Beiträge von Oehrling

    Das ist mMn irgendwas Deformiertes, extrem untypisch Aussehendes (und möglicherweise etwas ganz Häufiges). Leider fällt mir zum angegebenen Fruchtgeruch nichts ein. Wenn das ein Maipilz wäre, hätte er Mehlgeruch, ebenso einer der Frühjahresrötlinge. Auch das Breitblatt kann von oben so aussehen, hätte aber (wie der Name sagt) viel breitere Blätter und ebenfalls keinen Fruchtgeruch. Ein Fruchtgeruch kann dagegen in der Gattung Lepiota vorkommen.
    Wenn du von denen keine Sporen bekommst, hast du nur eine Chance. Nochmal an den Fundort fahren und nachschauen, ob da noch typisch aussehende Exemplare rumstehen... spannend!
    FG Oehrling


    Hallo Tom,


    zwar wiederspreche ich ungern den Stephan aber bei nummer eins sehe ich her den Frühlings Glockenschuppling (Pholiotina aporos),


    Nachdem ich das Bild im Gerhardt angeschaut habe, gebe ich dir und den anderen mit Pholiotina Recht. Leider hat die Anfrage nicht ganz gepasst: Pholiotina aporos hat laut der mir vorliegenden Literatur kein schokoladenbraunes Sporenpulver, wie vom Anfrager behauptet wurde, sondern rostbraunes. Dadurch kam ich auf ein falsches Gleis.
    Freundliche Grüße
    Oehrling

    [quote='oberhofer','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=222281#post222281']
    > Spp-Farbe: schokobraun


    Das könnte dann eine Psathyrella sein. Beringte Psathyrellen unter Erle gibt es sicherlich nicht viele - da müsste mit guter Spezial-Literatur was zu machen sein.



    > eigentlich war ich mir ziemlich sicher, Dachpilz - gar nicht rosa, sondern braun - Und nun?


    Trotzdem Dachpilz, vermutlich der Rehbraune.



    > Bei Nummer 3[/b] hätte ich gern eure Bestätigung: Scheibchenlorchel


    kannst du von mir haben

    Nr. b) dürfte einer der Zapfenrüblinge (Strobilurus spec.) sein
    Nr. c) ist meiner Meinung nach ein Ackerling (Agrocybe spec.), kein Schwefelkopf
    und bei deinen "Stockschwämmchen" wäre ich an deiner Stelle eher vorsichtig - die auf dem Foto könnten zwar möglicherweise welche sein, sähen mir aber nicht typisch genug aus.
    LG Oehrling

    Aber schon die behauptete Tatsache an sich halte ich für zweifelhaft. Morcheln wachsen auch in der Mitte eines Mulchbeetes. Wer was anderes behauptet, sollte einfach die in den letzten Wochen geposteten Internet-Fotos der Reihe nach durchgehen, da gibt es genügend Gegenbeispiele zu sehen.

    stoff
    Die Pilze, die man Morchella vulgaris nennt (je nach Autor als Art, Varietät oder Form) zeichnen sich aus durch:
    - sehr neutral dunkelgraue Farbe fast ohne Gelbtöne im Wabeninneren
    - dazu in der Helligkeit stark kontrastierende, weißliche Rippen, ebenfalls fast ohne Gelbtöne
    - sehr irreguläre Wabenränder (kräuselig, kein "Netz" im eigentlichen Sinne bildend)


    Die von dir gezeigten Pilze sehen wie Morchella esculenta im engen Sinne, mit anderen Worten normal aus.

    Das würde den Vorschlag von Beorn (Cortinarius sp.) unterstützen. Die von dir vorgeschlagene Option des Risspilzes hätte meistens einen irgendwie spermatischen Geruch.

    ... und wenn dir das mit den Morcheln im Garten gefällt, kannst du ja deinen Lieferanten fragen, ob es noch von dem Rindenmulch gibt, das er dir letztes Jahr geliefert hat. Dann tauschst du im Herbst die Schnippsel aus und hast im nächsten Jahr wieder Morcheln. Das funktioniert wirklich, ungelogen!


    es riecht auch nicht direkt nach stinkwanze, aber es erinnert mich irgendwie daran.


