Ein Häubling (Galerina) im Moos und ein Adermoosling (Arrhenia)

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 7.511 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Guten Abend,
    zwei Funde aus der letzten Zeit will ich Euch vorstellen: beides Pilze, die im und eventuell mit / von Moos leben.


    1. Ein Häubling zwischen Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)


    Beim Fund dachte ich: Du hast keine Chance zur Artbestimmung, aber vielleicht gibt es Anhaltspunkte, in welche Richtung es geht. Es war kalt und matschig, ich war schon länger unterwegs, keine gute Voraussetzung zum Fotografieren. Beim Fotografieren mit der Kamera muss ich noch vieles verbessern.


    Funddatum: 14.2.2015
    Fundort: Nördlicher Vogelsberg (TK 5320/1), ca 300 m hoch gelegen.



    Rand eines Angelteichs, der aus einer Eisenerzgrube hervorgegangen ist, am Hang zwischen dem oberen Rand der Grube und dem ca 10 m tiefer liegenden Angelteich.
    Substrat: vermutlich Weide (Salix spec.), aber inmitten von Moos, vor allem Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)
    Geruch: leider nicht geprüft.



    (1.1) In der Bildmitte sind zwei Häublings-Exemplare zu sehen, weitere am Fuß des Stamms


    (1.2) Ein frischer und ein älterer Fruchtkörper zwischen Zypressen-Schlafmoos. Es ist ein sehr häufiges Moos, hier in der Bilderbuch-Ausführung.



    (1.3) Jetzt von etwas näher. Da hat sich ein Ästchen von einem anderen Moos dazwischen geschlichen.


    (1.4) Das Bild war gut gemeint, aber leider unscharf. Man sieht hinter dem rechten Fruchtkörper noch eine dritte Moosart mit breiten Blättern, eine aus der Gattung Plagiomnium.


    (1.5) Die Lamellen sind weit voneinander entfernt. Ist das an der Stielspitze eine Beflockung?


    Ich hatte zwei Fruchtkörper mitgenommen. Bis ich daheim dazu kam, sie mir anzuschauen, waren sie schon eingetrocknet. Aber auch mit frischen Exemplaren schien mir die Artbestimmung nicht so ganz einfach zu sein.


    Oder man macht es mit der Artbestimmung so:
    der Pilz wächst auf einer Hypnum-Art, also handelt es sich um Galerina hypnorum :D .
    Auf dem untersten Bild ist ein Plagiomnium zu sehen, da kann es sich um Galerina mniophila handeln :D .


    Ok, ich weiß ja dass das nicht so geht. :shy: Unser Wiesenkerbel heißt auch z.B. Anthriscus sylvestris, also "der im Wald wächst".


    Aber es gibt so ein ähnliches namensbasiertes Verfahren, das Element Brom herzustellen:
    Man zerreibe eine Brombeere auf der Erde. Dann verbindet sich die Beere mit der Erde zur Erdbeere, und das Brom wird frei!
    :cool:


    Trotzdem die Frage: gibt es makroskopisch Anhaltspunkte, in welche Richtung das gehen kann?



    2. Ein Adermoosling

    Funddatum: 22.2.2015
    Fundort: Nördlicher Vogelsberg (TK 5320/3), ca 270 m hoch gelegen, in einem Bachtal. Der Bach ist ca 10 m vom Fundort entfernt, ist aber mehrere Meter tief eingeschnitten.
    Substrat: eine niedrige Betonmauer, die die Grundstücksgrenze zu einem Weg bildet. Hinter der Mauer ist eine Thujahecke, aber nach Süden und Westen liegt die Mauer frei.
    Der Standort ist trocken, aber durch den Bach tendenziell luftfeucht.
    Die Mauer wird von verschiedenen Moosarten besiedelt, darunter Grimmia pulvinata, Tortula muralis, Tortula ruralis, und ein noch zu bestimmendes Moos, dessen Name mir nicht einfällt. Die Fruchtkörper wachsen im Moos.


    Fruchtkörper: seitlingsartig, Unterseite (Fruchtschicht) mehr aderig als lamellig, anastomosierend.


