Beiträge von Oehrling

    Hallo Laura,
    toll dass du jetzt auch mit der Pilzbestimmung anfangen willst. Leider sind auch die richtig Guten unter den Pilzbestimmern nicht in der Lage (oder anders: haben keinerlei Chance), die meisten von dir angefragten Pilze korrekt zu benennen, außer sie haben optisch erfassbare Alleinstellungsmerkmale wie etwa der Orangemilchende Helmling. Bei solchen kleinen grauen, weißen oder braunen Pilzchen gibt es hunderte Arten, die gleich oder ähnlich aussehen. Um zu deinem Fundpaket belastbare Artnamen herauszufinden, sitzt ein guter Bestimmer mit den Pilzen eine Woche rund um die Uhr an seinem Bestimmungstisch.
    Freundliche Grüße
    Oehrling
    [hr]
    [quote='cocolita','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=257810#post257810']
    > Anhand von Bildvergleichen habe ich versucht die Pilze zu bestimmen. Für einen blutigen Anfänger ist das echt nicht einfach...


    Auch für Gattungsexperten ist es weiß Gott nicht einfach - für einen Anfänger buchstäblich unmöglich, es sei denn, er wäre ein Magier. Ich weiß nicht, welche Vorstellung du davon hast, wie sauschwierig Pilzbestimmung ist, aber meiner Meinung nach kannst du dafür ein paar Jahrzehnte einplanen.


    > Leider habe ich es auch, aufgrund der Ungeduld meines Hundes, versäumt die Unterseite der meisten Pilze zu fotografieren.


    Ohne die geht bestimmungstechnisch mal gar nichts.


    > Planlos...


    Planlos ist quasi nirgendwo gut (wenn auch möglicherweise sympathisch), und bei der Pilzbestimmung schon gar nicht, dazu ist sie zu kompliziert.

    Zumindest die Amyloidität des Sporenpulvers müsste getestet werden. Dazu träufelt man Melzers Reagens auf das Sporenpulver, das müsste schwarzblau werden.
    Wenn du der Meinung bist, dass dieser Test schon zu viel Arbeit macht, dann brauchst du nicht weiter versuchen, Weichritterlinge zu bestimmen.
    Mag hart klingen, ist aber so.
    FG
    Oehrling

    Hallo Pilzliesl,
    ich mache Sporenabwürfe so (ist natürlich nicht so elaboriert wie oben beschrieben!):
    1) Pilzstiel vom Hut abschneiden
    2) auf ein reinweißes Blatt eine kleine Scheibe aus farblosem Glas legen; ich nehme dafür einen Mikroskop-Objektträger (dies ist nützlich für den Fall, dass nur wenig Sporenpulver zusammenkommt!)
    3) darauf den umgedrehten Pilzhut legen
    4) darüber einen ziemlich luftundurchlässigen Deckel stülpen; hierfür nehme ich diese durchsichtigen Kunststoffbehälter für Obst/Gemüse aus der Supermarktabteilung
    5) über Nacht kühl stehen lassen (z. B. im Keller)
    6) sofern am nächsten Tag nur wenig Sporenpulver zusammengekommen ist, kratze ich dieses auf dem Objektträger mit einer Rasierklinge zusammen und drücke den Sporenhaufen platt - das ergibt in aller Regel genug, um die Farbe beurteilen zu können

    Aber dein Pilz verfärbt sich doch. Auf deinem Foto sieht man, wie der Stiel deutlich bräunt.


    Beorn
    Ich weiß nicht, ob es sich bei denen mit perfekt glatter Huthaut wirklich um Leucoagaricus leucothites oder nicht vielmehr um Leucoagaricus holosericeus (= "ganzseidig") handelt. Vielleicht kann man der Literatur da nicht ganz trauen.


    Als kleines Fazit des Waldgangs: Die Pilzsaison geht zu Ende. Zumindest was meine Pilzkenntnis betrifft und den damitverbundenen Arten die ich sammle.


