Hallo Ernst,
hast du schon Vulpicida pinastri überdacht?
Die gelbe Blattflechte kommt im Bergland auf saurer Borke vor. Auffallend sind die gelben Bortensorale und das gelbe Mark.
LG, Martin
Hallo Ernst,
hast du schon Vulpicida pinastri überdacht?
Die gelbe Blattflechte kommt im Bergland auf saurer Borke vor. Auffallend sind die gelben Bortensorale und das gelbe Mark.
LG, Martin
Hallo Christine,
ja, das ist P. adscendens.
Und mit dem rosaroten Hyphomycet/ Parasiten hast du meiner Meinung nach auch Recht.
LG, Martin
Hallo Wutzi,
vielen Dank für das Licht.
Aber was soll denn dieses? Dass sehr viele Leute im www beharrlich "das" statt "dass" schreiben, irritiert mich schon seit Jahren - wundert mich aber mittlerweile nicht mehr.
Kippt die Rwchtschreibung jetzt also in die andere Richtung?
Das finde ich ja mal kreativ, fast originell! ![]()
Vielleicht wird die Schreibung Speißepilz inspiriert von der lautlichen Ähnlichkeit zu einem vielbenutzten Synonym für Dung (das ich aber auch schon an einer Hauswand mit s anstatt mit ß gekritzelt sah).
Dann wären S(p)eißepilze wohl eng mit den Dungpilzen verwandt, womöglich wesensgleich mit ihnen. ![]()
Mahlzeit!
LG, Martin
Hallo Wutzi,
sehr schöne Pilzchen!
Aber: Was sind den Speisepilze mit s und mit ß?
Das verstehe ich nicht, ich tappe im Dunkel - vielleicht erhellst du mich?
LG, Martin
Hi Bernd,
dass bei K/J das Hymenium nicht mehr rot reagiert ist normal. Wichtiger ist doch vielmehr ob und wenn, was wie stark blau im Apikalapparat, in der Wandung, der Gallerte etc. reagiert.
Hier reagiert der Tholus kräftig blau, die Ascuswand schwach blau und die äußere Gallertschicht dunkelblau. Den Feinbau der Spitze kann ich nicht auflösen, meine aber eine gelle Axialmasse zu sehen
Je nachdem kann das bei der Bestimmung bzw. Absicherung der Gattung helfen.
So zumindest habe ich das verstanden. Deshalb prüfe ich gelegentlich beide Reaktionen, einfach um zu sehen, ob der Ascus wirklich vom Typ her z.B. Porpidia- oder Lecanora-Typ ist. Das gelingt aber keineswegs immer gut.
Da ich keine blauen Strukturen in den J+ rot gefärbten Asci erkannte und erkenne (kann am Bild oder an meinen Augen liegen), war ich mir nicht sicher, ob was du meinst.
Dass allerdings eine kleine Grenzschicht in der Ascusspitze blau und alles andere kräftig rot reagiert wäre mir neu.
Wie auch immer..
LG, Martin
Hallo Bernd,
der knatsch-gelbe Thallus um die schwarzen Apothecien gehört sicher zum Thallus der Caloplaca sen. lat. (z.B. Athallia, K+purpur) oder Candelariella (K-) daneben.
Die schwarzen Apothecien mit ihren querseptierten Sporen könnten in Richtung Bacidia oder Toninia (z.B. Toninia populorum mit 16-sporigen Asci, aber Hym. amyloid) weisen.
Allerdings passt da die rote Lugol-Reaktion nicht.
Bei den lichenicolen Pilze (Hawksworth) werde ich bis Dactylospora / Toninia (wieder) geleitet, finde aber dort nicht passendes.
Ich erkenne übrigens auch 4-5-septierte Sporen, das ist bestimmt nicht unerheblich.
Die rote Reaktion ist schon sehr prominent.
Opegrapha kann 4-zellige Sporen haben und das Hymeium reagiert u.U. orangerot (oder blau oder nicht - je nach Art).
Das Buch "DFD" besitzt du doch, oder?
Was meinst du mit "apikal hemiamyloid, sonst amyloid"?
Auf deinem Foto sind die Asci vollständig rot (J+ rot = hemiamyloid).
Wo oder wann sind Teile des Hymeniums blau (amyloid)? Vielleicht also doch Toninia?
Hast du auch die Reaktion des Hymeniums nach KOH-Gabe, Spülen und anschließender Lugolgabe geprüft (K/J+ blau oder rot)?
LG, Martin
Vielleicht doch ein rindenbewohnender Asco, der seine Fruchtkörper durch die Flechte schiebt?
Da bin ich aber überfragt.
Infotafel? Guckst du hier...
Hallo hilmgridd ,
das aussführliche Flechteninformationsschild habe ich verpasst.
