Harter Knochen -> Ganoderma

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.228 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Habicht (†).

  • Hallöchen zusammen,


    auch diesesmal habe ich wieder Bilder mitgebracht und der Kandidat liegt noch hier.
    Gefunden habe ich ihn an lebendigem Prunus, sehr weit unten, knapp über dem Boden. Die Kirsche ist schon lange pilzgeschädigt und wurde nach Sturmtief Ela (Sommer 2014) etwa auf Brusthöhe gekappt ... heute war der teils schon ausgehöhlte Rest dran ... ein "Oben" gab es da also garnicht mehr wirklich.
    Der Kandidat ist bretthart, die Hutkruste ließ sich nicht auch nur ein bischen eindrücken.
    Als ich das Moped vom Baum abgeknibbelt habe (war an einer morschen stelle, ging ganz leicht), war die Hutunterseite einheitlich weiß, schon fast leuchtend weiß.
    Ich habe den dann noch ein paar Stunden in der Jackentasche über die Baustelle getragen und unbewußt immer mal wieder dran rumgefingert. Dabei bekam er dann wohl die braunen Flecken. Ich habe dann mal versucht, einen gezielten Fleck zu verursachen, aber so schnell verfärbte da sich nun auch wieder nichts, es scheint also etwas Zeit zu brauchen. Ein Ritz mit dem Fingernagel sollte auch zu erkennen sein aber auch da brauchte die Färbung mehrere Minuten.
    Die weiße Unterseite fühlt sich etwas an wie Zuckerguß an Weihnachtsplätzchen, jedoch ohne zu kleben.
    Natürlich habe ich den dann auch tranchiert. Das war schon sehr schwer, gefühlt ist das Messer jetzt stumpf, der nächste bekommt das Brotmesser zu spüren. :D
    Ich habe dann auch mal das Feuerzeug drangehalten ... es wurde heiß ... also das Feuerzeug, nicht der Pilz. Der brauchte deutlich länger und irgendwann begann er zu glühen (letztes Bild), das dann aber sehr ausdauernd. Nachdem ich die Glut abgekratzt glaubte, fing es wieder an zu glühen. Ich glaube, er ist jetzt aus aber der übernachtet sicherheitshalber im Aschenbecher. Gebrutzelt hat da meineserachtens nichts und auch nicht Blasen geschlagen oder so.
    Der Pilz riecht sehr angenehm pilzig. Nach dem durchschneiden hat das meine Rauchernase sogar ohne dran rumzuschnüffeln wahrgenommen, der Geruch muß dabei also sehr intensiv gewesen sein.
    Ich kann mit dem Bild der Schnittfläche nicht viel anfangen, dazu fehlt mir noch die Literatur und die Erfahrung, der Schnitt war zum Zeitpunkt der Aufnahme keine 5 Minuten alt.
    Die Brauntöne kommen auf den Bildern etwas roter und heller als im echten Leben rüber.






    Tja, dann kommt jetzt wohl der Moment, wo ich mich entweder hoffnungslos blamiere oder Glück mit meinem Bestimmungsversuch hatte.
    Mein erster Gedanke war Phellinus und dazu würden das ausdauernde Glimmen und die rissige Hutkruste auch sehr gut passen, wie ich gelesen habe aber oben Braun und unten weiß, das paßt nicht zu den Phellini, die ich kenne. Optisch kämen einige Ganoderma-Arten hin, so richtig drauf malen konnte ich nicht und die Hutkruste war nicht eindrückbar. In meiner naiven kleinen Pilzwelt wäre das also Ganoderma adspersum (Wulstiger Lackporling). :shy:
    Was sagt eure große Pilzwelt dazu?


    Im Voraus schonmal vielen Dank für eure Hilfe.


    Achso ... essen will ich den wie üblich natürlich nicht, das würde mir schon mein Zahnarzt verbieten.


    Edith meint noch, daß ich vielleicht auf die Porengröße zu sprechen kommen sollte. Ich finde den irre feinporig, mit bloßem Auge und auch mit Brille erkenne ich auf einigen Flächen keine Poren ... scheiß Augen halt. Mit der Lupe und drübergehaltenem Zollstock zähle ich 4-6 Poren pro laufenden Millimeter. Das ist aber keineswegs eine genaue Messung ... mit Augen habe ich es nicht so, dafür aber scheinbar mit vielen Worten :D

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Hessekopp ()

  • Hallo Hessekopp,


    erstmal finde ich deine Beschreibung sehr ausführlich und dein trockener Humor gefällt mir auch sehr gut !
    Ich würde deinen Fund "Ganoderma lucidum" nennen, wobei das nur eine Vermutung ist und ich weit davon entfernt bin, ein "Experte" zu sein... ;)


    VG
    Wolfgang

    ----------------------------------------------------
    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