    Von Karlsruhe aus ist es aber nicht weit zu den Sandkiefernwäldern der Kurpfalz. Da ist die Saison überhaupt noch nicht zu Ende, auch nicht, was Speisepilze angeht, sondern da dürfte jetzt Hochsaison sein.

    Für die Praxis des Anfängers hat der dem Lüders-Wandplakat zugrundeliegende Schlüssel einen gewissen Charme.


    Also: Lamellenpilz hast du. Weißes, inamyloides Sporenpulver hast du auch. Dann kommt jetzt m. E. die Frage: Lamellen dünn oder wachsartig dick? Und dann wärst du bei den sogenannten "Wachsblättler"-Gattungen.


    Was soll das denn Gerd und Stephan haben ihren Standpunkt klar gemacht, zwar war alles richtig was die gesagt haben nur eben nicht wirklich der beste Ton


    Schade, dass inzwischen für viele Leute der richtige Ton wichtiger ist als die richtige Information. Für diese Leute ist zu hoffen, dass sie nie jemandem auf den Leim gehen, der den richtigen Ton trifft, aber nicht die richtigen Informationen parat hat.

    Ich persönlich kann mich aufgrund des Aussehens mit Amanita submembranacea einverstanden erklären, obwohl ich ihn an einem solchen Fundort noch nie gesehen habe.

    Ich bin nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, mit einem Mikroskop ans Bestimmen zu gehen, noch ehe du eine gute makroskopische Bestimmungssicherheit und weitere mykologische Kenntnisse hast. Oder Klartext: So lange du nicht in der Lage bist, einen Dachpilz als Dachpilz zu erkennen, bringt das teure Mikroskop nicht den erhofften Nutzen. Bitte nicht böse sein, ich möchte dich nur vor einem Fehler bewahren.
    Freundliche Grüße
    Oehrling

    Hallo Dieter,
    Russula alutacea hätte, wie du richtig schreibst, ledergelbe Lamellen (da kommt der Name Ledertäubling her, die Bezeichnung "Lebertäubling" muss ein Druckfehler sein), das allerdings erst bei Reife, und einen milden Geschmack. Da es viele optisch ähnliche Arten gibt, kann R. alutacea seriöserweise nur unter Zuhilfenahme des Mikroskops bestimmt werden. Er ist einer der ganz wenigen Täublinge, die eine homogene Huthaut und dazu teilnetziges Sporenornament haben. Phenol würde auf der Stielrinde nicht schokoladenbraun, sondern brombeersaftrot.
    FG
    Oehrling

    Beim Scheidenstreifling kommt Amanita submembranacea, ein in sauren Bergfichtenwäldern ziemlich häufiger Pilz, in Betracht. Deine Holzpilze Nr. 6 solltest du mit dem Geflecktblättrigen Flämmling (Gymnopilus penetrans) vergleichen.

    (Fortsetzung)
    Etwas neues von den Ritterlingen:
    Heute habe ich Guajak und KOH an typisch aussehenden Schwefelritterlingen (Tricholoma sulfureum) getestet:
    - KOH zeigt keine Reaktion (die Huthaut wird nur etwas dunkler, der Farbton bleibt erhalten)
    - Guajak-Probe ist vollständig negativ (selbst nach einer Stunde keine Blauverfärbung!)
    Mal sehen, was Tricholoma bufonium und diese spezielle Wuchsform auf Kalkboden mit dem dicken, bauchigen Stiel so ergeben.


    Und noch ein Nachtrag zum KOH:
    Dass die Huthaut leicht dunkler wird, nachdem man KOH draufgeschmiert hat, ist eigentlich immer so. Das ist noch keine positive Reaktion. Positiv ist sie in meinen Augen, wenn die Huthaut augenblicklich stark dunkler wird und/oder sich ein veränderter Farbton der Huthaut ergibt.


    Konrad
    Deine T. pessundatum entsprechen zu 100% meiner Vorstellung von dieser Art. Die müssten dann meinen Ergebnissen zufolge relativ stark Guajak-positiv sein (Blaufärbung innerhalb ca. 20 - 30 Sekunden). Hast du Guajak und könntest das testen?


