Beiträge von Sebastian_RLP

    Hallo Bernd,


    ein interessantes Gebiet. Mir ist noch nicht ganz klar, ob das am Ende ein eher synoptischer oder eher dichotomer Schlüssel werden soll? Beides gibt es ja bereits, auch nach rein ökologischen, makroskopischen und makrochemischen Merkmalen. Teils brauchbar, aber am Ende eben mit allen Begrenzungen, die solche insbesondere rein makroskopischen Schlüssel eben haben.


    Es gibt einen aus meiner Sicht ganz brauchbaren Makro-Schlüssel: RUSSULA-BESTIMMUNGSSCHLÜSSEL AUSSCHLIESSLICH NACH PHYSIOGNOMISCHEN UND MAKROCHEMISCHEN MERKMALEN bearbeitet von Christine Hahn. Da kann man schonmal zu einem Ergebnis kommen. Allerdings hat das wie gesagt alles Grenzen. Ich weiß nicht, ob dieser dir bekannt ist? Vielleicht aber doch wertvoll da mal hineinzuschauen?

    Das Teil hat 240 Schlüsselschritte, was meiner Meinung nach bereits die Schwierigkeiten des Unterfangens zeigt.


    Auch den makroskopischen (eher überblicksartig synoptischen: Kernmerkmale Geschmack, SPP, Hutfarben) Schlüssel von Ruedi Winkler finde ich brauchbar, wobei dort natürlich auch nicht alle mitteleuropäischen Arten abgebildet sind. Man kann dann aber schon auch davon ausgehen, dass wenn man dort nicht fündig wird, dass es dann eben vielleicht auch eine Art ist, die man eher nicht (so leicht) makroskopisch/makrochemisch ansprechen kann.


    Einen synoptischen Schlüssel (Makro und Mikro) gibt es von W. Bittner in einer Exceldatei, manchmal brauchbar, manchmal nicht nach meiner Erfahrung.


    Die Erfahrung zeigt, dass eine sichere Bestimmung in vielen Fällen nur mikroskopisch sicher gelingt und man dann auch u.U. schneller beim Ergebnis ist mit höherer Sicherheit. Wobei es sicher auch viele Arten gibt, die man makroskopisch ansprechen kann. Vielleicht sollte man einen Schlüssel mal so aufbauen. Von der "eher" sicheren Ansprechbarkeit (da fällt mir jetzt z.B. mal der grüngefelderte Täubling ein, den man ja schon makroskopisch gut erkennt, wenn er nicht gerade als weiße Art daherkommt, wie er hier auch schon oft vorgestellt wurde. Finde gerade nicht alle Threads, aber in einigen wurde echt gerätselt, in folgendem nicht so lange, aber auch ein Beispiel: Täubling )

    hin zu einer Art "makroskopischem Aggregat", in dem man dann verschiedene Fälle nach bestimmten Kriterien prüfen muss. Keine Ahnung, ob das gangbar ist. Sicher keine ganz leichte Aufgabe bei wieviel Arten in Mitteleuropa? Thiemo hat ja in hervorragender Weise zudem Stolpersteine aufgeführt, die man meiner Meinung nach nur durch ausreichend "Feldkenntnis" umschiffen kann. Da hilft ein reiner Blick in den Schlüssel nicht.


    Wenn das System vor allem auch der Dokumentation der Merkmale dienen soll, wäre vielleicht auch eine nachvollziehbare Zuordnung der Buchstaben möglich? Das fände ich persönlich ganz brauchbar.


    B dann z.B. eher für Begleitbäume und Böden


    C für Chemikalien (CG, CF, CP, CA, CSV für die verschiedenen Möglichkeiten). Die müssten dann ja aber auch nicht immer alle geprüft werden (bis vielleicht auf Guajak), sondern nur wenn ein bestimmter Verdacht besteht.


    G für Geschmack (GM, GSL, GSM, GSX)


    S für Sporen mit entsprechenden Unterkategorien? usw. usw.


    Zudem müsste klar sein, was man nacheinander prüft/testet, denn wenn man beim grüngefelderten schon mit einem Blick auf den Hut zum Ergebnis kommt, kann ich mir ja den ganzen anderen Kladderadatsch sparen. Zugespitzt ausgedrückt: warum soll ich dann da Chemikalien einsetzen?

    Es müssten also erst einfache Arten ausgeschlüsselt werden, die man schon mit wenigen Tests erkennt?


    Sicher alles ein Mammutprojekt! Ich wünsche dir viel Erfolg und werde das sicher verfolgen. Finde Täublinge ja eine sehr spannende Gattung.


