QGIS für Pilzfreunde Teil 5 – Runterladen von Shapefiles Baden-Württemberger Biotope

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.429 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Josef-08.

  • Willkommen in Teil 5 der Forumsreihe „QGIS für Pilzfreunde“!



    Hier die Übersicht über alle Teile dieser Forumsreihe



    Für Teil 6 ist geplant: Shape in QGIS importieren und (für GPS-Empfänger) als kml-Datei exportieren



    Ziel für heute ist die Gewinnung von Shapefiles Baden-Württemberger Biotope.


    Sollten eure eigenen Fundgebiete nicht in Baden-Württemberg liegen, könnt ihr trotzdem gerne hier weiter mitmachen und die Erkenntnisse später auf das eigene Bundesland anwenden.


    Fangen wir also an:


    Was ist ein Shapefile?

    Ein Shapefile, kurz "Shape" genannt, besteht aus drei oder mehr einzelnen Dateien, mit denen sich Punkte, Linien oder Polygone (Flächen), also Vektordaten, darstellen lassen. Shapefiles sind georeferenziert, nach einem GIS-Import sind die Vektordaten mithin automatisch korrekt positioniert.

    Nehmen wir als fiktives Beispiel für ein Shape einen Walddistrikt mit einem darinliegenden Waldbiotop, welches seinerseits einen Teich und einen Bach enthält. Dann würden im Shape Walddistrikt, Biotop und Teich jeweils als Polygon, der Bach als Linie, markante Einzelbäume und natürlich die Pilzfunde als Punkte dargestellt.


    Im folgenden realen Beispiel soll das Shape zweier Biotope gewonnen werden.


    Die beiden Biotope

    Es handelt sich um zwei aneinandergrenzende Waldbiotope:
    1. Biotop: Ilex-Wald mit alten Weißtannen, Fichten, Rotbuchen und Eichen.

    2. Biotop: zwei Sickerquellen mit Abflüssen, die in den Ilex-Wald einmünden.
    Beide Biotope befinden sich innerhalb des Walddistriktes Oberer Reutweg, der für die späteren Pilzfunde relevant ist.


    Gewinnung des Shapes der Biotope

    Das Vorgehen ist etwas „tricky“. Deshalb muß ich sehr ins Detail gehen:

    Die Biotope befinden sich in Baden-Württemberg (BW) und gehören zur Gemeinde Straubenhardt.

    Der interaktive Dienst UDO (Umwelt-Daten und -Karten Online) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg LUBW digitale Karten von Biotopen oder Naturschutzgebieten in Form von Shapes zur Verfügung.


    An das Shape der Biotope gelangen wir nur über die Biotopnummern:


    a) Gewinnung der Biotopnummern

    Um diese zu erhalten, öffnen wir die Internetseite https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/ und verzweigen auf der linken Seite nach Natur und Landschaft > Alle Schutzgebiete > Schutzgebiete (mit der Weltkugel):




    Im sich nun öffnenden Karten-Menü geben wir links oben (Ortssuche) die ersten paar Buchstaben von Straubenhardt ein, warten ein wenig und clicken dann auf die Auto-Ergänzung Straubenhardt [Enzkreis]:




    Dadurch wird der Bereich rund um die Gemeinde Straubenhardt angezeigt. Rechts in der Legende machen wir einen Haken bei Biotop und löschen den Haken bei Naturschutzgebiet. Es werden dadurch alle Biotope angezeigt (Waldbiotope grün, Offenland-Biotope rot). Das hier interessierende Biotop habe ich eingekreist:




    Nun clicken wir links oben auf den Plus-Button (Zoom-In) und dann in das Biotop, bis es etwa 2 cm breit erscheint.

    Danach clicken wir links oben auf den i-Button (Information) und danach in die Mitte des Biotops, um die zugehörige Objektinformation angezeigt zu bekommen:




    Das Biotop heißt Feldrennacher Ilexwald SW Conweiler und besitzt die Biotop-Nr. 271172362128. Die Nummer wird notiert.

