Funde vom Wochenende - Röhrlinge, Milchlinge, Boviste und mehr

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  • Liebe Pilzfreunde,


    gestern und heute habe ich einige Erstfunde gemacht, die ich Euch gerne zur Bestimmung zeigen möchte. Ich habe fast alle selbst bestimmt, bin mir aber nicht 100%-ig sicher.
    Für Bestimmungshilfe, Korrekturen und Tipps bin ich Euch, wie immer, sehr sehr dankbar! ;)


    Gestern waren wir im Mischwald auf sandigem Boden - Kiefer, Birken, Eichen, Linden:
    1)
    Boviste: gefunden so gut wie in allen Waldabschnitten.
    Größe: ca 1-4 cm.
    Fleisch ist immer dunkel marmoriert (siehe Schnittbilder), riecht etwas komisch nach Gas.
    Ohne Stiel bzw. ein kurzer Pseudostiel mit Würzeln.
    Mein Bestimmungsversuch: Leopardenfell-Hartbovist, alias Gefelderter Kartoffelbovist (Scleroderma areolatum) aber ich bin mir nicht ganz sicher. Zumindest die Gattung Scleroderma müsste stimmen.
    Auf dem Schnittbild von kleinstem dient 1€-Münze als Unterlage.

    Schade dass solche Boviste nicht essbar sind! Einziger Massenpilz zur Zeit im nahen Wald. Hier ca. 10 Stück in einem Bild:


    2)
    Gefunden im Mischwald, unter Eiche und Linde. Im Umkreis von 20 Meter gab es auch Kiefer und Birken.
    Hut: aufgerissen, Farbe so etwa wie beim Bikenporling.
    Stiel: dunkel braun, starker Kontrast zu den weisslichen Röhren
    Röhren: frei oder vielleicht ausgebuchtet, frei wirkend.
    Geschmack und Genuss: pilzig neutral
    Mein Bestimmungsversuch: Hasenröhrling (Gyroporus castaneus), 99% sicher.
    Leider war der große Pilz madig und der kleiner wäre der einzige in der Pfanne gestern... Also, habe ich heute die Beiden in einem anderen Wald under der Eiche zum Vermehren freigelassen.


    3)
    Das könnten meine ersten Grünen Knollenblätterpilze sein.
    Gefunden unter einer Birke. In der Nähe gab es auch Kiefer.
    Geruch: unangenehm süßlich, widerlich wie manches süssliches Parfüm.
    Stiel: hell genattert. Der Ring war mal da, aber ist evtl. abgefallen.
    Stielbasis: knollig, mit Scheide
    Lamellen: wellig, fast frei.
    Hut: hell, ganz leicht gelblich/grünlich
    Irgendwie hatte ich so viel Respekt vor diesem Pilz, dass ich ihn nicht wirklich mitnehmen oder mit meinem Pilzmesser schneiden wollte. Selbst das Anfassen hat sich komisch angefühlt. Deshalb gibt es nur schlechte Fotos aus dem Wald. Mit einem Stöckchen habe ich ihn der Länge nach zerteilt, damit ich so was wie ein Schnittbild habe.


    Und heute waren wir in einem anderen Wald, alle folgende Funde sind von heute:
    4)
    Ich kann die Stockschwämmchen noch nicht bestimmen. Ich nehme alles was für mich nach einem Stockschwämmchen aussieht in einem separaten Behälter mit, um zu Hause die Merkmale durchzugehen.
    Gefunden auf einem sehr alten bemoosten Ast.
    Geruch und Geschmack: pilzig angenehm, vielleicht etwas sauerlich.
    Hutdurchmesser: ca 1-3 cm.
    Anbei auch einige Pseudo-Makrofotos vom Stiel, gemacht mit dem Retroadapter.


    5)
    Gefunden in einem Fichtenwald.
    Hut und Stiel: hellbraun
    Röhren gelb, auf Druck blau, leicht herablaufend.
    Geruch und Geschmack: angenehm pilzig und tatsächlich leicht harzig, nach Nadelholz.
    Mein Bestimmungsversuch: Nadelholzröhrling (Buchwaldoboletus lignicola), 99% sicher. Und 100% sicher dass es ein essbarer Röhrling ist - kein Netz am Stiel, blauend, guter Geruch und Geschmack.


    6)
    Hainbuchenröhrling (Leccinellum griseum, Syn. Leccinum pseudoscabrum), 100% sicher
    Ein typischer Raufuß-Habitus. Wuchs natürlich unter einer Hainbuche. Verfärbte sich an der Schnittfläche langsam schwarz. In der Pfanne war er dann ganz schwarz!


