Beiträge von Vitus Schäfftlein

    Hallo, zusammen!


    Ich kenne confagosa vorwiegend von Weide und tricolor meist auf Vogelkirsche.

    Von daher gesehen schließt allein die Substratbevorzugung eine Konspezifität m.E. aus.


    Beste Grüße

    Harald

    mir scheint, als wäre dieser Schluss nicht zulässig. Was du in deinem ersten Satz beschreibst, ist zunächst nur, dass es grundsätzlich makroskopisch wahrnehmbare Unterschiede zwischen deinen Funden auf Weide und deinen Funden auf Vogelkirsche gibt. Diesen Teil kaufe ich dir sofort ab. Der zweite Satz folgt meiner Ansicht aber nicht direkt aus dem ersten. Für die in Satz 1 genannten Unterschiede führst du nämlich in Satz 2 die Erklärung ein, dass die Funde auf Weide D. confragosa und die auf Vogelkirsche D. tricolor sind, und die makroskopisch wahrnehmbaren Unterschiede daher rühren, dass es sich um verschiedene Arten (oder Varietäten, die Debatte will ich jetzt nicht aufmachen) handelt, die jeweils andere Substrate bevorzugen.


    Ich glaube, man kann deine Beobachtung aber auch anders deuten, und zwar so: Es handelt sich bei deinen Funden auf Weide und deinen Funden auf Vogelkirsche um dieselbe Art und die makroskopisch wahrnehmbaren Unterschiede lassen sich durch die unterschiedlichen Substrate erklären. Das ist meiner Ansicht nach keineswegs abwegig, in der Pilzzucht kann man das nämlich häufig beobachten. Ein Beispiel: Züchtet man dieselbe Kultur von Pleurotus ostreatus einmal auf Buchen- und einmal auf Fichtenholz, ergeben sich deutliche Unterschiede in Fruchtkörpergröße, -form, -wuchsweise und sogar im Geruch. Beide Myzelien sind aber konspezifisch – allein aufgrund der Tatsache, dass sie genetisch identisch sind.


    Daher kann man aus der Tatsache, dass makroskopisch wahrnehmbare Merkmalsunterschiede zwischen Funden auf Weide und Funden auf Vogelkirsche vorhanden sind, die Konspezifizität meiner Ansicht nach nicht ausschließen; es gibt noch eine alternative Erklärung für deine Beobachtung.


    Die Tatsache, dass zwei unabhängige Untersuchungen der ITS-Sequenzen von Funden, die nach den morphologischen Merkmalen eindeutig trennbar waren, eine Konspezifizität nahelegen, scheint mir hier höchstes Gewicht zu haben. Daher tendiere ich auch zur alternativen Erklärung.


    Beste Grüße,

    Vitus