30.06.2015: Kurz-Tour in den Buchen, Birken, usw.

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.773 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.

  • 30.06.2015: In den Buchen, Birken, Sumpf und Co.

    Liebe Pilz-Freunde,
    nach einem Tag wie heute (Baupfusch-Besprechung auf der Baustelle) weiß man nicht ob man kotzen soll, weinen oder nur noch darüber Lachen.
    Ich habe nichts von alle dem gemacht und bin in den Wald gefahren.
    Ein paar sehr schöne Funde waren wieder dabei...

    Fund Nummer 1 zwischen Buchen: Ein zunächst unklarer Dachpilz.
    Ich musste ihn mikroskopieren (siehe unten).

    Ergebnis: Es ist der Rehbraune Dachpilz – (Pluteus cervinus):

    mush-8500.jpg

    Mikroskopische Ergebnisse:
    mush-09845.jpg

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    mush-09852.jpg

    Sporen Ergebnisse:
    (5.5) 5.6 - 7 (7.8) x (4.4) 4.7 - 5.4 (5.7) µm

    Q = (1.1) 1.2 - 1.37 (1.4) ; N = 26

    Me = 6.3 x 5 µm ; Qe = 1.3

    Überall zu finden heute: Perlpilze (Amanita rubescens):
    mush-8501.jpg

    mush-8502.jpg

    mush-8503.jpg

    mush-8504.jpg

    Auch Hexeneier von Gemeinen Stimkmorcheln (Phallus impudicus) sind schon da:
    mush-8505.jpg

    Hier und da mal ein Klebriger Hörnling (Calocera viscosa):
    mush-8506.jpg

    Ein riesiger Fenchel-Tramete (Gloeophyllum odoratum):
    mush-8507.jpg

    Graue Wulstlinge (Amanita excelsa) gab es in Massen. Hier die schönsten:
    mush-8509.jpg

    mush-8510.jpg

    mush-8508.jpg

    Ja und wer sagt's denn? Auch die Fichten-Steinpilze (Boletus edulis) sind da:
    mush-8511.jpg

    mush-8512.jpg

    Beim nächsten war ich mir unsicher...

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, an einem Fichtenästchen im sehr sehr feuchten (nassen) Moos.
    Fundzeit:
    30.06.2015
    Wuchsform:
    einzeln
    Hutform:

    stark verbogen, starker Buckel
    Huthaut:
    Mitte dunkelbraun, nach außen hin zu beige werdend, samtig, Lamellen durchscheinend
    Hygrophanität:
    ja, wird hell
    Hutrand:
    kantig, nicht gerieft, Lamellen durchscheinend
    Lamellen:
    beige, mit vielen wilden Zwischenlamellen, ohne Y-Gabeln
    Lamellenschneiden:
    normal, ohne Besonderheiten, bogenförmig
    Lamellen- Hutübergang:

    frei
    Fleisch:

    sehr zerbrechlich, sehr feucht
    Stiel:
    wässrig, creme mit grünton, hohl, oben minimal behaart
    Stielbasis:
    mit Myzel-Filz
    Größe:
    Hutdurchmesser 2,5 cm; Stiellänge 7 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
    Sporenpulverfarbe:
    es kam nichts raus.
    Geruch:
    absolut neutral
    Geschmack:
    nicht probiert

    Aber Matthias half - das ist der Scherbengelbe Rötling (Entoloma cetratum):

    mush-8515.jpg

    mush-8513.jpg

    mush-8514.jpg

    mush-8516.jpg

    Weiter ging es mit einem Milchling.

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Sumpfartigen Gelände zwischen verschiedenen Laub- und Nadelbäumen.
    Fundzeit:
    30.06.2015
    Wuchsform:
    einzeln
    Hutform:

    Flach, mit Delle in der Mitte
    Huthaut:
    rotbraun im Zentrum, nach außen hin heller werdend
    Hygrophanität:
    nein

    Hutrand:
    kantig
    Lamellen:

    creme, mit Zwischenlamellen, teils fast Queradrig
    Lamellenschneiden:
    glatt, ohne Besonderheiten
    Lamellen- Hutübergang:

    am Stiel herablaufend
    Fleisch:

