Beiträge von Vitus Schäfftlein

    Hallo zusammen,


    Clavaria, mich würde interessieren, warum du denkst, dass die Reife der Sporen relevant für die Dextrinoiditätsreaktion sein könnte. Meines Wissens nach reagiert die Reagenz nämlich lediglich mit der oberflächlichen Sporenhülle und die sollte doch auch bei jungen Sporen vorhanden sein, oder irre ich mich?


    Ingo W, so schnell habe ich die Nase von Pilzen nicht voll! Ich habe ein Lamellenstück in KOH eingeweicht, mit Wasser abgespült und in einen Tropfen Melzers gelegt. Interessanterweise habe ich diesmal erneut keine dextrinoide Spore finden können. Den Bezug zur Dextrinoidität der Paraphysen von Hyaloscypha spiralis erschließt sich mir leider noch nicht ganz. Schön aussehen tut es aber in jedem Fall!


    Liebe Grüße,

    Vitus

    Lieber Ingo,


    danke dir für deine fixe Antwort – und sorry, dass durch das Taggen der Eindruck zustande kam, ich würde denken, dass du die Gattung anzweifelst! Ich habe nun ein Lamellenstück in Melzers aufgelöst und mit einem Tropfen Wasser mikroskopiert. Dabei ist etwas Wildes passiert: Einige Sporen sind dextrinoid, andere wiederum nicht! Hier die Beweisfotos:



    Ob das das ist, was 123pilze mit "teils dextrinoid" meinte? Ich kann mir das schwer vorstellen, das müsste dann doch auch in einschlägiger Literatur stehen...


    Liebe Grüße,

    Vitus

    Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure Antworten! Clavaria, das sieht doch mal nach dextrinoiden Sporen aus! Über Hygrophopsis ochraceolutea bin ich auch gestolpert, meiner Ansicht nach scheitert es neben der Seltenheit aber am dicken Stiel und der Vergesellschaftung mit Pappeln.


    Zur Frage, ob ich mir mit der Gattung sicher bin, Werner Edelmann, Clavaria, Ingo W: Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, bin mir aber doch relativ sicher. Neben dem Standort, dem Habitus und der Sporenpulverfarbe sowie -größe ließen sich die Lamellen leicht verwischen und sind an den meisten Stellen zumindest doppelt gegabelt. Hier ein Ausschnitt aus dem obigen Bild mit einer Zwei- und einer Dreifachgabelung:



    Ich gebe aber gerne zu, dass das Bild überbelichtet ist. Mea culpa! Habt ihr denn eine Gattung im Kopf, die als Alternative in Frage käme?


    Ingo W: Um auf deine Frage einzugehen, wie ich beim Dextrinoiditätstest vorgegangen bin: Ich habe dafür ein Stück Lamelle aus dem Exsikkat mithilfe einer Pinzette herausgebrochen, es auf einem Objektträger in KOH 3% ca. 1 Minute eingeweicht, ein Deckgläschen darüber gegeben, das Präparat gequetscht und mit dem 10er- und 40er-Objektiv eine Stelle mit einigen Sporen herausgesucht. Anschließend habe ich mit einem Spatel Melzers Reagenz auf den Objektträger rechts neben das Deckgläschen gegeben und mit einer Präpariernadel zum Deckgläschenrand geschoben, bis sich die Flüssigkeit regelmäßig im Präparat verteilt hat. Daruafhin habe ich bestimmt 20 Minuten im gesamten Präparat nach dextrinoiden Sporen gesucht und bin daran gescheitert. Diesen Vorgang habe ich anschließend in dieser Reihenfolge und mit wachsender Verzweiflung noch zweimal wiederholt.


    Da ich ein Mikroskop-Neuling bin, kann ich keineswegs ausschließen, dass mir hier ein Fehler unterlaufen ist! Leider habe ich keine Schirmlinge oder ähnliches da, womit ich prüfen könnte, ob der Dextrinoiditätstest bei mir grundsätzlich schief läuft. Denn dann wäre es am wahrscheinlichsten, dass etwas mit Melzers oder meinem Vorgehen nicht stimmt. Allerdings habe ich Barals da. Wäre es sinnvoll, damit ein Präparat anzufertigen?


