Wie entstehen die Farben der Pilze?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.010 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juergen-M.

  • Nachdem mir gestern der gelbrotmilchende Helmling so fies entgegenblutete., grübel ich über die Frage ob die Farbstoffe eigentlich die selben sind wie bei Pflanzen, z.B. Carotin und was wir so in Bio mal gelernt haben, wenn ich mich da noch recht erinnere. Oder haben die eigne Stoffe, die die Färbungen verursachen?Hämoglobin wirds beim gelbrotmilchenden Helmling ja eher nicht sein....aber haben Pilze dann auch Carotin und sowas, wenn sie weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren gehören oder was eigenes?

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    ich denke mal (ohne es genau zu wissen) ;), dass sie eingene Farbstoffe synthetisieren. Natürlich ist es auch möglich, dass diese sich z.B. auch der Carotinoide bedienen; allerdings kann es dann sein, dass es nur pilzliche Carotinoide sind.
    Meines Wissens nach ist da noch nicht so viel erforscht. Auf alle Fälle ist Hämoglobin als Farbstoff auszuschließen. Andere Farbstoffe auf "Porphyrinrigbasis" will ich aber nicht ausschließen. ;)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Über die Farbstoffe der Pilze wissen die Chemiker bereits erstaunlich viel. Die Frage, wie diese Farbstoffe entstehen, ist wohl nicht so einfach zu beantworten, doch Aussagen über die Art der Farbstoffe sind in großem Umfang möglich.


    Zuerst einmal eine negative Aussage: Pilze besitzen kein Chlorophyll. Selbst wenn sie grün gefärbt sind: Chlorophyll fehlt und damit auch die Fähigkeit zur Photosynthese.


    Und hier sind ein paar Daten über auffällige Pilzfarbstoffe:


    Die orangefarbige Milch des Edel-Reizkers (Lactarius deliciosus) geht auf Guaian-Sesquiterpene zurück, die wir offensichtlich nur schlecht in unserem Stoffwechsel abbauen können. Daher kann der Urin nach dem Genuss von Reizkern eine braunrote Farbe aufweisen.


    Beim Fichtenreizker (Lactarius deterrimus) enthält die orangefarbene Milch Lactarofulvenol, das an der Luft zu einem grünen Farbstoff (vgl. alte Fichtenreizker!) oxidiert wird.


    Der Pfifferling (Cantharellus cibarius) enthält tatsächlich Carotin (vgl. Karotten, Eigelb).


    Auch die gelborange gefärbten Sporenkörper des Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus) enthalten ein Carotinoid (Laetiporxanthin).


    Im Goldröhrling (Suillus grevillei) beruht die gelbe Färbung dagegen auf den Grevillinen.


    Beim Schwärzenden Saftling (Hygrocybe conica) wird an Druck- oder Schnittstellen DOPA (3,4-Dihydroxyphenyl-alanin) freigesetzt, das durch Reaktion mit dem Luftsauerstoff zu einer Schwarzfärbung des Pilzes führt.


    Weiter Informationen im Taschenlexikon der Pilze Deutschlands von Guthmann/Hahn/Reichel.


    H Gr Dryocopus

    • Offizieller Beitrag

    Beim Schwärzenden Saftling (Hygrocybe conica) wird an Druck- oder Schnittstellen DOPA (3,4-Dihydroxyphenyl-alanin) freigesetzt, das durch Reaktion mit dem Luftsauerstoff zu einer Schwarzfärbung des Pilzes führt.


    Hallo,


    8|8| Das ist echt eine Überraschung. Diese Substanz ist im menschl. Stoffwechsel eine Vorstufe von wichtigen Hormonen.
    Aber gut; wenn menschl. Enzyme ohne Weiteres Tyrosin hydroxilieren können; warum nicht auch Pilzenyme. Die können sogar Substanzen "chlorieren", wofür wir in der organischen Synthese viel Energie und Chemikalien aufwenden müssen.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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  • Danke Euch für die superspannenden Antworten:sun: Ich finde sowas megainteressant!

    Liebe Grüße, Juliane




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    *JE SUIS CHARLIE*

  • Hallo Stefan,



    Die können sogar Substanzen "chlorieren", wofür wir in der organischen Synthese viel Energie und Chemikalien aufwenden müssen.


    Lieblingszitat eines Chemieprofessors an meiner Uni:


    "Die besten Chemiker sind Pflanzen. Die synthetisieren nur mit Sonnenenergie, bei annähernd Raumtemperaur ohne umweltschädliche Abfallprodukte die komplexesten organischen Substanzen"


    Grüßle
    Jürgen
    [hr]
    Hallo Juliane,


    gute Frage:



    ....aber haben Pilze dann auch Carotin und sowas, wenn sie weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren gehören oder was eigenes?


    Alles was auf dem Planet Erde kreucht und fleucht ist ja miteinander verwandt, deshalb wird man bestimmte Substanzen, die sich "bewährt haben", wie z.B. Farbstoffe mit Pigmentfunktion, oder als Coenzym immer wieder und überall finden. Carotin-Abkömmlinge findet man z.B. im intrazellulären Pigment der Paraphysen mancher Ascomyceten (Anthracobia). Und nicht nur Farbstoffe, sondern viele andere Substanzen ebenfalls. Das Chitin mit seiner "Stützfunktion" findet man in den Zellwänden von Pilzen, aber auch im Exoskelett von Insekten!


    Grüßle
    Jürgen