Alle Farben auf Magerrasen - Teil 3

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.705 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.

  • 13.08.2016: Alle Farben auf Magerrasen - Teil 3

    Liebe Pilz-Freunde,
    dies ist Teil 3 des Berichtes vom 13.08.2016.

    Teil 1 findet Ihr hier
    Teil 2 findet Ihr hier
    Teil 4 findet Ihr hier
    Teil 5 findet Ihr hier

    Und weiter geht's...

    Fundnummer: 2016-08-13-1107
    Auch hier wird Nobi wohl wieder zweifeln? :), da dieser nicht immer herablaufende Lamellen hat.
    Ein sehr toller Erstfund für uns beide: Graubrauner Samtschneckling (Camarophyllopsis schulzeri):

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    Fundnummer: 2016-08-13-1122
    Den folgende Wahnsinns-Fund (extrem selten!) war kein Erstfund für uns - jedoch natürlich toll zu sehen.
    Schwärzender Wiesenritterling (Porpoloma metapodium)
    :

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    Fundnummer: 2016-08-13-1140
    Damals war diese Art für mich ein Erstfund, inzwischen kenne ich die Art von vier Standorten.
    Mattweißer Rötling (Entoloma sericellum)
    :

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    Fundnummer: 2016-08-13-1147
    Auch von dieser Art ist uns bis heute kein weiterer Standort bekannt.
    Ebenso für mich ein Erstfund der Gelbfüßige Ellerling (Cuphophyllus flavipes):

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    Fundnummer: 2016-08-13-1153

    Diese äußerst interessante Entoloma ist wahrscheinlich der Violetterfaserige Rötling (Entoloma cf violaceum):
    Die Mikrodatenaufnahme ist noch nicht abgeschlossen.
    In der Zeit bin ich ja vollends vor Pilzen durchgedreht, darum hab ich nicht mal mehr E. cf violaceum ausführlicher dokumentiert. Ich hab aber ein paar Sporen- und HDS-Fotos und das Exsikkat sollte auch noch vorhanden sein, also da kann ich nochmal schauen. Die Mikros passen jedenfalls 1:1 zu dem was hier gezeigt wird: Entoloma violaceum (MushroomExpert.Com)
    Allerdings hab ich damals keine Cheilos gesehen, kann ich in der Eile, in der ich alles untersucht hab aber gut übersehen haben.

    Die Cheilos suchen wir noch (folgt). Wenn jemand dazu noch eine Idee hat, bitte melden.

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    Fundnummer: 2016-08-13-1202
    Schöne kleine Sattellorcheln (Helvella ephippium):
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    Fundnummer: 2016-08-13-1209
    Kreidiger Räsling (Clitopilus scyphoides)
    :
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    Fundnummer: 2016-08-13-1215
    Dann die Goldgelbe Wiesenkeule (Clavulinopsis helvola):
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    Fundnummer: 2016-08-13-1225

    Ein weiterer Saftling, der gar nicht so trivial war...

    Morphologische Daten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Magerrasen
    Fundzeit: 13.08.2016
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    unförmig, verbogen, mit Buckel
    Huthaut: gelb, mit orangen Flecken, radialfaserig, glänzend, etwas klebrig
    Hygrophanität: nicht festgestellt
    Hutrand: etwas nach unten eingerollt
    Lamellen: gelb, Zwischenlamellen, entfernt stehend, manchmal mit roten Punkten
    Lamellenschneiden:
    ohne Besonderheiten
    Lamellen-Stielübergang:
    tief ausgebuchtet angewachsen, fast frei

    Stiel: orangegelb, nach unten gelb werdend, längsfaserig, unrund, längs-gespalten, gerade, trocken
    Stielbasis: rund
    Fleisch:
    ohne Besonderheiten
    Größe: Hutdurchmesser ca. 3 cm, Stiellänge ca. 4 cm, Stieldurchmesser ca. 5 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht bewertet
    Geruch: neutral
    Geschmack: nicht bewertet

    Morphologisch kommen hier 3 Arten in Betracht:
    Hygrocybe acutoconica
    Hygrocybe subglobispora = Hygrocybe acutoconica var. konradii
    Hygrocybe aurantiosplendens (passt optisch eigentlich nicht)

    Diese sollten alleine durch die Sporenmaße, Sporenform und Anteil an eingeschnürten Sporen unterschieden werden können. Deshalb untersuchte ich die Sporen und zur Absicherung noch das Lamellentrama.

    Mikroskopische Daten:

    Trama-Hyphen: ca. 11 µm breit, sicherlich länger als 1000 µm, mit zugespitzten Enden

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    Basidien:
    ausschließlich 2-sporig, keulig
    Maße: ca. 31 - 36 × 10 - 12 µm

    Sporen:
    nicht eingeschnürt, quasi ellipsoid/ovoid
    Maße:
    Präparat: aus Lamellenstück (Exsikkat) ausgewaschen; Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 19
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: nicht normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,7 × 0,6 µm; von Q: 0,1
    Median: von L × B: 11,4 × 6,4 µm; von Q: 1,7
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 11,1 × 6,4 µm; von Q: 1,8
    Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 80%-Standardbereich: für L × B: (9,9) 10,2 - 11,8 (12,4) × (5,1) 5,5 - 7,1 (7,4) µm; für Q: (1,5) 1,6 - 1,9 (2)

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    Damit
    ist das der Safrangelbe Saftling 2-sporig (Hygrocybe acutoconica) - auch wenn dieser laut Literatur eine weiß-filzige Stielbasis haben sollte:
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    Weiter zum Teil 4

  • Hallo Dieter, auch dieser Beitrag ist ein Hochgenuss. Wer Eure Fotos vom Gelbfüßigen Ellerling gesehen hat, vergisst den Begriff Anastomosen nie mehr. Eure Beiträge sind wirklich etwas ganz Besonderes - vor allem für Menschen die Herz für Saftlinge & Co. haben. Danke dafür. Und jetzt freue ich mich auch Beitrag 4.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Danke Karl,

    Entoloma porphyrophaeum habe ich schon hin und her geprüft, aber dieser passt einfach von der Farbe nicht wirklich (und von anderem).

