwaldpilzchen,


    zur Erhellung bezüglich der Paxillus-Arten kann ich leider nichts beitragen, aber ich möchte dich in diesem schönen Forum herzlich willkommen heißen!

    (welcome)

    Deine Entscheidung, hier mitzumischen, war die Richtige; und durch's Mitlesen hast du ja schon sehen können, welch geballte Fachkompetenz, gepaart mit Humor, gewürzt mit Rätseln und Pilzkunst, hier versammelt ist. Ich habe hier schon unheimlich viel gelernt; unerfahrene Fories können jederzeit vom Wissen der Koryphäen profitieren. ==Gnolm8

    Liebe Grüße

    Grüni/Kagi  ==Gnolm7


    120 Pilzchips


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  • Ich hänge einfach mal meine Diplomarbeit an - dann kann jeder, der sich für diese Kremplinge interessiert, darin nachlesen.

    Hallo Christoph

    Muss man sich die Arbeit reinziehen, wenn man die Studien zum Paxillus involutus Formenkreis aus Nova Hedwegia und den Bestimmungsschlüssel aus der Mycologia Bavarica hat?

    LG Karl

  • Servus Karl,


    nein, muss man natürlich nicht ;-). Die Diplomarbeit ist nur etwas ausführlicher. So habe ich da auch den Erlengrübling untersucht und auch etwas weiter gefasst innerhalb der lamelligen Boletales rumgewurschtelt. Zum Beispiel die Gattung Tapinella eingehend untersucht. Es sind auch mehr Mikrozeichnungen drin. Für Paxillus s.str. wirst du aber wenig Erkenntnisgewinn haben, da die Publikationen das ja zusammenfassen.


    Liebe Grüße,

    Christoph