Ich persönlich habe es vor nicht allzu langer Zeit aufgegeben, staatlichen oder privaten Waldbewirtschaftern aktiv in ihre Aktivitäten hineinzureden. Im Grunde genommen sind diese dauerhaft mit großen/größer werdenden Problemen konfrontiert.
Ich wohne in einer Gegend, von der aus man im Westerzgebirge und Vogtland Waldareale erreichen kann, in denen der forstliche Umbau der DDR-Fichtenmonokulturen hin zu Mischwäldern erkennbar große Fortschritte gemacht hat. Die natürlichen Bedingungen (Gebirgsrelief, Bodentypen, Wasserhaushalt und Klima) sind dort aber auch recht günstig. Geschafft wurde dies mit dem Einsatz leistungsfähiger Forsttechnik. Die Forstleute brauchen sich mit ihren Lebensleistungen deshalb nicht verstecken.
Bis auf 2-3 Personen aus diesem Wirtschaftsbereich hege ich aber dennoch für keinen Gefühle der Sympathie. In zirka 50 von Naturschutzinteresse geprägten Jahren ist mir kaum eine Forst- Persönlichkeit über den Weg gelaufen, die mit einem breiten Allgemein- und Naturwissen geglänzt hätte. Auch fast alle der Planstellen in den Forstämtern einnehmenden Mitarbeiter für Wald-Ökologie und Naturschutz (WÖNS) scheinen allein " den sicheren Job und das Geld verdienen" zu präferieren. Die Tierkenntnisse beschränken sich auf "das Wild" - also die dem Jagdrecht unterliegenden Arten und natürlich die tollen Jagdhunde-Rassen. Pflanzenkenntnisse reduzieren sich auf die "Brotbaum"- Arten und einige als Zeigerarten wichtige Gräser, Kräuter und Sträucher.
Zwischen 2005 und 2020 habe ich besonders krass miterlebt, dass insbesondere die Vorkommen und Schicksale waldbewohnender Seltenheiten unter den Pflanzen wie z.B. Malaxis monophyllos, Epipactis purpurata und helleborine, Corallorhiza trifida, Cypripedium calceolus, Pyrola-Arten (+Moneses uniflora), Daphne mecereum und Aconitum plicatum bei Forstleuten höchstens ein müdes Lächeln erzeugten; man war nicht im Geringsten stolz darauf, dass solche Perlen der Natur im eigenen Revier wachsen. Pilze und Flechten interessieren gar nicht; Mycorrhiza ist eher ein Theoretikum. Forststudiums-Absolventen mit breiter gefächerten Naturinteressen land oft - und dann schlechter bezahlt - bei Planungsbüros.
Letztes Jahr entdeckte ich auf der von mir sehr geschätzten, bei Hohenstein-Ernstthal befindlichen naturnahen Serpentinit-Geländeschwelle die geistreiche Unterpflanzung des dortigen naturnahen Kiefernwaldes mit Weißtannen. Dieser Kiefernwald hat die Merkmale eines FFHLebensraum-Typs "Kiefernwälder der sarmatischen Steppe, Ausprägungstyp 2" (Serpentinit- /schwermetallhaltige Gesteine). Also: Ein gelungener Einstieg in die "Wald-Aufwertung" mit "modernen" Baumarten.