Rostpilz Hilfe erbeten

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.834 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Climbingfreak.

  • Liebe Spezialisten des Forums,

    habe in einem Schluchtwald auf Petasites einen Rostpilz gefunden, den ich als Puccinia poarum einschätze. Vielleicht gibt es aber auch andere Möglichkeiten, die ich nicht abschätzen kann. Beim Versuch, die Strukturen zu mikroskopieren, fielen mir verschiedene Zellen (Sporen) auf, die ich nicht wirklich zuordnen kann. Da die Verhältnisse bei diesen Pilzen sehr vielfältig sind und ich kaum Erfahrung damit habe bitte ich euch um Unterstützung.


    Bild 1: Petasites Blatt von oben




    Bild 2: Aecidie auf Unterseite des Blattes



    Bild 3: Vergösserung der Aecidie



    Bild 4: Mikroskopisch sieht man linksdie Zellen aus denen die Aecidie aufgebaut ist (auch in Bild3 zu erkennen)



    Bild 5: hier sieht man neben diesen größeren auch kleinere Zellen, die ich als Sporen anspreche (11-14x15-16µm), leicht mit Kongorot gefärbt



    Bild 6: nochmal die größeren Zellen (16-18,5x32-39µm)





    Vielleicht könnt ihr mir zu diesen Zellen etwas sagen.


    Liebe Grüße

    Erich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Erich!


    Du kannst die Bilder auch problemlos direkt im Forum hochladen, das geht mittlerweile auch bequem mit bis zu 20 auf ein Mal.

    Dann werden sie auch im Beitrag direkt angezeigt. Warum es mit Bildern von externen Seiten nicht mehr möglich ist, >siehe hier<.


    Zu den Pilzen selbst kann ich leider nichts sagen, damit kenne ich mich zu wenig aus. Eine hervorragende Adresse, wo auch regelmäßig Spezialisten für Phytos wie auch Julia Kruse aktiv sind, wäre das >Phyto - Forum<. Es könnte sich lohnen, auch dort eine Anfrage zu starten.



    LG, Pablo.

  • Huhu in die Runde,


    es lohnt sich prinzipiell immer im Spezialforum eine Anfrage zu stellen, da man da direkt bei den Spezialisten anfragt. Danke erstmal für den eindeutigen Titel, da weiß ich wenigstens schon direkt, dass es ein Thema ist, dass eventuell meine Hilfe und Unterstützung benötigt.


    Der Fall auf Pestwurz ist gar nicht mal so leicht, da gibt es nämlich noch einigen Forschungsbedarf. Wir sehen auf den makroskopischen Fotos becherförmige Aezien die in Gruppen auf der Blattunterseite sitzen. Sie sind orangegelb und haben einen umgebogenen, zerschlitzten Rand. Mikroskopische sehen wir die Aeziosporen (die kleineren rundlichen Gebilde) und Zellen der Pseudoperidie. Diese sorgt für diese Becherstruktur und umgibt die Sporenmasse.


    Zu dem Pilz kann man sicher eigentich nur sagen, dass es Aecidium petasitis ist, also ein Rostpilz, der auf Pestwurz diese Aezien ausbildet. Der Pilz kann zu Süßgräsern wechseln (Puccinia poarum agg.) oder zu Sauergräsern (Puccinia dioicae agg.). In beiden Fällen befinden sich innerhalb der beiden Artengruppen wiederum verschiedene Kleinarten. Sie alle werden über die Kenntniss des Wechselpartners und auch grob über die Sporengröße unterschieden, das letzte Wort ist hier aber noch nicht gesprochen.


    Ich selber will im nächsten Jahr mal verstärkt Belege auf Petasites sammeln und durchschauen.


    Sorry dass ich nicht mehr dazu sagen kann.


    Liebe Grüße,

    Julia

  • Hallo Pablo,

    danke für den Hinweis, dass die Bilder nicht sichtbar waren. Habe das nun korrigiert und hoffe es funktioniert jetzt. Werde mir auch das Phyto Forum ansehen, das ich bis jetzt nicht kannte.


    Liebe Grüße

    Erich

  • Hallo Julia,

    vielen Dank für deine Erklärungen. Du hast mir die Fragen worauf es mir ankommt beantwortet: die mir unbekannten Zellen sind also Zellen der Pseudoperidie. Zur Nomenklatur hätte ich noch eine Frage. Du nennst den Pilz Aecidium petasites, der dann auf Gräser wechseln kann und dann Puccinia poarum heißt. Ich weiß, dass diese Pilze einen Wirtswechsel machen und auch unterschiedliche Strukturen auf den Wirten ausbilden. Aber rechtfertigt das auch einen Wechsel des Namens, oder ist das bei dieser Gruppe üblich.