    Ich hatte keine Fruchtkörper mitgenommen, weil ich nur so was in Erinnerung hatte wie "Moos" und "Ader", aber nix Genaueres und ohne Ahnung, worauf man achten soll. Zu Hause kam ich irgendwann auf die Kombination "Adermoosling". Ich werde die nächsten Tage noch mal hingehen, um mir dann die Fruchtkörper genauer anzuschauen.



    (2.1) Mein erstes Foto von einem der Moospolster mit Pilzfruchtkörpern. Dominierend ist die mir noch unbekannte Moosart. Unten rechts auf dem Bild ist Grimmia pulvinata zu sehen, gut kenntlich an den langen Glashaaren und Sporenkapseln auf kurzen Seten, die in das Moospolster zurückgebogen sind.



    (2.2) Ausschnittvergrößerung: Der Fruchtkörper unten links ist nicht hut- oder trichterförmig mit zentralem Stiel. Er muss seitlingsartig sein. Die Unterseite ist weniger lamellig als vielmehr aderig. Sie ist hier scheinbar oben zu sehen.


    (2.3)


    (2.4) Auf dem Fruchtkörper sind auch Queradern zu sehen (anamostisierend).


    (2.5) Der Hutrand ist gewellt.


    (2.6) Das Problem bei der Angabe, mit welcher Moosart ein Pilz vergesellschaftet ist, liegt außer in der Artenkenntnis darin, dass oft mehrere Moosarten gemeinsam vorkommen. Sie wachsen durcheinander und auch übereinander. Auch wenn das Bild unscharf ist: es zeigt, dass hier mehrere Moosarten vorkommen.


    Sofern es sich tatsächlich um einen Adermoosling (Arrhenia) handelt, kommen folgende Arten in Frage, die einen seitlingsartigen Wuchs und eine aderige Fruchtschicht haben:


    - Arrhenia lobata. Laut GPBW nur in nassen Bereichen. Scheidet also aus.


    - Arrhenia spathula (Spatelförmiger Adermoosling)
    GPBW Bd. 3, S. 129 (Arrhenia retiruga var spathula): Laut Literatur fast ausschließlich an Tortula muralis.
    Gröger, Bd. 1, S. 180: Vorkommen parasitisch auf Laubmoosen mit endständigen Sporenkapseln (selten anders), meist direkt auf oder in der Nähe von Tortula ruralis.
    Status: r (wenig selten)


    - Arrhenia rickenii
    GPBW Bd. 3 S. 487 (Omphalina rickenii): queradriges Hymenophor. Standorte: u.a. auf alten Mauern und anderen anthropogenen Substraten.
    Gröger, Bd. 1, S. 406-407: Lamellen sehr schmal (fast faltenförmig), stark queradrig. Stiel kurz, manchmal etwas exzentrisch, kahl. Vorkommen
    saprob auf bemoosten Steinen, an Böschungen ..., basiphil, oft bei Barbula. Status: rr (sehr selten)


    - Arrhenia rustica
    GPBW Bd. 3 S. 488 (Omphalina rustica): nur mikroskopisch von A. rickenii zu unterscheiden
    Gröger, Bd1. 1, S. 404: Lamellen braun, graubraun, nicht so stark gegabelt wie bei O. rickenii (= A. rickenii).
    Vorkommen auf nacktem Boden zwischen niedrigen Moosen. Status: r (wenig selten).


    Tja, da ist noch was zu tun. Ich will das bisher Geschriebene aber nicht im Entwurfsstadium belassen, wo es eventuell nicht mehr das Licht des Forums erblickt.


    Daher so viel für heute, dh. eigentlich für gestern.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar!


    Arrhenia retiruga darf wohl gar nicht mitspielen?
    Also nicht, dass ich den jetzt eindeutig auf deinen Bildern erkennen würde, denn der wäre mir unaderiger und heller viel lieber, aber man weiß ja nie....
    Besonders Bild 2.5 könnte ich gedanklich nur schlecht mit A. retiruga in Verbindung bringen, aber bei den anderen wird ´s schon besser.


    VG Ingo W

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    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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  • Hallo Ingo,
    laut Gröger und GPBW wächst A. retiruga auf seitenfrüchigen Moosen.


    Ich hatte gerade geschrieben, dass es sich bei allen Moosen um gipfelfrüchtige Moose handelt. Dabei habe ich das Moos in Bild 2.1 übersehen.


