Ausbruch der Raritäten: Pilzfestival III (Teil 1)

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 8.406 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Hallo,


    Rada und ich haben uns besagten letzten Samstag erneut an einen Tisch gesetzt und uns überlegt, wohin wir diesmal gehen können, wobei man sagen muss: Der Mann ist auf alles vorbereitet, ein exzellenter Exkursionsführer und ein wissbegieriger Pilzkenner. Wenn wir zusammen in die Pilze gehen, platzen Gürtel und brechen Brillengestänge über...so rasant geht es da zu (nein, wir haben uns NICHT gekloppt) :D


    Aber zur Sache: Die Blindfische (Ralf, ich) waren natürlich aufgrund der Abwesenheit eines Adlers (Melanie) völlig orientierungslos, und so haben wir nur 1/3 der eigentlichen Ausbeute gefunden. WAS wir dann aber gefunden haben, sind z.T. recht interessante Sachen. Ihr seht selbst ;)


    Ich werde euch als Hilfe ein paar Merkmale zu jeder Art schreiben, damit ihr eine ungefähre Vorstellung davon habt, wie dat so aussieht.


    ----------------------
    aleuriaaurantia2.jpg
    Orangebecherling, Aleuria aurantia
    Fruchtkörper 10-120 mm breit, ohne Randhaare, ohne Stielteil, auf Erdboden.


    humariahemisphaerica5a.jpg


    humariahemisphaerica5c.jpg
    Halbkugeliger Borstling, Humaria hemisphaerica
    Fruchtkörper 6-20 mm breit, mit braunen Randhaaren, ohne Stielteil, auf Erdboden.


    lamprosporadicranellae1.jpg


    lamprosporadicranellae1.jpg


    lamprosporadicranellae1.jpg
    Kleingabelzahnmoosbecherling, Lamprospora dicranellae [pers. Erstfund]
    Fruchtkörper 1-3 mm breit, ohne Randhaare, aber mit steriler Randzone, ohne Stielteil, auf Erde in Verbindung mit Moosen.
    Anmerkung: Es ist nicht abschließend geklärt, ob die Art an Dicranella oder an Ditrichum wächst.


    leucoscyphaleucotricha3.jpg
    Weißhaariger Borstling, Leucoscypha leucotricha
    Fruchtkörper 5-18 mm breit, mit weißen Randhaaren, ohne Stielteil, auf Erde (mit Moos vergesellschaftet?).


    octosporaleucoloma1a.jpg


    octosporaleucoloma2c.jpg
    Weißrandiger Moosbecherling, Octospora leucoloma [pers. Erstfund]
    Fruchtkörper 1-4 mm breit, ohne Randhaare, jedoch mit filzigem, sterilem Rand, ohne Stielteil, auf Erde mit Moosen vergesellschaftet (Bryum).


    pezizabadia3.jpg
    Kastanienbrauner Becherling, Peziza badia
    Fruchtkörper 50-130 mm breit, ohne Randhaare, ohne Stielteil, auf Erde.


    pezizagerardii3.jpg
    Gerard's Violettbecherling, Peziza gerardii
    Fruchtkörper 2-15 mm breit, ohne Randhaare, aber mit sterilem, körnigen Rand, ohne Stielteil, auf Erde.
    Anmerkung: makroskopisch den Funden aus anderen Gebieten überhaupt nicht ähnelnd, ergab die mikroskopische Untersuchung genau diese Art.



    So Teil 2 folgt heute Abend oder spätestens morgen ;)

    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

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  • Hallo Björn
    Super Bilder:thumbup:
    Es ist immer wieder überraschend, wie schön auch diese teilweise winzigen Becherlinge aussehen. Am Sonntag habe ich zufällig Zitronengelbe Reisigbecherlinge gefunden. Unter der Lupe (10X) sahen die richtig toll aus. Habe mir vorgenommen, die Lupe nicht mehr zu vergessen.