    Umgekehrt wird ein Schuh draus. Dir wird von allen bestätigt, dass das ein Maipilz ist. Ergo ist das, was du da riechst, "DER MEHLGERUCH". Präge dir diesen Geruch gut ein, auch wenn du meinst, dass das gar nicht nach Mehl riecht - genau das ist gemeint, wenn im Pilzbuch "Mehlgeruch" steht.
    Wenn du wissen willst, was dagegen mit dem sogenannten "Wanzengeruch" gemeint ist, musst du im Sommer an einem Eichenmilchling riechen, das ist dann "Wanzengeruch", aber das riecht schon deutlich anders.
    Liebe Grüße
    Oehrling


    Edit: wo wir gerade dabei sind: wie riecht denn Pilz Nr. 3?

    Nr. 1 müsste Polyporus badius (Kastanienbrauner Porling) sein.


    Bei Nr. 2 käme Polyporus squamosus (Schuppiger Porling) schon in Betracht, falls das gute Stück mehlig-gurkig riechen sollte. Normalerweise hat der Schuppige Porling nicht so sparrig-abstehende, sondern mehr anliegende Schuppen, ist außerdem im Farbton viel gelblicher. Von oben betrachtet sieht er einem Leoparden- oder Gepardenfell ähnlich. Aber wie gesagt - am Geruch wäre er sicher zu erkennen.


    OT: deinem Ohr gute Besserung!

    In meiner Heimat (Südhessen) habe ich immer die Käppchenmorchel als häufigste Morchelart gefunden. Ihre Standortansprüche sind nicht ganz so anspruchsvoll wie die der Speisemorchel. Sie stehen relativ häufig an Wegrändern unter Haselsträuchern oder Hartriegelgebüschen im Laub, manchmal sogar da, wo Hunde hinmachen. Vermutlich sind sie nicht so nitrophob wie Speisemorcheln. Da sie kleiner und unauffälliger gefärbt sind (schmutziges Graubraun) als Speisemorcheln, sind sie im Allgemeinen schwerer zu finden.


    Getrocknet, wieder eingeweicht und gut durchgegart haben auch sie ein sehr angenehmes Aroma. Frisch riechen sie dagegen leicht säuerlich und nach Schwimmbadchlor und nicht sehr einladend.


    Ich kann versprechen: wenn ich dieses Jahr ENDLICH welche finde, stelle ich auch welche rein. Für mich ist es sehr beruhigend zu hören, dass ich nicht der Letzte bin, der noch keine gefunden hat.

    Hallo Hartmut,
    deine Lactarius glyciosmus kommen mir im Habitus ziemlich kompakt vor. Ich hätte hier auch L. mammosus für möglich gehalten (ebenfalls unter Birke und mit Kokosgeruch). Auch scheint mir das Habitat nicht ganz für L. glyciosmus zu passen. Diesen kenne ich aus dicken Moospolstern auf sauren, feuchten Böden. Auf dem Bild sieht man dagegen einen ziemlich mineralischen Boden, aber nur ganz wenig Moos.
    LG Stephan

    rudi
    Rosahütige Bitterröhrlinge, das ist echt ein Hammer - hatte ich nicht gewusst.


    Das von unten geschossene Bild zeigt auch einen wulstigen, leicht über die Röhren gerollten Hutrand, der mich sehr an den Bitterröhrling erinnert.


    Der ins Spiel gebrachte Boletus pseudoregius (= Boletus fuscoroseus!) blaut typischerweise bedeutend weniger als der Bitterröhrling, statt tiefem Tintenblau (B. radicans) sieht man nach 10 Sekunden allenfalls ein blasses Himmelblau (B. pseudoregius). Freilich ist die Intensität des Blauens witterungsabhängig. Bei einem im Juli gefundenen, dehydrierten Bitterröhrling freut man sich ja schon, wenn er überhaupt blaut.

    Da möchte ich Andreas bestätigen:
    die in unserer Gegend übliche Reihenfolge ist:
    (zuallererst Frühlorchel)
    Spitzmorchel an naturnahem Standort
    Käppchenmorchel
    Speisemorchel (die graue "Morchella vulgaris")
    Speisemorchel (die gelbbraune "Morchella esculenta")
    Böhmische Verpel


    ... und Rindenmulchmorcheln können während der gesamten Morchelsaison auftreten


    Ob es Fingerhutverpeln in unserer Gegend gibt, kann ich nicht sagen, ich habe jedenfalls in mindestens 30 Frühjahren Morchelsuchen nie eine gesehen.

