Interessanter Fund in Stuttgart - Trüffel?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.818 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Hallo miteinander,


    heute machte ich einen Zufallsfund bei uns im Garten und benötige eure Hilfe


    Meine Frau machte mich auf eine aufgescharrte Stelle unter einem alten Apfelbaum (schwerer Keuper (Lette-)Boden) aufmerksam.
    Darin erkannte ich eine helle, marmorierte Masse, von der ich ein Stück herausschnitt die ein sehr intensives Aroma verströmte, fast schon unangenehm. Mir war eigentlich schnell klar, dass es sich um einen Pilzfruchtkörper handeln musste.
    Ich grub das ganze Gebilde dann aus und ein weiteres nicht weit davon weg.
    Ich habe die angehängten Fotos davon gemacht und mich daheim gleich auf meine Bücher gestürzt, leider ohne großen Erfolg.
    Im Netz habe ich dann vergelichbare Fotos gefunden und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich hier wohl
    Schwarze Sommertrüffel Tuber aevistum gefunden haben muss.


    Könnt ihr diese Bestimmung unterstützen? Mit was könnte man die verwechseln?


    Würde mich über eure Kommentare freuen.


    Gruß
    Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    genau, das gehört schon in die Gruppe um Tuber aestivum. :thumbup:
    Mittlerweile werden da noch ein oder zwei Arten abgegrenzt, aber wie das dann funktioniert mit der Trennung (wohl nur mikroskopisch), da bin ich auch überfragt.



    LG, Pablo.

  • Vielen Dank, Pablo,


    weißt du, ob diese Pilze hier häufiger vorkommen, bisher ist mir noch nie einer begegnet, natürlich grabe ich auch nicht überall herum...


    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Bernd!


    Ich habe keine Ahnung, wo "hier" ist. Aber Tuber aestivum s.l. ist in ganz Mitteleuropa recht häufig.
    Der Apfelbaum ist allerdings eher nicht der Mykorrhizapartner des Pilzes. Da müsste irgendwo im Umkreis von 10 bis 20 Metern noch eine Eiche oder Buche oder so stehen. ;)


    Die Art ist im grunde nicht schützenswert (ausgehend von der dichten Verbreitung), aber wie du schon sagst: Normalerweise gräbt man nicht überall rum (und sollte man auch nicht), darum wird sie selten gefunden. Im eigenen garten buddelt man schon eher mal was aus, und dann will man ja auch wissen, was das ist, könnte ja auch eine Wurzelgalle sein. Speisetechnisch ist das aber ein minderwertiger Pilz. ich hab's mal probiert und habe es auf grund des ätzenden geruchs nicht runter gebracht.
    Die werden aber auch gerne mit etwas künstlichem Aroma (von hochwertigeren Trüffelarten) präpariert und dann teuer in allerlei Feinkostprodukten verwurstet.



    LG; pablo.


  • Hallo Pablo,
    "hier" könnte sich aus dem Thread-Titel ergeben ;)


    Und du hast natürlich Recht. Die Trüffel standen zwar im direkten Wurzelbereich des Apfelbaums, doch eine riesige Eiche ist ca. 25m weit weg.
    Ich weiß noch nicht, ob ich mich zum Verzehr entscheiden kann, mich stößt der extrem intensive Geruch ebenfalls ziemlich ab.


    Jedenfalls noch einen herzlichen Dank.
    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