    Als Nächstes cklcken wir auf die eingezeichneten Quellbereiche und erhalten die Information über dieses Biotop, Name Quellen SW Conweiler, Nr.: 271172362129. Die Nr. wird ebenfalls notiert:




    b) Von den Biotopnummern zum Shape

    Um nun das Shapefile der beiden Biotopen mit den Nummern 271172362128 und 271172362129 zu erhalten, öffnen wir nochmal https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/ und verzweigen nach Natur und Landschaft > Biotope nach NatSchG und LWaldG > Biotope nach NatSchG und LWaldG (mit Tabellensymbol):




    Im nächsten Menü geben wir links oben bei Biotop-Nr zuerst 271172362128, dann 271172362129 ein, worauf beide Biotope in Tabellenform (im roten Rechteck) angezeigt werden.

    Zum Gewinnen des Shapes (es enthält beide Biotope) müssen wir nur noch ganz unten, und zwar ca. 2 cm rechts neben dem Pluszeichen, clicken:




    Daraufhin wird die Karte mit beiden Biotopen angezeigt. In der Legende fahren wir mit dem Mauszeiger (nicht clicken!) in den Legendenbereich rechts neben Biotop (Abfrage), bis wie durch Zauberhand das Diskettensymbol erscheint; darauf clicken.:




    Nun erscheint ein Untermenü zum Abspeichern des Shapes in komprimierter Form:




    Das zip-File abspeichern und im Bereich unseres Projektes dekomprimieren. Wie man sieht, besteht das Shape aus fünf Einzeldateien:




    Hier das Shape in komprimierter Form:

    Biotop__Abfrage_.zip


    Das war’s für heute.

    Über einen Daumen nach oben würde ich mich freuen!


    Viel Erfolg!

    Bernd



    Glossar, Abürzungen:

    BW – Baden-Württemberg

    Georeferenzierung – Objekt (Karte, Foto...) mit geografischen Koordinaten versehen

    DGM (Digitales Geländemodell) - Die reine Geländeoberfläche ohne Bewuchs, ohne Gebäude

    GIS – Geoinformationssystem

    Google Maps - Online-Kartendienst von Google LLC

    GPX (GPS eXchange Format) – für Datenaustausch mit GPS-Empfängern

    KBS - Koordinatenbezugssystem

    Lidar (Light Detection And Ranging)

    LiMT – Linke Maustaste

    Open Data – Für jedermann frei nutzbar zur Verfügung gestellte Daten

    OSM – OpenStreetMap

    QGIS – Kostenfreies, sehr mächtiges GIS

    ReMT – Rechte Maustaste

    Schummerung – Pseudo-3D-Darstellung durch Schattenwurf

    Shape, Shapefile - Datei zum Darstellen von Punkten, Linien und Polygonen (Flächen)

    Tiles – Karten min Form von sogen. „Kacheln“

    URL – ein Internet-Link oder die Adresse einer Website

    WGS 84 EPSG:4326 – globales KBS, bei GPS-Empfängern verbreitet, nicht zum Messen geeignet

    WGS 84/ Pseudo-Mercator EPSG:3857 – globales KBS für WMS-Einbindungen, nicht zum Messen geeignet

    WMS (Web Map Service) – Internet-Schnittstelle für Landkarten

  • Hallo Stefan,


    danke für den "Daumen nach oben".

    Verrätst du mir, wo man für diesen Daumen clicken muss?


    Herzliche Grüße - Bernd

  • Hallo Bernd,


    schau einmal rechts unten in der Ecke des Einzelbeitrages auf die kleine Hand. Da leuchtet dann "Gefällt mir". Brauchst nur draufklicken.

    Ich hoffe sehr, daß ich mich bald mit deinem tollen Lehrstoff beschäftigen kann. In 21 Monaten habe ich ja ganz viel Rentnerzeit...

    Mein Dank ist dir aber jetzt schon sicher.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo,


    nun habe ich mir Bernd's "QGIS für Pilzfreunde Teil 5 – Runterladen von Shapefiles Baden-Württemberger Biotope" vorgenommen, und die entsprechende Übertragung der Vorgehensweise auf Rheinland-Pfalz.


    Rheinland-Pfalz

    Entsprechend der Internetseite Daten- und Kartendienst der LUBW gibt es für

    Rheinland-Pfalz die Einstiegsseite LANIS - Geoportal der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz


    LANIS Kartendienst - interaktiver viewer

    Es gibt vom Geoportal der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz LANIS - Geoportal der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz den Kartendienst LANIS (Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung) LANIS. Über diese Anwendung können vielfältige Karten/Geodaten Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz abgerufen und visualisiert werden.