  • scutelliniascutellata3a.jpg


    scutelliniascutellata3c.jpg


    scutelliniascutellata3d.jpg
    Scharlachroter Schildborstling, Scutellinia scutellata
    Fruchtkörper 2-10 (15) mm breit, mit braunen, relativ auffallenden Randhaaren, ohne Stiel, auf Holz.


    sphaerosporellacf1a.jpg


    sphaerosporellacf1b.jpg


    sphaerosporellacf1c.jpg


    sphaerosporellacf1d.jpg


    sphaerosporellacf1e.jpg
    Dahlheuser's Schildborstling, Sphaerosporella dahlheuseri [pers. Erstfund]


    bisporellacitrina2.jpg
    Zitronengelbes Reisigbecherchen, Bisporella citrina
    Fruchtkörper 0,5-2 mm breit, ohne Randhaare, mit sehr kurzem Stielteil dem Substrat aufsitzend, meistens an abgestorbenem Buchenholz (unberindet).


    leotiaatrovirens1a.jpg


    leotiaatrovirens1b.jpg
    Grüne Erdzunge, Microglossum viride [pers. Erstfund]
    Fruchtkörper bis 30 mm hoch, Kopfteil bis etwa 8 mm breit, auf Erdboden wachsend.


    Teil 3 folgt später, ich muss los, arbeiten :D

    lg björn

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  • Hallo Björn,


    Danke für die Fotos und die Erklärungen dazu. Obwohl ich das ja alles schon "live" gesehen habe (natürlich ohne die Mikroskopfotos) bin ich doch schwer begeistert und beeindruckt.
    Vielen Dank auch für die Blumen und die Ehre, mich beim Arbeitsnamen der möglicherweise neuen Spezies zu berücksichtigen.
    So etwas war nie mein Ziel, aber es freut mich natürlich mächtig.


    Davon abgesehen zeigt es aber auch, dass dieses Feld der Mykologie noch gutes Erfoschungspotential zu haben scheint. Man muss also nicht in den tropischen Regenwald reisen, um etwas unbekanntes oder sehr seltenes zu entdecken.


    Vielleicht auch Anlass für die/den eine(n) oder andere(n) sich auch mit dieser eigenen, kleinen Welt zu befassen.

  • Hallo Björn,


    tolle Porträts - danke fürs Zeigen. Deine Leotia atrovirens erinnert mich stark an Microglossum viride - was meinst Du?


    Gruß, Andreas


  • Hallo Björn,


    tolle Porträts - danke fürs Zeigen. Deine Leotia atrovirens erinnert mich stark an Microglossum viride - was meinst Du?


    Gruß, Andreas


    Hi Andreas,


    das ist diskussionswürdig. Die Mikromerkmale passen prinzipiell sowohl auf L. atrovirens als auch auf Microglossum viride. Dem Aussehen nach könnte es durchaus M. viride sein, ich hatte mich nämlich bei der Untersuchung schon gewundert, warum der Stielteil derart glatt in den Kopfteil übergeht. Leotia atrovirens soll wohl, falls es sie denn gibt, ähnlich gestaltet sein wie Leotia lubrica, die man ja gewöhnlich in allen möglichen Farben zwischen gelbbraun und olivgrün finden kann. Demzufolge schließe ich mich eigentlich der Auffassung an, dass es eine Leotia atrovirens nicht gibt, insbesondere, weil ich mich jetzt intensiver mit der Problematik befasst habe.


    Ich sehe hier auch eine Microglossum viride, die ich vor lauter Gedanken an Leotia lubrica oder L. atrovirens nicht einbezogen habe. Zumal ich diese Erdzunge noch nie in natura gesehen habe. Für gewöhnlich reicht es ja schon, die Art irgendwo schonmal auf nem Foto gesehen zu haben, um sie am Standort wiederzuerkennen (das klappt eigentlich relativ gut soweit, kann Ralf bestätigen :D ). Hier muss ich allerdings gestehen, dass meine vorhandenen Bilder in der Literatur nicht aussagekräftig sind, damit sich mir die Gestalt dieser Art einprägt...selber schuld :rolleyes:


    nichtsdestotrotz ein erfreulicher Fund und natürlich Dank an dich, Andreas, für den Hinweis. Nach Überprüfung komme ich auch zum Schluss, dass es sich um Microglossum viride, die Grüne Erdzunge, handelt. Diese Art ist natürlich, wie nicht anders zu erwarten, selten :D


    lg björn

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  • Hi Björn,


    freut mich, dass ich bei der Bestimmung helfen konnte. Zur vermeintlichen Diagnose als L. atrovirens führte sicher auch der Umstand, dass Du nur junge Fruchtkörper vorgefunden hattest. Ansonsten hättest Du die farbenprächtigen Gesellen bestimmt auf Anhieb richtig zugeordnet.


