Beiträge von Pilzfreund77

    Falls das oben verlinkte Papier von Hahn und Grünert die einzige Quelle ist, die eine Giftigkeit roher Steinpilze belegen soll, so ist das ein Missverständnis, und es gibt demnach keine Belege für eine Giftigkeit roher Steinpilze. Denn Hahn und Grünert sprechen ausdrücklich von "gekochten" Steinpilzen und Rotkappen. Und warnen deshalb auch nicht vor Steinpilz-Carpaccio, sondern wollen auf etwas anderes hinaus:


    "Dies sollte uns immer daran erinnern: Pilze sind eine Beilage und keine Hauptmahlzeit. Zudem sollte man nur hin und wieder Pilze verzehren und beim Sammeln auf Nachhaltigkeit achten. In den letzten Wochen vor der nächsten Saison die – da übermäßig gehortet – restlichen Wintervorräte an Steinpilz & Co. zu vertilgen, kann im Extremfall lebensgefährlich werden. Das betrifft auch gängige Speisepilze, wie beispielsweise Pfifferlinge, Steinpilze und Rotkappen."


    Ob man diese Aussage allein aufgrund der nicht weiter recherchierten Geschichte eines einzigen 57jährigen Mannes, der offenbar verschiedene Pilze aß, so tätigen sollte, sei einmal dahingestellt – es wird aber jedenfalls in dem Artikel nicht der Rohverzehr von Steinpilzen thematisiert.


    Herzliche Grüße

    Pilzfreund77

    Eine Frage in die Runde: Ist dieses Forum für Pilz-Profis gedacht? Also sind hier Laien-Kommentare eher unerwünscht?

    Nein, es ist für alle gedacht, die sich ernsthaft mit Pilzen beschäftigen wollen. Hier gibts sehr viele, teilweise auch auf bestimmte Gattungen spezialisierte Profis, aber auch reine Speisepilzsammler, vom absoluten Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Aber das Besondere ist: Ob Profi oder Anfänger, das Niveau ist ein völlig anderes als bei Facebook und Co. Hier kommst Du wirklich voran mit der Pilzbestimmung (soweit du willst natürlich) … und ich würde mal sagen: die Meisten können hier relativ gut einschätzen, wo sie selber stehen, im Gegensatz zu Facebook, wo jeder Id... dem anderen irgendeinen Unfug rät.

    Hallo Tacitus,


    Nach oben gewellt, sehr groß, blass, ausgewaschen - was du beschreibst klingt schon nach typischen "zu" alten Reizkern. Reizker sollte man sammeln, wenn sie deutlich nach unten gerollt sind, kräftige Farben haben und vor allem schön rotorange bluten.


    Meistens sind gute Reizker kleiner, rundlicher. Große sind oft schon durch - aber nicht immer. Mein gestriger Fund von sehr großen Reizkern, die absolut frisch waren und kräftig bluteten, hat mich überrascht - aber ich glaube, du kannst sehen, dass sie trotz der Größe noch gut sind:


    Reizker groß UND frisch

    Ist das vielleicht die Knollle, ist der falsch rum? Also, wenn da unten ein Schirm dran war (es sieht da nämlich irgendwie abgeschnitten aus), und den jemand gegessen hat, und Ihr deswegen hier nachfragt – ja, dann hat da möglicherweise jemand jetzt ein echtes Problem.

    Heute früh im Grunewald: Kahle Kremplinge, Knollenblätterpilze, Fliegenpilze, edit: GRÜNblättrige Schwefelköpfe, ein paar alte Perlpilze und Täublinge. Zum Verspeisen war weit und breit nichts zu entdecken. Enttäuschend!

    Danke für das Update – für mich sind das gute Nachrichten, denn ich war vor einer Woche im Grunewald, und da gabs noch weniger - also entwickelt sich das wohl wieder, und wenns heute Nacht nicht länger unter Null geht, kommen da noch schöne Wochen.


    Heute bin ich deshalb mal zur einer bekannten Heidelandschaft im Umland. Es gab wenig zu Essen, dafür aber diverse kleine braune Pilze für mich zum Bestimmen üben, Hautköpfe, verschiedene Ritterlinge (PS.: gibt es einen typisch grauen Erdritterling, der nach Parfum riecht?), und für mich einen Erstfund: den Jungfern-Ellerling.