    Geodatendienste WMS

    QGIS für Pilzfreunde findet hier reichlich Daten.

    Nach LANIS - Geoportal der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz

    Zitat

    "Die Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz stellt zahlreiche OGC konforme Geodatendienste (WMS und WFS) bereit. Zur Einbindung dieser Dienste eignet sich z.B. die freie GIS-Software QGIS."


    In der tabellarischen Darstellung hier OGC-Geodatendienste LANIS Rlp findet man eine Unmenge an Diensten (Naturschutzgebiete ... FFH-Gebiete ... Biotope ... ) deren Bedeutung und Inhalt mir bislang wenig geläufig ist.



    Speziell zum Beispiel, was ist der Unterschied zwischen

    - Biotoptypen von Rheinland-Pfalz (Polygone) / Biotoptypen aus dem Biotopkataster Rheinland-Pfalz nach dem Osirisverfahren

    - Flaechen des Biotopkatasters von Rheinland-Pfalz / Flaechen des Biotopkataster von Rheinland-Pfalz nach dem Osirisverfahren


    Die Einbindung in QGIS geht dann ganz einfach, wenn man weiß, was man braucht.

    Auf den gewünschten button der URL des WMS-Dienste klicken, URL kopieren, und wie früher beschrieben in QGIS einbinden.


    Falls ich jetzt nichts falsch verstanden habe, brauche ich für Rheinland-Pfalz keine shape-files und muss keine Biotopnummern gewinnen ?


    Saarland


    Als Einstieg hilft der Hinweis von Josef in QGIS für Pilzfreunde Teil 17 – Import von Lidar-Daten ...

    Zitat

    "...Bodenkarte und Naturschutzgebiete scheinen jedoch kostenfrei und ohne Nutzungseinschränkungen zu sein. Die URLs findet man im Geoportal Saarland unter: Geowissenschaften/Boden (Seite 2) "Boden" - und unter: Natur- und Landschaft (Seite 3) "Naturschutz". Bitte die Nutzungsbedingungen beachten. ..."

    Vorgehensweise dann ähnlich wie oben.


    Grüße

    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

  • Hallo Günter,


    mit Shapefiles muss man nicht unbedingt arbeiten. Ich selber tu das aber sehr gerne, weil zum einen man in QGIS das Aussehen der Shapes sehr schön editieren kann (Umrisslinie, Füllung etc), und zum anderen, weil man auf dem Weg zum Shape im LUBW noch den Erhebungsbogen als pdf-Datei herunterladen kann, der viele Infos und auch die Pflanzenliste zum Biotop enthält:


    Biotop Feldrennacher Ilexwald - Erhebungsbogen.pdf


    Viele Grüße - Bernd


  • Hallo Bernd,


    danke für den Hinweis, dass die Darstellungsmöglichkeiten bei den shapefiles besser sind, das zeigst du ja auch in deinem folgenden Beitrag der Serie.

    Daraufhin habe ich versucht, für Rheinland-Pfalz ebenfalls shapefiles zu finden. Für einzelne Biotope haben ich keinen Weg gefunden. Jedoch für einen wählbaren rechteckigen Kartenausschnitt.


    Dazu wie schon beschrieben LANIS aufrufen und die Biotope anwählen.

    LANIS

    • BT Biotoptypen - BT Polygon auswählen
    • Karte wie gewünscht positionieren / zoomen
    • Reiter Werkzeuge > Daten Export > Vektor Export
    • Unterfenster öffnet sich, Thema = Biotoptypen Flächen und Format = ESRI Shapefile wählen
    • mit der Maus Rechteck des gewünschten Bereichs aufziehen
    • Exportieren
    • zip-file speichern, entpacken und in QGIS einfügen wie von dir im folgenden Teil der QGIS-Serie beschrieben


    Einen Erhebungsbogen als pdf habe ich in RLP auch nicht gefunden, aber vermutlich gleichwertig dürfte der "Report-Link" sein.

    • auf das Biotop klicken, dann öffnet sich Unterfenster
    • durch klicken auf Report-Link öffnet sich neue Seite mit vielen Informationen zum abgefragten Biotop



    Es ist schon beachtlich, was einem da an Informationen geboten wird. Allerdings nicht unbedingt selbsterklärend, wie man sie findet.