    Es führt kein Weg daran vorbei, dieses Moos zu bestimmen. Mir kommt es so bekannt vor, ist auch häufig, mir fällt aber der Name nicht ein.
    Außerdem muss ich mal einen Pilz-Fruchkörper herauszupfen - die Pinzette darf ich nicht vergessen.


    Vielen Dank für den Hinweis
    Lothar

  • Guten Morgen,
    seit heute früh schneit es - also vorerst nix da mit noch mal nachschauen. Es sind nur ein paar Zentimeter Schnee, aber das reicht ja, um den Standort zuzudecken.


    Beim Moos bin ich weitergekommen. Es gibt eine schöne Seite mit Moosporträts::
    F. Wolfgang Bomble: Einige häufige Moose auf Betonmauern. In: Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 4 (2012) S. 174-180


    Die Seite führt mich unter der Nr. 8 zur Moos-Gattung Schistidium, hier mit Schistidium crassipilum. Die Gattung hatte ich im Hinterkopf, ich hatte aber nach einer anderen Art in der Gattung gegoogelt, die anders aussah.
    Eine Artbestimmung ist bei dieser Gattung mit makroskopischen Bildern nicht möglich.


    Wichtig ist: die Gattung gehört zu den Grimmiaceae und damit zu den gipfelfrüchtigen (akrocarpen) Moosen.


    Daher ist meiner Meinung nach Arrhenia retiruga auszuschließen.


    Viele Grüße
    Lothar


    Update: ein Bildausschnitt mit Sporenkapseln:


    (2.7)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Die Galerina ist ohne mikroskopische Untersuchung (HDS, Sporen, Basidien, Zystiden, ev. Stielcortex) nicht zu bestimmen. Auch über das Moos geht da wahrscheinlich nicht allzu viel, dafür sind viele Galerina - Funde in dem Zusammenhang zu wenig abgeklopft; die Variationsbreite bei der Wirtsuaswahl ist ausreichend bekannt.


    Ähnliches gilt für die Arrhenia.
    Zumindest auf Bild 2.3 und Bild 2.6 erkenne ich ein Tortula - Moos (lange, glasige Spitzen an den Blättern). Das wäre das Moos, an dem ich bei mir in der Gegend die meisten Funde sowohl von Arrhenia spathulata als auch von Arrhenia retiruga mache. Allerdings können beide Arten da wahrscheinlich auch mal variieren bei der Wirtswahl.


    Eine Bestimmung ist hier schwierig, aber aufgrund der Form der Fruchtkörper (direkt an Moosen ansitzen, Scheinstiel fehlt völlig, kein geschlitzter Trichter) ist das eher Arrhenia retiruga (Blasser Adermoosling). Die Farbe sollte man in diesem Fall nicht berücksichtigen. Arrhenia retiruga bräunt, sobald die Fruchtkörper auch nur minimal Frost abbekommen.
    Das kann wahrscheinlich so weit gehen, wie auf Bild 2.5 zu sehen. Der Fruchtkörper scheint einfach ziemlich hinüber zu sein. Ansonsten würde das Aussehen noch eher zu Arrhenia lobata passen.


    Die ganzen deutlich gestielten Arrhenia - Arten (rickenii etc) kannst du ausschließen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Arrhenia lobata habe ich einmal gezeigt bekommen. Die Art wuchs wirklich nass und ist robuster und fleischiger (jetzt im Vergleich zu retiruga oder spathulata). Ich glaube, auch die Höhe über NN spielt eine nicht unwesenrtliche Rolle.


    VG Ingo W

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  • Hallo an alle,


    ich schließe mich mal der retiruga-Fraktion an, auch wenn die alten Fruchtkörper schon untypisch sind. Auf dem Bild 2.7 sind deutlich die ganz jungen Fruchtkörper mit hängendem Wuchs zu sehen. Das macht sonst keine Art, die hier in die engere Wahl kommt.