    Röhrlinge kaum, auch wenig Reizker, aber fürs Abendbrot hats gereicht …


    1. Jungfern-Ellerlinge


    2. Birken-Rotkappe


    3. Portobello-Edel-Reizker Klasse I

    Über die Meinung darüber ob ich den Armillaria gallica essen kann bin ich trotzdem gespannt.

    Der PSV kann Dir sagen, ob es der vermutete Pilz ist, nicht aber, ob du ihn verträgst. Das ist beim Hallimasch sehr individuell. Ich vertrage alle Hallimasch-Arten ohne jegliches Ab- oder Vorkochen, es gibt aber offenbar viele, die ihn nur durch Abkochen (teilweise mit Wegschüttendes Kochwassers) vertragen, und manche, die ihn überhaupt nicht essen können. Für mich gehören Hallimasch zu den besten Speisepilzen, dafür kriege ich von Schmierröhrlingen, die andere gerne essen, ernsthafte Probleme.

    Unterhaltung: Ich sehe gerne snokri, dergartenkanal, pilzfieber, pilzfreund71 und mykohunter365 – weil es mir Spaß macht, mich mitzufreuen. Glaube, das ist auch der "Verkaufstrick", wenn man so will. Neues lernen kann ich von denen nicht, die zeigen eher Alt-Bekanntes.


    Lernen: buschfunkistan hat oft auch einen spannenden, mir unbekannten Pilz zwischen den üblichen Verdächtigen (heute z.B. die Blutrotfleckende Koralle und das schwarzgrüne Gallertkäppchen), und wirklich was lernen kann ich oft noch bei pilzwelten, insbesondere durch seine Artenportraits.


    Früher konnte ich aber auch bei snokri was lernen, als ich die von ihm gezeigten Pilze eben noch nicht alle kannte. Ich sehe ihn trotzdem heute noch am liebsten, gerne auch ganz ohne Lerneffekt, so wie andere halt irgendein sinnfreies TV-Format gucken.

    Kurzer Lagebericht: Graustieltäublinge verabschieden sich, Ockertäublinge und olivbraune Milchlinge kommen gerade, noch keine Maronen bei mir, auch keine Hallimasch, aber leider eine erste Herbstlorchel. Ich sag mal: wenns am WE nicht länger unter 0 runtergeht, dann kommt ab nächster Woche noch einiges …

    Danke für die Denkanstöße ✌️

    Liebe Stropharia, ohne Dir zu nahe treten zu wollen – ich finde, du relativierst immer wieder mit sehr vielen Worten die ganz einfache Tatsache, dass dein Vorgehen einfach nicht korrekt war. Deinen Fehler im Hinblick auf jene Mutter und ihr Kind finde ich viel weniger problematisch als die Tatsache, dass du es im Nachgang so aussehen lassen möchtest, als sei es kein Fehler gewesen. Denn Kritik annehmen können ist doch die wichtigste Voraussetzung für einen Guide!


    Ich habe überhaupt nichts gegen Wyldschytz oder Pilz-Guides. Und ob du PSV werden möchtest oder nicht, tut auch nichts zur Sache. Denn egal, ob du nun ein Guide bist oder ein PSV – es wäre der eigenen Verantwortung angemessen, sich und sein Wissen realistisch einzuschätzen. Du kennst dich doch so gut aus, dass die Teilnehmer (die vermutlich nichtmal wissen was ein "Röhrling" ist) tausendfach Neues von Dir lernen können – ohne deshalb gleich mit Stockschwämmchen experimentieren zu müssen. Von einem Wyldschnitz-Guide erwartet bei einem Stockschwämmchen-Fund definitiv niemand mehr als die Aussage: "hier haben wir vermutlich ein Stockschwämmchen, erkennbar an XY, aber da übernehme ich keine Verantwortung, und sowas sammelt Ihr selbst auch bitte erst nach vielen Jahren Erfahrung. Das ist nichts für eure heutige, allererste Exkursion ins Pilzreich."


    Dann würden die Teilnehmer von Dir live mitbekommen, wie groß und spannend das Pilzreich ist, weshalb man da immer zweifelnd bleiben muss, aber dass man langsam und sicher vorankommt, indem man ganz ehrlich zu sich selbst ist … Du hast jedoch nach eigenen Aussagen einer Mutter und ihrem Kind gesagt, dass sie mit dem Essen von erstmals gesammelten vermeintlichen Stockschwämmchen noch warten sollen, bis Du telefonisch geklärt hast, ob es sich um Stockschwämmchen handelt. Und danach hast Du durch die Art deiner Anfrage hier gezeigt, dass Du Stockschwämmchen eher weniger gut kennst. Dieses Vorgehen gegenüber jener Mutter ist und bleibt falsch, und wenn Du das nun auch so siehst, ist doch alles OK und es braucht nicht weiter diskutiert zu werden – Peace!