    Vielen Dank noch einmal für eure Antworten!

    Hallo zusammen,


    vor wenigen Tagen haben ein befreundetes Paar und ich einen Fruchtkörper gefunden, den wir vom Habitus eindeutig der Gattung Hygrophoropsis zuordnen konnten. Hier ein paar Bilder:



    Auffällig sind die hellen Lamellen sowie der dunkle Stiel. Am ehesten passt die alte Beschreibung von Cantharellus aurantiacus var. pallidus (Cooke 1888), die man beispielsweise in Kibby, 2012, p. 47 findet. Von der Sporengröße her passt Hygrophoropsis aurantiaca in jedem Fall (ca. 20 Sporen gemessen):


    • Sporenmaße: 6,0 ± 0,8µm × 3,9 ± 0,2µm
    • Reichweite: 5,0–7,4µm × 3,7–4,3µm
    • Q-Wert: 1,5 ± 0,1

    Vor dem Hintergrund, dass die Gattung scheinbar „in desperate need of modern treatment“ ist, hat dieser Post nicht die Absicht, den Fund eindeutig zuzuordnen. Vielmehr geht es mir um ein Phänomen, das ich nicht zuordnen kann: In der Literatur (bspw. Gminder & Karasch, 2023, p. 72, Breitenbach, 1991, p. 90, Krieglsteiner, 2001, p. 273) wird davon berichtet, dass Hygrophoropsis-Arten dextrinoide Sporen haben – auch Hygrophoropsis aurantiaca. Beim Mikroskopieren habe ich bei keinem von drei Präparaten des Exsikkats vom oben beschriebenen Fruchtkörper dextrinoide Sporen gefunden. Hier ein Beispielbild:



    Interessanterweise steht im 123pilze-Eintrag zum falschen Pfifferling die Beschreibung „teils dextrinoid“. Mir ist bewusst, dass 123pilze nicht die verlässlichste Quelle für Mikromerkmale ist, aber vielleicht ist das ja ein Hinweis. Meine Frage an euch ist: Haben eure Exemplare von Hygrophoropsis-Arten dextrinoide Sporen, oder habt ihr ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht? Falls nicht, wie könnt ihr euch die fehlende Dextrinoidität erklären? Ich bin gespannt auf eure Antworten!


    Literatur:

    Breitenbach, J. (1991). Pilze der Schweiz 3: Röhrlinge und Blätterpilze. Mykologia.

    Gminder, A., & Karasch, P. (2023). Das Kosmos-Handbuch Pilze: Mit über 2500 Zeichnungen, über 1500 Arten (1st ed.). Kosmos.

    Kibby, G. (2012). The hygrophoropsis aurantiaca complex. Field Mycology, 13(2), 43–50. https://doi.org/10.1016/j.fldmyc.2012.03.004

    Krieglsteiner, G. J. (2001). Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3: Ständerpilze: Blätterpilze I. Eugen Ulmer.

    Hallo Vitus,

    dein angefragter Pilz in Beitrag #6 ist nicht L. scabrum, sondern L. cyanobasileucum bzw. brunneogriseolum, wie er noch vor kurzem hieß..

    FG

    Oehrling

    Hallo Oehrling,


    anhand von welchen Merkmalen machst du das fest? Die Stielschuppen sind braunschwärzlich und nicht weich und flockig, außerdem zeigt sich keine rasche rosa Verfärbung in der oberen Stielhälfte. Das Einzige, was dafür spricht, ist das leichte Bläuen in der Stielbasis.


    Herzliche Grüße,

    Vitus

    Uff! Ich merke, dass es hier abweichende Ansichten darüber gibt, ob Leccinum scabrum leicht bläuen darf oder nicht. Ich gehe hier auf eure Anmerkungen ein.

    wo ist denn das Foto vom vermeintlichen Leccinum scabrum? Vielleicht klärt ein Blick so manches.

    Wie in meinem obigen Post beschrieben, habe ich die Bilder auf die Cloud geladen und stelle den Cloud-Link zur Verfügung. Das hat Platzgründe: Die Bilder übersteigen in ihrer Gesamtheit die Uploadgrenze von 20MB, sofern die Qualität gleich bleiben soll. Dennoch kann ich hier zwei aussagekräftige Bilder hochladen:



    An dem zweiten Bild erkannt man, dass das Bläuen absolut marginal im Randbereich der Stielbasis verortet ist.