  • Hallo Pilzfinder,
    aus meiner Sicht eindeutige Sommertrüffel (Tuber aestivum). Sie sehen für meine Begriffe frisch aus. Der Geruch, den du als unangenehm wahrgenommen hast, dürfte das echte Trüffelaroma sein, nicht zu verwechseln mit dem künstlichen Trüffelaroma aus der Trüffelölflasche. Mir wäre dieser Geruch alles andere als unangenehm. Aber das krasse Aroma eines reifen Stinkkäses wird ja bekanntlich auch nicht von Jedem goutiert.
    Jedenfalls ist dies ein Warnsignal für dich, sollte dir irgendwann jemand Trüffeln für viel Geld zum Kauf anbieten - die riechen alle ähnlich wie dein Fund.
    Zur Frage der Häufigkeit:
    Bis mir mal jemand eine Trüffel gezeigt hat und mir erklärt hat, wie man die ohne Hund oder Schwein findet, war ich - wie fast jeder - der Meinung, dass das ein seltener Pilz sei. Seitdem finde ich sie jedes Jahr mehrmals an den verschiedensten Orten. Mittlerweile kenne ich im Raum Nordwürttemberg bestimmt 10 Fundstellen und halte das für einen im Grunde weit verbreiteten Pilz, der einfach nur selten gefunden wird. In Stuttgart gibt es z. B. eine Fundstelle an der Außenmauer des Neuen Friedhofs in Weilimdorf/Wolfbusch. Dort wachsen sie fröhlich auf einem Spazierweg zwischen Hundefäkalien und lassen bei Reife ihre schwarze Rundung aus der Erde rausschauen. Freilich sollte man die von diesem Standort besser nicht essen (siehe vorigen Satz). Ohnehin verstößt man gegen das Artenschutzgesetz, wenn man Trüffeln ausgräbt.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo zusammen,
    einige Arten werden nicht wegen ihrer Seltenheit geschützt, sondern weil die Gefahr besteht, dass diese bei "Freigabe" regelrecht geplündert werden (ein Beispiel bei den Moosen: Das Polstermoos für Schmuckzwecke oder Weihnachtskrippen).
    Viele Grüße.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    Einmal editiert, zuletzt von Bergwald ()

  • Danke Oehrling und Thomas für die ergänzenden Hinweise,


    als ich heute früh den Kühlschrank öffnete, bin ich fast nach hinten umgefallen. Obwohl in Tupperdose und Küchenpapier gehüllt, ist alles "vertrüffelt". Mal sehen, vielleicht traue ich mich doch noch da ran.


    Und Oehrling, noch ein Volltreffer. Mein Garten ist in Weilimdorf - aber am entgegengesetzten Ende, eingezäunt, ohne Hund und Co.
    Und den zweiten Fruchtkörper habe ich auch wie beschrieben gefunden: Er schaute etwas aus der Erde.


    Nochmals Dank an euch.
    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!

    Einmal editiert, zuletzt von Pilzfinder ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Au weh, den Titel hatte ich gar nicht mit gelesen. 'Tschuldigung. :shy:
    Klar, Thomas hat schon recht, was das massenhafte Abräumen einzelner Arten betrifft. Aber ein Moos ist noch mal etwas anders als ein Pilz. Wenn man das zu großflächig abrupft, geht es ein. Wenn man bei einem Pilz die Fruchtkörper entnimmt, dann hat das einen Einfluss auf die Fortpflanzung, aber nicht auf den einzelnen Organismus (das Mycel bleibt ja weitestgehend unbehelligt).
    Natürlich sollte aus diversen anderen gründen nicht wild im Wald herumgebuddelt werden. Das sollte man denen überlassen, die dazu da sind (Wildtiere), denn das Graben schadet zwar weniger den Pilzen, aber dafür manchen Mikroorganismen und Pflanzen. Daß die Schäden durch Pilzsammler aber auch in dem Bereich unbedeutend sind >gegenüber viel dramatischeren Schäden, die völlig legal sind<, ist ja auch eine Tatsache, die eigentlich längst bekannt sein sollte.



    LG; Pablo.

  • Hallo Bernd,
    du scheinst ein paar reife Prachtstücke erwischt zu haben. Man sieht auch auf dem Foto, dass die Gleba (das "Fleisch") schon ziemlich wachsgelblich ist. Ich habe bisher immer nur Exemplare mit weißlicher Gleba finden können, die nach der Zubereitung nur pilzig bzw. nussig, aber nicht trüffelig geschmeckt haben, so dass ich gedacht habe, die Sommertrüffel können generell nix. Doch anscheinend weit gefehlt.
    Mein Beineid!
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!