    Dummer Junge – nimmst du uns auf den Arm, oder hast du ernsthaft irgendeinen Pilz mit Rosatönen gesucht, weil der Lachsreizker "Rosatöne" haben soll? Oben im Thread ist doch ein Lachsreizker beschrieben – selbst wenn man das orange-rote "bluten" außer Acht lässt, gibts doch nichtmal eine grobe Ähnlichkeit? Dass Du immerhin bei einem Sprödblättler gelandet sein könntest, dürfte wohl auch Zufall sein – mein Tip: Lege Dir doch ein vernünftiges Bestimmungsbuch zu und gehe dann Schritt für Schritt vor.

    Zu den Stockschwämmchen kann ich sagen, ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund sich dem völlig zu verschließen.

    Was zählt ist einfach die Intensität mit der sich der Sammler mit diesem einen Pilz beschäftigt hat.

    Das hat auch keiner gesagt - ich sagte nur: ich persönlich machs nicht. Ich finde das generell und vor allem bei solchen Pilzen wichtig, dass jeder nur für sich selbst entscheidet. Wenn Dir das nach intensivem Untersuchen noch schmeckt, bittesehr … mir würde es halt vermutlich eher wie der Erstellerin des Threads gehen, dass ich Nachts wach liege und mich frage, ob ich wirklich nichts übersehen habe. Deshalb esse ich lieber anderes …

    Wenn ernte ich gerne die Cluster so, dass alles noch zusammenhängt, also eher ein rausbrechen als abbrechen und dann kann man direkt alle Stiele gründlich inspizieren.

    Ja, ich sage ja nicht, dass man das nicht machen kann. Man kann auch einen Sporenabwurf von Mehlräslingen machen, um das Risiko zu minimieren. In beiden Fällen habe ich dann aber keinen Appetit mehr … :) Also, einfach jeder so, wies für ihn passt …

    Ich hatte mir vorgenommen, die erst zu essen, wenn ich auch Gifthäublinge mal in der Hand hatte. Als ich dann aber mehrfach Gifthäublinge fand, hat das bei mir Gegenteil ausgelöst: Wenn das wirklich vorkommt, dass die dazwischen stehen, dann ist das echt kein Spaß. Schuppen oder Silbefasern - ich finde das weniger scharf abgrenzbar als z.B. die Glockenform des Hutes. Ich glaube aber, es ist sehr individuell, welche Merkmale man eindeutig findet. Manches andere, was andere Leute verwechseln, würde ich niemals verwechseln - bei denen könnte mir persönlich das passieren, daher lasse ichs - vorerst jedenfalls.



    Lieber Muelles,


    Da im Hintergrund die Herdplatte sichtbar ist, und vielleicht sogar schon die Gäste an der weißgedeckten Tafel hungrig warten, wird Dir hier niemand antworten – weil keiner rein telegraphisch eine Verantwortung für Pilzverkostungen übernimmt. Aus Prinzip nicht, egal wie leicht oder schwer der Pilz zu bestimmen ist. Dein Pilz ist sicher bestimmbar. Wenn Du die Anfrage hier ohne Bezug zum Essen stellst, noch ein paar mehr Merkmale (auch Habitat) beschreibst (vielleicht am Stiel kratzen, falls der wirklich nicht genattert ist), kriegst du auch nette Antworten. Ach ja, und die Pilze in der Wanne kann man nicht pauschal mitbestimmen, das können durchaus verschiedene sein.


    Herzliche Grüße und Willkommen im Forum!

    Pilzfreund77

    Meine Tochter verträgt sie wunderbar und isst sie auch gerne. Mir dagegen machen alle Schmierröhrlinge mehr oder weniger Probleme. Dafür kann ich Hallimasch in rauen Mengen verschlingen, ohne jegliches Ab- oder Vorkochen, einfach direkt in die Pfanne, nachher Pasta druntermischen, super. Ist eben wirklich sehr individuell, die Verträglichkeit von Pilzen …

    So, und nachdem Du den Konsens anbietest, komm jetzt ich und beanspruche die Deutungshoheit! :) Im Ernst: Ich stimme Dir zu, dass man Tierversuche beim Erdritterling nicht einfach auf den Menschen übertragen kann. Aber genausowenig kannst Du doch Erfahrungen mit dem schwarzfasrigen Ritterling auf den Erdritterling übertragen. Im Gegenteil: Mir leuchtet durchaus ein, weshalb Ritterlinge nach den (vermeintlichen) Beobachtungen beim Grünling unter Generalverdacht geraten, und tendiere daher eher dazu, auch den schwarzfasrigen nicht zu essen.