    Ich hoffe das sind nicht allzu dumme Fragen, aber du siehst, ich habe hier nicht viel Erfahrung.


    Liebe Grüße

    Erich

  • Hallo in die Runde,


    ich habe nicht Puccinia poarum anders genannt, ich habe einen Komplexnamen für 2 Arten verwendet, der im Grunde Synonym ist. Ich habe um auszudrücken dass ich hier keine Bestimmung machen kann den Namen Aecidium petasitis benutzt, der nomenklatorisch existiert und als Begriff den möglichen Wechsel zu Seggen oder eben Süßgräsern (was zwei paar Schuh sind) bezeichnet. Das macht man zum Beispiel bei dem Wolfsmilchrost den viele "Erbsenrost" nennen auch, da nennt man das Aecidium euphorbiae, weil eine genaue Artansprache auf Wolfsmilch nicht möglich ist. In diesem Namen stecken 25 oder mehr Uromyces Arten, die zu verschiedenen Schmetterlingsblütlern wechseln.


    Ich hoffe ich konnte die Verwirrung etwas entwirren.


    Liebe Grüße,

    Julia

  • Liebe Julia

    Das ist in der Tat äußerst verwirrend. Man müsste also den gesamten Lebenszyklus, inklusive Wirtswechsel eines Pilzes verfolgen um eine Art genau ansprechen zu können. Und selbst dann: wenn ein Wolfsmilchrost auf zwei verschiedenen Zweitwirten wechseln kann - ist das einfach im Rahmen seiner Variationsmöglichkeiten, oder sind es dann 2 verschiedene Arten?

    Ich möchte die nomenklatorische Diskussion gar nicht weiterführen, da mir ohnehin das Basiswissen fehlt, sondern nur meine Verwirrung zum Ausdruck bringen.

    Auf jeden Fall danke für deine Bemühungen mir ein wenig Klarheit zu verschaffen.

    Liebe Grüße

    Erich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erich,


    ich melde mich hier auch mal zu Wort. Jule hat ja alles schon vortrefflich erklärt. Nur von meiner Seite was allgemeines dazu. Bei vielen Rostarten reicht es schon aus, dass du die Pflanze identifizieren kannst und das Stadium des Rostpilzes an der Pflanze. Ich schlage dann im Klenke/Scholler, dem Bestimmungsbuch für phytopathogene Pilze (Roste, echte und falsche Mehltaue, Brandpilze, "Wucherlinge" und Chitridiomyceten) nach, mikroskopiere noch ggf. und bestimme den Pilz meist.


    Dann gibts noch Rostpilze an bestimmten Pflanzen, wo der Wirtswechsel wirklich wichtig wird (die sind dann in dem Buch genannt). Das ist als Hobbymykologe nicht mehjr zu leisten, denn dafür müsstest du direkt den potentiellen Wirtswechselpartner mit der entsprechenden Rostpilzart gezielt infizieren und dann schauen, ob dieser darauf wächst. Die einzige Chance die du hast, ist aszuschließen, dass bestimmte Wirtswechselpartner in einem Umkreis von X km um deinen Fundort wachsen oder nicht. So wie ich Jule verstanden habe, ist das auch Gegenstand der aktuellen Forschung. Da wird ohne genetische Analyse nix gehen...


    l.g.

    Stefan


    Jule möge mich bitte korrigieren, wenn ich falsch liege,

  • Hallo Stefan,

    dieses Buch werde ich mir wohl zulegen, da mich diese Organismen sehr zu interessieren beginnen. Auch wenn es für einen Hobbymykologen nicht immer möglich ist einen Pilz bis zur Art bestimmen, aber wie du anmerkst, ist das auch für Fachleute nicht immer einfach.

    Auf jeden Fall bedanke ich mich, dass ihr so viel Zeit aufgewendet habt, einem interessierten Laien weiterzuhelfen.


    Liebe Grüße

    Erich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    kein Problem. :) Ich für meinen Teil bin auch erst "Laie" in dem Gebiet; mein Problem stellt bei Wildpflanzen meist die korrekte Pflanzenbestimmung dar. Jule ist hier neben ein paar wenigen Pilzlern deutschlandweit absoluter Profi. ;) Da brauche ich definitiv öfters mal Hilfe. Meine Phytoarten-Funde sind demzufolge noch recht übersichtlich, aber immerhin ist das was wunderbares Pilzhobby bei absoluter Trockenheit. Die Phytos kommen da meist recht gut, weil die Pflanzen geschwächt sind.


    Ich hab in letzter Zeit einiges an echten Mehltauen und Rosten gefunden.


    Das Tolle am Klenke/Scholler ist, dass du quasi sofort loslegen kannst. Die Schlüssel und Pilzbeschreibungen sind top; du kannst quasi ohne viel Zusatzwissen direkt loslegen.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.