Jetzt, wo ich davon weiß, habe ich im WWW danach gesucht:
Tatsächlich habe ich einen Link zu einem Foto der Flechteninfotafel auf Facebook gefunden.
Leider ist der Text schlecht lesbar und rechts abgeschnitten.
Folgende Arten sind abgebildet und werden im Text erwähnt:
a) Flechten
Rhiozocapon geographicum, Gew. Landkartenflechte
Lecidea sileacea, Rostfarbene Schwarznapfflechte
Acarospora sinopica, Rostrote Kleinsporflechte
Porpidia speirea, Kreide-Schwarznapfflechte
Cladonia portentosa, Ebenästige Rentierflechte
Cladonia arbuscula, Sparrige Rentierflechte (gelblich)
Umbilicaria hirsuta, Zottige Nabelflechte
b) Moose
Hedwigia ciliata, Wimpern-Hedwigsmoos
Plagiomnium cuspidatum (unklar), "Echtes Siebenzahnmoos"
Racomitrium lanuginosum, Zottiges Zackenmützenmoos
Ptilidium pulcherrimum, Nordisches Federchenmoos
Ich will mal schauen, ob ich alle genannten Flechten tatsächlich gesehen habe.
LG, Martin
Hallo Ernst,
also der Cortifraga-Befall ist klar, du hast Apothecien und die Sporen nachgewiesen.
Aber um welche Peltigera es sich jetzt handelt, ist schwieriger zu beantworten : Ich persönlich kann auf deinen Fotos keine Isidien oder Phyllidien erkennen. Der Thallus ist schon stark beschädigt.
Du solltest an Besten in der unmittelbaren Umgebung deines Fundes nach gesunden, unbefallenen Flechten Ausschau halten. Damit war die Bestimmung erheblich leichter.
LG, Martin
Hallo Wutzi,
was dir gefällt kann doch nicht banal sein.
Sie sind schön!
LG, Martin
Lieber Marcel,
über derartige artige Rücksichtnahme freut mich zu lesen.
Auf Hilmgridds Nachforschungen bin ich gespannt!
LG, Martin
Thorwulf : "Auf dem Rundweg dort um den Steinbruch-See gab es Flechten en masse."
Ich hoffe sehr, die Wahl des Präteritums im Satz ist nicht der Vergänglichkeit der Flechten durch eine Pilzler-Stampede geschuldet! ![]()
Hoffe ich...
LG, Martin
Hi Bernd,
ja, die Gegend ist in bezug auf die vorkommenden Flechten sicher besonders.
Es wird auf den Informationsschildern am Eingang zum Staatsbruch explizit darauf hingewiesen, dass das Flechtenvorkommen hier einzigartig in Europa sein soll.
Das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich war sehr beeindruckt.
Während ich eine Kruste fotografiert habe, habe ich oft schon die nächsten interessanten Flechten nur wenige Zentimeter weiter bemerkt. Eigentlich weißt du nicht, wo du zuerst hinschauen sollst.
So etwas habe ich bisher nur im Hochgebirge so erlebt.
LG, Martin
Die gezeigten Krustenflechten kannst du alle an nur 10 m Mauer finden (natürlich nicht die Bodenflechten, die sind hiervon ausgenommen)!
Hallo,
da ich letzte Woche ein paar Tage im oberfränkischen Steinbach verbracht habe, um mir die Flechten auf Schiefer anzuschauen, will ich auf Wusch speziell von Tuppie nicht versäumen, ein paar Eindrücke hier einzustellen.
Der schwarze Schiefer ist mir fremd. Die näheste Anlaufstelle ist Oberfranken/Thüringen, das rheinische Revier ist vom Neckar weiter entfernt.
Also ein paar Tage freigenommen und über die Rhön (Schafstein) in den Schiefer gedüst. Eine erste gute Anlaufstelle sind die ehemaligen Schiefergruben, die für Besucher hergerichtet sind (Lehesten).
Wenn man die lustigen bunten Häuser Franken gewohnt ist, kommt einem die Gegend im Schiefergebirge ziemlich schaurig vor.
Vor allem jetzt im Spätherbst, wenn die Nässe auf allem liegt.
Die Häuser sind schwarzgrau in düster und schwarzgrau, weil mit Schieferschindeln verkleidet und gedeckt.
Bild 1 Wenn die Sonne scheint, wirken sie schwarzen Häuser adrett, aber wehe es ist ein trüber Regentag!
Entschädigt von der Schwärze wird man durch das schöne Herbstlaub und die bunten Flechten über dem schwarzen Untergrund.
Besonders bei Nässe bringt der Schiefer sie Flechten so richtig zum Leuchten!
Bild 2: Besonders ergiebig von Flechten und Moosen besiedelt sind die Schiefermauern direkt am Wegrand.
Lupe gezückt und los geht's...