    Gleichzeitig aber halte ich mir die Option offen, dass die ganze Sache mit dem Grünling ein Irrtum gewesen könnte, und ändere dann gerne meine Meinung. Und genau das, dieser Widerstreit, und damit die Notwendigkeit, sich selbst zu entscheiden, fühlt sich für mich sicherer an als ein regelbasierter Konsens, denn in deinem Beispiel könnte ja auch herauskommen, dass der Personenrahmen sehr schnell wirklich sehr viel kleiner würde, falls nämlich der Verdacht begründet und die Regel falsch war :)

    Hallo Pilzfreunde!

    Übrigens bekam ich einen Tag nach dem Verzehr ein wenig Magen-Darm-Probleme. Offenbar vertrage ich Schmierröhrlinge nicht, was ja wohl häufiger vorkommt. Oder könnte dies an einem sog. Trockenschaden liegen? Optisch "alt" waren sie definitiv nicht, fassten sich aber schon teilweise recht trocken an.

    Mit oder ohne Haut - von Butterpilzen krieg ich die Flitzekacke. So, nun ists raus :) Guten Appetit. Ich nehm sie deshalb höchstens mal als Abführmittel.

    Nun ja, die Schweiz ist nur wenig größer als ein einzelnes Bundesland Deutschlands, sowohl was die Einwohnerzahl, als auch was die Fläche angeht. Dass die Schweizer eher zum Konsens finden, kann man also kaum mit dem Anspruch vergleichen, in Deutschland solle es einen bundesweiten Konsens geben, sondern höchstens mit einem landesweiten Konsens. Und das kriegen die Deutschen dann meist schon irgendwie hin. Und gelänge ein bundesweiter Konsens in Deutschland, dann wäre dieser, wegen der schieren Größe, automatisch nicht mehr so kuschelig wie in der Schweiz, sondern der "Staat" fühlte sich dort viel abstrakter an, eben wirklich nach "Staat", und nicht mehr nach demokratischem "Konsens".


    Deshalb finde ich es für Deutschland genau richtig so, dass da die Länder relativ selbständig sind, während der DGfM "nur" ein bundesweiter Verein ist. Gerade dadurch, dass er unabhängig ist, auf dem Boden eines rein wissenschaftlichen Interessen steht, nicht auf staatlichem Boden, kann er Vertrauen schaffen.


    Recht magst Du aber damit haben, dass die Deutschen zum Anspruch auf Deutungshoheit neigen, und weniger zum Konsens durch Regularien - und gerade wenn ich deine Beispiele lese, wo deiner Meinung nach leicht ein Konsens möglich sei, merke ich, wie sehr ich offenbar doch Deutscher bin :-). Mir will es nämlich nicht in den Kopf, wie man die Streitfrage, ob der gemeine Erdritterling verzehrt werden könne oder giftig sei, durch eine "Regel" beilegen könnte - entweder man kann ihn essen, oder nicht, einer hat recht, einer nicht, und solange das nicht klar ist, MUSS im Namen der Wissenschaft fleißig gestritten werden, damit die Regel nachher eben nicht nur Konsens, sondern außerdem auch wahr ist.


    Dieser Anspruch, dass wir uns nicht nur verstehen, sondern im Streit außerdem auch zu einer Wahrheit kommen wollen, hat durchaus auch seine hässlichen, gefährlichen Seiten, und die harmloseste davon ist vielleicht die unendliche Rechthaberei unter "Sachverständigen". :) Im Zweifel wähle ich trotzdem den Streit :)

    Du schreibst außerdem: "Ich habe denen meine Handynummer gegeben, und hab gesagt „wir bleiben in Kontakt, esst den noch nicht!" Also, wenn deine Beziehung zu den Teilnehmern so ist, ganz unabhängig vom Thema Stockschwämmchen, fehlt m.E. die nötige Distanz. Da machst du dir doch die Nerven kaputt, Du solltest m.E. als Pilz-Guide gar nicht irgendwas mit dem Essen anderer Leute zu tun haben.