    War der Fundort ein feuchter Standort, beispielsweise am Rand eines Bachlaufs? In solchen Habitaten bin ich bislang fündig geworden. Die Art ist sicher nicht häufig und wird meines Wissens mit dem Status 2 "stark gefährdet" auf der Roten Liste gefährdeter Großpilze geführt.


    Gruß, Andreas

  • Ja nu, dann kucken wir uns den Deliquenten am Sonntag doch nochmal in "erwachsen" an. ;)


    Andreas: Deine Signatur ist Oberklasse.:D


    Ich hab die leider nicht in Natura gesehen, war grad an anderer Stelle.
    Ich werd da aber zukünftig mal ein besonderes Augenmerk drauf haben.


    Gleichwohl: Grüner, Pflanzensproßähnlicher Pilz auf grünem Moos ?


    Uiuiuiui......:D

  • Nachtrag: Ist der kleine, violette Frk. unterhalb von der Erdzunge Peziza gerardii, den Du weiter oben vorgestellt hattest? Kann's kaum glauben, aber dank Deiner Doku finde ich sogar Schlauchpilze jenseits des Gemörchs interessant. :)[hr]
    Hallo Ralf,



    Andreas: Deine Signatur ist Oberklasse.:D


    wirklich schrecklich, wozu Dornfelder alles führen kann... *gg*


    Gruß, Andreas

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  • So hier kommt jetzt der 3. und letzte Teil der dritten "Pilzfestival"-Exkursion. Mit den Dingern hier können vielleicht etwas mehr Leser etwas anfangen, denke ich, jedenfalls mehr als mit den winzigen Scheibchen oben :D


    chalciporuspiperatus1.jpg
    Pfeffer-Röhrling, Chalciporus piperatus


    oudemansiellamucida2a.jpg


    oudemansiellamucida2b.jpg


    oudemansiellamucida2e.jpg


    oudemansiellamucida2g.jpg


    oudemansiellamucida2h.jpg
    Buchen-Schleimrübling, Oudemansiella mucida


    hygrocybeviola1a.jpg


    hygrocybeviola1e.jpg
    Veilchen-Saftling, Hygrocybe viola [pers. Erstfund]


    marasmiussetosus1.jpg
    Niederliegender Schwindling, Marasmius setosus
    Anmerkung: Der Hut war gerade mal 0,8 mm breit!


    typhulasetipes1.jpg
    Haarstieliges Sklerotienkeulchen, Typhula setipes


    gloeophyllumodoratum3a.jpg
    Fenchel-Tramete, Gloeophyllum odoratum


    cyphellostereumlaeve1a.jpg


    cyphellostereumlaeve1b.jpg


    cyphellostereumlaeve1c.jpg
    Glatter Becher-Schichtpilz, Cyphellostereum laeve [pers. Erstfund]
    Anmerkung: extrem seltene Art, bisher nur wenige Nachweise in Deutschland. Leider existieren keine ausführlichen, aktuellen Fundübersichten. In "Pilze Baden-Württembergs" jedenfalls nur 13 Fundpunkte eingetragen.
    Auffallend hier dran ist, dass es KEINER der üblichen, moosparasitierenden Lamellenpilze ist (Arrhenia), sondern ein "Aphyllophorales", auf dem Ausschnitt im oberen Bild erkennt man deutlich, dass die Fruchtkörper das Moos sogar umwachsen. Eine Eigenschaft, die kein Lamellenpilz vorweisen kann und typisch ist für Porlinge und Rindenpilze.


    So dat müsste es gewesen sein, vor lauter Funde kriegt man hier keine Übersicht mehr :D moment, einen hab ich noch:


    trichophaeawoolhopeia3b.jpg
    Woolhope's Braunhaarborstling, Trichophaea woolhopeia
    Zum 43.564 Mal :D


    lg björn

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  • Hammermäßig geil!


    Über H. viola musst Du uns aber jetzt schon ein paar mehr Details verraten, insbesondere zur Ökologie. Hast Du eine Aufnahme der Umgebung gemacht? Wirklich spannend.


    Gruß, Andreas


  • Hammermäßig geil!


    Über H. viola musst Du uns aber jetzt schon ein paar mehr Details verraten, insbesondere zur Ökologie. Hast Du eine Aufnahme der Umgebung gemacht? Wirklich spannend.


    Gruß, Andreas


    Ne, häufige Pilze betrachten wir nicht näher :D


    aber mal im ernst: Dat Ding ist uns während der Exkursion andauernd übern Weg gelaufen. Unter anderem siehst du einen winzigen Fruchtkörper auf meinem Erdzungenbild.


    Standort wäre relativ unterschiedlich zu betrachten, einmal in der Grube eines entwurzelten Baumes, einmal 3 m von einem Flusslauf entfernt und wieder einmal (oder paar mal mehr, hab die nicht mehr nachgezählt) am Rand eines Pfades (an moosigen Hängen, nackter Erde usw.)


    lg björn

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  • Danke für die Auskunft, Björn!


    War das eher saurer oder basischer Boden?


    Gruß, Andreas


    Ich glaub da kann dir Ralf besser weiterhelfen. Ich glaube aber schon, dass es eher saurer Boden war, aber ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen :D wie gesagt, wir hatten diese Art mehrmals. Das gilt übrigens auch für die Leucoscypha, die ich hier bei mir ja auch noch nie gesehen habe, im Bergischen Land in 3 Wochen aber gleich 4 Mal. Schon verrückt sowas. Nach dem, was ich bis jetzt gesehen habe (und ich "untersuche" das Bergische Land jetzt schon im 2. Jahr) kann ich behaupten, dass es prädestiniert ist für seltene oder vermeintlich seltene Funde.


    lg björn

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  • Hammermäßig geil!


    Über H. viola musst Du uns aber jetzt schon ein paar mehr Details verraten, insbesondere zur Ökologie. Hast Du eine Aufnahme der Umgebung gemacht? Wirklich spannend.


    Gruß, Andreas


    Da kann ich jetzt was zu sagen. Ich hab den hübschen Gesellen nämlich schon häufiger gesehen, wusste aber nichts davob, dass der so selten sein soll. Bei der letzten Exkursion haben wir ihn gleich an drei verschiedenen Stellen gefunden.


    Ich habe ihn meist an Wegrändern und Böschungen gefunden. Fast immer an der oberen Abbruchkante. Gerne auch in kleinen Ausbuchtungen oder Höhlungen. Immer direkt auf nackter Erde.


    Der erste Fundpukt war eine stark beschattete Böschung am Bachbett. Hier stand er zu mehreren Exemplaren direkt unterhalb der Böschungskante. Hier besteht der Boden aus einer Mischung von Wegschotter, Humus und Klei.


    Der zweite Fundpunkt war eine umgestürzte Baumwurzel, wo er auf der mitgerissenen gelblichen Erde am Rand des Wurzelbereichs gut geschützt stand, sowie in einem Exemplar am " Kraterrand" der Wurzelausbruchs, in einer kleinen Ausbuchtung wachsend. Der Boden bestand aus reinem ockerfarbenem Klei.


    Der dritte Fundpunkt war eine Karrenfurche in schwerem, nassen Humus.
    Auch hier stand er am oberen Rand der Furche, etwas von Kräutern geschützt.


    Wie gesagt habe ich ihn schön öfter gesehen und er ist mir stets durch die hübsche Erscheinung aufgefallen. Stets aber stand er an relativ geschützten bzw. beschatteten Stellen.
    Ich leite daraus ab, dass diese Art vielmehr auf ein ganz spezielles Kleinstklima angwiesen ist, denn auf ein spezielles Substrat.


    Fotos der Standorte kann ich gerne in den nächsten Tagen liefern, falls Bedarf besteht.


    Nachtrag zur Bodenbeschaffenheit.


    Spielt wohl keine besondere Rolle. Wir haben zwar recht saure Böden, aber grade der erste Fundpunkt an der Wegböschung ist vermischt mit Kalkhaltigem Schotter. Dort wachsen auch einige Kalkliebende Pflanzen, z.B. Orchideenarten, die man auf sauren Böden nicht findet.
    Die beiden anderen Standorte sind sehr sauer.

  • Leute, ihr seid spitze! Danke für die ausführlichen Infos.
    Gelbliche Erde bedeutet einen hohen Lehmanteil?


    Würde mich sehr freuen, einige Standortaufnahmen zu sehen.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Ganz großes Kino, Björn!
    Toll, wie du uns in diese winzige Welt mitnimmst und dafür begeisterst! Wenn du den Geschichtsunterricht genauso anschaulich rüberbringst, hast du echt gewonnen! :thumbup:


    Bin gespannt, ob wir deine "Bergische Raritäten Sammlung" noch aufstocken können ;)
    lieben Gruß,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
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  • Ganz großes Kino, Björn!
    Toll, wie du uns in diese winzige Welt mitnimmst und dafür begeisterst! Wenn du den Geschichtsunterricht genauso anschaulich rüberbringst, hast du echt gewonnen! :thumbup:


    Bin gespannt, ob wir deine "Bergische Raritäten Sammlung" noch aufstocken können ;)
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    Melanie


    In die winzige Welt der 20cm breiten Fenchel-Tramete? Hab ich doch gern gemacht :D:D

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    In die winzige Welt der 20cm breiten Fenchel-Tramete? Hab ich doch gern gemacht :D:D


    Och menno, na warte, ich krieg dich noch :nana:

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    man jahrelang im Moos liegen könnte."

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  • Leute, ihr seid spitze! Danke für die ausführlichen Infos.
    Gelbliche Erde bedeutet einen hohen Lehmanteil?


    Würde mich sehr freuen, einige Standortaufnahmen zu sehen.


    Gruß, Andreas


    Wir nennen den Boden Klei. Er unterscheidet sich aber vom Norddeutschen Klei mit hohem Sandanteil.
    Kleiboden überlagert bei uns Grauwackelagen. Er ist stark Tonhaltig mit hohem Eisenanteil. Direkt über der Grauwacke ist er sehr dicht, zäh und wasserundurchlässig, wandelt sich zur Oberfläche hin in einen mergeligen Charakter und bildet mit feinerdiger, gut wasserspeichernder Konsistenz von hellocker bis gelblicher Farbe die Grenze zur Humuschicht.


    Die Standortaufnahmen liefer ich Dir gerne nach. Wird nur ein bisschen dauern, vielleicht, wenn wir das schaffen, am Sonntag auf dem Rückweg von der nächsten Exkursion.


  • Großes Kompliment zu den wundervollen Aufnahmen und der Fülle an interessanten Informationen. :thumbup:


    Die Makros der Becherlinge sind erste Sahne, aber auch die Fotos insbesondere der Buchen-Schleimrüblinge gefallen mir besonders gut.


    Vielen Dank Charmingabby, das freut mich sehr, dass die Bilder gefallen. Die Kamera tut ihr bestmöglichstes :D


    lg björn

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  • Hammermäßig geil!


    Über H. viola musst Du uns aber jetzt schon ein paar mehr Details verraten, insbesondere zur Ökologie. Hast Du eine Aufnahme der Umgebung gemacht? Wirklich spannend.


    Gruß, Andreas


    Hallo Andreas,


    ich bin ja noch Bilder schuldig, versprochen ist versprochen.:)


    Die verwischten Pünktchen sind Regentropfen auf der Linse. Natürlich musste es prompt anfangen zu Regnen. Den dritten Fundpunkt hab ich mir dann meiner Kamera zu Liebe verkniffen.:D


    Fundpunkt 1


    Bachufer, obere Abbruchkante.


    8462605ijp.jpg


    8462606ske.jpg


    "Katerrand" einer umgestürtzten Baumwurzel.


    8462607vcy.jpg