Ein "seltener Pilz, an ungewöhnlicher Stelle"...

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 6.186 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Maria.

  • soll die Ursache für den Abbruch des oberen Teiles des Maibaumes gewesen sein, von dem eine Frau erschlagen wurde.


    Liebe Forianer,


    was haltet ihr von dieser Feststellung des Sachverständigen auch wenn man sich die Bruchstelle ansieht?


    Treuchtlingen-Wettelsheim: Nach tödlichem Maibaum-Unglück: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein | Bayern

  • Und was mir weiter zu denken gibt ist die folgende Aussage:


    "Aus Sicht der Staatsanwaltschaft handelte es sich um einen „nicht vermeidbaren Unglücksfall, bei dem mehrere äußerst unwahrscheinliche Umstände zusammengetroffen sind“.


    Also gab es noch weiter Umstände als den Pilz...?

  • Also gab es noch weiter Umstände als den Pilz...?

    Vielleicht den Wind. Mit Wetter kann ja nun wirklich niemand rechnen==Gnolm7

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • ja und auch ein Polizeisprecher am Unglückstag...


    "Möglicherweise, so der Sprecher, könnte zuvor der etwa 20 bis 25 Meter hohe Baum beim Aufstellen zu stark gebogen worden sein, so dass der Stamm angeknackst wurde"


    Es entzieht sich eh meinem Verständnis dass der Maibaum so groß sein muss, dass er mit Hilfe eines Autokrans aufgestellt werden muss. Der Stamm hat doch unten mindestens 50 cm Durchmesser.

    Gibt es da vllt Guinness-Buch Rekorde die zu toppen sind?

  • Hallo Ihr,

    danke für die Nachricht! Ich bin damals 5 Minuten vorher vorbeigefahren und habe die fröhlich feiernde Menge, viele kenne ich auch persönlich, gesehen - dann wunderte ich mich nur noch über das Großaufgebot an Polizei, Feuerwehr, Rettungswagen usw., dass dann kurze Zeit später an meinem Haus vorbei raste. Schrecklich war und ist dies, noch mehr wenn es im Wohnort geschieht.


    Ich werde mich einmal kundig machen - vielleicht bekomme ich etwas heraus.


    Liebe Grüße


    Maria

  • Servus beinand,


    das Unglück ist in der Tat tragisch. Was den Grund des Brechens angeht, so sollte man m.E. dem Sachverständigen durchaus zutrauen, den Bruch analysieren zu können. Ich gehe davon aus, dass ein Baumgutachter hinzugezogen wurde - die Pilzbestimmung selber ist irrelevant und ohne Genetik sicher nicht möglich - die Bruchkante kann aber analyisert werden und auch die physikalischen Eigenschaften des Holzes getestet werden (Zugfestigkeit, Bruchfestigkeit usw. - kann man physikalisch-mechanisch tesetn).


    Im DGfM-Forum wurde geschrieben, dass die Cellulose betroffen sein soll - das hieße, es wäre ein Braunfäulepilz (im DGfM-Forum wird - keine Ahnung warum - von Weißfäule geschriebe, dann wäre aber auch das Lignin betroffen - bei simultaner Weißfäule).


    Maibäume werden ja frischgefällt, es wird also ein ehemals lebender Baum ohne äußere Schadkennzeichen ausgewählt. Wenn nun im oberen Bereich das Holz durch einen Braunfäulepilz punktuell betroffen ist, dann kann ein Sprödbruch die Folge sein - die ist von außen kaum vorhersehbar. So ist es auch z.B. bei Straßenbäumen - die Bäume reagieren im Holz nicht auf Braunfäule. Bei Weißfäule wird Reaktionsholz gebildet, bei Braunfäule eben nicht.


    Jetzt sieht die Bruchkante nicht braun verfärbt aus, aber ein Foto und vor Ort die Bruchstelle zu sehen sind zwei paar Stiefel. Zudem kann man am Fotos die physikalischen Tests nicht machen.


    Die Verkettung unglücklicher Umstände könnte (!) wie folgt aussehen:


    1. Braunfäule im oberen Stammabschnitt - von außen nicht erkennbar

    2. Beim Aufstellen an dieser Stelle unglücklicherweise eine größere, mechanische Beanspruchung, die zu einem "Anknacksen" geführt hat

    3. Windböe, die dann den Bruch ausgelöst hat


    Jetzt hoffe ich, dass nicht - wie im DGfM-Forum erbeten wurde - bei dem Gutachten von Seiten "uns Mykologen" nachtarockt wird. Bei allem Respekt - aber...


    1.) Wir (Amateur-)Mykologen können Pilze bestimmen, wenn Fruchtkörper zu sehen sind. Das ist hier nicht der Fall, sonst wäre der Baum niemals Maibaum geworden.

