Violetter Rötelritterling vs. Cortinarius

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.894 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von plasma92.

  • Hallo, aufgrund der Ähnlichkeit einiger Cortinarien zum Violetten Rötelritterling möchte ich einen Vergleichsthread starten. Eigentlich wollte ich den Thread schon letztes Jahr schreiben, konnte aber den Cortinarius damals nicht bestimmen. Tja, was soll ich sagen, daran hat sich bis heute leider nichts geändert :shy:. Egal mit welchem Cortinarius ich meinen Fund vergleiche, Blauer Klumpfuss (Cortinarius caerulescens), Graublauer Dickfuß (C. pseudocyanites) oder Purpurfleckender Klumpfuß (C. purpurascens), nichts paßt so richtig. Deswegen habe ich diesen Thread auch ins Bestimmungs-Forum gesetzt, vielleicht kann ein geübter "Cortarianer" ja noch etwas dazu sagen. Ich werde meinen Schleierling im Folgenden also einfach nur als Cortinarius bezeichnen. Er soll stellvertretend für eine ganze Gruppe stehen, die dem Violetten Rötelritterling optisch nacheifert.


    Zunächst der Violette Rötelritterling (Lepista nuda)


    Hut: Durchmesser bis 12 cm. Jung halbkugelig bis flachgedrückt, später gewölbt. Im Alter bis trichterförmig mit lange eingerolltem Rand. Jung violett, später mit ockerbraunem Zentrum.
    Fleisch: weiß-violett, zur Stielmitte hin zunehmend violett, brüchig
    Geruch: fruchtig/blumig, angenehm aromatisch.
    Lamellen: violett bis grauviolett, ausgebuchtet angewachsen, leicht ablösbar.
    Stiel: ca. 8 cm lang und 15 mm Durchmesser, faserig-brüchig, nicht hohl, weißlich überfasert. Basis deutlich verdickt.
    Habitat: Laub-, Nadel- und Mischwald, September bis November. Fundort


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    Der Cortinarius


    Hut: Durchmesser bis 12 cm. Jung halbkugelig, später gewölbt bis fast ausgebreitet. Jung mit weißlichem gespinstähnlichem Belag, der später auf der größeren Oberfläche verteilt nicht mehr so gut sichtbar ist. Eine noch intakte Cortina war bei keinem der FK zu sehen.
    Jung grau-violett, später zunehmend mit Brauntönen.
    Fleisch: graublau bis hellblau-violett, bei einigen FK zur Stielbasis hin gelblich. Brüchig
    Geruch: schwach pilzartig mit leicht unangenehmer Note. Insgesamt schwach.
    Lamellen: ausgebuchtet angewachsen. Jung violett, später zimtbraun.
    Stiel: bis 10 cm lang und 15 mm Durchmesser. Nicht hohl, grauviolett, glänzend überfasert und mit braunen Cortinaresten. Basis verdickt.
    Habitat: Rotbuchenwald mit eingestreuten Eichen und Hainbuchen, keine Nadelbäume in der Nähe. Trockenes Wetter. Fundort


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    Der Direktvergleich


    Violetter Rötelritterling---------------------------------------------------------------------Cortinarius


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    Beide Arten leben auf großem Fuß
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    Bei dem Cortinarius ist die Huthaut nur ansatzweise abziehbar und zerreißt nach etwa 1/3 des Hutradius'. Bei kaltem Kunstlicht und der trockenen Luft wirkt die Huthaut vor allem beim Cortinarius ockerbraun.
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Holger,


    schöne Idee; schöne Bilder. Eigentlich müsste L. nuda ja an dem typischen Geruch erkennbar sein.


    Ich hätte noch 2-3 Vorschläge für den Cortinarius. Bocksdickfuß (riecht nach Schaf/Ziegenstall) das hast du sicher geprüft; dann Lila Dickfuß; hat gelbes Fleisch; die Stielbasis von deinem ist gelb. :/
    Zu guter Letzt noch C.alboviolaceus, wovon es auch mehrere "Unterarten" geben soll. Von der Färbung von deinem mit meinen bisherigen Funden kommt der sehr gut hin.


    Mehr fällt mir leider zu deinem Pilz nicht ein; sorry.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan, Lepista nuda ist ja klar bestimmt, es geht mir hier vor allem um den Vergleich. Die von Dir genannten Cortinarien sind so die ersten auf die man bei Vergleichen innerhalb der Gattung stößt. Den Bocks-Dickfuß hatte ich schon unter der Nase, der riecht wie "alles Schlimme dieser Welt" <X. Der Lila Dickfuß hat, wie Du schon sagst, gelbes Fleisch, nicht nur hier und da eine gelbe Stielbasis. Den Weißvioletten Dickfuß hatte ich schon öfter, der ist wirklich schon fast reinweiß mit nur einem Hauch violett.