    LG Sebastian

    Hallo Martin,


    danke für den Tipp, tatsächlich bin ich dort auch schon einmal gelandet, habe das aber wieder verworfen, da dieser gestielt daherkommen müsste. Einen Geruch kann ich auch nicht feststellen. Der Pilz sitzt auf bzw. wächst durch die durchbrochene Rinde. Hier nochmal das Teil um das es geht:



    Habe nun noch weiter mikroskopiert: Um mal einen Eindruck vom Fruchtkörper zu bekommen ein Querschnitt:


    die Sporenträger sitzen oben auf, bei 100fach kann man das dann im Trockenpräparat etwas erahnen, hängen wie Trauben oder auch einzeln (?) an zylidrischen Elementen:


    Wenn man das in Wasser anschauen will, funktioniert es nicht bzw. bekomme ich es nicht hin. Die Sporen brechen dann scheinbar sofort ab, daher weitere, nicht ganz optimale Aufnahmen vom Trockenpräparat bei 400fach:


    In Wasser sofort abgebrochen, selbst ohne Quetschen:


    Und die Elemente auf der Oberfläche in KOH3% (in KOH3% entfärbt der Pilz übrigens Braun, Trägerflüssigkeit färbt sich braungelb)


    Ansonsten Sporen in KOH3% bei 400fach,

    Sporen ellipsoid, mit Apikulus: 5,7-6,4 µm (av. 6,0 µm, SD 0,3 µm) x 3,1-3,5 µm (av. 3,3 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,6-2,0 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 5)


    Ich hoffe hier hat jemand eine Idee, wo ich gelandet sein könnte. Werde nachher mal den Gattungsschlüssel zurate ziehen.


    LG Sebastian

    Hallo Malone ...


    du hattest den absolut richtigen Riecher. Das ist dann doch recht eindeutig ein Efeublatt bei genauer Betrachtung.

    Also alles passt hervoragend zum Efeuschwindling - Marasmius epiphylloides


    Da war ich wohl zu flott mit Birke, zumal da eben welche standen. Das Hirn sieht, was es sehen soll.


    Bei Nummer 07 dachte ich erst noch an die zimtfarbene Kohlebeere. Allerdings bin ich mir nach Mikroskopie unschlüssig.

    Sporen mit Apikulus, etwa 6x3,3µm ellipsoid.


    LG Sebastian

    Ha, lieber Chris, wie konnte ich bloß die Nachtwanderung vergessen ...



    das war natürlich auch ein Highlight, ich danke dir fürs Zeigen!!!


    LG Sebastian

    Wirklich eine schöne Idee.


    Spadicea gab es sehr häufig und viele freuten sich über einen Erstfund.


    Für mich war das Highlight eigentlich Pluteus aurantiorugosus in diesem Jahr:


    Wie er so da stand auf einmal, in seiner ganzen Pracht, das unbekannte Wesen.


    Neues zu entdecken gabs viel, zuletzt den gelborangenen Wollkugelpilz, der auch irgendwie besonders ist ...


    Oder diese hier:


    Aber vorallem auch einige spannende Täublinge wie R.melliollens, carpini, olivacea, pseudointegra oder auch pelargonia waren alle neu für mich. Über interessante Täublinge freue ich mich jedes Mal unheimlich.


    LG Sebastian

    Oha, du hast vollkommen recht. Kann und sollte ich nicht!


    Marasmius epiphylloides könnte mikroskopisch passen, wobei das eher kein Efeublatt war ... oder vielleicht doch, muss morgen nochmal in Ruhe schauen,


    Danke für den Schubs, Gruß Sebastian

    P.S.: Noch vergessen

    11 vermutlich Hemimycena spec.

    Lande da mit Schlüssel bei mauretanica, aber das passt nicht wirklich!, Die Sporen zeigen aus meiner Sicht auch eine dezent amyloide Reaktion, aber eine Mycena ist das doch sicher nicht! Habe mal gehört, dass Hemimycena durchaus dezente amyloide Reaktion zeigen kann.


    Naja, hier mal der Pilz auf Birkenblatt, winzig, gesellig, weiß und mit auffallend entfernt stehenden, sehr reduzierten "Lamellen"


    Sporen in Melzer kollabiert? jedenfalls Inhalt amyloid wirkend (unterm Mikro besser zu erkennen):


    In Kongo/NH3 dann so


    Ansonsten auffällige Zystiden, gemischt subfusoide, kopfige Elemente und clavate, divertikulate Elemente:


    Hutdeckschicht:


    Kaulozystiden (wirken teilweise, als ob sie eine Schleimkappe haben?)


    Tja, hier bin ich aufgeschmissen, vielleicht könnt ihr mir helfen!


