Altbekanntes für die Bratpfanne und ein interessanter Milchling

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.926 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Hallo zusammen,


    langsam kommt Bewegung in die Wälder. Heute konnte ich eine ansehnliche Kollektion für die Bratpfanne zusammen tragen und einen interessanten Milchling finden, der sich sehr langsam im Schnitt orange verfärbt. Geschmack nach einigen Sekunden schwach schärflich, gefolgt von einer fast lokalanästhetischen Wirkung auf die Zungenspitze:


    .










    Hat jemand den passenden Namen parat?


    Viele Grüße,


    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Dein Milchling gehört in die Sektion Plinthogali, also Korallenmilchlinge, bei denen die Milch auf dem Fleisch nach einiger Zeit rosa, rot oder blass rosabraun verfärbt.

    Auch wenn die Sektion gar nicht mal so artenreich ist (nicht mehr als ein Dutzend, glaube ich), sind Artbestimmungen oft reichlich schwer, und meistens muss auch etwas mikroskopiert werden. Den Mohrenkopf (bekanntester Vertreter der Gruppe) würde ich mir allerdings zutrauen makroskopisch zu erkennen, nur der ist das ja nicht.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    vielen Dank für die Info. So einen langsam rostorange verfärbenden Milchling hatte ich noch nie in der Hand. Kann man da mit irgendwelchen Reagenzien (Eisensulfat, Ammoniak, Kalilauge oder dergleichen) irgendwelche Abgrenzungen/Eingrenzungen vornehmen? Mikroskop habe ich leider nicht, aber einige Reagenzien für Farbreaktionen. Scheint mir etwas seltenes zu sein, da könnten weiter gehende Untersuchungen sinnvoll sein. Beim Tintling sind vier Arten dieser Sektion aufgeführt, keine passt auf meinen Fund.


    Viele Grüße,


    Frank

  • Hallo Claus!


    Danke für den Tipp. Rein optisch passt das ganz gut, zumindest nach den bei 123 Pilze gezeigten Fotos. Allerdings gibt es unterschiedliche Aussagen über die Schärfe: 123 Pilze sagt "sehr scharf", während Wikipedia sagt, dass die Schärfe nach einiger Zeit vergeht und sich in "Schellfisch" (wie schmeckt Schellfisch?) verwandelt.

    Die Schärfe war erst nach einigen Sekunden wahrnehmbar, nur schwach ausgeprägt - da kenne ich ganz andere Kaliber! - und ist nach einiger Zeit verschwunden, was ich wohl als "fast lokalanästhetisch" fehlinterpretiert habe.

    Du wohnst in Unterfranken? Fundort war 63939 Wörth am Main.




    Viele Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank,

    bei den Plinthogali (auf deutsch "Korallenmilchlingen") kommt es bestimmungstechnisch mikroskopisch auf das Ornament der Sporen an, da vor allem auf die Höhe der Auswüchse.

    Makroskopisch unterscheiden sie sich in der Stärke der Schärfe sowie in der Zeit, die vergeht, bis sich das Fleisch rosa bzw. korallenrot verfärbt. Wichtig wäre auch noch der Baumpartner, zumindest der Waldtyp. Richtige Auskenner achten auch noch auf die Stielfarbe, da gibt es von blassbeige bis kräftig rußigbraun alles, und das ist wohl artspezifisch. Makrochemisch gibt es dagegen keine zuverlässigen Erkennungsmerkmale. Wenn einen die Korallenmilchlinge interessieren, sollte man das in der Literatur alles mal nachlesen, um einen Überblick zu bekommen, aber da braucht man schon gute Fachliteratur. In einem gewöhnlichen 200-Pilze-Buch steht so was nicht drin.

    Jetzt zum Anfragepilz. L. acer/acris ist einer, dessen Milch und Fleisch augenblicklich, d. h. in Sekundenschnelle mit "Whow-Effekt" bonbonrosa verfärben. Den kann man hier also ausschließen. Mein erster Verdacht wäre L. azonites, der hat einen ziemlich blassen Hut und Stiel, das Fleisch verfärbt sich erst innerhalb ein paar Minuten braunrötlich, die Milch selber (isoliert vom Fleisch) bleibt weiß, und er kommt im Laubwald vor.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,


    dann werden wir den nicht näher eingrenzen können. Mikroskop habe ich nicht, Fachliteratur auch nicht und mit Chemie alleine komme ich nicht weiter. Schade. Die Verfärbung im Anschnitt dauerte mehrere Minuten und die Bäume in der Umgebung waren sehr große und alte Eichen, Buchen und Kiefer (Stammdurchmesser fast einen Meter). Der Boden ist eher sauer (Buntsandstein).


    Viele Grüße,


    Frank

  • Dann nenne ihn L. azonites, Fragezeichen im Sinn.

    Hast du Pareys Buch der Pilze? Den Abschnitt über die Plinthogali finde ich richtig gut.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ja, das meine ich.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!