    Reinhard
    jetzt hast du es schon viel leichter, da sich ein konkreter Art-Verdacht manifestiert hat. Dann wälze jetzt Literatur zu P. spadiceogrisea und checke Makromerkmal für Makromerkmal ab. Bei 90 % Überdeckung kannst du sagen: das ist er mit 90%iger Sicherheit. Für 100% brauchts dann noch solche Sachen wie Sporengröße oder Zystidenformen.


    pilzmel
    :thumbup: super Literaturquelle! Bist du zufällig Psathyrella-Auskenner und könntest mir eventuell einen Tipp für aktuelle Bestimmungsliteratur geben?


    LG Oehrling

    Hallo Reinhard,
    näheres kann man hier nicht sagen. Die gezeigten Pilze sind ja nicht mal mehr intakt bzw. nur ausschnittsweise zu sehen.
    Wenn du Faserlinge bestimmen willst, musst du dich zunächst mit den Makro-Bestimmungsmerkmalen, die bei Faserlingen relevant sind, auseinandersetzen. Wenn ich es aus dem letzten Jahr noch richtig im Kopf habe, ist es wichtig, ob bei Jungexemplaren ein Velum vorhanden ist oder nicht, und ob es sich nur am Hutrand oder auch am Stiel/auf der Hutoberfläche befindet. Von Bedeutung wären auch: Farbe des Sporenpulverabdrucks (Farbton/Helligkeit), Geruch und Größe des Pilzes. Nur wenn du das alles erhoben hast, hast du eine Chance, weiterzukommen. Eine Bestimmung nach Foto ist wohl nur bei makroskopisch sehr auffälligen Arten mit Alleinstellungsmerkmalen machbar. Inwieweit hier der auffällige zitzenartige Hutbuckel oder der Wurzelfilz Relevanz besitzen, vermag ich nicht zu sagen.

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem Morchelbeet. Zur Frage der Genießbarkeit dieser Exemplare wurde schon was geschrieben, da schließe ich mich an.


    Wenn du das erste Mal Morcheln essen willst, lass die Zwiebeln weg, verwende nur Butter und Salz. Das, was du dann schmeckst/schmecken solltest, ist der Morchelgeschmack. Nicht jeder schmeckt das. In jedem Fall ist zu beachten, dass man Morcheln 10 bis 15 Minuten durchgaren sollte, sie wären sonst unbekömmlich. Zur Not musst du ein bisschen Wasser nachgießen, wenn die Pilzflüssigkeit vorher verdampft ist.


    Edit: ich habe gerade gesehen, dass ich zu spät war...

    Der Schuppige Porling riecht stark nach Mehl-Gurke und schmeckt zubereitet auch so. Die Hüte junger, knopfförmiger Exemplare sind schön weich, aber der Pilz wird sehr schnell zäh.

    Nr. 9 ist meiner Meinung nach der Rotschuppige Raukopf (Cortinarius bolaris), und Nr. 14 (die beiden Pilze im Vordergrund) würde ich auch als Königsröhrling ansehen. Cortinarius armillatus ist ein strenger Mykorrhizapartner der Birke, die Laubstreu auf dem Foto sieht aber eher nach Eiche aus.
    Die anderen - von mir nur flüchtig betrachtet - scheinen mir zu stimmen.

    Ich möchte noch zwei Literaturhinweise mit mittelbarem Themenbezug beisteuern:
    1) In der Michael/Hennig/Kreisel-Reihe "Handbuch für Pilzfreunde" ist für jeden botanischen Namen der behandelten Pilzarten die altsprachlich korrekte Silbenbetonung durch Vokalakzente angegeben. Außerdem geht einer der dem Pilzartenteil vorangestellten allgemeinen Informationstexte über die allgemeinen Ausspracheregeln bezüglich lateinischer oder altgriechischer Worte, die in der Pilzkunde oft verwendet werden.
    2) In den Großpilzen Baden-Württembergs werden bei einigen Pilzarten auch Anmerkungen zur Korrektheit bzw. Fehlerhaftigkeit von Pilznamen gemacht. Wer die Pilzbeschreibungen sehr aufmerksam liest, wird schnell darauf stoßen (z. B. kann es nicht "sulphureum" heißen, da das Latein "ph" nicht als "f"-Phonem kennt; vgl. Band 3, S. 573)[hr]


    Die Amerikaner und Engländer sind die schlimmsten :D


    Na, da musst du mal einen Franzosen "Kortinarjüüßßß" oder "Laktarjüüßßßß" sagen hören. *gg*