    Hi.


    Röten darf er, blauen aber eigentlich nicht. Zu deinen Quellen kann noch Flora Agaricina Neerlandica, vol. 7 - NOORDELOOS, M.E. et al. - Boletales, Lactarius, sowie: European Boletes Vol. 1 dazu, die L. scabrum das Blauen absprechen. D.h. am Ende steht bei solchen uneindeutigen Funden erstmal die zusätzliche mikroskopische Merkmalserhebung an und im schlechtesten Fall die Notwendigkeit einer Sequenzierung zur Klärung.


    LG.

    Danke für die Ergänzung der Quellen! Damit ist noch eindeutiger, dass das Bläuen mit Leccinum scabrum laut allgemeiner Lehrmeinung nicht vereinbar ist – auch wenn es noch so geringfügig ist. Leider besitze ich weder ein Mikroskop noch die finanziellen Mittel, mir eins anzuschaffen, deshalb blieb mir dieser Weg verwehrt. Da ich die Pilze nicht als Exsikkat aufbewahre, ist nun auch eine Sequenzierung nicht möglich.


    Hallo,

    Die Pilze in Beitrag Nr. 2 sind auch nicht Leccinum scabrum, sondern Leccinum durisculum, der Pappel-Raufuß.

    das ist definitiv kein Pappel-Raufuß da dort keine Pappeln stehen sondern nur zwei Birken und junge Hainbuchen. Die Rötung und die Blaufärbung traten erst nach über einer Stunde auf. Das kannst Du aber nicht wissen da ich es bicht geschrieben hatte.

    Da muss ich Oehrling beipflichten. Die Verfärbung wäre für Leccinum duriusculum (nicht "durisculum") auch höchst untypisch. Hier ein Bild aus Kibby:



    Würdet ihr mir denn zustimmen, dass die Bilder, wenn man vom Bläuen absieht, stark an Leccinum scabrum erinnern?


    Danke für die rege Beteiligung und herzliche Grüße!

    Hallo zusammen,


    letzten Freitag habe ich bei einer Tour einen Fund gemacht, dessen Bestimmung mir bis heute den Kopf zerbricht. Am Rande eines Schotterweges fand ich neben Betula pendula auf saurem, lehmigem Boden zwei Fruchtkörper aus der Gattung Leccinum. Vom Habitus meinte ich, sie direkt als Leccinum scabrum identifizieren zu können, und wollte für mein unfertiges Pilzportrait zu dieser Art Bilder machen; aus Platzgründen hinterlasse ich hier lediglich einen Cloud-Link dazu.


    Als ich mit dem Fund nach circa einer Stunde Zuhause ankam, konnte ich an der Stielbasis ganz schwach gelb-bläuliche Verfärbungen feststellen und kam ins Zweifeln. Der Querschnitt gab dann Aufschluss: Eine kleine Stelle an der Stielbasis, direkt am Rand, bläute. Weil ich aus Kibby, 2016, p. 68 im Kopf hatte, dass Leccinum scabrum nie bläut, verglich ich den Fund mit anderen Arten, aber:

    • Leccinum cyaneobasileucum hätte einen rauen Stiel ohne stark kontrastierende Stielflocken und wäre mit Spaghnum vergesellschaftet
    • Leccinum variicolor hätte eine gescheckte Hutoberseite, eine leuchtende rosa Verfärbung in der oberen und eine stärkere blaugrünliche Verfärbung in der unteren Stielhälfte
    • Leccinum melaneum hätte eine sehr dunkle Hutoberseite sowie eine grau-schwarze Stieloberfläche unter den schwarzen Flocken, außerdem ist die Art sehr selten
    • Leccinum schistophilum käme auf sandigen Böden vor und hätte einen schlankeren, stark gebogenen Stiel, zudem ist auch diese Art selten
    • andere Arten der Gattungen Leccinum oder Leccinellum sind mit anderen Baumpartnern als Betula vergesellschaftet.

