Auf dem Totenacker ist tote Hose - trotzdem .....

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.552 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jikela.

  • Ein Hallo in die große Forianerrunde,

    bei uns ist regentechnisch in den letzten Wochen nicht viel bis gar nichts passiert. Alles ist knochentrocken und schon fast verdörrt. Die vielen Pilzberichte von Euch lassen einen schon ganz schön neidvoll den Zahn tropfen.

    Gestern war ich trotzdem mal wieder bei uns auf dem Friedhof - bin die Woche dran mit gießen. Auf dem Kirchhof gar nichts, der Rhododendron geht ein und die Linden und Eichen hört man förmlich schon ächzen und stöhnen........., aber eine kleine separate Ecke auf dem Friedhof liegt schattig und sieht noch nicht so trocken aus und durch das kleine Tor kommt der Kirchendiener nicht mit dem Rasentraktor durch... :gpfeiffen:

    Als erstes fiel mir gleich was goldiges auf. Frisch abgebrochen - keine Ahnung, ob Mensch oder Tier.......


    Daneben auf kleinstem Raum relativ viele fast nicht mehr bestimmbare sehr überständige Filzer - ich nehme an die blauenden, weil die sonst dort auch immer wuchsen. Alle relativ klein - für Größenwachstum hat scheinbar das bisschen Tau nicht mehr ausgereicht.



    und als letztes an einem Baumstubben ein frisch gewachsener rötender Holzritterling, allerdings mit Sonnenbrand auf dem Kopf - bestimmt den falschen Lichtschutzfaktor gewählt! :glol:



    Für viele von Euch bestimmt nichts Außergewöhnliches, aber für unsere absolute Trockenheit schon. Und nach wie vor kein Regen in Sicht. Diesen Pilzen hat scheinbar wirklich das minimalste an Wasser, was das Moos durch den Tau speichern kann, zum Wachsen ausgereicht.

    Und jetzt habe ich noch, für die Spezialisten vielleicht blöde, ne Frage :

    Können Pilze auch untereinander Symbiosepartner bilden, oder ist es blanker Zufall, dass die unterschiedlichen Mycelien gerade nebeneinander Fruchtkörper bilden? Bei mir auf dem Kirch- und Friedhof habe ich fast noch nie das Goldblatt solo gefunden. Ich beobachte das schon mehrere Jahre lang - bis auf voriges Jahr, da war wegen H²O-Mangel auch schon nix. An einer Stelle immer in trauter Zweisamkeit mit dem schwarzblauenden Röhrling und an der der anderen immer mit den Filzern/Rotfüßchen. Die Fruchtkörper fast immer wenige Zentimeter nebeneinander, teilweise schon fast übereinander. Vor allem kann man dann nur von der Draufsicht den schwarzblauenden nicht vom Goldblatt unterscheiden. Da hilft dann wirklich nur, der Dame unter den Rock zu fassen, oder der Spiegel :gzwinkern:


    Viele liebe Grüße aus Sachsen, vom Rand der Oberlausitz

    Ute

  • Hallo,

    Untereinander Symbiose - wohl nicht.

    Ich habe mal gelesen , dass der Rosenrote Schmierling Mykorrhiza mit Kiefern bildet.

    Er ist aber nicht imstande selbst in die Kiefernwurzeln einzudringen und nimmt den Kuhröhrling sozusagen als Türöffner.

    Kann ja auch bei anderen Arten so sein.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Ich habe noch mal nachgelesen was du meinen könntest.

    Ich glaube, jetzt weiß ich es.

    Du willst wissen ob zwei verschiedene Pilzarten ein gemeinsames Myzel haben können. Daß sich beide aus dem gleichen Myzel fortzupflanzen versuchen.

    Nein. Myzele trennen sich bewußt voneinander ab. Die können auch miteinander ringen. Die wollen sich selbst versorgen, nicht jemand anderen durchfüttern. Also freiwillig machen die das nicht.

