Im April habe ich an einem Feldrain ein paar nicht ganz gesunde Ackerkratzdisteln entdeckt, als ich von meinem Fahrrad absteigen musste, um nach der Kette zu sehen. Ich konnte natürlich nicht widerstehen mir ein Blatt abzurupfen. Zu Hause legte ich es zunächst auf meinen Schreibtisch. Als ich abends dann wieder das Zimmer betrat dachte ich zuerst meine Frau hätte vielleicht einen Blumenstrauß dort zwischengelagert. Um ehrlich zu sein roch es als hätte sie einen ganzen Blumenladen dort ausgelagert.. Blumen fand ich keine. Der Duft kam von dem nicht handlangen Blättchen! Die Bestimmung gestaltete sich nicht schwierig. Es handelt sich bei dem Duftbäumchenpilzchen um Puccinia punctiformis. Und die produziert diesen Odeur nicht ganz zufällig - sie lockt damit nektarhungriges Insektengetier an, um sich zielgerichtet über einen flinken Vektor zu verbreiten.
Heute war ich dann nochmal dort um nachzusehen ob es vielleicht bereits Telien gibt. Die Disteln waren in keinem guten Zustand mehr. Sie waren weitgehend verdorrt und die übrigen mit Blattlaushorden und den sich daran labenden Marienkäferlarven überzogen. Doch es gab Telien und noch eine Überraschung? Aber der Reihe nach:
04.2025 Befallene Ackerkratzdistel (Cirsium arvense)
Spermogonien auf Blatt Ober- und Unterseite (sie verströmen den Duft); Uredien auf der Blattunterseite, beide dicht gedrängt
Spermogonien 0 rundlich bis oval, glatt
feinwarzige Uredosporen I
15.06.2025 Lager der Teliosporen auf der Blattunterseite, verstreut
vermutlich Uredospore II und Teliosporen III ebenfalls feinwarzig
Teliosporen zweizellig mit jeweils einem Kern
am Stängel fand ich diese länglichen Lager mit gräulicher Sporenmasse - gehören sie dazu oder ist das ein anderer Parasit? boccaccio Björn- hast du eine Ahnung?
Solltet ihr also mal an ein paar darbenden Ackerkratzdisteln vorbeikommen- (ich leihe mir den Slogan einer ortsansässigen Brauerei) "probierts' es, dann gspierts' es"
Viele Grüße
Ingo