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    am Samstag trafen wir uns mit einer kleinen Gruppe APV-Mitglieder um bei langanhaltend milden Temperaturen eine kleine Exkursion in den Hauswald zu veranstalten. Es gab keine Massen an Pilzen aber einiges Interessantes und für mich Neues.


    Spannend und für mich ein Erstfund an Wildkirsche/Totholz

    01 Tectella Patellaris - der klebrige Schleierseitling. Leider gar nicht mehr taufrisch, aber sofort klar, dass dies nichts alltägliches ist. In der APV konnten wir den wohl schon extrem vereinzelt feststellen und kartieren, aber auch schon ein paar Monde her


    Mikroskopisch dann sicher zu bestimmen entlang der Zystiden


    Die Sporen habe ich erst vermisst, fand nur etwas ganz Kleines. Dank dem sehr schönen Portrait von Pablo: Tectella patellaris = Klebriger Schleierseitling konnte ich die Winzlinge dann aber doch als Sporen zuordnen:


    Schnallen vorhanden:



    Weiterhin halte ich mittlerweile fleißig Ausschau nach Bryoparasiten und ich habe mich gefreut auf einer alten, großen Mauer eine weitere Art dingfest machen zu können:

    02 Octospora musci-muralis - Der Polsterkissenmoosbecherling auf Grimmia pulvinata


    Dieser zeigt große glatte ellipsoide Sporen mit zwei Öltropfen, die in 8-sporigen Asci biseriat angeordnet sind:


    Die Paraphysen zeigen sich kopfig, abgerundet und immer wieder septiert:


    Weiterhin wunderschöne 03 Chrysomphalina grossula - der grüngelbe Nabeling in tollen Farben:


    Beeindruckend fand ich, dass die durchaus am selben Stamm auch mal variabel daherkommen können, einmal schlank mit blasseren Farben und deutlich omphaloidem Habitus und einmal sehr kompakt mit kräftigen Farben (weiter unten am Stamm, teils von Laub bedeckt). Vergleicht selbst:


    Weiter gab es noch 04 Hemitrichia clavata - den gelben Scheinhaarstäubling, den ich bereits hier zur Diskussion gestellt hatte: RE: Richtig in Richtung Trichia?

    Er zeigte einen Befall, Björn konnte diesen direkt zuordnen: 05 Polycephalomyces tomentosus

    Michael aus unserer Gruppe schickte mir noch ganz hervorragende Makroaufnahmen (Auflichtmikroskop) wo man beide wunderschön erkennt, wirklich toll:



    Weiter gab es viel Gewöhnliches, aber schön anzusehen: 06 Marasmiellus foetidus


    Nicht zuordnen konnte ich jenen, muss mal sehen, ob ich morgen zum mikroskopieren komme

    07 Spec - sehr fest


    08 Auricularia auricula-judae - Ein Judasohr


    09 Calocera cornea - der pfriemförmige Laubholzhörnling (Schnellschuss)


    Ansonsten 10 Bactridium flavum - die gelborangene Wollkugel hatte ich die Tage schonmal zur Bestimmung angefragt: RE: Noch ein kleiner Gelber ..., diese war auch noch zu finden:


    Wir konnten noch weitere Funde machen, z.B. Meottomyces dissimulans - den fettigen Scheinschüppling in rauen Mengen, Samtfussrüblinge, Stummelfüsschen usw. usw., aber das soll für heute erst einmal reichen.


    Insgesamt doch eine schöne kleine Exkursion,


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    vielen Dank für die Aufklärung, wir hatten uns auch schon gefragt, ob das nicht doch noch ein Befall mit irgendetwas sein könnte. Sehr spannend.


    Das Capillitium würde ich als wenig verzweigt bezeichnen. Es liegt eher frei und verschlungen im Inneren der Fruchtkörper, habe es nochmal festgehalten:


    Wirkliche Verzweigungen findet man nur sehr vereinzelt:


    LG Sebastian

    Puuh, es bleibt schwierig mit den Schleimpilzen.


    Eine Spezialistin lamproderma wird diesen vermutlich schon makroskopisch ansprechen:


    Mikroskopisch:


    "Haare"


    Sporen, warzig bis stachelig, globos, 9,5µm


    Capillitium bei 400-fach:


    bei 1000-fach:


    Stielgewebe:


    Für Hinweise bin ich sehr dankbar.


    LG Sebastian

    Das Generieren von plausibel klingendem Bullshit wird auf jeden Fall vereinfacht. Im Zusammenhang mit Brandolinis Gesetz und der Gish-Gallop-Technik kann man damit relativ schnell unliebsame Diskussionen sprengen

    Ja, traurig das es scheinbar oft nur noch um Macht und den eigenen Vorteil geht.