    2.) Dann haben vermutlich nur wenige von uns Einblick in die Statik von Bäumen (ich habe früher selber Baumgutachten geschrieben und kann mit den entsprechenden Messgeräten umgehen und weiß, was möglich ist - da ist aber Pilzbestimmung nicht relevant).

    3.) Die Angehörigen haben genug mit der Trauerarbeit zu tun. Was soll es bringen, das Gutachten von Mykologenseite zu "überprüfen"? Ich gehe davon aus, dass die Presse das mit dem "seltenen Pilz" erfunden hat. Oder es liegt eine DNA-Sequenz aus dem Holz und ein BLAST-Ergebnis vor. Und wenn ja, was soll man dann hinsichtlich des Gutachtens machen? Und wenn nein - dann ändert es nichts an der Instabilität des Holzes.

    4.) Es gibt Unfälle, die unvorhersehbar sind. Es muss nicht immer jemand Schuld haben.


    Ich empfehle daher, das Thema an sich ruhen zu lassen (es lesen ja Leute aus der DGfM mit bzw. Leute, die auch "drüben" schreiben). Ich weiß, dass meine Empfehlung für die DGfM irrelevant ist. Aber vielleicht denkt man auch in der DGfM durchaus an die Angehörigen und wird hier nicht aktiv. Das ist ja unabhängig von meiner Person.


    Ich habe hiermit auf die Fragen von pilzpic geantwortet - nicht als Mykologe, sondern als promovierter Fortwissenschaftler, der auch im Bereich Baumgutachten tätig war.


    P.S.: ich schreibe das deshalb, weil ich ein bisserl Bauchschmerzen habe, überhaupt zu antworten - das Thema wurde vom Threaderöffner auch im DGfM-Forum eröffnet - und da gibt es große Befindlichkeiten mir gegenüber;


    Wenn ich jetzt das mit der Weißfäule berichtige - und dazu passt weder die Beschreibung, noch der Bruch an sich noch die Unerkennbarkeit des Schadens von außen - könnte das wieder sonstwie ausgelegt werden... und auf dieses Theater habe ich keine Lust... das Thema war mir aber zu ernst, als dass ich nur um nicht wieder Stress zu bekommen, nichts zu schreiben -


    aber das hier:


    Zitat

    Dabei sei es zu einer sehr frühen Strukturschädigung des Holzes gekommen, die noch nicht sichtbar gewesen sei und die in außergewöhnlicher Weise nur die Zellulose betroffen habe.



    sagt schlicht und ergreifend "Braunfäule" aus. Wie man da auf Weißfäule kommen kann (zumal die Bruchkante glatt ist, was Weißfäule auch ausschließt), verstehe ich nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich wollte mich ja hier in der Gegend einmal kundig machen ob es weitergehende Informationen gibt (den Post in dem ich dies schrieb habe ich gerade versehentlich gelöscht)

    Auf jeden Fall ist man hier auf genau das gleiche Ergebnis und Fazit gekommen wie der Christoph. Übrigens Christoph, Deinen Text und Deine Stellungnahme finde ich persönlich richtig Klasse!


    Liebe Grüße


    Maria

  • Das sehe ich allerdings anders...Ich denke mal nicht das es für die Angehörigen und Freunde der Opfer des Love-Parade Dramas von 2010 befriedigend und gut für die Bwältigung der Trauerarbeit ist,

    das es bis heute keine Schuldigen dafür gibt.

  • Ich denke, Karl-Heinz, dies kann man hier in keinster Weise miteinander vergleichen.

    Trauerarbeit wird hier in der kleinen Dorfgemeinschaft in hervorragender Art und Weise geleistet - hier ist ein ganzes Dorf betroffen und hier steht aber auch ein ganzes Dorf zusammen. Ich glaube nicht, dass es für die tatsächlich Betroffenen (und dies sind ja z. B. auch die, die den Baum ausgewählt, geschlagen, aufgestellt, haben) wirklich wichtig ist, welcher Pilz dies nun war! Ich glaube auch nicht, dass es für die Trauerarbeit gut ist, wenn hier weiter "gebohrt" wird. Es wurde amtlich festgestellt, dass keiner Schuld hat, dass es ein äußerst unglücklicher Unglücksfall war, und dabei sollte man es meiner Meinung nach in diesem Falle belassen.


    Liebe Grüße


    Maria

  • Maria, ohne Zweifel bist Du hier näher am Geschehen und kannst die Befindlichkeiten der Beteiligten besser einschätzen.

    Man kann sich nur wünschen, dass aus diesem tragischen Ereignis Lehren gezogen werden und der Gigantomanie mit tonnenschweren

    Maibäumen, die mit schwerem Gerät aufgestellt werden müssen, Einhalt geboten wird.