Inocybe aus dem Odenwald

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.538 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!
    Da hat mir jemand was in den Korb gelegt, was da ja gar nicht rein gehört. :D
    Aber nun ist der Pilz mal da, dann will er auch untersucht werden. Ein paar einleitende Angaben:
    Gefunden am Sonntag im südwestlichen Odenwald (zwischen Schreisheim und Wilhelmsfeld);
    Talgrund; schattige Westhanglage mit feuchtem Untergrund; unter Hainbuchen, Fichten, Birken und Erlen
    Hut bis 3,5 cm breit, Gesamthöhre bis 7,5 cm; Stielbasis rundknollig;
    Hut radialfaserig, nicht schuppig; Stiel längsfaserig, kaum bis garnicht bereift;
    Trama weißlich, in Stiel (besonders Stielrinde) braun bis rostbraun bzw. so einfärbend bei Verletzung;
    Hut anfangs rundlich, flach kegelig, später mehr ausgebreitet mit flachem Buckel und herabgebogenen Huträndern;
    Geruch unspezifisch.


    Ich hoffe, Anna hat da noch ein paar Standortaufnahmen von und vielleicht ergänzende Angaben.


    HDS hyphig, größtenteils aus liegenden, teils auch veschlungen aufsteigenden Hyphen, Hyphenenden maximal etwas keulig; Schnallen vorhanden:



    Subkutis aus breiteren, eher kurzzelligeren Hyphen:


    Sporen wie "Gummibächen", unregelmäßig höckerig mit einem bis 5 großen Auswüchsen; in Wasser blassbräunlich; nicht mehr als 10 µm lang(eher kleiner):


    Lamellenquerschnitt:


    Cheilozystiden zahlreich, apikal inkrustiert:




    Pleurozystiden vorhanden, ähnlich geformt, spärlicher:


    Kaulozystiden an Stielspitze vorhanden, im unteren Stieldrittel keine gefunden:


    Je nach dem, ob ich die Kaulos im unteren Stielteil übersehen habe, oder ob da wirklich keine sind, komme ich entweder bei I. asterospora raus (wo die Sporen aber wohl zu klein wären und die Knollenform nicht passt) oder bei Inocybe pseudoasterospora s.l.
    Ich muss aber zugeben (jetzt bekomme ich wieder eins auf den Deckel), daß ich nur schnell mit der BaWü - Flora durchgeschlüsselt habe und noch keine "richtige" Literatur dazu angeguckt habe.


    Weiß jemand Rat?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    mit Kaulozystiden, die nur im oberen Stielbereich vorhanden sind, und so ausgeprägt höckerigen Sporen kann ich nur I. pseudoasterospora und I. napipes finden, die makroskopisch einigermaßen passen. Ersterer ist sehr selten, letzterer sollte Ansätze einer gerandeten Stielknolle haben (meine ich hier zu erahnen).


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Pablo, ich kann zwar leider leider auf den Mikrobildern herzlich wenig erkennen, aber die Makrofotos, die Aussagen über die Sporenform und -größe und das, was ich an den Zystiden erahnen kann, deuten auf Inocybe napipes hin. I. pseudoasterospora sieht anders aus und hat keine Gummibärchensporen (wobei ich diese Bezeichnung auf napipes auch nicht unbedingt anwenden würde, sondern eigentlich nur auf I. curvipes).
    Sonnige Mittagsgrüße
    Ditte

  • Hallo Ditte,



    I. pseudoasterospora sieht anders aus und hat keine Gummibärchensporen (wobei ich diese Bezeichnung auf napipes auch nicht unbedingt anwenden würde, sondern eigentlich nur auf I. curvipes).


    vor allem die Sporen, die ich auf dem ersten Bild erkenne, scheinen doch recht stark ausgeprägte Höcker zu haben. So richtig habe ich Pablos Beschreibung in diesem Punkt nicht verstanden. Aber wie du schon schriebst ist auf den Bildern nicht wirklich viel zu erkennen.