    Jürgen
    Meinst du mit Anilin Anilinwasser oder Anilinöl?


    @all
    Besten Dank für eure Diskussionsbeiträge. Mir ist es übrigens egal, wo Pablo diesen Thread platziert - so lange man ihn überhaupt noch findet, evtl. über die Themensuche.

    Hallo Danko,
    ich hätte auch noch etwas zu ergänzen.


    Zum ersten: ich persönlich fand deine Anfrage o. K. Dass du Pilze auch nach einer solchen Anfrage (bzw. deren Beantwortung) auf eigenes Risiko isst, war dir sicher schon vorher klar. Die Bilder, die du gemacht hast, haben so einigermaßen erkennen lassen, um welche Art es sich denn handeln könnte. Noch besser wäre es, wenn du anzufragende Pilze grundsätzlich nicht beschädigst, also auch nicht putzt, Teile abschneidest usw. Das kannst du ja nach dem Fotoshooting immer noch machen.
    Zum zweiten: der botanische Name deines Rotfußröhrlings lautet Xerocomus pruinatus, der der Marone Xerocomus badius, falls du die beiden noch einmal im Pilzbuch nachschlagen möchtest.
    Zum dritten: der angefragte Baum dürfte eine Weißtanne sein (Abies alba). Dazu noch ein Tipp: nicht nur den Baum fotografieren, sondern auch Zweige, Zapfen oder die Streu auf dem Boden unter dem Baum. Das hilft kolossal weiter.
    Und zum vierten: Röhrlinge mit gelben (oder weißen) Röhren zu sammeln ist generell eine gute Idee - außer dem leicht bitteren Schönfußröhrling kann dir nichts Schlimmes in den Korb rutschen.


    Weiterhin viel Erfolg!
    Oehrling

    Und falls diese Pilze gallebitter schmecken sollten, sind es keine (essbaren) Rauchblättrigen, sondern (giftige) Grünblättrige Schwefelköpfe. Wie man auf dem letzten Foto sieht, ist das Hutfleisch neongelbgrün, halt so wie man es vom Grünblättrigen kennt.


    Der Fruchtkörper hatte aber nichts Gelbes, er war schneeweiß, bis auf etwas Gelb an der Stielnatterung als Kontrastfarbe.


    Oh, das ist kein Problem: es gibt tatsächlich einen völlig weißen Gelben Knollenblätterpilz (Amanita citrina f. alba)!


    Jetzt hast du aus dieser Anfrage gelernt, dass bei Amanita-Anfragen im Pilzforum nicht unbedingt was Sicheres rauskommen muss. Also: nächstes Mal den Pilz sauber mit Knolle ausgraben und vor allem am Pilz riechen, dann klärt sich direkt vor Ort schon so manches. Kartoffelkeimgeruch am Pilz erkennt meiner Erfahrung nach fast jeder, Honiggeruch auch.
    [hr]
    Coprinus
    Mann, hast du dir Arbeit gemacht! Dir ist ja wirklich wichtig, dass rauskommt, welche Art das letztlich ist.


    [quote='Coprinus','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=257200#post257200']
    > Sicher ist bereits, es handelt sich um eine Lepiota-Art.
    Welche genau, wird sich vermutlich nicht ohne Mikroskop feststellen lassen.


    Das fürchte ich auch. Deswegen - verstehe es bitte nicht falsch - hätten die Fotos aus deinem ersten Beitrag ausgereicht. Immerhin ist das mit dem Rosaton aufgeklärt worden. Offensichtlich hat dieser Schirmling einen auffallend rosafarbigen Stiel (Bestimmungsmerkmal!).


    > Der Umfang des Hutes beträgt 15 cm.


    Diese Angabe findet man in keinem Pilzbestimmungsbuch, daher ist sie irrelevant (bitte nicht böse sein!).


    > Die Fruchtschicht ist hell Cremefarben, nicht reinweiss, die Lamellen stehen recht eng, sind sehr weich und brüchig.