Bild 3 Mit ein wenig Glück (viel braucht es hierfür nicht) entdeckt man üppige Stereocaulon-Thalli, geschmückt mit rotbraunen Apothecien.
Bild 4 Gelb-grüne Böbberlesflechte
- Irgendetwas in Richtung Acarospora, da vielsporige Asci vorhanden sind.
Bild 5 Trapelia glebulosa hat kräftig rote Apothecien und einen schuppigen Thallus.
Sie kommt hier häufig vor.
Bild 6 Bergbau-Charme
Bild 7 Nie gesehen, noch zu bestimmen - die Nässe lässt die Flechten quellen und lässt Unbekanntes noch exotischer wirken. ![]()
Vermutlich Acarospora sinopica, rostrot auf schwermetallhaltigem Silikat zuhause.
Einige Bodenflechten sind dagegen leicht(er) zu erkennen:
Bild 8 Dibaeis baeomyces ist hier auf den sauren Schieferschuttböden oft anzutreffen.
Wenn sie ihre rose Köpfchen streckt ist sie allerliebst anzusehen.
Bild 9 Gleich daneben auf dem Schieferschutt quadratmeter-große Cladonienrasen, vermutlich aus der Coccifera-Gruppe.
Bild 10 Viele Cladonienarten gedeihen hier in großer Anzahl und Dichte.
Bild 11 Eine orange, sterile Porpidia.
Ich komme beim Bestimmen zu P. melonides, bin mir hier aber nicht sehr sicher...
Vielleicht eher Porpidia soredizoides?
Bild 12 Idyllische Wege führen um die wassergefüllte Schiefergrube herum.
Links und rechts immer wieder Schieferhalden.
Bild 13 Solche schön überwachsenen Schieferplatten liegen hier überall herum.
Bild 14 Diese Baumstämme lasse ich mir gefallen:
Buschig dicht mit Blatt-, Bart- und Strauchflechten überwachsen.
Bild 15 Bunte Schieferflechtengesellschaft
Bild 16 Zum Glück ist die Gegend hier auch schwermetallreich, weshalb etliche interessante Krusten zu finden sind!
Ob das für unsere Pilzfreunde gut ist, möchte ich nicht beurteilen.
Bild 17 Wieder eine grau-sorediöse, orange Porpidia.
D'rum herum gelbe, sorediöse Lecidella scabra oder Lecanora epanora (?) und vieles andere.
Bild 18 Lecidella scabra in Gelb oder Lecanora epanora?
Auf einem der Fotos finden sich braune Apothecien mit dickem gelben Thallusrand über dem sorediösen gelben Thallus, das spräche für Lecanora.
Die gelbe L. epaora kommt auch auf schwermetallhaltigem Silikat vor, so wie die rostroten Krusten Acarospora sinopica und Lecidea silacea.
Bild 19 Stereocaulon. Eine hiesige Art zeichnet sich durch kleine, koralloide Phyllidien aus, was in Richtung S. dactylophyllum weisen könnte.
Das muss ich mir noch genau anschauen...
Bild 20 Unsere liebste Jahreszeit schmückt das Land..
Bild 21 Die rauen Stirnflächen der Dachschindeln sind dicht überkrustet.
Bild 22 Tatsächlich kommt kurz die Sonne heraus und der Giftsee in der Schiefergrube wirkt fast märchenhaft.
Bild 23 Tags darauf, eine andere Mauer: Rentierflechten obenauf und wieder viele bunte Krusten an der Vertikale:
Bild 24 Das könnte Lecidea silacea sein, sie zeichnet sich u.a. durch die gewölbten, orangen Areolen aus.
Wiederum eine Flechte der schwermetallhaltigen Silikate.
Bild 25
Bild 26
Bild 27
Bild 28 Nabelflechten sind hier häufig anzutreffen - meist handelt es sich um die graue Umbilicaria hirsuta mit zottiger Unterseite.
Es gibt hier Schiefermauern, die fast flächig damit überzogen sind.
Bild 29 Eine andere Nabelflechtenart: Umbilicaria polyphylla, feucht und dadurch olivbraun.
Glatt, vielblättrig und unterseits rußig schwarz.
Bild 30 Die aprokosenfarbene Flechte ist mir neu - ev. Rhizocarpon?
Bild 31 Schönes Exemplar von Lecidea silacea
Bild 32 Nabelflechte / Umbilicaria
Bild 33 Blattflechten auf Schiefer. Links eine hellgrüne Platismatia glauca, daneben viele graue Nabelflechten der Art U. hirsuta.
Bild 34 Stereocaulon spec.
Bild 35 Auch hier lohnt es sich, die Lupe auszupacken
Bild 36 Beispiel für Flechtenbewuchs auf Schiefermauer am Viehstall beim Modelldorf.
