Beiträge von Wolfgang P.

    Halle,

    Stefan F. war so nett, mir den nützlichen Artikel von VIZZINI et al. zu schicken.


    Dort wird ein Neotypus für fuliginosa definiert, und zwar als "grauer Parasol". Weil die ITS identisch mit procera ist, heißt er jetzt erstmal "procera forma fuliginosa". Der dunkle, rötende heißt "procera forma permixta".


    Damit sind diese Namen belegt und der hellere, grobschollige (der sich auch genetisch unterscheidet) muss anders heißen. Für diesen wäre rhodosperma der älteste Name. Damit wäre das für mich schon mal geklärt.


    Am Ende bleiben nach ITS also nur 4 europäische "Arten" übrig:

    procera s.l. , rhodosperma, mastoidea s.l. , excoriata


    Bis auf weiteres müsste man es wohl auf dieser Ebene belassen, sofern man sich nicht selbst taxonomisch betätigen will.


    Zurück zum Anfang des Threads: 1+3 wären also mastoidea s.l., 2+4 wären rhodosperma


    Gruß,


    Wolfgang

    also ich hätte deinen Fund gemäß Gernots- Artikel aus dem Tintling M. rhodosperma genannt und gut.

    Hi Stefan,

    Du meinst jetzt 2+4? Der könnte gut auf "rhodosperma" sensu Gernot Friebes rauslaufen, soweit man das von den Bildern beurteilen kann.


    1+3 eher nicht, denn der ist unterhalb des Rings komplett weiß und ungeschuppt. Sowas gibt es, z.B. bei subsquarrosa. Wenn es nicht doch alles das gleiche ist, und die Stielschuppung variabler als alle glauben ...


    Als Lit. ist bei Gernot glaube ich alles wichtige zitiert. Wobei ich sehr viel von Else Vellinga halte, und ihre Kommentare z.B. in der Flora Agaricina Neerlandica höher gewichte als das meiste andere, was über die Gattung geschrieben wurde. Danach hat fuliginosa sensu Vellinga, was das gleiche ist wie rhodosperma und wie konradii sensu Breitenbach/Kränzlin, vor allem unterhalb des Rings Schüppchen oder Bänder.


    Aber letztlich müsste man in einer Multi-Gen-Analyse nach Loci suchen, anhand derer man Arten trennen kann. Irgendwelche Namen zu benutzen, von denen man gar nicht weiß, was der Erst-Autor damit gemeint hat, bringt letztlich niemanden weiter.


    Hat jemand zu rhodosperma zufällig die Literatur? Irgendwann würde ich mir gerne mal selbst ein Bild davon machen, wie gut dieser Name denn verwendbar ist.


    MIGLIOZZI: Boll. Gruppo Micol. 'G. Bresadola' (Trento) 38(5-6): 140 (1995)

    ORTON: Notes R. bot. Gdn Edinb. 41(3): 591 (1984)

    VIZZINI: Mycotaxon 117: 158 (2011)


    Aber jetzt gehe ich erstmal raus zu den Pilzen...


    Gruß,

    Wolfgang

    Wolfgang, du meinst, der ist einfach nur klein gewachsen?

    Hi Seph,

    das weiß ich nicht. Vielleicht ist er auch normal gewachsen, und gehört zu einer kleinwüchsigen Art oder Sippe (für die Gattung klein - absolut gesehen als Pilz ja immer noch mittelgroß).

    Geh mal in den Supermarkt und guck Dir die Fruchtkörper von Solanum lycopersicum (Tomate) an. Du findest alles von 2 bis über 10 cm Durchmesser, aber trotzdem alles eine Art.


    Gruß,

    Wolfgang

    Weil Macrolepiota macht bei der Größe (Bild 1 +3) keinen Sinn.

    Hi Seph,


    dann müsstest Du leider Dein gedankliches Konzept der Gattung etwas erweitern.

    Es gibt definitiv Macrolepiota mit dieser Größe und diesem Hut-Stiel-Verhältnis.


    Ansonsten hat der Pilz ja sowieso alles, was man für diese Gattung braucht: doppelter Ring, schuppiger Hut, knollige Stielbasis, freie Lamellen, etc.


    Lepiotas in dieser Größe und mit einem Ring mit so schöner Laufrille gibt es dagegen nicht.