    Aus Mangel an Mikroskop und Alternativen verglich ich die Beschreibungen zur Verfärbung der Trama von Leccinum scabrum in der Literatur:


    Kibby, 2016, p. 68 Krieglsteiner, 2000, p. 262 Laessøe & Petersen, 2019, p. 764 Gminder & Karasch, 2023, p. 68
    not changing colour when bruised or sometimes discolouring pinkish or reddish beim Durchschneiden nahezu unverändert, höchstens mit leichtem rosalichem Ton im oberen Stielbereich, normalerweise ohne blaugrüne Flecken in der Basis it never discolours bluish or greenish im Schnitt unveränderlich oder schwach rosalich verfärbend


    Offensichtlich ist Krieglsteiner, 2000, p. 262 der einzige, der ein leichtes bläuliches Verfärben in der Stielbasis nicht ausschließt. Deshalb meine Fragen an euch:

    1. Handelt es sich bei meinem Fund um Leccinum scabrum?
    2. Damit einhergehend: Habt auch ihr schon Funde von Leccinum scabrum gehabt, die leicht in der Stielbasis bläuen?

    Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten. Herzliche Grüße aus dem Siegerland!


    Literatur:

    Gminder, A., & Karasch, P. (2023). Das Kosmos-Handbuch Pilze: Mit über 2500 Zeichnungen, über 1500 Arten (1st ed.). Kosmos.

    Kibby, G. (2016). British boletes with keys to species (3rd ed.).

    Krieglsteiner, G. J. (2000). Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Eugen Ulmer.

    Laessøe, T., & Petersen, J. H. (2019). Fungi of Temperate Europe 1 (Vol. 1). Princeton Univers. Press.

    Hallo, zusammen!


    Ich kenne confagosa vorwiegend von Weide und tricolor meist auf Vogelkirsche.

    Von daher gesehen schließt allein die Substratbevorzugung eine Konspezifität m.E. aus.


    Beste Grüße

    Harald

    mir scheint, als wäre dieser Schluss nicht zulässig. Was du in deinem ersten Satz beschreibst, ist zunächst nur, dass es grundsätzlich makroskopisch wahrnehmbare Unterschiede zwischen deinen Funden auf Weide und deinen Funden auf Vogelkirsche gibt. Diesen Teil kaufe ich dir sofort ab. Der zweite Satz folgt meiner Ansicht aber nicht direkt aus dem ersten. Für die in Satz 1 genannten Unterschiede führst du nämlich in Satz 2 die Erklärung ein, dass die Funde auf Weide D. confragosa und die auf Vogelkirsche D. tricolor sind, und die makroskopisch wahrnehmbaren Unterschiede daher rühren, dass es sich um verschiedene Arten (oder Varietäten, die Debatte will ich jetzt nicht aufmachen) handelt, die jeweils andere Substrate bevorzugen.


    Ich glaube, man kann deine Beobachtung aber auch anders deuten, und zwar so: Es handelt sich bei deinen Funden auf Weide und deinen Funden auf Vogelkirsche um dieselbe Art und die makroskopisch wahrnehmbaren Unterschiede lassen sich durch die unterschiedlichen Substrate erklären. Das ist meiner Ansicht nach keineswegs abwegig, in der Pilzzucht kann man das nämlich häufig beobachten. Ein Beispiel: Züchtet man dieselbe Kultur von Pleurotus ostreatus einmal auf Buchen- und einmal auf Fichtenholz, ergeben sich deutliche Unterschiede in Fruchtkörpergröße, -form, -wuchsweise und sogar im Geruch. Beide Myzelien sind aber konspezifisch – allein aufgrund der Tatsache, dass sie genetisch identisch sind.


    Daher kann man aus der Tatsache, dass makroskopisch wahrnehmbare Merkmalsunterschiede zwischen Funden auf Weide und Funden auf Vogelkirsche vorhanden sind, die Konspezifizität meiner Ansicht nach nicht ausschließen; es gibt noch eine alternative Erklärung für deine Beobachtung.


    Die Tatsache, dass zwei unabhängige Untersuchungen der ITS-Sequenzen von Funden, die nach den morphologischen Merkmalen eindeutig trennbar waren, eine Konspezifizität nahelegen, scheint mir hier höchstes Gewicht zu haben. Daher tendiere ich auch zur alternativen Erklärung.


    Beste Grüße,

    Vitus