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  • Es ist nicht gesagt, dass der Cortinarius überhaupt irgendein Dickfuß ist. Auf den unteren der Fotos sieht die Huthaut teilweise glatt und sogar schmierig aus. Dann landet man bei den Phlegmacien (Schleimköpfe), und da tun sich weitere ungeahnte Möglichkeiten auf. Z. B. sieht der in etwa wie Cortinarius largus aus. Selbst ausgesprochene Cortinarius-Cracks brauchen jedoch einige Zeit, bis sie den mittels Chemiebaukasten und Mikroskopie sicher bestimmt bekommen.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Holger,


    zum Cortinarius kann ich weiter nichts beitragen. Diesen Vergeich hatten wir allerdings schonmal - tatsächlich quasi "bei Dir zuhause" - Tobias von den "Drieschlingen" hatte uns die beiden (bzw. L. Nuda und einen Cortinarius) beim Sammeln für die letztjährige Pilzausstellung in Saarbrücken/Dudweiler gezeigt, wo sie Seit ´an Seit`wuchsen. Hab ´s mir gemerkt: das Sammelgebiet war Nähe Nohfelden/Türkismühle.


    LG


    Andreas

  • Hallo Andreas, Türkismühle gehört offenbar zu Tobias' Lieblingsgebieten :), ich hab' auf der Ausstellung aber auch nichts gefunden, was in Frage hätte kommen können, ich hatte meinen Cortinarius ein paar Tage vorher ja gefunden. Ich finde ihn dieses Jahr vielleicht wieder, sofern der Wald dort noch steht. Vielleicht komme ich mit meinen Chemikalien dann ein Stückchen weiter.

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  • So, nach einigem hin und her habe ich mich nun dazu entschlossen, den Cortinarius "Verfärbender Schleimkopf - Cortinarius largus" zu nennen. Das ist wohl wieder so eine "Mühle-Art", die gerne mal auf dem Taxierungs-Spielbrett hin und her geschoben wird, je nach dem wer gerade am Tisch sitzt. Laut Tintling, so intrerpretiere ich es zumindest, ist Cortinarius largus die nicht immer erdig müffelnde Variante des nicht immer im Nadelwald vorkommenden Erdigriechenden Schleimkopfes - Cortinarius variecolor, der mittlerweile in C. variicolor umgetauft wurde. Klar, nä?


    Der Verfärbende Schleimkopf gilt als ungenießbar und färbt sich vor allem in der Stielbasis mit KOH gelb, mit Ammoniak leuchtend chromgelb.

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  • Hallo Schwammerlfreunde!


    Kann das ein lila Dickfuß sein?




    Hab ich im Fichtenwald gesehen und nur schnell ein paar Fotos gemacht, weil ich mich hauptsächlich für Speisepilze interessiere.

    Später zuhause sind mir beim Suchen im Internet und in meinen Büchern Zweifel gekommen, da die lila Farbe eher blass ist. Außerdem hab ich keine Fotos gefunden, die bereits im Jugendstadium eine so rissige Huthaut zeigen!?

    Der geöffnete Pilz am zweiten Foto stand ca. 3 Meter von den ersten entfernt. Ich bin also nicht einmal 100%ig sicher, ob es die gleiche Art ist.

    Querschnitt hab ich auch keinen gemacht, da ich erst in meinen Büchern vom safranfärbigen Fleisch erfahren habe.

    Vielleicht könnt ihr mir bei dieser unprofessionellen Anfrage trotzdem helfen.

    Herzliche Grüße

    Ewald

  • Hallo Ewald, gerade bei allem was Cortinarius heißt ist es angebracht so viele Details wie möglich zu sammeln. Der Lila Dickfuß riecht ziemlich markant nach "Gasleck" und lädt nicht gerade zum Verspeisen ein. Mein letzter Lila Dickfuß Fund ist schon eine gute Zeit her und war noch im Prä-Digicam-Zeitalter. Es waren zwei ausgewachsene Exemplare, die ich von weitem für Violette Rötelritterlinge hielt. Später schwankte ich dann noch zwischen Lila Dickfuß und Bocksdickfuß, hatte aber irgendwann die Gelegenheit, an einem Bocksdickfuß zu riechen. Die riechen eben beide <X, aber jeder auf seine Weise. Bei Deinem Fund kann ich nur sagen, daß es ein Lila Dickfuß sein kann, obwohl die rissigen Hüte vielleicht auch ein Zeichen für etwas anderes sein können.

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  • Servus Holger!

    Herzlichen Dank für deine Antwort. Ich hab leider nicht daran gerochen. Aber ich war schon wieder im gleichen Wald und jetzt steht dort jede Menge von diesen Dickfüßen. Beim nächsten Mal werde ich einen zerschneiden um die Farbe zu sehen und daran riechen.

    Nochmals herzlichen Dank

    Ewald