    Es gibt aber auch schmarotzende Pilze. Da läuft der Hase anders.

    Ein richtig alter stattlicher Baum kann allerdings gleichzeitig so an die 300-400 Partnerschaften mit Pilzen eingehen. Insofern muß ein wüstes Durcheinander beim Wachstum von Fruchtkörpern nicht verwundern.

  • Hallo,

    Zum Beispiel ein Artikel hier :

    pilz-vergesellschaftungen.pdf

    Grüße Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Danke Norbert und Danke Mausmann für die Antworten,

    Norbert hat meine Frage richtig verstanden, es fiel mir beim Schreiben nicht auf, dass ich wieder mal ein schwerer Deutsch verzapft habe. Das Wort Pilz-vergesellschaftungen trifft es schon richtig. Ich werde den Beitrag mir mal in Ruhe reinziehen - bin ja noch auf Arbeit. Und das große Bäume mit vielen Pilzen Partnerschaften eingehen ist mir auch bewusst. In guten Pilzjahren - hoffentlich kommen die mal wieder - Strotzt der Kirchhof nur so von Pilzen, dass man stellenweise kaum treten kann. Vielleicht kann ich den Artenreichtum hier noch mal präsentieren. Das ist dann auch ein lustiges, buntes Mit- und Durcheinander.

    Mir fiel das Mit dem Goldblatt bloss jetzt in der pilzärmeren Zeit auf, dass die nie - oder fast nie - alleine standen. Vielleicht ist das auch nur eine Wahrnehmungssache, wenn Pilze im Überfluss da sind, achtet man nicht auf so etwas. Und Rotfüßchen und auch die starkblauenden sind beim fruktizieren ja von Natur aus schon sehr zahlreich. Nur das Goldblatt eben nicht. Maximal 2 bis 3 Fruchtkörper. Und immer daneben die anderen Sorten.

    Es konnte oder kann ja sein, dass verschiedene Pilzarten sich untereinander sehr mögen und dann gern miteinander "kuscheln". bzw. gleichzeitig Fruchtkörper wachsen, ohne dass sie das gleiche Myzel haben. Und das sie dann den gleichen Baumpartner haben, ist, ich glaube dann auch Voraussetzung.

    Also, noch mal vielen Dank

    und LG Ute

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ute!


    Deine Beobachtungen sind schon richtig, finde ich.
    Neben den bekannten "Verbindungen" (meist parasitischer Natur, siehe zB den in Norberts Link erwähnten Phaeolus und den Buchwaldoboletus) gibt es auch Arten, die erstaunlich oft nebeneinander auftauchen. Natürlich vermischen sich da nicht die Mycelien - zumindest nicht direkt. Aber beide Mycelien können dann zB den selben Baumpartner haben - und vielleicht arbeiten sie sich auch auf irgendeine Weise beim Stoffwechsel zu.

    Solche Vergesellschaftungen wurde zB bei einigen (seltenen) Röhrlingen beobachtet, wie zB Rubroboletus satanas (Satansröhrling), der auffallend oft mit Caloboletus radicans (Wurzelnder Bitetrröhrling) vergesellschaftet ist. Oder Imperator torosus (Ochsenröhrling) mit Rubroboletus rubrosanguineus (Weinroter Purpurröhrling).

    Da gibt es noch eine ganze Reihe solcher Kombinationen, bei so seltenen und auffälligen Arten ist es natürlich einfacher zu beobachten.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    auch hier noch mal vielen Dank für die Antwort. ich werde das Wachstum in der nächsten Zeit (nächsten Jahre) weiter beobachten, da ich seit diesem Jahr weis, dass es das Goldblatt ist. Die vergangen Jahre war es für mich einfach nur ein schöner Pilz. Und das ganze mal dokumentieren. So eine Langzeitstudie ist dann bestimmt nicht nur bloß für mich interessant.


    LG

    Ute