APR-Exkursion Botanischer Garten Bochum 13.01.2019

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 5.373 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    am letzten Sonntag ging es für den APR auf die erste Exkursion des Jahres, die traditionellerweise im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum sowie im benachbarten Kalwes stattfindet. Leider war das Wetter wieder einmal nicht ganz optimal und es regnete die meiste Zeit vor ich hin. Entsprechend gab es zwar durchaus den einen oder anderen Pilz zu bestaunen, aber nich ganz so viele Fotos. Einige Funde möchte ich aber doch hier vorstellen.


    1. Phellinus tuberculosus



    2. Sarcoscypha austriaca


    3. Flammulina velutipes s. str.


    4. Puccinia mirabilissima


    5. Acrospermum compressum


    6. Lachnella alboviolascens



    7. Ein kleines, helle Becherchen auf Brennnessel. Für Cyathicola cyathoidea passen die Sporen und die blaue Reaktion des Ascus mit Lugol. Es fehlen aber die Haken an den Asci und der Rand der Becher erscheint relativ glatt. Für Hymenoscyphus scutula paßt die Sporengröße nicht. Gibt es Alternativvorschläge?



    8. Eine mysteriöse Anamorphe auf der Unterseite eines dicken Stücks Buche


    9. Hier dachte ich im Feld an einen hübschen Rindenpilz und habe ein Stück mit nach Hause genommen. Leider ist das gab es im Mikroskop dann die Enttäuschung, daß das wohl "nur" eine junge Kohlenkruste ist.



    10. Auf noch lebender Hasel gab es diesen Schichtpilz. Das ganze erinnerte schon rein optisch an einen Rindensprenger. Wenn ich mich dann durch den entsprechenden Gattungsschlüssel kämpfe, lande ich bei Vuilleminia coryli.


    11. Ein weiterer Rindenpilz auf einem kleinen Ästchen. Zystiden sind vorhanden, Schnallen habe ich keine gefunden.



    12. Ein Fund auf Laubholz. Leider habe ich nur dieses Stück in die Hand gedrückt bekommen und habe entsprechend kein Foto vom Pilz auf dem Substrat. Auffallend war, daß der Pilz beim Trocknen gilbt. In frischem Zustand war er praktisch ganz weiß.



    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    11 und 12 sind beides Meruliopsis corium (Gemeiner Lederfältling).
    Das Gemeinste an dem ist, daß er manchmal Zystiden vortäuscht. Was besonders auch deswegen gemein ist, weil es in der Gattung noch eine seltene Art mit zystiden gibt (Meruliopsis hirtellus, eigentlich auch Meruliopsis albostramineus, die aber farblich wohl ganz anders sein soll), die aber deutlich kleinere Sporen hätte und die ich noch nicht finden konnte. Aber dafür eben Meruliopsis corium mit spindeligen Zystidiolen schlank zylindrischen Basidolen und schlanken Hyphidien, die mal an Zystiden erinnern können. Aber eben nie Sporen, die konstant unter 2,5µm breit wären.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das ist ja ein fieser Möpp, dieser Meruliopsis corium. Den hatten wir auf der Exkursion auch in schön gefunden und da hatte ich kurz überlegt, ob ich den mitnehmen soll, damit ich den auch mal unterm scharfen Glas hatte - habe ich dann aber sein gelassen und dann hat der Kerl es doch zu mir geschafft und das sogar gleich doppelt.


    Wobei das mit den vorgetäuschten Zystiden sowieso noch eine offene Frage meinerseits ist: Wie unterscheidet man ganz generisch Basidiolen von Zystiden?


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Ehrlich gesagt, ist folgendes auch eher so zusammengereimt:
    Basidiolen = junge, unreife Basidien, die sich theoretisch aber noch zur Sporenreife entwickeln könnten (aber nicht immer müssen)
    Zystidiolen = Basidiolen, die sich nicht zur Sporenreife entwickelt haben, sondern beschlossen haben steril zu bleiben (und darum auch etwas anders aussehen)

    Zystiden = Zellen, die von vornherein nie dafür vorgesehen waren, Sporen zu entwickeln sondern andere Aufgaben erfüllen (oder einfach nur schick aussehen?)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    jetzt verstehe ich auch, warum man, wenn man im Wald ganz still ist, die Pilze mitunter singen hört: "Ich hab die Zystiden schön, ich hab die Zystiden schön!" :D


    Das Problem was ich mit diesen Definitionen habe (die ich so auch schon kannte), ist halt, daß an den Zellen im Mikroskop nie dransteht "Ich bin unreif, aber hätte mich noch zur Basidie entwickelt, wenn ich nicht jung und unschuldig von der Rasierklinge hinweggerafft worden wäre." Heißt das also, daß man das einfach mit Erfahrung und aus dem Bauch heraus beurteilen muß und es da kein einfaches und hartes Kriterium zur Unterscheidung gibt?


    Björn

  • Servus Björn,

    Deine Nr.5 , ? kann das nicht eine Gnomonia oder so was sein ?

