Ich hatte ja letzte Woche vom meinem Erkundungstrip auf eine Ruderalfläche berichtet. Die haben Björn und ich uns gestern dann einmal genau angesehen.
Auf dem Weg dorthin sah ich natürlich kurz nach den blühenden Flechten. Siehe da, sie hatten sich extra fein gemacht und ihr Gechmeide angelegt.
Es war, wie es immer ist. Der Weg ist das Ziel und kaum im Wald, nahm Björn schon seine natürliche Haltung an.
Aus einem Reisighaufen ein Aststück gezogen und ... Resupinatus trichotis in Hülle und Fülle.
Der flache Lackporling (Ganoderma applanatum) verrät nicht nur sich selbst durch die Zitzengallen an der Unterseite, sondern auch den Pflücker anhand der hinterlassenen Fingerabdrücke auf der Porenschicht.
Die Gallen werden durch die Zitzengallenfliege(Agathomyia wankowiczi), bzw. deren Larven, verursacht.
Nachdem die Probenschachtel schon mit zahlreichen Rindenpilzen gut gefüllt war, erreichten wir die Ruderalfläche. Hunderte von Fotos hätten wir von wunderschönen Porlingen und vor allem von Schizophyllum commune machen können. Haben wir aber schon dutzendfach digital gespeichert, so blieb es dann bei mir bei einer besonders schönen Schizophyllum und einer wunderschönen Pycnoporus cinnabarinus die ich einfach nicht abbrechen mochte um die sicher auch sehr schöne Unterseite abzulichten. Bleibt ein kleines Geheimnis.
"Anrüchige Funde" , den Titel bezieht sich weniger auf die Funde, als vielmehr auf verschiedene Substrate, die genauer Untersucht wurden.
Zahllose Karnickel kommen auf diese Fläche, um hier die wohlschmeckendsten Kräuter und Sprossen zu fressen. Ja, und was vorne reinkommt, muss halt hinten wieder raus.
Und genau diese Endprodukte vegetarischer Ernährung sind ein interessantes Substrat.
Manche der Rosinen waren bereits über und über mit den Objekten mykologischer Begierde besetzt.
Später fanden wir noch hinterlassenschaften von Wildschwein, Pferd und sogar vom Marder. Von allem hat Björn Proben eingesammelt um zu Hause in der Kultur auf weitere Arten zu warten.
Wahrlich eine Scheixx Exkursion:)
Den Rückweg zum Auto machte ein großer, frisch umgestürtzter Baum interessant. Nicht nur wegen dieser hübschen Flechte
sondern vor allem weil in seinem Geäst recht viel Moos angeheftet war. Darin fanden wir Octospora affinis in unglaublicher Menge und Qualität. Besonders bemerkenswert, weil diese kleinen Becherlinge sich in der Baumkrone gebildet haben müssen, in gut 10 Metern Höhe.
Recht frisch gewachsene Lepista nuda sagten etwas über die Zuverlässigkeit der Angaben von Wachstumsperioden der Pilze aus.
Man könnte auch sagen:"Pilze wachsen dann, wenn ihnen die äußeren Bedingungen zusagen. Unabhängig vom Kalender."
Den Abschluß machten dann zahllose Fichtenzapfenrüblinge (Strobilurus esculentus)
31 Arten habe ich schon im Wald notiert. Ohne die "natural born stinkers" Hinzu kommen sicher noch einige, die Björn noch bestimmen muss. Angekündigt hat er ja schon einen "Knaller". Da bin ich drauf gespannt, wie auch auf seine Fotos, die er hier noch einbringen wird.