So, das war's für heute. Ich denke, euch gehen ebenso wie mir die Augen über. ![]()
LG, Martin
Hallo Tuppie,
ja, die Flechten zeige ich natürlich gerne.
Mit der Bestimmung habe ich aber erst angefangen, ich hinke der Bestimmung von meinen heurigen Alpenfunden und jetzt den Schieferfunden gnadenlos hinterher ...
Ich kann sie aus aktuellem Anlass natürlich schon jetzt gerne zeigen (siehe Beitrag hier), aber nicht alle sicher benamen.
Die Flechten sind deshalb nicht weniger schön.
LG, Martin
Hallo zusammen!
Das ist ja lustig. Gerade hatte ich die Markierung der neuen Beiträge gelöscht, als eine neuer hier hochploppte. Sonst hätte ich das Thema gar nicht entdeckt...
In den Schieferbrüche um Lehesten war ich vor einer Woche Flechten gucken unterwegs.
Da war wirklich grandios.
Pilze gab es auch viele, aber darauf lag nicht mein Augenmerk.
Jedenfalls wünsche auch ich euch viel Spaß und tolle Fund!
und ich bin schon auf euren Bericht gespannt...
LG, Martin
Lt. Stefan gibt es 2 Lehesten? Wo geht es denn genau hin? Auch ins Schiefergebirge?
Das kann ich nur empfehlen!
Hallo Urs-Peter,
dein Flechtenfund ist eine Schildflechte (Peltigera).
(Becherflechten der Gattung Cladonia sehen ganz anders aus.)
Die einfachen Rhizinen auf der Unterseite der breit gerundeten Lappen, die etwas aufsteigenden, aber letztlich nach unten gebogenen Ränder, der vermutlich vorhandene Filz auf der Oberseite (dadurch hygrophan wirkend) sowie die Fundstelle an einem Waldweg lassen mich zuerst an Peltigera praetextata denken.
Ich glaube sogar, blättchenartige Auswüchse (Isidirn, Phyllidien) an manchen der Ränder des Thallus zu sehen, bin mir bei der Bildqualität aber nicht sicher. Das wäre ein weiterer Hinweis in Richtung P. praetextata
Vergleiche deinen Fund doch damit.
LG, Martin
Hallo!
C.cristatella kommt meines Wissens in Deutschland nicht vor, genau wie Inge schrieb. Wenn schon, dann vielleicht eine friedfertige Schwarzwälder Bollenhut-Cadonie? ![]()
Die stämmige, rotfrüchtige Cladonie besitzt (unförmige) Becher und gehört bestimmt zur Coccifera-Gruppe. Die schollige Oberfläche, die ich im letzten Bild corne links zu erkennen meine, deutet womöglich zu C. coccifera im strengen Sinne.
Wenn man das genau wissen möchte, müsste man die Flechten genauer analysieren.
Ferner ist natürlich bei diese riesigen Menge an Podetien nicht ausgeschlossen, ja sogar sehr wahrscheinlich, dass mehrere Arten nebeneinander und durcheinander wachsen!
Ansonsten ist das natürlich ein tolles Biotop und auch die Fotos im Beitrag sind sehr schön!
LG, Martin
Hallo Bernd Felli ,
trotzdem vielen Dank für deine Antwort.
Ich hatte schon vermutet, dass das Gewächs nicht einfach zu deuten sein wird.
Macht ja nichts, die nächsten Flechten warten schon.
Ich bin gerade unterwegs, eben angekommen in T.F.-Schiefergebirge. Mal 2 Tage schauen, was sich auf Schiefer finden lässt...
LG, Martin
Hallo!
Es handelt sdich zwar nicht um Essbares, aber die Pilzchen sind nicht minder interessant, wie ich finde:
An einer Tanne am Waldweg im Odenwald stieß ich auf folgenden Pilz, den ich vor Ort für eine Flechte hielt.
Mittlerweise glaube ich, dass es ein nicht lichenisierter Ascomycet ist, denn einige Fruchtkörper werden abseits des von mir als zugehörigen Thallus gebildet.
Zudem sind die Stiele der Fruchtkörper in der Borke verankert.
Bild 1 Odenwald-Waldweg
Eine der Tannen war großflächig mit einem grau-grünen, thallösen Film überzogen, aus dem interessante Ascos hervorlugten.
Der Gedanke an eine Flechte lag nahe, ist aber sehr wahrscheinlich falsch.
Bild 2 Schwarze Ascos mt grau-grünem Thallus?
Aber: Einge der Fruchtkörper wachsen abseits direkt auf Rinde (oben links)!
Bild 3 Weitere Stelle in-situ
Bild 4 Unter der Stereolupe erweisen sich einige Ascos als gewölbt, dunkelbraun, mit rauer Oberfläche, randlos.
Bild 5 Sie sitzen auf einem kurzen, dünne Stiel. Durchmesser der FK bis etwa 1mm.
