Tropenhaus: Ein paar neue Funde der letzten Tage...

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.068 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • Hallo zusammen, ich kommte in den letzten Tages doch noch mal das Tropenhauses in Köln besuchen.


    Der allgemeine Zustand des Hauses würde ich mal für jeden Pilzfreund als sehr schlecht einstufen.

    Der Bewuchs und das Erdreich ist sehr trocken und es wird wohl kaum gewässert.


    Ein paar Sachen habe ich dann doch noch gefunden, die ich euch zeigen möchte.


    1. Tubaria: Diesen kleinen braunen FK (kleiner 1cm Hutdurchmesser) halte ich für eine Tubaria und kann auch eine heimische Art sein. Die braunen Lamellen sind breit angewachsen

    und haben den für Schnitzlinge typischen weiß-flockige Schneiden. Die Ringzone ist für eine heimische Art wohl eher etwas untypisch ausgeprägt. Das Substart ist unbekannt.







    Dann waren noch zwei Rindenpilze zu finden, die ich nicht im geringsten beurteilen kann. Vielleicht kann ja jemand von euch diese einschätzen.


    2. Rindenpilz: Auf massiven unbekannten Substrat war dieser blaue Rindenpilz recht auffällig. Das Hymenium ist sehr wachartig glatt und die die Konsistenz ist sehr fest.

    Ohne Messer hatte ich schwierigkeiten ein Stück mit dem Schlüssel zu entfernen. Vielleicht kann er einer Gattung zuzuordnen werden!?







    3. Rindenpilz Ein weißes Hymenium mit wollig faseriger Zuwachzone auf unbekanntem Substrat.







    4. Ein paar unbekannte Tintlinge waren ebenfalls wieder zu finden.







    Zum Abschluss noch ein paar Impressionen von div. Funden, die nicht näher bewertet habe.


    a.



    b.





    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    schön, dass es wieder was zu finden gibt in den Tropenhäusern.


    Bei 1 wäre ich dabei, Tubaria scheint wahrscheinlich, Galerina will ich nicht völlig ausschließen

    2. Lässt sich optisch nichts weiter sagen, der wäre es mal Wert untersucht zu werden. Aber Garantie auf Erfolg gibts da nicht, sowas kann auch mal unreif oder steril sein, das sieht man denen optisch nicht an.

    3. Vielleicht eine Ceriporia, aber ich bin bei de Porlingen nicht so erfahren. In Bayreuth ist im Tropenhaus Oxyporus corticola bekannt, der ist es aber glaub ich hier nicht.

    4. Auch interessant, bliebe nur zu hoffen, dass da die Zystiden noch nicht kollabiert sind, das tun die oft leider sehr schnell

    a. ein Leucocoprinus, aber in dem Zustand natürlich nicht mehr wirklich untersuchenswert

    b. cf Botryosporium longibrachiatum - wäre ein auch im Freiland verbreiteter Hyphoymcet, unterm Mikros ziemlich attraktiv. Es gibt weitere Arten in der Gattung.


    Wenn Du Proben getrocknet hast, gern für eine künftige Sendung aufheben, das würde ich mir nicht entgehen lassen das anzuschauen.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hi zusammen,


    dann mal zu den Funden hier.

    Nr. 1 ist identisch mit der Art Nr. 1 in diesem Thread: Tropenhaus: unbekannte Tubaria

    Nr. 2: Hier fand ich nichts außer kristalline Strukturen:


    Nr. 3 ist noch in Bearbeitung, da komme ich später dazu


    Nr. 4 ist keine Coprinopsis. Die weißen Flecken sind Risse/Löcher in der HDS, die die Trama freilegen. Ich kann nicht genau sagen, wie die zustande kamen, aber mikroskopisch ist das hier klar Psathyrella candolleana. Hab davon nur schnell die Sporen fotografiert (in KOH 3%):


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo allerseits,


    bei der Nr. 2 würde ich makroskopisch Baumharz (Nadelholz) in die Runde werfen. Das kann in der richtigen Konsistenz in so dünne, rissige Krusten mit bläulichem Schimmer erstarren

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    danke für den Hinweis, damit solltest Du Recht haben. Wenn ich das abkratze wird es darunter ockerlich und das dann etwas befeuchtet wird klebrig, das passt alles auf Harz. Interessant, dass es da Nadelholz gibt im Tropenhaus.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hi zusammen,


    den Porling hab ich noch versucht zu bearbeiten. Problem, entweder ist der nicht richtig reif, oder er hat vor der Trocknung noch alle Sporen abgeworfen, ich finde leider praktisch nichts, was an Sporen erinnert. Zwei rundliche Elemente waren noch das Äußerste.

    Naja, sieht so aus:

    Dickwandige Skeletthyphen mit zahlreichen Schnallen:


    Kristalline Anlagerungen im Bereich des Hymeniums:

    Hieraus könnten mal Basidien werden wollen. Das spitze Ding unten könne auch ne Zystide sein, ich fand aber keine weiteren davon.


    Und das sind die vermeintlichen Sporen. Ich fand mehr offensichtliche Fremdsporen als diese, also dass das die Sporen sind, ist alles andere als sicher, was anderes gab es nicht.