  • Hallo,


    eventuell hilft dir dieser Link weiter,


    http://www.arboristik.de/2010/roehrenschichtanalyse.htm


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Lackporling stimmt auf jeden Fall, und ausgehend von Wuchform, Tramafarbe und der dicken Hutkruste wäre >Der Wulstige< schon die naheliegedste Lösung.
    Allerdings habe ich ab und an schon lustige Überraschungen beim mikroskopieren (von solchen ganodermas) erlebt. Meistens passt es aber bei der Ausprägung makroskopisch auch schon. Was man sicher sagen kann: Es ist entweder der Wulstige oder der Flache. Andere Arten der Gattung kommen in Mitteleuropa nicht in Frage.


    PS.: Ganoderma lucidum bildet immer einjährige Fruchtkörper (und einen Stiel). Hier sind aber mehrere Röhrenschichten (3) erkennbar, darum scheiden alle einjährigen Arten der Gattung aus. ;)



    LG, Pablo.

  • ..."PS.: Ganoderma lucidum bildet immer einjährige Fruchtkörper (und einen Stiel). Hier sind aber mehrere Röhrenschichten (3) erkennbar, darum scheiden alle einjährigen Arten der Gattung aus. ;)"


    LG, Pablo.


    Hallo Pablo, genau so ist es, danke !!! :)
    VG
    Wolfgang

    ----------------------------------------------------
    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

  • Soso, die Holzpilzbestimmer treffen sich still und heimlich irgendwo in einem Forenhinterzimmer und fallen dann alle aufeinmal in Form einer Stante Pede über mich her, während ich mein Eingangsposting noch um eine Bemerkung über die Poren erweitere. :D
    Es befriedigt mich ungemein, daß ich ja zumindest schonmal gut gelegen zu haben scheine. Eventuell wirds ja langsam aber irgendwann greife ich bestimmt mal ganz tief ins Klo. Ich lerne mit jedem Pilz auch und vorallem durch dieses Forum noch sehr viel dazu. :thumbup:


    lupus: Ich versuche lediglich, alle gewonnenen Eindrücke wiederzugeben. Da ich noch keine Ahnung habe, worauf es ankommot und was wirklich interessant ist, gebe ich einfach alles wieder, was mir so aufgefallen und durch den Kopf gegangen ist. Da ist dann sicher auch mal die ein oder andere Information dabei, die völlig überflüssig oder unfachlich geschildert ist. Naja ... und mit nen bischen Spaß anne Backen geht alles deutlich leichter von der Hand, das kann bei der Pilzbestimmung unmöglich anders sein.
    Nur ein Photo oder auch eine Photoserie ist mir bei der Baumbestimmung oftmals auch etwas zuwenig, gelegentlich sind es die eher unscheinbaren Details, auf die es ankommt.

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Hessekopp ()

  • Da nichtsmehr nachzukommen scheint, bedanke ich mich bei allen Beteiligten und auch denen, die sich wenigstens kurz mal Gedanken gemacht, dann aber doch nichts geschrieben haben.

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.


  • Da nichtsmehr nachzukommen scheint, bedanke ich mich bei allen Beteiligten und auch denen, die sich wenigstens kurz mal Gedanken gemacht, dann aber doch nichts geschrieben haben.



    Einen flachen Lackporling solltest du gefunden haben, so interpretiere ich deinen Fund über die Röhrenschichtanalyse.


    Den Link dazu habe ich dir eingestellt, vergleichen musst schon selber.


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hi, Peter!


    Ich kann bei diesem Fund im Schnittbild keine Tramaschicht zwischen den Röhrenzuwächsen ausmachen.
    Und ganz ehrlich: Allzu sehr würde ich mich darauf als Merkmal auch nicht verlassen. Ist nur so ein Gefühl, aber ich könnte mir ganz gut vorstellen, daß das auch witterungsabhängig ist, ob ein Pilz es für nötig hält, die alten Röhren zu verschließen bevor er neue drunterwachsen lässt, oder ob die einfach offen bleiben können.
    Aber es ist ein Ansatzpunkt, den man beim Gesamtbild berücksichtigen sollte.



    LG, Pablo.