Bild 5b Beim Herstellen von Dünnschnitten wird der Blick frei auf die Anwachsstelle in der Rinde.
Der holzige, etwas abgeplattete Stiel wächst aus der Rinde, was sehr für einen Pilz spricht.
Bild 6 Ich finde auch Fruchtkörper mit gerieftem Rand, wieder auf Stielchen.
Ein anderes Entwicklungsstadium oder eine andere Art?
Aufgrund des Sporenvergleichs (s.u.) vermute ich die gleiche Art...
Bild 7 Einen der berandeten FK gebe ich unter das Mikroskop und finde 2-zellige, tropfenförmige Sporen.
Sporengröße um 17 x 8 µm.
Zylindrische, einreihige, 8-sporige, inoperculate Asci (in Lugol, J-);
Bild 8 Das Apothecium ist holzig hart, trotdem relativ gut quetschbar.
Um noch besser Quetschen zu können setze ich etwas 3%ige KOH zu:
Das Excipulum blutet kräftig gelb-rot aus, nichts mehr zu erkennen.
Der "Dünnschnitt" durch ein gewölbtes, randloses Apothecium zeigt in Auflicht ein honiggelbes Hymenium (100-125µm hoch).
Der Rest der Strukturen (Epih., Exc., Hyp.) erweist sich als mehr oder minder dunkelbraun.
Auf der Oberfläche dunkelbraune Körner.
Bild 9 Schnitt durch gewölbtes Apothecium (Stiel entfernt)
Nach längerem Drücken ohne KOH-Zusatz finde ich isolierte Asci mit den gleichen tropfenförmigen Sporen.
Bild 10 Ascus in Wasser mit 1-2-septierten tropfenförmigen Sporen, Größe um 17 x 8 µm.
Ich habe keine Idee, was das sein könnte.
Bei den Flechten werde ich jedenfalls nicht fündig, da passt nichts so recht...
Vielleicht weiß einer unser Asco-Freunde dazu etwas, wo man weitersuchen könnte?
Vielen Dank für Anregungen!
LG, Martin
Hallo,
anbei ein Fund, der mich viel Zeit und Nerven gekostet hat und den ich deshalb gerne zur Diskussion stellen möchte.
Es handelt sich um eine schuppige Krustenflechte, die ich an einer Weinbergmauer unweit am Neckar gefunden habe.
Bei der Fundstelle handelt es sich um eine kleine Schrägfläche, die von festem Gesteinsmehl überzogen ist.
Auf diesem Substrat haben sich einige Krustenflechtenarten angesiedelt, neben der zu besprechenden Art u.a. Acarospora monium und Catapyrenium cf. cinereum.
Bild 1 Weinbergsmauer am mittleren Neckar
Bild 2 Braune Apothecien, gequollen, auf schollig-schuppigem Thallus
Bild 3
Bild 4 Getrocknete Probe: Der olive, schuppige Thallus ist unbereift.
Bild 5 Die Apothecien sind um 500-600 µm groß.
Die schwärzlichen Scheiben sind bereift.
Sie brechen aus bereiften Wärzchen hervor, später sitzen sie dem Thallus auf.
Jüngere Apothecien sind plan mit deutllichem Thallusrand.
Später wölben sich die Scheiben, der Rand wird unscheinbar.
Bild 6 Angefeuchtet grünt der Thallus. Die Apothecien werden gallertig weich.
Im feuchten Zustand wird der schuppige Thallus gut erkennbar.
Die Schuppen sind bis etwa 1 mm groß.
Bild 7 Die Flechte reagiert beim Tüpfeltest negativ (R-). Der Cortex fluoresziert türkis unter UV-Beleuchtung.
Bild 8 Ausgelöste Thallusschuppe mit Apothecium in Wasser.
Apothecium aufsitzend, Scheibe nass dunkelbraun; Rhizohyphenbüschel unter der Thallusschuppe.
Bild 9 Querschnitt durch Thallusschuppe in Wasser
Bild 10 Apothecienquerschnitt in Wasser: Epihymenium und oberer Teil des Hymeniums sind braun.
Der untere Teil des Hymeniums und das Hypothecium sind farblos. Eigenrand farblos.
Bild 11 Unter KOH-Zusatz färbt sich das braune Gel des Epihymeniums nach Violett um.
Die Paraphysen sind kopfig mit braunen Pigmentkappen.
Einige Paraphysen sind über die Hälfte der Höhe braun gefärbt.
Die Sporen sind 2-zellig, die Asci 8-sporig und etwas keulig.
Bild 12 Sporen, deutlich 2-zellig, ich messe 9-13 x 4-5,5 µm.
Bild 13 Links: Ascus mit kleiner Okularkammer (in Wasser).
Rechts: Tholus K/J+blau mit dunkler blauem Zentralkanal, Ascuswand K/J-, weiter außen K/J+blaue (Gel)Hülle.
Mit WHS gelange ich über den Schuppenflechten-Schlüssel über Punkt 37* zu den weiterführenden Schlüsseln von Lecania TS1 (Widerspruch wegen nicht halonater Sporen), Toninia und Catapyrenium (Widerspruch, da pyrenocarp). Bleibt Toninia - insbesondere die Rhizohyphen könnten gut zu Toninia passen. Im Toninia-Schlüssel gelange ich über 2-zellige Sporen, auf kalkreicher Erde, krustiger bis angedeutet schuppiger Thallus, Hypothecium farblos, Epihymenium (grau)braun zu Toninia pennina.
Gegencheck mit Schlüssel von Italic:
Bei Wahl von Epihymenium K+ violett, Thallus lichenisiert, nicht weiß, ohne Pseuocyphellen, vollständig unbereift, Hypothecium farblos, Thallus krustig-schuppig, Apothecien unbereift, Sporen 9-16 x 3,5-5 gelangt man zu Kiliasia pennina (= Toninia pennina). Die Beschreibung der Art erlaubt entgegen der Schlüsselauswahl einen schwach bereiften Thallus und ebensolche Apothecien. Die Bereifung erscheint mir beim Fund allerdings stärker als "schwach" zu sein. Die restliche Beschreibung hingegen passt, insbesondere Sporen und der Feinbau der Asci sind wie dort beschrieben. Auch die Abbildung des Thallus erscheint mir überaus passabel und erinnert wenig an eine "klassische" Toninia mit den blasigen Schuppen, sondern passt zum Fund.
Zu finden sei die Flechte an kontinentalen, trocknen Steilflächen über Dolomit und Kalkstein. (Sub)montane, laut WHS extrem seltene Spezies, aber im Neckarraum nachgewiesen.
Ich wüsste nicht, was es sonst sein könnte - vielleicht weiß ja hier jemand was zum Thema.
Was meint ihr dazu?
LG, Martin
Hallo!
Heute war ich nochmal unten am Neckar, weil ich mir nochmal einige Erdflechten (siehe hier) genauer anschauen wollte.
Leider hat ausgerechnet heute die Weinlese an der Stelle begonnen, die ich aufsuchen wollte.
Mit der Erdflechte bin ich also noch nicht weiter gekommen.
ABER: Ursprünglich war ich ja dort gewesen, um Candelariella medians und ev. sogar Candelariella plumbea zu finden; zwei Flechtenarten, die mir bislang aus dem Weg gegangen sind.
Eine Publikation von V. Wirth zu Thema C. plumbea beschreibt entsprechende Funde fast genau vor meiner Haustüre, mit der Vermutung, dass beide Flechten relativ häufig hier in der Gegend zu finden sein könnten.
Am Samstag war ich offenbar in die falsche Richtung abgebogen und hatte nichts gefunden.
Heute - bedingt durch die Weinlese - bog ich anders ab.
In der Nähe eines Feigenbaums an der Felswand hinter den oberen Weinstöcken - tatsächlich größere Bestände von C. medians an der Felswand.
Häufig sogar mit Apothecien, was ja nicht die Norm sein soll.
Bild 0 Wein und fruchtende Feigenbäume zeigen ein warmes Klima am mittleren Neckar an
Da es gestern reichlich geregnet hatte und es auch heute gelegentlich Schauer gab, sind die gefundenen Flechten größenteils feucht.
Bild 1 Candelariella medians an kalkhaltiger Felswand
Bild 2 Candelariella medians ist hellgelb ohne jeden Orangeton.
Der Wuchs ist wie er sein soll: deutlich rosettig, Randläppchen sind vorhanden, der Thallus ist zentral sorediös aufbrechend;
Der Thallus hier in der Mitte schwärzlich verfärbt und absterbend.
Cadellariella medians ist im Gegensatz zu ähnlichen Caloplacen KOH-negativ (bestenfalls schwach orange reagierend) und schon makroskopisch ansprechbar.
Trotzdem ein Blick durch das scharfe Glas:
Bild 3 Hymenium von C. medians in Wasser.
Die Paraphysen-Enden sind nicht verzweigt und die Sporen (um 14x5 µm) sind einzellig bis zweizellig, ohne dickes Septum.
Da Candelariella medians die einzige randgelappte Art der Gattung ist, ist eine makroskopische Bestimmung schon mittels KOH möglich.
Ein Stück weiter findet sich eine schuppige, grau-grüne Krustenflechte mit gelben Apothecien.
Der (feuchte) Thallus ist ohne jegliche Gelbtöne, nicht rosettig.
Die gelben Apothecien sitzen auf kleinen, grauen Schuppen, welche blastidiat sind.
Die Beschreibung von Candelariella plumbea trifft hier zu, die grau bis bräunlich sein darf.
Bild 4 Candelariella (K-, Sporen einzellig) mit schuppigem Wuchs. Die Ränder der Schuppen bilden Blastidien.
Der Thallus ist ohne Gelbtöne, nur die Apothecien sind gelb.
Bild 5 Getrocknete Probe nach KOH-Tüpfeltest auf einem Apothecium (negativ, 30% KOH)
Die Sporen sind auch hier wieder 1-2-zellig, ebenfalls um 14x5µm groß, ohne dickes Septum - das wird zur Bestimmung aber nicht benötigt:
Nicht rosettige, schuppige, blastidiate Kruste ohne Gelbtöne, mit gelben Apothecien (K-) auf kalkigem Grund, an stark gedüngter Stelle (Weinberg!) => C. plumbea.
Da bin ich zuversichtlich, dass es stimmt.
Die Nachlese heute hat schöne Ergebnisse geliefert, sehr erfreulich! ![]()
LG, Martin
Hallo zusammen,
ich habe Probleme mit der Bestimmung von Erdflechten, die ich vorgestern auf feinem, mineralischem Lössgrund auf einer sonnigen Weinbergsmauer gefunden habe.
Über eure Meinung und Anregungen zur Artbestimmung würde ich mich freuen.
An einer nicht ganz vertikalen Stelle ist die westausgerichtete Mauer mit fein-pulvrigem Erdüberzug versehen und dick mit mehreren Arten Erdflechten bewachsen:
Bild 1 Weinberg am Neckarmittellauf
Bild 2 Erdflechtengesellschaft auf erdüberkrusteter Stelle der Weinbergmauer. Stellenweise freiligender Kalkstein (hellgrau) und freiligende Erde (beige-ocker).
Der Rest sind Flechtenmatten.
Es gibt Stellen mit bläulich-weißen Schuppen, deren Ränder aufsteigen und dunkle Soredien bilden, offensichlich Acarospora moenium;
es gibt eine discocarpe Schuppenflechte (vor Bestimmung - auch nicht einfach...) und weiter eine hier besprochene, braue Schuppenflechte, gelbe Einsprengsel und andere mehr.
Diese pyrenocarpe Flechte bereitet mit derzeit Kopfschmerzen:
Bild 3 Pyrenocarpe Schuppenflechte
Bild 4 Die Schüppchen sind konvex, sie sitzen nebeneinander und überlappen nicht
Die Schuppen sind zentral schwarz, rau, rissig => tatsächlich Perithecienmündungen.
Bild 5 Schüppchen rundlich kompakt, Ränder leicht gekerbt
Eigenschaften:
Es handelt sich um kleine (< 1mm bis 1,5mm), nicht überlappende, olivbraune Schuppen mit flächenständigen Perithecien.
Nicht bis schwach bereift, Ränder dicht am Substrat anliegend.
Farbe olivbraun, ins Grüne spilend.
Die Ränder sind nicht dunkler als die Fläche, keine Härchen am Rand. .
Die Perithecien sind vollständig eingesenkt.
Angefeuchtet grünen die Schuppen.
Bild 6 Querschnitt durch konvexe Schuppe mit langem Büschel Rhizohyphen (siehe Bildeinsatz) mit anhaftendem Substrat
Bild 7 Querschnitt in Wasser unter Auflicht; Thallus über gesamte Dicke (200-300 µm) pseudoplecktenchymatisch gebaut, d.h, aus rundlichen bis polyedrischen Zellen.
Grünalgenzellen trebouxioid.
Bild 8 Querschnitt einer anderen Schuppe in Wasser.
Oben Trebouxia und darunter orange Zellen (Trentepohlia??) im Thallus.
Der Übergang ist fließend, die Haftfasern befinden sich erst unterhalb der orangen Zellen.
Irritierend finde ich die kräftig purpurne Farbreaktion der orangen Thallusabschnitte mit KOH:
Bild 8b Gleiche Stelle nach KOH-Zugabe
Der dünne obere Cortex (um 10µm dick) ist bräunlich und geht direkt in die Algenschicht über.
Die Markzellen sind weiß.
Die Unterseite wird von einigen Lagen hellbrauner, runder Zellen abgeschlossen.
An der Unterseite schließt sich ein langer Bart aus dünnen Rhizohyphen an - in Bild 5 wegen der enthaltenen Sandkörner abgeschnitten.
Ich meine farblose Rhizohyphen zu sehen.
Die Perithecien sind an der Mündung schwärzlich, das Excipulum an der Unterseite nur leicht gebräunt.
Die Schläuche sind dick und keulig, sie enthalten 8 Sporen in 2 Reihen.
Bild 9 Perithecium mit je 8 Asci; Sporen elliptisch, 1-zellig; Größe 11,5-17 x 7,5-8,5 µm
Die Hymenialgallerte reagiert in Lugol blau.
