Pyrenomycetes an Waldrebe (Clematis vitalba)

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 7.579 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Servus,


    ich habe heute mal an einem Schlüssel für die Kernpilze an Clematis (Waldrebe) gearbeitet und möchte die Ergebnisse hier zur Verfügung stellen. Ob die Informationen nun für die Kartierung in einem bestimmten Gebiet oder einfach nur für die Wissenserweiterung genutzt werden, spielt hierbei keine Rolle. Alleine die Existenz von winzigen, meist unscheinbaren und völlig unbekannten Pilzen ist faszinierend, sobald man sie makro- und vor allem mikroskopisch erfasst. Interessant ist die enorme Vielfalt, wobei die Waldrebe mykologisch gesehen nicht unbedingt als Hotspot gilt.


    Bevor ich aber hier über Pilze schreibe, möchte ich die Waldrebe kurz vorstellen.





    Es handelt sich um eine an Gegenständen hochrankende, strauchartige Pflanze mit kreuzartigen Verzweigungen und stark rillig unebener Rindenoberfläche, welche bei dickeren Ästen abblättert und dann oft absteht. Die Pflanze bildet eine vesikular-arbuskuläre Mykorrhiza mit Pilzen, die keine Fruchtkörper bilden und somit nicht sichtbar sind. Abgestorbene Äste sind nicht einfach zu erfassen, da der innere Teil immer noch aktiv sein kann. Für die saprob lebenden Pilze auf oder in der Rinde würde dies aber keine große Rolle spielen.


    Häufig sind Clematis-Äste auch von Flechten verschiedener Art besetzt (Xanthoria parietina, Physcia, Lecania cyrtella).


    Nach meinen Recherchen gibt es 14 clematis-besiedelnde Kernpilze, sowohl aus der Klasse Sordariomycetes als auch aus der Klasse Dothideomycetes. Der Unterschied zwischen diesen Klassen liegt in der Ascuswand, die bei ersteren einfach und bei letzteren doppelt geschichtet ist. Bei der Erstellung des Schlüssels bin ich auf diese Unterscheidung nicht eingegangen, da es vor allem für Einsteiger nicht ohne weiteres erkennbar ist, wie die Wand der Sporenschläuche nun aussieht.


    Von den 14 Arten habe ich bis jetzt 7 selbst untersucht. Die häufigste Art ist Rebentischia unicaudata, welche an fast jedem Ast gefunden werden kann, zu jeder Jahreszeit.


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    Schlüssel für die saprob an Waldrebe (Clematis) wachsenden Kernpilze (bwergen, 2013)



    Aufstellung der untersuchten Arten:


    1. Waldreben-Anhängsel-Kugelpilz, Broomella vitalbae








    2. Waldreben-Schmalsporkugelpilz, Leptosphaeria haematites





    3. Gewöhnlicher Waldreben-Kugelpilz, Pleospora vitalbae







    4. Geschwänzter Kammkugelpilz, Lophiostoma caulium






    5. Gewöhnlicher Brombeer-Kammkugelpilz, Lophiotrema rubi





    6. Kraut-Kugelpilz, Pleospora herbarum






    7. Rebentischia unicaudata




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    Da es noch einige Arten zu finden gibt, wird der Beitrag bei Gelegenheit fortgesetzt und der Schlüssel mit neuen Arten ergänzt.




    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Starke Sache! :thumbup:
    Erinnert mich irgendwie an den >Sordariomyceten - Schlüssel<.
    Nur eben spezieller.
    Müsste man fast irgendwie miteinader assoziieren, die beiden Themen.
    Aber ich muss sowieso erstmal nachgrübeln, wie ich das in die Übersichtstafel einpflege.


    Die Arbeit hier ist jedenfalls genial.



    LG, Pablo.

  • Wow. Danke für die Mühe, Björn! Die Aufnahmen sind natürlich wieder einsame Spitze...


    ... ich glaub, ich muss auch mal wieder Stöcker drehen gehen und mikroskopieren... ich weiß schon gar nicht mehr, wie ein Mikroskop aussieht! :D


    Jedenfalls: Spitzenbeitrag! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sarah!


    Für dich wären dann ja eigentlich marine Pilze angesagt. An Land wächst da ja ohnehin nicht so viel. Das wäre auch ein recht exklusives Spezialgebiet. ;)



    LG, pablo.

  • Wieder mal ganz großes Kino von Dir, quasi ein Björnbuster!
    Danke! :thumbup:


    Dann will ich mal schauen, wo bei uns die Clematis wächst!
    Einige Arten wären auch recht interessant für Sachsen! ;)


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    Einmal editiert, zuletzt von nobi ()

  • Hallo,


    ich habe auf der Clematis noch etwas gefunden, und zwar diese Nebenfruchtform:





    Es handelt sich um Hendersonia, welche für Pleospora-Arten typisch ist (nicht für Lewia).


    Ich denke, es handelt sich bei dem Fund von E. Rubio (ascofrance) ebenfalls um Pleospora vitalbae.


    Der Schlüssel wurde natürlich angepasst.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
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