    @Pablo: Ich glaube, es ist an der Zeit für ein neues Mikroskop. ;) Oder liegt das an der Kamera? Dann ist es Zeit für eine neue Kamera. ;)


    Viele Grüße
    Steffen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ditte & Steffen!


    Danke für eure Ideen trotz schlechter Optik! :thumbup:
    An I. napipes habe ich vorbeigeschlüsselt (wegen der Knollenform), aber im Vergleich passt das definitiv am besten.


    Wegen den Sporen:
    Da fehlen mir die richtigen Begriffe.
    Warzig?
    Höckerig?
    Gummibärchen?
    Keine Ahnung. Also nenne ich es mal Höcker: Die sind schon extrem ausgeprägt. Unterschiedlich stark und in unterschiedlicher Anzahl. Wobei das schwierig zu sagen ist, weil die Sporen ja mal so und mal anders liegen.
    Aber da das selbst mit meinem Material so zu sehen ist, ist es schon auffallend.


    Wegen den Bildern:
    Und ob die schlecht sind!
    Es liegt auch an der USB-Kamera (durchs Okular ist die Optik schon wesentlich besser). Leider bringe ich mit meiner normalen Kamera durchs Okular keine verwertbaren Bilder zu stande. Bei anderen Mikros geht das allerdings ganz gut. Weil, Mikro: Ja, sobald die Finanzen das zulassen, kommt da ein richtiges her.
    Das jetzt ist ein Billigteil vom Discounter.
    Optik ist gruselig, Vergrößerung geht nicht guten Gewissens mehr als 640fach (mit Barlowlinse wird's größer, aber nicht schärfer), kein Ölimmersionsobjektiv, noch nicht mal ein Feintrieb...
    Die kleinen Probleme des kleinen Geldbeutels eben.



    LG, pablo.


  • An I. napipes habe ich vorbeigeschlüsselt (wegen der Knollenform), aber im Vergleich passt das definitiv am besten.


    Ditte
    Genau das wäre nämlich auch meine Frage: müsste Inocybe napipes (Rübenstieliger(!) Risspilz) nicht eine noch viel stärker ausgeprägte Stielknolle haben? Oder gehört das zur Variationsbreite, dass die Knolle nur ziemlich schmal ist und obendrein keine weißliche Außenseite hat?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo ihr, also, um eure Fragen zu beantworten häng ich mal Fotos an, eines von Inocybe napipes, wo man die Knolle sehen kann. Es ist ein Foto einer Kollektion, die wir haben analysieren lassen, wo also wirklich feststeht, dass es sich um I. napipes handelt. Wie ihr seht, ist die Knolle nicht sehr ausgeprägt. Bei den Inocyben steht all so etwas eben unter dem Stern der großen Variabilität. Deswegen soll man auch nie sich an einem bestimmten Merkmal festhalten, sondern das große Ganze sehen, also die Vielfalt der Merkmale. Das ist wirklich für die Bestimmung ganz wesentlich!
    Die Sporen sind sehr höckerig von napipes und nur bis etwa 9 µm groß. Was ich mit Gummibärchensporen meinte, bezieht sich nicht so sehr auf die Höckerigkeit als auf die Form: also Kopf, Arme und Beinchen - so ist das bei curvipes, nicht aber bei napipes.
    Anbei also noch ein Foto von Sporen der napipes und auch ein Foto von Zystiden. Du kannst das ja mit deinen Inocyben vergleichen, Pablo, wenn du magst.
    Herzliche Abendgrüße in die Runde
    Ditte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ditte!


    Oh ja, das hilft mir absolut weiter, gerade mit deinen Erklärungen dazu.
    Tolle Sache! :thumbup:
    So schlecht meine Bilder sind: Aber da erkenne ich durchaus etwas wieder.
    Und das mit den Armen und Beinchen der Gummibärchensporen merke ich mir mal. Das gehört dann definitiv wo anders hin.


    OK, ich wusste ja, daß die Inocyben schwierig sind. Darum habe ich bislang auch immer einen möglichst großen Bogen um die gemacht. Aber irgendwie...
    Ich hab schon wieder zwei eingesammelt. :shy:
    Muss ich mir aber noch angucken.



    LG, Pablo.