  • Den Link über die Röhrenschichtanalyse zur Altersbestimmung habe ich gelesen.
    Bezüglich einer eventuell vorhandenen Tramaschicht zwischen den Röhrenzuwächsen könnten die Bilder durch Verkleinerung und doppelte Kompression (kleinformatigeres jpg vom großen jpg-Original) täuschen. Ich habe die eine Hälfte des Pilz-FKs, die noch da ist und nicht mit dem restlichen Aschenbecherinhalt im Müll gelandet ist, gerade nochmal unter die Lupe genommen und erkenne da keine Trennschicht. Auch dem Link nach lande ich also bei Ganoderma adspersum.
    Die Pilzportraits von Beorn hier im Forum und bei 123pilze unterscheiden die beiden nach Eindrückbarkeit der Hutkruste und weißen Streifen in der Trama ... bei meinem läßt sich da nichts drücken und weiße Streifen finde ich auch nicht. Beorn nimmt in seinem Portrait hier noch die Dicke der Hutkruste hinzu, die variiert bei meinem FK im Grenzbereich. Bei älteren Teilen des Pilzes ist sie knapp über dem Millimeter, bei jüngeren eher knapp drunter, soweit ich das erkennen kann. Es ist aber auch ne ganz schön fummelige Angelegenheit, mit der einen Hand nen Zollstock und den FK so zu halten, daß die Orientierung von Hutkruste und Zollstock zueinander passen und mit der anderen Hand die Lupe vor die Brille zu klemmen.
    Ich lande also immer wieder bei Ganoderma aspersum.

    Viele Grüße,
    Hessekopp


    Ich bin blutiger Pilz-Anfänger. Wer auf meine Bestimmung hin etwas isst oder auch nur in den Mund ninnt, begeht möglicherweise einen schweren Fehler.

    Einmal editiert, zuletzt von Hessekopp ()


  • Hier sind aber mehrere Röhrenschichten (3) erkennbar, darum scheiden alle einjährigen Arten der Gattung aus. ;)



    Die 3 sehe ich auch, ;)




    Ich kann bei diesem Fund im Schnittbild keine Tramaschicht zwischen den Röhrenzuwächsen ausmachen.

    Und ganz ehrlich: Allzu sehr würde ich mich darauf als Merkmal auch nicht verlassen. Ist nur so ein Gefühl, aber ich könnte mir ganz gut vorstellen, daß das auch witterungsabhängig ist, ob ein Pilz es für nötig hält, die alten Röhren zu verschließen bevor er neue drunterwachsen lässt, oder ob die einfach offen bleiben können.
    Aber es ist ein Ansatzpunkt, den man beim Gesamtbild berücksichtigen sollte.



    Hallo Pablo,


    das geht sich nicht aus. Du bestimmst das Alter richtig, über die Röhrenschichten. Einen Schritt weiter meinst du Ich kann bei diesem Fund im Schnittbild keine Tramaschicht zwischen den Röhrenzuwächsen ausmachen.


    Nach welchen Kriterien hast du das Alter bestimmt?


    Und ganz ehrlich, degradierst du die Wissenschaftler der Röhrenschichtanalyse mit deiner Meinung nicht auf Ramschniveau?


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hö?
    Ich verstehe gerade kein Wort. :(
    Ist doch alles glasklar: Da sind drei Schichten Röhren erkennbar. Diese sind untereinander nicht von einer deutlichen Tramaschicht getrennt.
    Insofern deckt sich meine Bestimmungsidee sogar mit den Aussagen in dem verlinkten Artikel.
    Zur Qualität des Artikels kann ich in den meisten Punkten gar nichts sagen, habe ich auch nicht.
    Nur zu dem teil, der sich mit der Bestimmung beschäftigt, habe ich folgende Tatsache festgestellt: Bestimmungsrelevant sind letztlich die Merkmale, die ich bei Ryvarden, Gilbertson usw lese, denn da weiß ich daß die Merkmale über Dekaden hinweg akribisch studiert und gesammelt wurden. Das basiert nicht nur auf einem oder zwei Dutzend Funden, sondern auf hunterten, wenn nicht Tausenden. Kombiniert in den neuesten Untersuchungen natürlich mit Gensequenzen, Kulturverhalten usw.


    Das einzige was ich gemacht habe, war den Artikel zu loben: Weil er mal ein weiteres merkmal in den Fokus rückt, auf das es sich zu achten lohnt. Und wenn sich da im Laufe weiterer Untersuchungen ein Zusammenhang mit den eindeutigen Bestimmungsmerkmalen (in dem Fall also in allererster Linie: Sporengröße) herauskristallisiert: Super. :thumbup:



    LG; Pablo.



  • Hallo.


    Hä?
    Ich auch nur Bahnhof :(


    Ist doch alles glasklar, die drei Schichten sind deutlich durch eine Tramaschicht abgegrenzt. Das spricht für applanatum, der Röhrenschichtanlyse folgend.


    Natürlich hast du Recht, im Laufe weiterer Untersuchungen kann sich weiteres herauskristallisieren.


    Solange es dazu es nichts gibt, arbeite ich mit der RSA , RöhrenSchichtAnalyse im Feld, Fundbestimmung vor Ort. Applantum ist allgegenwärtig, adspersum habe ich noch nicht angetroffen.


    Meine Meinung dazu, danke dir für die deine,


    :)


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan