Stereocaulon evolutum /saxatile

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  • Hallo,

    diese Stereocaulon beobachte ich bereits ca 12 Monate an ihren natürl. Standort.

    Abraumhalde ( Griffelschiefer ) eines ehemaligen Bruches auf 770 mNN.

    Dort wächst sie an der Kante eines Plateaus unbeschattet (Südostrichtung) fest auf Stein.

    Die wenigen vollentwickelten Lager haben eine Größe von 6x4 cm und 4 cm hoch.

    Apothecien sind und waren nicht vorhanden.

    Thallus: Podetien im oberen Bereich filzig, sonst kahl, zur Basis geschwärzt,

    K+ gelb, P + gelb,

    junge Podetien Ober/Unterseite deutlich unterscheidbar, filzig kaum Cephalodien ( 3 ).

    Phyllocladien tw. verflacht und fingerartig geteilt ( Bild 3 u. 5 ).


    Bin mehr bei saxatile wobei beide Arten kaum unterscheidbar sind .


    Eure Meinung wie immer spannend erwartend

    LG

    Ernst








  • Hallo Ernst,


    ich grüble derzeit auch über einige Stereocaulon-Funde aus dem Thüringer Wald.

    So hübsch die Thalli anzusehen sind, wenn sie Apothecien tragen, so grauenhaft finde ich sie zu bestimmen, weil praktisch nur an der Wuchsform letztlich unterschiedbar.

    Außerdem sind sie regelrechte Dreckfänger und kaum zu reinigen:

    Vermeintliche Cephalodien entpuppen sich im Mikroskop als Springschwanz-Hinterlassenschaften,

    ermeintlich schwärzliche Podetienbasen sind tatsächlich Biofilme aus Cyanobakterien.

    Ist das hier ein Dreckfilm oder Filz? Etc...

    Der eine schreibt bei Art XY P+gelb, der andere P+orange oder P-.

    Wann ein P+ noch gelb ist, ab wann als orange gilt - das finde ich relativ alles reichlich unscharf.


    Ich kenne die Variationsbreite der einzelnen Arten nicht und bleibe sehr, sehr unsicher...


    So wie du den Fund beschreibst, passen die Phyllocladienformen eigentlich nicht recht zu S. saxatile.

    Fingerartige Ph. würden der Wirthschen Beschreibung nach zu S. evolutum passen.Ich erwarte der Beschreibung bei AFL

    gemäß hier granuläre Phyllocladien ("Phylloclades granuliformes, gris ± foncé, P-, K- (ou presque)").

    Ob die Form der Phyllocladien aber überhaupt als fingerartig durchgeht, weiß ich nicht. Sie sehen mir dafür viel zu kurz aus!

    Falls im 3.Foto wirklich Filz vorliegt und kein Biofilm, würde das alles besser zu S. saxatile passen.

    Insofern spricht womöglich mehr für S. saxatile als für S.evolutum - wenn man diese Arten überhaupt (so) trennen kann.


    Vielleicht meldet sich ja Patrick nupharlutea wieder einmal und hilft?


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    danke für Deine Antwort.

    Ja, die Stereocaulon sind nicht immer einfach,zumal auch hier eine

    Standortabhängige Variationsbreite gegeben ist.

    Ich glaube aber schon,dass hier saxatile vorliegt.

    Ich finde die Schlüssel von Afl und Wirth für Stereocaulon nur grob

    zutreffend.

    Deshalb hier ein top Schlüssel aus Polen.

    Viel Spaß damit bei der Bestimmung Deiner Stereocaulon aus Thüringen.


    LG

    Ernst




  • Danke Ernst für den Verweis auf das Paper!

    Ich werde den Schöüssel gleich testen.


    LG, Martin

  • Hallo Ernst,


    ich hatte bei meinen Stereocaulonfunden keine P-Reaktion "orange" finden können, wie z.B. im deutschen Schlüssel bei Wirth-Hauck-Schulz geschrieben steht.

    Deshalb bin ich dort in den P+gelb-Zweig abgebogen und bei den (sehr/extrem) seltenen S. evolutum/saxatile, bzw. alpinum-Arten gelandet.

    S. alpinum kenne ich aus den Alpen. Die Art besitzt gut erkennbar rosa Filz und scheidet aus.


    Ich habe Proben, die vom Wuchs und der Form der Phyllocladien sehr gut zu S. vesuvianum passen, und andere Proben, die sehr gut zu S. dacrylophyllum passen.

    Die Proben reagieren allerdings P+ kräftig gelb und nicht P+ orange, wie dem Schlüssel nach zu erwarten wäre...

    Laut R. Cezanne (er hat meine Fundmeldung zur Kartierung gestern kommentiert und korrigiert) ist die P-Reaktion bei Stereocaulon häufig nicht besonders ausgeprägt und wenn im Schlüssel (z.B. Wirth oder im polnischen Schlüssel) "P+ orange" steht, ist meist nur P+ kräftig gelb zu beobachten. ==Gnolm14


    Insofern sind alle meine fränkisch/thüringischen Proben relativ eindeutig den beiden häufigeren Arten S. vesuvianum (forma nodulosum mit kompakten Phyllocladien) und S. dactylophyllum zuordenbar, was mir durchaus vernünftig erscheint. Ich muss also keine extrem seltenen Arten (saxatile/evolutum) zur Bestimmung heranziehen. ==Gnolm8


    LG, Martin


    Stereocaulon vesuvianum (f. nodulosum): (meist) steril, Phyllocladien schildartig bis (hier) körnig, mit hellem Rand und dunklem Zentrum in größeren Phyllocladien; P+ kräftig gelb:

    Bild A1 S. vesuvianum, kräftiges Exemplar mit langen Podetien


    Bild A2 S. vesuvianum


    Stereocaulon dactylophyllum: Phyllocladien (fingerartig) tief gekerbt, ohne dunkles Zentrum; P+ kräftig gelb:

    Bild A3 S. dactylophyllum


    Bild A4 S. dactylophyllum

  • Hallo Martin,

    Gratulation zu Deinen Funden.


    Meine S.vesuvianum Funde reagieren alle P + schwach orange und zeigen irgendwo die typischen

    Phyllocladien.

    Alle S.v. gefunden im Halbschatten,kühl und feucht auf bemoosten Quarzit.





    Interessant wird es natürlich wenn die Schlüssel bezüglich P Reaktion nicht stimmen sollten und unterm Strich alle Stereocaulon Arten abhängig vom Standort und Jahreszeit +/- gelb reagieren.

    Wenn dann je Art noch etliche Unterarten existieren wird die Sache so richtig lustig.




    Kannst Du mir mal Nahaufnahmen der Phyllocladien von S. vesuvianum f.nodulosum zusenden?

    Danke.



    LG

    Ernst

  • Guten Morgen Ernst,


    hier einige Fotos zu den Phyllocladien von S. vesuvianum mit ausgeprägt kleinen Phyllocladien.

    Die Bezeichnung / Variation "nodulosum" für diese S. vesuvianum var. nodulosum finde ich so bei Italic. Die Phyllocladien sind körnig klein und bedecken große Teile der Äste rundum. Nur die größten Exemplare (oft weiter unten an den Ästen) zeigen die typische, dunkle Fensterung. Anfeuchten hilft bei deren Erkennung.


    Anbei einge Fotos von mir:

    Bild B1 Körnige Phyllocladien im oberen Bereich der Äste. Sie sollen oft auch sorediös aufbrechen können.


    Bild B2 Unterer Bereich der Äste mit teilweise sehr deutlichen schildförmigen, dunkel gefensterten Phyllocladien. Hier also eindeutig!


    Bild B3 Die Probe reagiert nur P+ gelb, für mich keine Spur von Orange! Die Reaktion wird bei Italic für die Art als P+ gelb beschrieben. Vordergrund rechts im Bild größere Phyllocladien mit dunklem Zentrum.


    Bild B4 Probe hier angefeuchtet: Wenn man es weiß und danach sucht, erkennt man die Fensterungen auch relativ weit oben an den Ästen. Bei flüchtiger Betrachtung leicht mit einer Verletzung zu Verwechseln. Die meisten Phyllocladien sind sehr klein und zeigen kaum Struktur.


    LG, Martin