    Nach Quellen fragen kannst du die AI, gelegentlich halluziniert die AI dann aber nicht-existente Quellen

    Das Hinterfragen der Quellen ist enorm wichtig, aber eben auch anspruchsvoll und zeitaufwendig (dein Brandolini kommt da wieder zum Tragen).


    Hier im Forum hatten wir mal eine Weile ein paar Spammer, die sich zuerst mit einigen Beiträgen an Threads beteiligt haben (meistens allerdings relative belanglose Beiträge im Sinne von: "Oh, sehr interessant. Danke fürs Zeigen!") um dann, nachdem einige Zeit vergangen war, Links auf ihre Website (war irgendeine Website, die auch "Heilpilzpulver" und Co. verkauft hat) in ihre Beiträge eingebaut haben

    Ja, das klingt plausibel.


    Die KI scheint ja hier zumindest zu versuchen zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und interessant finde ich auch, dass sie Sicherheitshinweise gibt und die eigene Leistung relativiert. Ich habe zum Beispiel auch gehört, das sie nichts von der Ukraine weiß, da die Daten "gesperrt" sind. Aufgeschreckt hatte mich neulich auch folgende Meldung: https://www.forschung-und-wiss…I)%20aus,Raleigh%20(U.S.A.).


    Das zeigt auch bei solchen Anwendungen ein hohes Missbrauchspotenzial.


    LG Sebastian

    Nochwas, kannst du den eigentlich nach seinen Quellen für Behauptung/Aussage xyz fragen? Nach dem Motto, hey, wo hast du das denn her. Zum Beispiel in Bezug auf die Verwechslungspartner. Was spuckt der dann aus? Würde das Teil ja auch gerne mal ausprobieren, wollte mich jetzt aber nicht mit der eigenen Nummer registrieren.


    LG Sebastian

    Sehr interessanter Thread Schupfi,

    zumal das Thema gerade in aller Munde ist. Die Ergebnisse sind ja dann doch ernüchternd. Ich frage mich, ob sie besser wären, wenn man in Englisch mit dem Bot kommunizieren würde. (Mehr Datensätze).


    Jedenfalls ist es eine gruselige Vorstellung, dass (junge) Menschen vielleicht z.B. aus Überforderungsgefühlen heraus zunehmend auf solche Lösungen setzen und damit die Entwicklung der eigenen Denk- und Lernprozesse behindern und vieles mehr.


    Diese Entwicklung muss man hochkritisch begleiten.


    Ob Bots schon im Forum unterwegs sind? In meinem Profil wollte ein gewisser "Elias Fries" zum Aufbau meiner Sporenangaben aufgeklärt werden. Dieser ist aber sonst nicht weiter aktiv hier im Forum. Ich habe mich gerade gefragt, ob das ein solcher KI-Bot gewesen sein könnte? Die Alternative dazu wäre was? Ein hochinteressierter Student? Oder Amateur??? der sich nur einmal für diesen Zweck anmeldet?? Ein anderes Forumsmitglied, welches unter einem Alias mein Wissen testen möchte??


    LG Sebastian

    Hallo ihr zwei, vielen Dank.


    Danke für die schnelle Einordnung Björn, spitze, mit der Gattung hatte ich bisher keine Berührungspunkte. Kann man die Art noch verwechseln? Mir fehlt die Literatur und Kenntnis, es scheint verschiedene Bactridiumarten zu geben. Vielleicht diese aber auch ganz anders? Zum Beispiel nicht gelb (flavum)?


    Ich frage auch deshalb, weil der Pilz in Rheinland-Pfalz noch nicht kartiert ist. Dann hole ich das gleichmal nach.


    Liebe Grüße

    Sebastian

    Hallo Ulla,


    vielen Dank für deine zahlreichen Erläuterungen. Habe doch die Tage (auch dank deiner Hilfe) mal mehr Verständnis für die Schleimpilze entwickelt.


    Ja ich bin bei ungestielt abgebogen. Aber wie du es beschreibst ist der parallele Schlüsselschritt passend; "... Stiel bisweilen in genabelter Basis eingesenkt, selten fast sitzend/verwachsend". Dann kommt man auch dahin. Dort findet sich auch eine Angabe für die Möglichkeit eines "selten reduzierten" Stiels.


    Habe mir auch die Beschreibung nochmal durchgelesen, dass passt schon alles sehr gut zu der Art. Auch die Verdickungen und die Schwarzvioletten Sporen, die Beschreibung der Columella usw usw.


    Ich danke dir.


    Gruß Sebastian