    A. retiruga bildet die Fruchtkörper auch gerne mal nicht auf dem Moos, das es parasitiert, sondern auch auf Gräsern, Stängeln, etc. Vielleicht ist tief unten in dem Poster doch auch noch ein pleurocarpes Moos? Oder der häufige Pilz mit breitem Wirts-Spektrum hat sich mal bei einem Vertreter der "fremden" Gruppe einnisten können - vielleicht hat das arme Schistidum ein schwaches Immunsystem??


    Auf Tortula habe ich A. retiruga (anders als offensichtlich Pablo ) noch nie gesehen - das würde mich auch tatsächlich überraschen.


    Ausnahmsweise lohnt hier mal keine mikroskopische Untersuchung - die Arrhenien sind da völlig unergiebig.


    Grüße,


    Wolfgang

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Wolfgang!


    Du kennst meine Funde besser als ich. ;)
    Hast aber recht: Ich suche gerade nach einem Bild von A. retiruga an Tortula, aber ich finde keines. Daneben ja, aber nicht daran.
    Das Moos, an dem die meist sitzen, habe ich noch gar nicht bestimmt, sieht aber dem von Lothar recht ählnich:

    Und bestätigt auch, daß die Fruchtkörper gelegnetlich an Gräsern und Krautstengeln hochklettern.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Das beruhigt mich aber jetzt, denn Arrhenia retiruga habe ich auch noch nicht an Drehzahn-Moos gefunden. Das war bisher immer A. spathulata.


    VG Ingo W

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  • Guten Abend,
    ich habe jetzt Bilder von Arrhenia rickenii zugeschickt bekommen. Diese hat, genauso wie nur mikroskopisch zu unterscheidende A. rustica, einen "normalen" Hut und einen zentrierten Stiel.


    Da sind wir jetzt nur noch bei der Alternative Arrhenia spathulata und Arrhenia retiruga.


    Gröger schreibt in der Anmerkung zu A. retiruga:

    Zitat


    29.2 [= A. spathula] und 29.3 [= A. retiruga] sind nach REID 1964 mikroskopisch identisch. Ob aber nur ökologische Varianten einer Art?


    Ökologisch unterscheiden sie sich vor allem darin, dass A. spathulata auf gipfelfrüchtigen (akrokarpen) Moosen vorkommt, vor allem bei Tortula ruralis, A. retiruga auf seitenfrüchtigen (pleurokarpen) Moosen. A. retiruga kann von dort auf pflanzliches Material übergehen.


    @Pablo: auf Deinem Bild ist als hellgrünes, großes Moos das Grünstengelmoos (Scleropodium purum) zu sehen, ein seitenfrüchtiges Moos. Beim kleinen Moos dazwischen habe ich keine Idee.


    Schistidium ist ein gipfelfrüchtiges Moos, das passt zu A. spathulata. In Bild 2.2 sieht man in der Mitte sogar einige Stängel von Tortula ruralis, was noch besser passt. Vermutlich ist die T. ruralis vom Schistidium überwachsen worden. In Moospolstern herrscht nicht unbedingt ein friedfertiges Miteinander.


    Meine Bilder sind leider grottenschlecht, eventuell löst sich die Frage der Wuchsform mit besseren Bildern?


    Wenn der Schnee getaut ist, werde ich noch mal dort hin pilgern und mir die Pilzchen genauer ansehen. Jetzt weiß ich ja deutlich mehr als zum Zeitpunkt, als ich die gefunden habe. Ich kann mich an kein seitenfrüchtiges Moos erinnern, das dort gewachsen ist. Das kann ich dann auch noch mal prüfen.


    Nur als Ergänung: Tortula ruralis heißt eigentlich schon länger Syntrichia ruralis. In der Pilzliteratur, die ich habe, wird nur der ältere Name verwendet.


    Vielen Dank für die Beiträge,


    Lothar

  • Hallo,
    in Google Scholar
    http://scholar.google.de


    habe ich mit der Suche nach 'Arrhenia retriruga spathulata' einen interessanten, frei zugänglichen Aufsatz gefunden:


    J. M. Barrasa, Victor J. Rico: The non-omphalinoid species of Arrhenia in the Iberian Peninsula.
    In: Mycologia, 95(4), 2003, pp. 700-713.