    Stielfleisch rotbraun
    Stiel:

    rotbraun, hohl, mit transparentem Saft
    Stielbasis:
    rund
    Milch:
    weiß, mild
    Größe:
    Hutdurchmesser 2 cm, Stiellänge 4 cm, Stieldurchmesser ca. 0,7 cm
    Sporenpulverfarbe:
    weiß
    Geruch:
    gut pilzig
    Geschmack:
    mild, gut pilzig

    Und das kann nur der Torfmoos-Milchling (Lactarius sphagneti)sein:
    mush-8518.jpg

    mush-8519.jpg

    mush-8517.jpg

    Dann der Schönling des Tages - ganz klar.
    In wundervollem Grün - der Grünschneidige Helmling (Mycena viridimarginata).
    Diese Bild ist garantiert nicht in der Farbe bearbeitet:
    mush-8520.jpg

    Den Abschluss machten extrem winzige Pilze -
    Hutdurchmesser 1-2 mm
    Diese konnte ich zuerst nicht deuten...

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, im Sumpfartigen Gelände zwischen verschiedenen Laub- und Nadelbäumen.
    Fundzeit:
    30.06.2015
    Wuchsform:
    einzeln
    Hutform:

    halbkugelig
    Huthaut:
    jung gelb, alt orange, mit Härchen
    Hygrophanität:
    nein

    Hutrand:
    gewellt
    Lamellen:

    weiß, mit Zwischenlamellen, sehr verwunden
    Lamellenschneiden:
    bewimpert
    Lamellen- Hutübergang:

    am Stiel angewachsen, herablaufend
    Fleisch:

    jung transparent, alt ?
    Stiel:
    jung transparent gelblich, alt orange, mit Härchen
    Stielbasis:
    normal
    Größe:
    Hutdurchmesser 1-2 mm; Stiellänge 1 cm, Stieldurchmesser ca. 0,4 mm
    Sporenpulverfarbe:
    unbekannt
    Geruch:
    unbekannt
    Geschmack:
    nicht probiert

    Nach Rücksprache mit Matthias war es aber klar - das sind Orangerote Heftelnabelinge (Rickenella fibula).
    Man erkennt Sie daran dass überall an allen Teilen kleine "Härchen" heraus stehen.

    Die Härchen sind eigentlich Zystiden - erklärte mir Matthias - sowas haben ähnlich gefärbte Pilze aus anderen Gattungen nicht.
    Extrem winzige "Großpilze":

    mush-8521.jpg

    mush-8522.jpg

    mush-8523.jpg

    Es war schon 19:14 Uhr. Die Dunkelheit brach herein und ich konnte leider nur noch mit Blitz fotografieren oder eben sehr schlecht.
    Deshalb entschuldige ich mich für die schlechte Bildqualität der folgenden Bilder.

    Fundnummer: 2015-06-30-1914

    Die Bestimmung des Fundes machte ich knapp 5 Jahre später im März 2020. ;) Tja, Zeitmangel ist eben Zeitmangel.
    Bei diesem Fund handelt es sich um einen Aktinomyceten. Aktinomyceten sind Strahlenpilze, die zu den Bakterien gehören.
    Die Erle, also Alnus besitzt diese Strahlenpilze als Symbionten. Der Pilz dringt in die Wurzeln ein und verursacht die Bildung von Wurzelknollen. Diese sind zwar nur klein, also so ca. 1-3 mm, aber sitzen häufig so dicht beieinander, dass ein 1-5 cm. Gebilde entsteht. Der Pilz kann Stickstoff der Luft binden und ihn für die Erle nutzbar machen. Ist das nicht toll Pilzfreunde?

    EDIT:
    Bei diesen Objekten handelt es sich um "Wurzelknollen", hervorgerufen durch einen Aktinomyceten. Aktinomyceten weden in deutsch als "Strahlenpilze" bezeichnet, sie gehören aber zu den Bakterien. Es handelt sich dabei um myzelbildende Bakterien (wie z.B. auc Streptomyces). Diese hielt man eine Zeit lang für Pilze und gab ihnen wie andere Actinomycetaceae die deutsche Bezeichnung „Strahlenpilze“. Die Erle, also Alnus besitzt diese "Strahlenpilze" als Symbionten. Das Bakrterium dringt in die Wurzeln ein und verursacht die Bildung von Wurzelknollen. Diese sind zwar nur klein, also so ca. 1-3 mm, aber sitzen häufig so dicht beieinander, dass ein 1-5 cm. Gebilde entsteht. Das Bakterium kann Stickstoff der Luft binden und ihn für die Erle nutzbar machen.