    7)
    Olivbrauner Milchling (Lactarius turpis), 99% sicher.
    Gefunden im Fichtenwald mit vereinzelten Laubbäumen. Unweit voneinander entfernt wuchsen Dutzende davon!
    Geruch neutral. Geschmack scharf.
    Milch: weiss.


    Esstechnisch gesehen war heutige Pilztour ein kleiner Erfolg. Für die Pfanne gab es 670g Pilze (von links nach rechts):
    2 Sklerotienporlinge, ein Hainbuchenröhrling (mein Erstfund), ein Täubling, ein vermutlicher Nadelholzröhrling (mein Erstfund), ein mini-Flocki, 3 Perlpilze und über ein halbes Kilo Pfifferlinge!


    Und sonst haben wir noch einige Gallenröhrlinge gesehen, die fast alle auf sehr altem Holz wuchsen. Ein Schönfussröhrling ist uns auch begegnet und noch zwei große Reizker (evtl. Fichtenreizker), die aber zu alt und zu madig waren. Also, es gibt aktuell Pilze in den Wäldern, aber nicht mehr so viel wie vor 2-3 Wochen.


    Vielen Dank im Voraus fürs Feedback und einen schönen Abend noch!
    Alex

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Die Boviste kann ich nicht beurteilen (muss man mikroskopieren, die Dinger).
    Ansonsten:
    Nr. 2: Korrekt, Gyroporus castaneus. :thumbup:
    Nr. 3: Auch da kannst du das fehlende Prozent noch ergänzen, das ist definitiv Amanita phalloides. :thumbup:
    Nr. 4: Auch die sind richtig bestimmt, solche Schuppen kann ein Gifthäubling nicht. Die Gegenüberstellungen von Anna hier im Forum kennst du bestimmt?
    Gifthäublinge findest du auch irgendwann, die sind hier in der Ecke ebenfalls häufig. Wenn man beide mal kennt udn verglichen hat, dann kommt die Sicherheit und damit der Genuß.
    Nr. 5: >Des isser< :thumbup: Da würde mich bei Gelegenheit der Fundort interessieren, ich kenne bisher nur zwei hier in der Ecke (bei HD - Kohlhof & Langenzeller Buckel bei Dielsbergerhof).
    Nr. 6: Auch da gebe ich dir das fehlende Prozent gerne. Der ist aber nichts zum silieren, oder? Irgendwo meine ich mal gelesen zu haben, daß der ein paar komische Inhaltsstoffe hat, wenn er wohl auch nicht direkt als Giftpilz gilt.


    Eine schöne Runde hast du gehabt, ich hab's nur am Samstag viel zu kurz mal vor die Tür geschafft und dabei ncoh viel zu wenig gesehen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Danke für die schnelle und wie immer sehr hilfreiche Antwort! :thumbup:


    zur #3: Wow, jetzt habe ich den Giftpilz Nr. 1 gefunden.
    zur #4: die Bilder von Anna habe ich gesehen und finde sie super! Die Manschette ist immer noch so ein Punkt wo ich mir nicht ganz sicher bin. Die Schuppen sind ein gutes Merkmal, aber eine absolute Sicherheit habe ich noch leider nicht, deshalb werden die mutmaslichen Stockschwämmchen bei uns noch nicht gegessen. Mir fehlt da noch die Erfahrung. Diese sammle ich gerne :)
    zur #5: der Fundort ist im Pfälzer Wald hinter Bad Dürkheim. Der Fund ist definitiv ein Einzelstück.
    zur #6 (eigentlich 7): mit Silieren fange ich nicht an bis ich ein Eimer voll habe, sonst lohnt es sich meiner Meinung nach nicht. Auch die neuesten Erkentnisse sprechen klar gegen dem Verzehr der Olivbraunen Milchlingen, egal ob siliert oder nicht.


    Danke und Gruß!
    Alex



  • Warum sehe ich bei Nr.4 keine Schuppen? Hoffentlich noch keine Sehschwäche! Oder hat noch jemand Probleme mit dem Erkennen, oder steh ich da allein?
    V.G.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    bei solchen älteren Fruchtkörpern sind die Schuppen manchmal ziemlich ausgedünnt und nicht mehr gut sichtbar. Darum hat Alex ja die beiden Bilder (zweites und letztes unter 4.) mit der Nahansicht vom Stiel gezeigt, darauf sind die Schuppen unter dem Ring zu erkennen.



    LG, Pablo.