    Grüße,

    Wolfgang

    Btw. das Röten kann beim Safranschirmling schon mal recht karg ausfallen. Ich weiß momentan nicht von welchen beiden du redest - ich gehe von 2 Arten aus. Bild 1 +3 und 2 +4,5

    Hallo an alle,

    An Chlorophyllum glaube ich bei keinem von beiden, ohne Mikros bleibt das natürlich reine Raterei.

    Ich habe aber sowas wie 1+3 auch schon letztes Jahr im Binger Wald (saurer Buchenwald) gefunden und konnte es nicht bestimmen - war aber eine echte Macrolepiota.


    2+4 hätte ich früher "konradii" genannt, aber da sich unter diesem Namen scheinbar zwei Arten verstecken, einer davon aus der procera-Gruppe aber kaum genattert (heißt jetzt auch mal rhodosperma), und der andere aus der mastoidea-Gruppe, traue ich mich nicht mehr, diesen Namen zu benutzen, bis mir jemand den Unterschied erklärt hat.


    Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass alle Bilder die gleiche Art darstellen - zumindest wachsen im Binger Wald auch solche Formen durcheinander. Wir müssen manchen Arten vielleicht einfach mehr Variationsbreite zubilligen.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo an alle,


    @:)seph*:

    ein "Riesenschirmling" ist nicht unbedingt ein Parasol. Stimmt - ein Parasol ist es nicht, da fehlt die Natterung.


    Da der Pilz aber auch nicht rötet, ist es auch kein Safranschirmling, sondern schon ein echter Riesenschirmling (Macrolepiota).


    "Schlanker Riesenschirmling" ist einer der Deutschen Namen für M. mastoidea, den Zitzen-Riesenschirmling. Für den passt so einiges nicht richtig: der gedrungene Stiel, der doppelte Ring mit ausgeprägter Laufrille, der unterhalb des Ring komplett ungenatterte, weiße Stiel, ...


    ... nur leider hätte ich keinen besseren Namen. Diese Gattung hat der liebe Gott zum Essen und nicht zum Bestimmen gemacht ;)


    Grüße,

    Wolfgang

    Hallo Merkmann228,


    leider sehe ich kein Bild, aber "prominens" ist ein schwieriger Name, weil er von verschiedenen Autoren auf unterschiedliche Arten angewendet wurde. Der Typus ist eine südeuropäische Art.

    Nach welcher Informationsquelle hast Du denn diesen Namen ermittelt?


    Ich empfehle Dir den Tintlings-Artikel oben als Lektüre, dann hast Du einen guten Eindruck des Verwirr-Spiels in dieser Gattung.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo peterpan,


    erstmal möchte ich Dir gar nichts unterstellen, und glaube auch sofort, dass Dir persönlich irgendein Raubbau an der Natur fern liegt.


    Hoffentlich verstehen das auch alle Zuschauer so, die diesen Thread ja nicht lesen. Die Grenze zwischen nachvollziehbarer Freude an einem reichhaltigen Fund und der Gier ist m.E. leider fließend, auch bei privaten Sammlern und nicht erst bei gewerblichen. Daher hat das unkommentierte Füllen der Pilzkörbe im Video bei mir persönlich erstmal eine Abwehrreaktion (und vielleicht eine unglückliche Formulierung oben) ausgelöst.


    Dazu ist die Auslegung der Rechtslage regional sehr verschieden. Würde es Dir ein Zuschauer in BaWü gleichtun, würde dieser schon ein Bußgeld von 200€ riskieren, denn dort gilt eine Grenze von 1 kg/Person/Tag und ein Bußgeld von 100 €/kg (zumindest in einigen Landkreisen):


    Senioren sammeln zu viele Pilze – 1700 Euro Strafe | wr.de | Panorama


    Natürlich weiß ich auch, dass die privaten Sammler (und selbst die gewerblichen) keinen nennenswerten Einfluß auf die Häufigkeit von Pilzen haben. Da sind Faktoren wie Klimawandel, Stickstoff-Immissionen aus Verkehr und Industrie, schwere Forstfahrzeuge oder zu dichter Wildbestand letztlich viel entscheidender.

    Dennoch müssen gerade wir Naturnutzer, die wir sind, in Punkto Besonnenheit und Nachhaltigkeit als Vorbilder agieren, und sobald Du Dich als Influencer im Web betätigst, gilt das für Dich m.E. in noch höherem Maße.