    Die Kurzfassung gibt es hier:
    http://www.mycologia.org/content/95/4/700.short


    Von dort aus gibt es einen Link zu einer HTML-Version und einen zu einem PDF. In der PDF-Version sind die Bilder wesentlich besser.
    PDF: http://www.mycologia.org/content/95/4/700.full.pdf


    Im Artikel werden A. Arrhenia acerosa var. acerosa, A. acerosa var. tenella, A. auriscalpium, A. lobata, A. retiruga and A. spathulata ausführlich dargestellt.
    Am Ende des Aufsatzes ist ein Bestimmungsschlüssel.


    Genetische Untersuchungen wurden nicht angestellt, sondern klassische Mikroskopie.


    Mehr kann ich erst sagen, wenn ich den Aufsatz genauer gelesen habe.


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Mensch, was schreibe ich auch für ein Gedöns spät abends.
    Natürlich, völlig richtig: Arrhenia spathulata war die Art an Drehzahnmoos (gerne auch Sytrichia ruralis).
    Beispielbild:

    Wahrscheinlich hatte ich das einfach durcheinander gebracht.


    Mit Moosbestimmung bin ich allerdings auch überhaupt gar nicht vertraut, ich bitte um Nachsicht.
    Darum umso größeren Dank für die Bestimmung von Scleropodium purum. :thumbup:


    Ebenfalls danke für den Link zu der schönen Arbeit von Barrasa und Rico. :thumbup:


    Das habe ich mir natürlich gleich mal abgespeichert, auch wenn spathulata und retiruga die einzigen ungestielten Arten sind, die ich hier bisher gefunden habe.


    Aber wahrscheinlich hast du recht, die Pilze sind wegen dem Winterwetter nicht mehr ideal ausgeprägt. Arrhenias habe ich bisher immer nur im Herbst und Spätherbst gefunden, kann also sein, daß du etwas länger als nur bis zum frühjahr warten musst.
    Aber Geduld führt zum Ziel.
    Möglicherweise ist der Stiel schon etwas zwischen dem Moos versteckt und so auf den Bildern einfach nicht zu erkennen.
    Dann müsste man eventuell mal einen ganzen Fruchtkörper ausbauen.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,
    mit Moosen hatte ich mich vor ein paar Jahren intensiver beschäftigt, aber einiges ging schon verschüttet.
    Die Ästchen von dem Moos, das ich als Scleropodium purum bezeichnet habe, sehen zwar genauso aus. Aber: heute war ich noch mal am Standort von meinem Fund (davon später mehr), dort habe ich ein Moos mit ähnlichen Ästen und Blättern wie bei Scleropodium gesehen, nur hat das heute gefunden Moos einen polsterigen Wuchs und es fehlen die gefiederte Struktur. Scleropodium purum kenne ich nur mit rasigem Wuchs und Fiedern. Es wächst auch nicht, wie heute das Moos, auf Betonmauern. Ein Bild reiche ich noch nach.


    Ich ziehe Scleropodium purum zurück und sage: keine Ahnung.


    Also: noch eine Baustelle!


    Einige Proben habe ich mitgebracht, die will ich noch unter die Lupe legen und fotografieren. Danach melde ich mich wieder.


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    OK, dann bleibt das eben offen.
    Zumindest für die Bestimmung des Pilzes ist es in dem Fall meines Bildes nicht relevant, der ist sehr klar. Aber schöner wäre es freilich schon, wenn ich zu den Funden auch ein Wirtsmoos notieren könnte. So nach und nach werde ich mich da auch schlauer machen.
    Gehölze laufen ja auch so nebenher.



    LG, pablo.

  • Hallo,
    leider komme ich erst jetzt dazu, neue Fotos zu zeigen. Für mich waren das Ergebnis überraschend.


    Für Arrhenia retiruga sprechen:


    - Der Fruchtkörper hat keinen Stiel.
    - Die Fruchtkörper sitzen mit dem "Rücken", dh mit der Oberseite des Hutes, am Moos.


    Ich wollte es erst nicht glauben, da alle Fruchtkörper inmitten und auf akrokarpen Moosen wachsen. In den Schlüsseln stand, dass sie auf pleurokarpen Moosen wachsen, aber auch auf Gräser übergehen können. Von akrokarpen Moosen war keine Rede.