    Ich bleibe aber da dran - werde erst nochmal nach-mikroskopieren und versuchen genauere Trennungsmerkmale zu finden.

    Melde mich dazu auf jeden Fall nochmal bei Dir.

    Beste Grüße

    Dieter

  • Servus Dieter,


    bist du dir mit Camarophyllopsis schulzeri sicher? Ich kenne den nicht mit so dicklichen Lamellen, sondern mit relativ dünnen, weißen Lamellen. Kann es eventuell ein Hodophilus sein?


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Pilzfreunde,
    wie versprochen hier nun das Ergebnis zu der Entoloma:

    Fundnummer: 2016-08-13-1153

    Bei dieser äußerst interessanten Entoloma entstand das Problem, dass die Nomenklatur der in Frage kommenden Arten schwer nachvollziehbar ist. Die entscheidenden Hinweise fand ich dann jedoch in der Österreichischen Zeitung für Pilzkunde 17 (2008) im Artikel "Entoloma in North America 2: the species described by C. H. PECK - type studies and comments" von Machiel Noorderloos. Dor ab Seite 97 - Kapitel "cyaneus". Die genaue Geschichte kann dort nachgelesen werden - was ich hier abkürze und von Folgendem ausgehen muss:

    Entoloma tjallingiorum - Noorderl. ist die gleiche Art wie:
    Agaricus cyaneus - Peck (non Agaricus cyaneus Bull)
    Entoloma cyaneum - [Peck—>] Sacc
    Agaricus dichrous (var. dichrous!) - Pers.
    Rhodophyllus dichrous
    Entoloma dichroum
    --> das ist bereits gut bekannt. Der entscheidende Hinweis aber ist, dass Murrill den Namen "Entoloma violaceum" einführte um das cyaneum/cyaneus-Probelm "zu lösen".
    Das bedeutet also dass Entoloma violaceum = Entoloma tjallingiorum.
    Somit war die zunächst mit in die nähere Auswahl kommende Art "Entoloma violaceum" vom Tisch, denn deren Cheilozystiden haben eine andere Form als unser Fund.

    Die Annahme von Kuo, dass Entoloma jubatum eventuell gleich Entoloma violaceum sei, ist falsch, zum einen aus der obigen Erkenntnis, zum anderen deshalb weil das entscheidente Trennungs-Merkmal von Entoloma jubatum die (grau)braunen Lamellen sind. Entoloma jubatum scheidet genau deshalb auch für unseren Fund aus.

    Entoloma velatum unterscheidet sich von Entoloma tjallingiorum hauptsächlich in der Pigmentierung der Huthaut-Hyphen, weshalb auch diese Art für unseren Fund ausscheidet.

    Bleibt noch Entoloma porphyrophaeum übrig.
    Und hier stimmt alles, der Standort, Fruchtkörpergröße, Huthaut, auch die Rotbraune Farbe mit Purpur-Ton und vor allem die Mikromerkmale. Zu beachten ist der Hinweis z.B. von Ludwig, dass die Sporenmaße stark schwanken können (siehe Pilzkompendium Band II Seite 468).

    Mikroskopische Daten:

    Basidien:
    4-sporig, selten 2-sporig

    Sporen:

    heterodiametrisch, 6- bis vieleckig
    Präparat: aus Lamellenstück (Exsikkat) ausgewaschen; Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 60
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: nicht normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: nicht normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,6 × 0,4 µm; von Q: 0,1
    Median: von L × B: 8,9 × 6,1 µm; von Q: 1,5
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 9,1 × 6,2 µm; von Q: 1,5
    Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 80%-Standardbereich: für L × B: (8) 8,5 - 10,1 (10,5) × (5,4) 5,7 - 6,7 (7,6) µm; für Q: (1,3) 1,4 - 1,6 (1,8)
    Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 90%-Standardbereich: für L × B: (8) 8,4 - 10,3 (10,5) × (5,4) 5,7 - 6,8 (7,6) µm; für Q: (1,3) 1,4 - 1,7 (1,8)
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: nicht anwendbar, da nicht normalverteilt

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    Cheilozystiden:
    vielgestaltig, Spindelförmig oder auch mit Hals, Bauchteil stets verdickt, Hals oft mehrfach eingeschnürt, oft mit kopfigem Ende, auch basal 1-2 fach septiert, ca. 30 - 55 x 10 - 20 µm

    Die Cheilozystiden waren schwer zu finden und schwer zu fotografieren - hier das Ergebnis:
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    HDS:
    Bestehend aus flach liegenden, zylindrischen Hyphen, manchmal mit leicht verdickten Enden, Pigment intrazellulär, Breite ca. (4,4) 5,2 - 10,1 (11,3) µm

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    Mit diesen Daten ist der Pilz quasi eindeutig der Porphyrbraune Rötling (Entoloma porphyrophaeum):

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    Beste Grüße
    Dieter