    Grüße

    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

  • Hallo Günter,


    Das Lanis ist wirklich vorbildlich.

    Schön übersichtlich, viele Daten kostenlos, sogar kleinere Ausschnitte der DK-Karten als GeoTiff zum Runterladen. Das findet man so fast nirgends. Da könnten sich andere Bundesländer ein Beispiel nehmen.



    Hallo Bernd,

    Es gehört zwar nicht ganz hier hin. Aber ich bin gerade dabei, OSM-Vektor-Karten von der Geofabrik als Shp-Dateien in QGIS einzubinden.

    Geofabrik Download Bundesländer .
    Nach zahlreichen Versuchen hab' ich inzwischen rausgefunden, wie es geht u. die Karte bis auf einige Kleinigkeiten so weit fertig, weiß aber nicht, ob mein Weg der richtige war oder ob es da nicht auch einfacher geht. Für das Shp-Format hatte ich mich entschieden, weil es mit pbf und bz2 immer wieder Abstürze gab.

    Da man die einzelnen Layer nach Belieben zu- und abschalten kann, würden diese Karten sich m.M. sehr gut eignen, um sie z.B. über die Bodenkarten zu legen, ohne dass dort die Farben verfälscht werden.Hast Du das Thema evtl. schon mal hier gehabt, vielleicht hab ich's ja übersehen?


    Auch möchte ich mich mal an dieser Stelle für Deine bisherigen Beiträge und Anleitungen recht herzlich bedanken.

    Ich habe zwar QGis erst seit ein paar Wochen installiert und noch nicht alles durch, aber durch Deine Anleitungen schon sehr viel gelernt.

    Da ich gleichzeitig versucht habe, dies auch bei meiner Compe-Software umzusetzen, habe ich auch dort noch einige Funktionen entdeckt, die ich bisher noch nicht kannte. Beide Programme ergänzen sich eigentlich sehr gut. Schade nur, dass es so wenig Austauschformate zwischen den beiden gibt.


    Herzlliche Grüße

    Josef

  • Hallo Josef,


    mit der Geofabrik kenne ich mich leider gar nicht aus.

    Könntest du mir den Weg bis zu den betreffenden Downloads beschreiben und erklären, was du dann genau machen willst, bzw. deine bisherige Vorgehensweise beschreiben?


    Viele Grüße - Bernd

  • Hallo Bernd,


    Die Dateien gibt's hier:

    Geofabrik Download Bundesländer.

    Den genauen Weg müßte ich mir erst noch notieren. Hier mal in Kürze aus der Erinnerung:

    Ich habe die ZIP-Datei zunächst extrahiert und dann den ganzen Ordner als neuen Vektor-Layer eingefügt.

    Dann habe ich unter <Eigenschaften-Symbolisierung> die Layer _roads_ , _places_ , _railways_ , _waterways_ und _water_ nach meinem Geschmack eingestellt und unter <Beschriftungen> die Anzeige der Namen aktiviert und eingestellt.

    Den Layer _landuse_ habe ich dann mit <Vektor-Datenmanagement-Layer teilen> nach Klassen ("class") aufgeteilt und in einem extra Ordner gespeichert. Diesen habe ich dann wieder als Gruppe ins Projekt geladen und die Einstellungen vorgenommen.
    Später habe ich dann festgestellt, dass man die Layer gar nicht teilen muss, sondern unter <Symbolisierung> auch klassifizieren kann. Das muß man im obersten Feld auswählen und unten auf "Klassifizieren" drücken. Dann erscheinen sie direkt im Layerfeld als Unterlayer. (der Nachteil ist hier allerdings, dass bestimmte Formatierungen nur global im Hauptlayer möglich sind)

    Es ist nur verdammt viel Arbeit, die einzelnen Layer und Unterlayer richtig einzustellen. Bei meiner Compe-Software brauche ich nur die komplette .osm-Datei zu importieren und dann werden alle Layer und Unterlayer schön geordnet u. gleich richtig formatiert angezeigt. Dafür hat man in QGis allerdings mehr Formatierungsmöglichkeiten, insbes. beim Text.


    Viele Grüße,

    Josef