Nun ja, die Schweiz ist nur wenig größer als ein einzelnes Bundesland Deutschlands, sowohl was die Einwohnerzahl, als auch was die Fläche angeht. Dass die Schweizer eher zum Konsens finden, kann man also kaum mit dem Anspruch vergleichen, in Deutschland solle es einen bundesweiten Konsens geben, sondern höchstens mit einem landesweiten Konsens. Und das kriegen die Deutschen dann meist schon irgendwie hin. Und gelänge ein bundesweiter Konsens in Deutschland, dann wäre dieser, wegen der schieren Größe, automatisch nicht mehr so kuschelig wie in der Schweiz, sondern der "Staat" fühlte sich dort viel abstrakter an, eben wirklich nach "Staat", und nicht mehr nach demokratischem "Konsens".
Deshalb finde ich es für Deutschland genau richtig so, dass da die Länder relativ selbständig sind, während der DGfM "nur" ein bundesweiter Verein ist. Gerade dadurch, dass er unabhängig ist, auf dem Boden eines rein wissenschaftlichen Interessen steht, nicht auf staatlichem Boden, kann er Vertrauen schaffen.
Recht magst Du aber damit haben, dass die Deutschen zum Anspruch auf Deutungshoheit neigen, und weniger zum Konsens durch Regularien - und gerade wenn ich deine Beispiele lese, wo deiner Meinung nach leicht ein Konsens möglich sei, merke ich, wie sehr ich offenbar doch Deutscher bin :-). Mir will es nämlich nicht in den Kopf, wie man die Streitfrage, ob der gemeine Erdritterling verzehrt werden könne oder giftig sei, durch eine "Regel" beilegen könnte - entweder man kann ihn essen, oder nicht, einer hat recht, einer nicht, und solange das nicht klar ist, MUSS im Namen der Wissenschaft fleißig gestritten werden, damit die Regel nachher eben nicht nur Konsens, sondern außerdem auch wahr ist.
Dieser Anspruch, dass wir uns nicht nur verstehen, sondern im Streit außerdem auch zu einer Wahrheit kommen wollen, hat durchaus auch seine hässlichen, gefährlichen Seiten, und die harmloseste davon ist vielleicht die unendliche Rechthaberei unter "Sachverständigen".
Im Zweifel wähle ich trotzdem den Streit 