    Wir müssen das jetzt aber nicht weiter vertiefen, morgen bin ich auch im Wald und kann mich hoffentlich über den einen oder anderen Steinpilz freuen, 2 kg brauchen's gar nicht sein.


    Liebe Grüße,


    Wolfgang

    Hi Schupfnudel,


    die sind teils leicht, teils kräftig rosa abgebildet, bei Safranschirmlingen (damals auch noch Macrolepiota) eher gelblich, nur eben bei mastoidea rein weiß.


    Wobei man wissen muss, dass die Autoren der PDS jeweils eine Kollektion pro Art vorgestellt haben, und gar nicht versuchen, die komplette Bandbreite der Art zu beschreiben, sondern eben nur diesen von ihnen untersuchten Fund. Der Sporenabwurf wurde jeweils eingescannt und digital die Farbe im Buch reproduziert.


    Ich kenne keine Untersuchung darüber, wie variabel die Sporenpulverfarbe bei Macrolepioten innerhalb einer Art ist.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    rhodosperma ist eine Art aus der procera-Gruppe mit komplexem Ring - zumindest in der Interpretation von FRIEBES (Tintling 2013), https://www.pilzforum.eu/attac…35097-macrolepiota-1-pdf/ , die Originalbeschreibung kenne ich nicht. Wozu es diesen Namen braucht, wo er ja ein Synonym zu dem älteren (also gültigen?) Namen fuliginosa sein soll, habe ich allerdings nicht verstanden.


    Das hier gezeigte ist m.E. eine Art aus der mastoidea-Gruppe.


    Wer sich selbst eine Meinung zur Aussagekraft der Sporenpulverfarbe verschaffen will, gucke mal in den Pilzen der Schweiz die Sporenabwürfe von allen Macrolepioten an (Band 4, S. 214 - 218) - ist mastoidea s.l. vielleicht die einzige Art mit wirklich weißem SPP?


    Gruß,

    Wolfgang

    Die Ausnahmeregelung macht eigentlich überhaupt keinen Sinn da das sammeln aller Pilze im Bundenaturschutzgesetz geregelt ist. Es gilt für alle Pilze "in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf".

    Hallo an alle,


    der von peterpan zitierte §39 im Naturschutzgesetz befindet sich im Abschnitt "Allgemeiner Artenschutz" und gilt damit für alle Arten, die nicht dem besonderen Schutz unterliegen.


    Für besonders geschützte Pilze (die "Pflanzen" im Sinne des BNatSchG sind) gilt §44, Abs. 1, Nr. 4:


    "Es ist verboten, wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören"


    Zu diesen besonders geschützten Arten gehört auch der Steinpilz.

    Gerade für den gibt es aber wieder eine Ausnahmeregelung in der Artenschutzverordnung (BArtSchV §2):


    "Die Verbote des § 44 Absatz 1 Nummer 4 und Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 des Bundesnaturschutzgesetzes gelten nicht für Pilze der nachstehend aufgeführten Arten, soweit sie in geringen Mengen für den eigenen Bedarf der Natur entnommen werden:

    Boletus edulis Steinpilz

    Cantharellus spp. Pfifferling - alle heimischen Arten

    ..."


    Das ganze ist vom Gesetzgeber also weder besonders nachvollziehbar umgesetzt, noch naturschutzfachlich irgendwie begründet (Steinpilze sind nicht selten).


    Aber es bleiben die geltenden Gesetze. Das Bußgeld kann bei Verstoß gegen §44 bis 50.000 EUR betragen (BNatSchG §69, Abs. 7), das ist viel höher als bei einem Verstoß gegen den allgemeinen Artenschutz bei anderen Pilzarten.


    Ich persönlich würde daher nicht unbedingt ein Video mit so einer Ordnungswidrigkeit bei youtube öffentlich stellen, das könnte blöde Konsequenzen haben.


    Was "geringe Mengen für den Eigenbedarf" sind, ist aber anscheinend nicht in allen Bundesländern geregelt, womit man es am Ende dem Wohlwollen des Richters überlässt. Dort wo es geregelt ist, steht meines Wissens 1 oder 2 kg/Person/Tag.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    eine leichte Natterung ist im mastoidea-Komplex nicht selten. Sicher gibt's deswegen massenhaft Fehlbestimmungen als procera.