    Ich habe den Pilz auf den folgenden Moos-Arten gefunden
    - Schistidium apocarpum s.l.
    - Ceratodon purpureus (neue Fotos)


    Begleitmoos war
    - Syntricha ruralis (= Tortula ruralis)


    Nun zu den Fotos. Sie sind am 24. Februar 2015 entstanden, 2 Tage später als die vom ersten Beitrag.
    Beim Klick auf ein Bild öffnet sich in einem neuen Fenster eine größere Version, bezogen auf die Seitenlänge.


    Die Angabe mit der Thujahecke im Hintergrund war falsch. :shy: Diese befindet sich einige Meter weiter.
    Hier zwei Bilder vom Standort:


    (2.8) Auch falsch: Es war keine Betonmauer, sondern eine Mauer aus Waschbetonsteinen mit grobem Basaltsplitt. :shy: Ich muss mehr aufpassen!

    P100_0668


    (2.9) In der Mitte sind die Adermooslinge zu sehen.

    P100_0669



    (2.10) Ich habe dann mal ein Moosbüschel herausgezupft: Die Fruchtkörper sitzen seitlich an den Stängeln von Schistidium, mit dem Rücken zum Moos. Nach meinem Eindruck sitzen die meisten zu zweit oder zu dritt rund um den Stängel. Von einem Stiel ist nichts zu sehen. Er könnte nur sehr kurz sein.

    P100_0685


    Am Abend habe ich noch viele Fotos geknipst, als Untergrund diente die Innenseite von Cornflake-Kartons.


    (2.11) Die Lamellen / Adern enden zum Teil vor dem Rand.

    P100_0691


    (2.12) Der Fruchtkörper hat einen Durchmesser von ca 1 cm.

    P100_0699


    (2.13) Ein anderes Exemplar. Die weißen Knubbel künnten junge Fruchtkörper sein.

    P100_0702





    Es gab am Standort auch noch kleine Adermooslings-Exemplare, wenige Millimeter groß.



    (2.14) Hier ein Blick von oben, vermutlich an Ceratodon purpureus, ebenfalls ein gipfelfrüchtiges Moos, sehr häufig.
    In der Ecke unten links wächst ein Exemplar der Blaualge (genauer: des Cyanobakteriums) Nostoc cf commune.

    P100_0688


    Die Detailaufnahmen von den kleinen Exemplaren waren meines Erachtens unergiebig.


    ==> Frage:
    Bleibt es bei Eurem Votum für Arrhenia retiruga ?



    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar!

    Zitat


    Bleibt es bei Eurem Votum für Arrhenia retiruga ?


    Also ich hätte die Pilzfruchtkörper so bezeichnet.
    Allerdings war mir bisher die Problematik mit den seiten- und gipfelfrüchtigen Moosen nicht bekannt.


    Wäre das falsch besiedelte Moos allerdings der einzige Unterschied, würde ich das nicht als Ausschlusskriterium gelten lassen.
    Erstens kann jeder Autor irren, 2. gibt es Fälle von Pilzarten, die sich in den letzten Jahrzehnten einfach neues Substrat erobern (z.B. Plicatura crispa oder Pycnoporellus fulgens) und als 3. beschreibt ja z.B. LUDWIG das Überspringen auf nicht moosiges Material, also warum soll da nicht auch seitenfrüchtiges Moos "angesprungen" werden können.


    Da du dich mit Moosen gut auskennst, kannst du ja den Fakt mal weiterhin beobachten, vielleicht auch deine Besiedlungsliste erweitern. Sowas taugt durchaus auch mal für einen kleinen Beitrag in einer Pilzzeitschrift. Allerdings musst du dir erstmal den Überblick verschaffen.


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Hm.
    Bild 2.11, 2.12 und 2.13 finde ich schon sehr wunderlich. Die wirken ja fast dicklich, irgendwie gelatinös - aufgequollen? Sogar auch die Lamellen? Eigentlich mehr wie Judasohren, so von der Durchsichtigkeit her, oder?
    Schwierig. Jedenfalls bringe ich die mit meinem Bild von Arrhenia retiruga nicht in Einklang.
    Da sollte man möglicherweise doch mal reingucken, ob das nicht kleine Exemplare von Arrhenia lobata oder noch was Anderes ist...



    LG, Pablo.