    Durchmesser 2,2-2,4 µm


    Gerne hätte ich was Eindeutigeres präsentiert, aber gerade bei Porlingen und Rindenpilzen kommt sowas leider öfters vor. Kürzlich bekam ich eine Hymenochaete zugeschickt. Ebenfalls völlig sporenfrei. In den nächsten Tagen mach ich nochmal ne Nachuntersuchung, viel Hoffnung auf einen Durchbruch hab ich aber leider nicht.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias, vielen Dank für die tollen Bilder und ausführliche Analyse.


    Der Porling ist immer noch zu finden und sieht unverändert aus.


    Sollte ich erneut nach Köln fahren, könnte ich dir aus der Zuwachszone ein größeres Stück entnehmen!?


    Das Substrat, Holzart, kann ich leider nicht bewerten. Evtl. hilft diese Aufnahme noch etwas?



    @All

    Kann jemand von euch erläutern, wie man die Holzart mikroskopisch bestimmen kann. Oder vielmehr welches Institut auch in der Lage ist tropische Holzarten zu erkennen.


    Für die Herkunft des Pluteus sp. wäre diese Erkenntnis bestimmt hilfreich.


    LG Rainer

  • Hallo Rainer,


    man kanns natürlich mit einer neuen Probe versuchen, wegen mir brauchst Du den aber nicht unbedingt erneut sammeln. Da wäre die komische Tubaria interessanter, die wir per PN diskutieren.


    Von tropischen Hölzern hab ich keine Ahnung und ich wüsste nur Bestimmungsanleitungen zu heimischen Gehölzen. Hier bräuchte man ja fast was weltweites, da sähe ich zwei andere Möglichkeiten als realistischer, entweder weiß jemand bei der Zooverwaltung, was da hingelegt wurde oder man lässt die (wo auch immer) genetisch untersuchen. In Bayreuth wurden im Tropenhaus Robinenstämme reingelegt, es muss also auch nicht unbedingt ein Tropenholz sein.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Rainer,

    Kann jemand von euch erläutern, wie man die Holzart mikroskopisch bestimmen kann. Oder vielmehr welches Institut auch in der Lage ist tropische Holzarten zu erkennen.

    Frag doch einfach mal bei den Gärtnern von dem Botanischen Garten nach.

    Diese haben ja schließlich auch das Holz dahingelegt ;)


    Es ist interessant, dass Nähe des Zoos ein Botanischer Garten ist.

    Ich werde auf jeden Fall irgendwann auch mal beides Besuchen.


    VG : Thorben

  • man kanns natürlich mit einer neuen Probe versuchen, wegen mir brauchst Du den aber nicht unbedingt erneut sammeln. Da wäre die komische Tubaria interessanter, die wir per PN diskutieren.


    Von tropischen Hölzern hab ich keine Ahnung und ich wüsste nur Bestimmungsanleitungen zu heimischen Gehölzen. Hier bräuchte man ja fast was weltweites, da sähe ich zwei andere Möglichkeiten als realistischer, entweder weiß jemand bei der Zooverwaltung, was da hingelegt wurde oder man lässt die (wo auch immer) genetisch untersuchen. In Bayreuth wurden im Tropenhaus Robinenstämme reingelegt, es muss also auch nicht unbedingt ein Tropenholz sein.


    Hallo Matthias, Hallo Thorben,


    eine genetische Untersuchung wäre wahrscheinlich die beste Lösung und lohnt nur für den sterilen Pluteus mit der blauen

    Verfärbung auf dem Substrat. Diesen Stamm würde ich nicht als heimisches Holz einschätzen wollen.


    Mit dem jungen Gärtner bin ich natürlich schon vor langer Zeit im Ausstausch gewesen und über dem Ursprung der sehr alten Stämme hatte er keine Informationen.

    Einen Kontakt zu dem langjährigen Vorgänger war nicht mehr möglich (Ruhestand/Verstorben).


    Weiterführende Informationen sind eher nur noch über die Zooverwaltung zu bekommen.

    lg Rainer

  • Da wäre die komische Tubaria interessanter, die wir per PN diskutieren.

    Hallo, in den Wochen zuvor habe ich auch noch den folgenden Fund gemacht (Tubaria Einschätzung).

    In einigen Bereichen des Tropenhauses wurde das Substrat ausgewechselt und folgende FK waren nun zu finden.





    Exotische oder heimische Art?


    LG Rainer

  • Hallo zusammen,


    auch diese Art hab ich mikroskopiert. Die Sporen sehen merkwürdig aus für Tubaria, ebenso die HDS, aber was Besseres fällt mir auch nicht ein. Wer weiß, was es da weltweit gibt, ich hoffe auf einen Wiederfund, der vielleicht mehr Material auch für die Genanalyse hat, ich hab hiervon nur zwei Exemplare, die für eine Sequenzierung reichen, nur dann ist nicht mehr viel übrig. Aber bei sowas hätt ich jetzt auch bei flüchtiger Betrachtung recht sorglos Tubaria conspersa o.Ä. gesagt, aber haut mikroskopisch nicht hin.


    HDS:


    Cheilozystiden (N=10) (17.3) 18.3 - 26.8 (27.7) × (6.1) 7.7 - 10.4 (10.8) µm:


    Sporen:

    (6.3) 6.5 - 7.1 (7.4) × (3.6) 3.7 - 4.2 (4.5) µm

    Q = (1.5) 1.6 - 1.8 (1.9) ; N = 27

    Me = 6.8 × 3.9 µm ; Qe = 1.7


    Mir fällt da aktuell nix Brauchbares dazu ein.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.