    Hier also nun der Erlen-Strahlenpilz (Frankia alni):
    mush-16905.jpg

    mush-16906.jpg

    mush-16907.jpg

    mush-16908.jpg

    mush-16909.jpg

    Zuhause konnte ich den Pilz besser fotografieren.

    mush-16910.jpg

    mush-16911.jpg

    mush-16912.jpg

    mush-16913.jpg

    mush-16914.jpg

    Das war's für heute....
    Ich hoffe die kurze Tour hat Euch gefallen
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,


    schöne Tour. Leider nehme ich dir Pluteus salicinus nicht ganz ab; es sei denn Matthias hatte den unterm Mikro. Ich halte den eher für eine äußerst hellhütige Form von Pluteus cervinus (der kann manchmal ganz schön variabel sein). Dachpilze sollten außer den wenigen, die sich wirklich makroskopisch ansprechen lassen, immer unters Mikro zur Bestimmung.
    Das Bild ist leider etwas farbstichig. Waren denn die Stiele von dem grünlich und wie hat der gerochen?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,



    schöne Tour. Leider nehme ich dir Pluteus salicinus nicht ganz ab; es sei denn Matthias hatte den unterm Mikro.


    Nein, noch nicht --> liegt aber hier auf dem Stapel.
    War für mich eindeutig wegen dem grünlich überhauchtem Stiel.
    Aber das überhaucht war wiklich nur schwach vorhanden.



    Ich halte den eher für eine äußerst hellhütige Form von Pluteus cervinus


    Du könntest recht haben --> liegt hier auf dem Stapel zum mikroskopieren
    Wenn Rehbraune, dann wären die aber schon sehr außergewöhnlich. Auch die jungen Exemplare waren genau so grau gefärbt.



    Das Bild ist leider etwas farbstichig.


    Ist mit Weißabgleich gemacht und nicht nachgetrimmt --> sollte also schon stimmen.
    Aber: Auch ich habe mich über die Farberscheinung des Bildes gewundert.



    Waren denn die Stiele von dem grünlich und wie hat der gerochen?


    Ja, grünlicher Schimmer war vorhanden, aber sehr schwach, Geruch neutral.
    Aber: Ich verstehe die Zweifel und zweifle selbst --> kann ich Dir das Exsikkat schicken?
    Beste Grüße
    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,


    theorethisch gern; allerdings habe ich noch nie von einem Exsiccat einen HdS-Schnitt gemacht. Wenn mir jemand aus dem Forum eine "Anleitung" dazu postet, dann kannst du mir den gern schicken; ansonsten eher nicht.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Pilzfreunde,

    Fundnummer: 2015-06-30-1914 ist nun auch geknackt.

    Die Bestimmung des Fundes machte ich knapp 5 Jahre später im März 2020. ;) Tja, Zeitmangel ist eben Zeitmangel.

    Bei diesem Fund handelt es sich um einen Aktinomyceten. Aktinomyceten sind Strahlenpilze, die zu den Bakterien gehören.

    Die Erle, also Alnus besitzt diese Strahlenpilze als Symbionten. Der Pilz dringt in die Wurzeln ein und verursacht die Bildung von Wurzelknollen. Diese sind zwar nur klein, also so ca. 1-3 mm, aber sitzen häufig so dicht beieinander, dass ein 1-5 cm. Gebilde entsteht. Der Pilz kann Stickstoff der Luft binden und ihn für die Erle nutzbar machen. Ist das nicht toll Pilzfreunde?

    Beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Die Bestimmung des Fundes machte ich knapp 5 Jahre später im März 2020. ;) Tja, Zeitmangel ist eben Zeitmangel.

    Bei diesem Fund handelt es sich um einen Aktinomyceten. Aktinomyceten sind Strahlenpilze, die zu den Bakterien gehören.

    Hi,


    was denn nun? Bakterien oder Pilze? Beides gleichzeitig geht nicht.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo,

    kein echter Pilz. Es handelt sich um myzelbildende Bakterien (Streptomyces zum beispiel auch solche).

    Diese hielt man eine Zeit lang für Pilze und gab ihnen wie andere Actinomycetaceae die deutsche Bezeichnung „Strahlenpilze“.

    Quasi wie "Schleimpilze"...

    Ich korrigiere den Text oben.

    Beste Grüße

    Dieter