Spaziergang im Engerser Feld ...

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.139 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Wenn die Pilze einfach die Bücher nicht lesen, dann erscheint auf einmal Pluteus romellii, der gelbstielige Dachpilz mit großen, prächtigsten Fruchtkörpern mitten im März und dann auch noch auf dem Boden:





    und noch ein Küken:


    Sporen:


    Cheilos:


    HDS



    Beschäftigt hat mich allerdings eher eine Psathyrella - der habe ich jetzt mal den Arbeitstitel P. salina gegeben, aber mit einem ganz dicken CF.

    Vielleicht wisst ihr etwas, hier die Details


    Am Rande des Kies-Sees, im Sand bei Pappel und Weide folgende Fruchtkörper:


    Hüte ein blasses braun, stark hygrophan, der große Fruchtkörper knappe 3cm.

    Lamellen ohne farbige Schneide.

    Stiele erwartungsgemäß stark brüchig.


    SPP im Abwurf schwarz, auf Objektträger im Gegenlicht dunkel tabakbraun.


    Mikroskopisch:

    Sporen (in KOH3%) ellipsoid bis angedeutet apfelkernförmig: 7,5-8,8 µm (av. 8,2 µm, SD 0,3 µm) x 4,6-5,4 µm (av. 4,9 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,5-1,8 (av. 1,7, SD 0,1)(n = 25)

    Prominenter Keimporus mit ca. 2µm



    Cheilozystiden und Parzystiden:


    Ansonsten zahlreiche Cheilos auch Doppelköpfig





    Pleurozystiden vorhanden, lageniform, apikal oft abgeflacht:


    Huddeckschicht aus meiner Sicht rein zellig:


    Tja, im Ludwig habe ich die "Sandarten" abgegrast, in der Hoffnung so vielleicht schon schnell zu einem Ergebnis zu kommen.


    Psathyrella ammophilia passt aber nicht, da die Sporen bei dieser Art größer (deswegen scheidet auch halophila und flexispora aus)

    Psathyrella dunensis hat wohl Sporen mit kleinerem Keimporus

    P. dunarum könnte vielleicht noch passen, zu diesem habe ich ein Portrait von Melzer verglichen, da im Ludwig nicht abgebildet:

    https://www.zobodat.at/pdf/OestZPilz_19_0013-0017.pdf

    Aber diese doppelköpfigen Zystiden habe ich in dem Portrait auch nicht gefunden.


    P. seymourensis hätte wohl als Sandart kräftiges Velum. Das war hier nicht der Fall. Eher spärlich, auch bei dem ganz jungen Exemplar.


    Mit dem Schlüssel von Melzer lande ich am ehesten noch bei Salina (allerdings zeigt mein Fund keine Auflagerungen auf den Zystiden, was dann wieder sehr verunsichert, Ökologie könnte passen)


    Diese doppelköpfigen Zystiden habe ich in den Abbildungen bei Ludwig (Strohhalm :) nur bei suavissima gefunden. Das passt aber die Ökologie nicht. Sowie bei niveobadia, dass passt auch überhaupt nicht, schon von den Sporen passt dies nicht.


    Nun ja, alles sehr unzufriedenstellend mit diesen Faserlingen, vielleicht habt ihr noch eine Idee?


    Ansonsten gabs noch viel Gewöhnliches, aber schönes nach langer Flaute:

    03 Pholiotina aporos - der Frühlingsglockenschüppling zeigt sich endlich:


    04 Tubaria furfuracea


    05 Judasohren in rauhen Mengen:


    Schleimpilze, leider aus Zeitgründen nicht weiter untersucht, aber hübsch:


    Noch etwas Kleines, bei dem ich noch keine Chance hatte ... an Laubholz:


    Und Kiefernzapfenrüblinge:



    So genug vom Spaziergang, freue mich, dass es nun wohl wieder losgeht!!!


    Gruß Sebastian

  • Hi.


    Fein, dass es wieder langsam losgeht.

    Aus dem gelbstieligen Dachpilz sind zwischenzeitlich allerdings 5 Arten geworden, die in Europa zu erwarten sind. ==konfetti

    Erwartungsgemäß natürlich nicht ganz leicht auseinander zu halten.


    LG,

    Schupfi

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Hallo Schupfi,

    habe mir schon fast so etwas gedacht! Danke für den Link! Vielleicht spielt das bei der Erscheinung eben auch eine Rolle. Gelbstielige hatte ich sonst deutlich schmächtiger und immer direkt auf Holz.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    ich bin kein Psathyrella-Spezialist, aber die Bilder erinneren mich vom Aussehen sehr stark an P. panaeoloides, wie sie rund um Wien auf Sandboden immer wieder zu finden ist. Sporenform und Zystiden könnten auch hinkommen.


    LG Christian

  • Hallo Christian,


    leider leider komme ich erst heute zum antworten. Ich danke dir sehr für den Hinweis auf P. panaeoloides. Von der Ökologie und Makroskopie kann das in der Tat sehr gut hinkommen. Die Sporen verunsichern etwas. Ludwig beschreibt die etwas weniger schlank (wobei in der Fußnote auch schlankere Formen erwähnt werden). Nach Ludwig sollen die Sporen aber auffallend variabel in der Form daherkommen ("kennzeichnend für die Art"), von ellipsoid, ovoid bis hin zu einige subglobos (das sehe ich eher nicht), typisch mit abgestutzter Basis - subtriangulär. Das wiederrum könnte schon passen. Die zellige HDS passt auch.


    Insgesamt ist das also schon irgendwie der beste Kanditat bisher. Frage mich, ob ich den so zur Kartierung geben könnte? Der ist nämlich bei pilze-deutschland.de auch noch nicht für Rheinland-Pfalz kartiert. Was meint ihr dazu??


    LG Sebastian

  • Hallo Christian, vielen Dank für die Vergleichsbilder, da gibt es doch schon zahlreiche Überschneidungen.


    neben den Sporen auch die utriformen Zystiden. Solche doppelköpfigen Pleuros hast du aber bei dir nicht entdecken können oder?

    Jedenfalls bleibt das schon ein guter Kandidat! Danke nochmals dafür.


    LG Sebastian

  • Hallo Hias,


    auch dir vielen Dank für den Hinweis auf deine wie immer sehr aussagekräftige Dokumentation deiner Funde von P. panaeoloides.


    Also auch im Vergleich zu diesem Fund passt sehr vieles gut zusammen. So die Beschreibung der Makroskopie insgesamt, die Beschreibung der zahlreichen keuligen Parazystiden mit deutlich spärlicheren utriformen Cheilos.

    Pleurozystiden waren bei meinem Fund schon regelmäßig zu finden, aber auch eher spärlich. Ganz besonders sind halt die öfters vorkommenden doppelköpfigen Pleuros.


    An dem jungen FK konnte ich die jetzt allerdings im Nachgang auch nicht nachweisen, dort nur utriforme Pleuros. Also entweder ist das eine Art Fehlbildung an diesem einzelnen FK oder aber das kann sich eben im Alter der Fruchtkörper so ausbilden. Es gibt ja gar nicht wenige Psathyrellas, wo solche Formen auch beschrieben sind. Alles aber andere Arten.


    Der Standort kann sehr gut passen, jedenfalls nachdem was ich im Ludwig lese.


    LG Sebastian