Wirth/Hauck/Schulz verweisen bei schuppigen, pyrenocarpen Flechten auf Erde mit 1-zelligen Sporen auf Catapyrenium im Catapyrenium-Gesamtschlüssel.
Dort werden Catapyrenium (Perithecien in die Schuppen eingesenkt, Sporen in keuligen Asci) neben Involucropyrenium (Perithecien zwischen den Schuppen) und Placidiumarten (dicke Rinde, deutlich von Algenschicht abgesetzt, zylindrische Asci) behandelt. Makroskopisch ähnlich ist Endocarpon, deren Arten gemauerte, vielzellige Sporen besitzen.
Ich gelange zügig zu der Frage nach der Pigmentierung der Rhizohyphen, wo ich hell wählen möchte.
Jedoch geht die Wahl mit zylindrischen, einreihigen Asci einher, was sicher nicht stimmt.
Für mich ein Widerspruch, denn nur dunke Rhizohyphen passen mit den restlichen Beobachtungen zusammen (dünne Oberrinde, keulige Asci, Sporen zweireihig).
Es bleibt beim Schlüsseln die Wahl zwischen C.cinereum, C. psoromoides (auf Laubbaumrinde, Sporen "angedeutet" zweizellig), C. daedaleum (1-zellige Sporen; Ökologie ähnlich C. cinereum, seltener, meist alpin), alle mit dunklen Rhizohyphen.
Für C. cinereum sind mir die Schuppen eigentlich zu schwach bereift - was aber möglich sein soll.
Von den beiden anderen Catapyreniumarten käme aufgrund der Ökologie höchstens C. daedaleum in nähere Betrachtung, diese Art hat allerdings einzellige Sporen.
Ich entscheide mich also für C. cinereum als Arbeitshypothese, obwohl meine bisherigen, bestimmten Funde und die Flechte in Büchern und auf einschlägigen Seiten immer mehr oder minder stark weiß bereifte Schuppen zeigen.
Letztlich überzeugt mich die Bestimmung mich nicht zu 100%, zumal die purpurne Farbreaktion mit KOH gar nicht ins Bild passen will.
Was meint ihr zu dieser Schuppenflechte? Hat jemand eine Idee?
LG, Martin
Hallo zusammen!
Wie oft bin ich schon im Schlüssel der gesteinsbewohnenden Caloplacen an Frage 13 "Sporen reif 4z" vorbeigekommen.
Irgendwann hatte ich die Frage nicht mehr wahrgenommen und bei Bestimmungen einfach weitergelesen.
Wie ich jetzt weiß, das die Flechte, zu der die Frage führt, kein Phantom ist.
Xanthocarpia ochracea gibt es wirklich:
Bild 1 Am Albtrauf, an halbschattiger Stelle lassen sich neben Bagliettoa auch zitronengelbe, dünne Krusten auf dem harten Kalkstein finden.
Bild 2 Ein dünner zitronengelber Thallus mit auffällig dunklen, orangen Apothecien.
Die Flechtenstoffsättigung des Thallus hängt wie üblich von der Strahlungsintensität ab und soll von orange (voll besonnte Standorte) bis weißlich (Schattenvariante) reichen.
Bild 3
Bild 4 Es ist nicht ganz klar, wohin der schwarze Prothallus gehört. X. ochracea hat einen solchen, Bagliettoa ebenso.
Dieser Thallus ist etwas heller als die beiden zuvor gezeigten.
Für Freihand-Makroafnahmen ist der Standort zu dunkel. Deshalb gibt es keine Großaufnahme der Apothecien.
Ich verweise wie üblich auf die entsprechende Seite bei Italic zu Xanthoria ochracea.
Bild 5 Epihymenium K+ purpur-rot. Obwohl sonst alles typisch für Caloplaca s.lat. ist, wirkt die etwas unreife Spore irgendwie fehl am Platz (Bildeinsatz kontrastverstärkt).
Also Fremdmaterial?
Bild 6 Etwas unscharf gestellt, um den Sporeninhalt besser zu erkennen - ganz offensichtlich 4-zellige Sporen IN den Asci der Flechte.
Nach dem Einfärben, um Zellwände gegen das Plasma besser abzugrenzen, wird die Sache ganz klar.
Bild 7 Die vier Zellen der Sporen zeigen eine doppelte Pöppel- oder Schlüssellochsymmetrie.
Italic spricht von "dumbbell-shaped" (i.e. hantelförmig).
Die Form in den Abbildungen dort entsprechen aber völlig denen in den Fotos hier.
Bild 8 Sporengröße 11-13 x 6 µm
Bild 9 Achtsporiger Ascus mit reifen Sporen
Was für ein erfreulicher Fund!
LG, Martin