    Für Acrospermum passt mir die Form eigentlich nicht, die müßte mehr keulig-zugespitzt sein, und wächst auf dem Substrat.

    Bei den Bildern siehts so aus als würden die "Stacheln" durch die Epidermis gedrückt werden - kann mich aber irren-


    Bei Nr. 7 denke ich schon an Cyathicula cyathoidea.

    Die Basishaken am Ascus sind teils schwer zu erkennen ( Erkennt man am besten bei ganz jungen Asci), aber es kommt auch vor, dass keine Haken vorhanden sind!

    Mach doch mal einen Längschnitt vom Apothecium damit man das Excipulum und den Apo-Rand sowie die Paraphysen besser erkennen kann.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    Nr. 5 hatte ich auch unterm Mikroskop und konnte dabei die typischen, extrem langen und dünnen Sporen von Acrospermum compressum sehen. Leider kann man davon absolut keine gescheiten Bilder machen, weshalb ich das hier bei den makroskopischen Bildern belassen habe (und die sind ja auch schon nicht besonders gut).


    Ich werde heute Abend mal schauen, ob die Fruchtkörper von Nr. 7 noch gut genug in Form sind um sich aufschneiden zu lassen und dann ggfs. berichten. Aber gut zu wissen, daß die Haken mitunter schwer zu erkennen sind.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Klar, letztlich ist es immer ein wenig Interpretationssache.
    Besonders heikel finde ich solche Sachen wie "hyphoide Zystiden" abzugrenzen von "Hyphidien".

    Denn irgendwelche Hyphenenden, die ins Hymenium ragen, gibt es unter den entsprechenden Bedingungen bei so ziemlich allen Arten.


    Generell wären Zystiden von anderen Elementen des Hymeniums (Basidien, Basidiolen und Zystidiolen) dadurch verschieden, daß sie sich am besten durch mehr als einen der folgenden Punkte von Basidien und Basidiolen unterscheiden: Form, Größe, Inhalt / Plasmastruktur (ev. anfärben), andere Dicke der Zellwand, Inkrustierungsverhalten

    wobei auch Zystidiolen zB ja zumindest in der Form verschieden sind, gelegentlich auch in der Größe, da gibt es also auch Grauzonen, wann etwass als Zystide oder Zystidiole interpretiert wird.



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,


    erstmal wieder einen herzlichen Dank an Pablo für die Erläuterungen zu den Zystiden. Ich glaube, das hat mir in meinem Verständnis und zukünftigen Interpretationsversuchen von Mikroskopbildern ein gutes Stück weiter geholfen.


    Nun noch mal zur Nr. 7. Da habe ich mal einen Fruchtkörper durchgeschnitten:


    Paraphysen habe ich leider keine gefunden, dafür aber einen Ascus, wo ich unten Ansätze oder wohl eher Überbleibsel eines Hakens zu erkennen glaube



    Von daher werde ich den Fund mal als C. cyathoidea zu den Akten legen, wenn es hier keinen großen Widerspruch gibt.


    Björn

  • Hallo Björn,

    8. Eine mysteriöse Anamorphe auf der Unterseite eines dicken Stücks Buche

    Erinnert mich etwas an Calcarisporium arbuscula.

    Wie groß waren denn die Konidien und hast du noch mehr Bilder, vielleicht welche wo Konidien abgeschnürt werden ?


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    Die Konidien sind (8.1 +- 0.7) µm x (4.8 +- 0.3) µm groß. Ich hatte beim Mikroskopieren extra geschaut, ob ich irgendwo Konidien finde, die noch an den Hyphen hängen bzw. da abgeschnürt werden, aber leider war da nichts zu finden. Calcarisporium arbuscula scheint ja auch Kohlenbeeren zu wachsen (und etwas kleinere Konidien zu haben?), das war hier aber irgendwie nicht der Fall; der Pilz war scheinbar direkt auf dem Holz.


    Björn

  • Hallo Björn,


    nur kurz, die Anamorphe der Xylariaceae können sehr vielseitig sein.

    Schau dir mal diese Arbeit an : A polyphasic taxonomy of Daldinia (Xylariaceae).

    Ich hatte beim Mikroskopieren extra geschaut, ob ich irgendwo Konidien finde, die noch an den Hyphen hängen bzw. da abgeschnürt werden, aber leider war da nichts zu finden.

    Mhm, hast du vielleicht an den Hyphen ein paar "Noppen" (ähnlich wie hier) gesehen ?


    VG : Thorben

  • Hallo Björn,

    Hilft das irgendwie weiter?

    Ich fürchte nicht und glaube das du dafür nicht mal eben einen Namen bekommst.

    In der oben genannten Literatur gibt es Anamorphen die deiner ähneln, diese werden als Nodulisporium-ähnliche Anamorphen bezeichnet.

    Dazu gibt es auch eine interessante PDF (Siehe hier).


    VG: Thorben