Riesen-Becherling (Peziza varia)?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.292 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo Ihr Lieben,


    von diesen zum Teil gigantisch großen Pilzen fand ich gestern an einer Stelle mehrere. Kann dies, alleine aufgrund der Größe, noch etwas anderes sein?

    Funddaten: 23.05.2019, Altmühltal, Laubmischwald, überwiegend Rotbuchen, viel Totholz und der Fundort war auf einem Pfad mit vielen Steinen aus einem uraltem ehemaligen Steinbruch.


    Vielen Dank für Eure Hilfe und liebe Grüße


    Maria


    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    ja das ist eine Peziza und ja das kann P. varia sein. Es kann P. avernensis sein oder noch eine andere Art. Ohne Mikro nicht zu lösen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    vielen Dank erst einmal.


    Über was ich bei meinen Bestimmungsversuchen gestolpert bin ist die Größe, einige dieser Pilze waren größer als 25 cm. Dies bedeutet also, dass bei einigen der in Frage kommenden Pilze die Angaben zur maximalen Größe vielleicht nicht immer stimmen, dass es da eine ganz gewaltige Diskrepanz geben kann? (Ich weiß schon - Pilze lesen keine Bestimmungsliteratur ;) )


    Liebe Grüße


    Maria

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    na ja sehr viele Pezizen werden max. deutlich kjleiner. Aber es gibt auch größer werdende Arten und P. varia ist eine davon. Ich selbst hatte schon P. avernensis von 15 cm Durchmesser, weswegen ich die auch oben genannt habe. Inwieweit es noch andere Arten gibt, die so groß werden können, da bin ich überfragt.


    l.g.

    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Ich glaube zu beobachten, daß es eine ganze Reihe von Pezizales in unterschiedlichen Gattungen gibt, die ein kaum gebremstes Fruchtkörperwachstum an den Tag legen.
    Die meisten anderen Pilze entwickeln einen Fruchtkörper bis zu einer (mehr oder weniger) geplanten Maximalgröße (weniger, wenn Bedingungen nicht ideal), dann wird das Fruchtkörperwachstum eingestellt und es werden nur noch Sporen gereift.
    Einige Pezizas und Morchella scheinen aber bei passenden Bedingungen immer weiter zu wachsen. Im Vergleich zu vielen Basidiomyceten verläuft ja auch bei vielen Pezizales die Sporenreife sehr langsam, dafür nehmen sie sich lange Zeit, um die Fruchtkörper recht groß werden zu lassen. Ich denke, daß das kein Zufall ist, daß man spät in der Saison oft übergroße, jedoch ziemlich verfallene Morcheln findet. Das muss nicht unbedingt eine eigene Art sein, sondern das können auch Exemplare von ansonsten kleineren Arten sein, die eben in aller Ruhe lange wachsen konnten. Bei Gyromitra geht sowas offenbar auch und meiner Ansicht nach auch bei einigen Peziza - Arten.


    Rein spekulativ das Ganze, weil auch nur aus eigenen Beobachtungen zusammengesetzt.

    Peziza arvenensis kann das auf jeden Fall, Peziza varia auch - wobei ich "Peziza varia" für ein Aggregat halte, auch dann noch wenn man Peziza repanda, Peziza micropus usw. irgendwie davon abtrennt (was nach meienr Erfahrung eh nicht konstant funktioniert). Alle diese Arten werden jedenfalls groß bis sehr groß.



    LG, Pablo.

  • Spannend und Interessant - vielen Dank Pablo und Stefan.

    Und so habe ich dann auch immer wieder Gelegenheit mich in diverse Pilze, hier eben die Peziza, zumindest oberflächlich etwas einzulesen. Papeln wuchsen dort im reinen Buchenwald jedenfalls keine sondern nur Rotbuchen, Brennnesseln dagegen schon. Jedenfalls überraschen mich die Pilze doch immer wieder aufs Neue, so wie bis vor Kurzem als ich immer wieder einmal gigantisch große Speisemorcheln fand, genau wie Du dies beschrieben hast Pablo.


    Liebe Grüße


    Maria

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maria!


    Welche Bäume da wuchsen, hat nicht wirklich eine Bedeutung. Peziza arvenensis (Buchenwaldbecherling) kenne ich zwar nur von Stellen, wo irgendwie aucch Rotbuchen in der Nähe sind, aber aus dem Peziza - varia - Formenkreis hatte ich auch schon etliche Funde an Rotbuche - sei es direkt an Stämmen oder nahe von Totholz am Boden.
    Pappel geht natürlich auch, ob das eventuell zwei verschiedene Arten sein können, (Peziza varia an Pappel und Peziza varia an Rotbuche) kann ich nicht einschätzen. Mikroskopisch sind die nicht wirklcih zu unterscheiden - jedenfalls nicht kongruent zum Substrat.
    Witzige Anekdote am Rande: Klar, eine +/- deutliche Zwischenschicht (Textura intricata zwischen Textura globulosa) haben alle (gelegentlich auch arvenensis), abgesehen davon wird gerne nach der Paraphysenform geschlüsselt, was dann ganz witzig ist, wenn man eine Kollektion (also zweifelsfrei Fruchtkörper vom selben Mycel) mal im Abstand von 1-2 Wochen aufsucht und mikroskopiert: Die Paraphysen können sich mit dem Alter und je nach Witterungsbedingungen stark verändern, so daß nach mancham Schlüssel ein einziger Organimsus durchaus mehrere Arten hervorbringen kann. :gzwinkern:

    Soviel zu meinen Versuchen, die "einzelnen Arten" aus der Peziza - varia - Gruppe irgendwie zu verstehen.



    LG; Pablo.