    Wieviele Arten da drunter sind, für mich immer noch unklar. In der ITS-Sequenz sind die alle fast gleich, weshalb Vellinga sie auch alle in einen großen Artenkomplex reinwirft.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo Martin,

    vom Bild her ist mir sofort lividoalbum in den Sinn gekommen, aber dafür wären die Sporen etwas zu klein.

    Vielleicht sind sie aber auch einfach noch nicht reif, die Fruchtkörper sehen recht jung aus.


    Was Du an der Schneide zeigst, sind m.E. Basidiolen, die noch keine Sterigmen ausgebildet haben.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo Beorn,

    tolle Bilder!


    der "rubellus" ist aber fast sicher auch eine Dermocybe, ich tippe mal auf tubarius oder huronensis, also einer mit jung olivgrünen Lamellen.


    Diese beiden "Zwillinge" sind nur schwer auseinanderzuhalten. C. rubellus hätte einen spitzeren Buckel und mehr rötliche als olivene Farben, und der (hellgelbe) Ethanol-Extrakt im UV ein farbenfrohes Spektrum, während die eher bräunlichgelben Extrakte von tubarius und huronensis im UV nicht so auffällig sind.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo an alle,


    ich bin gerade erst auf diesen Thread aufmerksam geworden, daher ein etwas verspäteter Kommentar:


    Ja, die ITS zu sequenzieren ist eine preisgünstige Routinemethode. Der Vergleich der Sequenz mit einer Datenbank ist ebenfalls einfach. Zwischendrin ist aber kommerzielle Software im Gebrauch und auch etwas Erfahrung nötig, wenn im Chromatogramm zwei Signale überlappen. Der Laie sollte sich daher auf jeden Fall bis zur FASTA-Datei helfen lassen, und vielleicht auch bis zum Blast (Baum-Vergleich mit ähnlichen Proben aus der Datenbank).


    Im Moment ist die Welt aber noch etwas hintendran mit dem Füllen der Datenbank mit Typus-Belegen bzw. sorgfältig bestimmten Vergleichsproben, und ohne diese ist die Methode praktisch wertlos. Weiterhin gibt es unterschiedliche Ansichten, wieviele Basenpaare Differenz zwischen ähnlichen Arten sein sollten.


    Daher müsste von Pilzen, von denen eine Sequenz gemacht werden soll, auf jeden Fall auch Fotos und ein klassisches Exsikkat gemacht werden. Falls die Sequenz auf eine unbekannte bzw. außergewöhnliche Art hindeutet, kann man wenigstens im Nachhinein die Merkmale von einem Fachmann nachprüfen lassen. Schon deswegen würde ich bei Pilzen von Proben in Ethanol abraten - das lässt sich danach nicht mehr mikroskopieren. Und wenn man eh ein Exsikkat macht, kann man das auch zur DNA-Analyse nehmen.


    Im durchaus häufigen Fall bei Pilzen hat man am Ende eine Sequenz, aber keinen passenden Treffer in einer Datenbank (oder nur einen mit einer kryptischen Bezeichnung), und ist damit so schlau wie vorher.


    Das sterile Arbeiten bei der Probennahme ist glaube ich eher eine Routine-Vorsichtsmaßnahme gegen Fremd-DNA und eine Erziehungsmaßnahme für Bio-Student*innen - es dauert ja nur 10 sek, das Skalpell in's Feuerzeug zu halten, und danach hat man ganz sicher keine Spuren vom vorher geschnittenen Pilz dran. Warum sollte man das NICHT machen, wo es doch so leicht ist? Nötig ist's aber nicht.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    sieht für mich nach einem (aufgrund der Dunkelheit des Standortes?) etwas schmächtigen Exemplar von Gymnopus luxurians aus.


    Die ursprünglich amerikanische Art ist in Ausbreitung. Ich hatte ein paar Jahre lang das Vergnügen, Hunderte auf Rindenmulch beobachten zu können.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle Hygrocybophilen,


    26. oder 27.10 finde ich auch optimal.


    Und das Gebiet ist - so wie ich es botanisch beurteilen konnte - ein Knaller. Bin fast sicher, dass die Pilze da mitgehen.


    Grüße,

    Wolfgang