    Ähm, was jetzt, weich oder brüchig? Wahrscheinlich weich, ist ja kein Sprödblättler. Leider ist das mit den weichen Lamellen bei fast jeder Lepiota so, d. h. auch diese Angabe ist für die Bestimmung eher irrelevant (kannst du ja auch nicht wissen).


    > Aufgefallen ist mir, das rosafarbene Einflüsse vom Stiel herführen können, da dieser etwas dunkler gefärbt ist.


    Ja, die Farbe des Stieles ist in der Tat ein relevantes makroskopisches Bestimmungsmerkmal. Der Stiel ist ziemlich kräftig rosa, das ist nur bei ganz wenigen Lepioten so.


    > Im Querschnitt würde ich die Lamellen als angewachsen bezeichnen.


    Oh. Lepioten gelten bestimmungssystematisch als Freiblättler (z. B. in Rita Lüder, Grundkurs der Pilzbestimmung). Diese Einschätzung solltest du noch einmal überprüfen.


    > Die Stiele der Fruchtkörper sind hohl, aussen dunkler als innen, zudem ist im hellen "Kern" das Fruchtfleisch fransig, fäderig.


    Das ist bei Lepioten ebenfalls immer der Fall.


    > Ebenso könnte im oberen Stielbereich ein ehemaliger feiner Stieling zu vermuten sein.


    Das ist ein relevantes Bestimmungsmerkmal. Es gibt Arten mit stabilem Ring und solche mit hinfälligem, schnell verschwindenden Ring. Diese Art gehört in die zweite Kategorie.


    > Die Stielbasis ist etwas verdickt, leicht keulenförmig.
    Es gab kaum Verfärbungen im Querschnitt, die Lamellen blieben unverändert, der Stiel dunkelte nach einigen Minuten sehr geringfügig nach.


    Alles für die Lepiota-Bestimmung irrelevant (bitte nicht böse sein!).


    > Einen Geschmackstest habe ich natürlich nicht durchgeführt, aber einen Geruchstest. Bezeichnen möchte ich den Geruch nicht so sehr unangenehm, er war frisch pilzig, aber nicht lecker pilzig, der Bodengeruch überwog.


    Die Geruchsangabe "pilzig" gibt für die Bestimmung nichts her. Bekannte Lepiota-Gerüche sind lt. Großpilze BW Band 4: cristatoid (= stechend metallisch, wie beim Kartoffelbovist), fruchtig, aromatisch-süßlich, rettichartig.


    > Bodensäuregehalt versucht zu messen anhand eines Indikatorpapiers. Ergebnis: 5,6 sauer.


    Zu welchem Zweck hast du das getan? Bzw. was wolltest du bestimmungstechnisch damit erreichen?



    Fazit:
    Ganz großes Lob für deine Einsatzbereitschaft. Wenn du dich an Lepioten heranwagst, solltest du dir allerdings noch Wissen anlesen, welche Merkmale wirklich bestimmungsrelevant sind.


    Freundliche Grüße
    Oehrling

    Hallo Placebo,


    vielleicht sind die Probleme dadurch verursacht:



    Bitte entschuldigt die schlechten Bilder. Ich mache die Fotos immer nur schnell für mich selber mit meinem Handy, um sie irgendwann mal wieder vorzukramen. Schnittbild gibt es auch keines weil ich keinen Fruchtkörper für so 'halbe Aktionen' die ich auf die schnelle, im vorbei gehen starte ausrupfen möchte.


    Es könnte sein, dass sich diejenigen, die du mit deiner Bestimmungsanfrage erreichen willst, nicht ernst genommen fühlen, so nach dem Motto: ihr sollt mir jetzt sagen, welcher Pilz das ist, aber Mühe geben, um euch die Arbeit leichter zu machen, will ich mir dann doch nicht. Die schlechten Bilder, die ich euch zeige aber eigentlich immer nur für mich selber mache, sind für euch grade gut genug.


    Denk mal darüber nach, ob da was dran sein könnte.


    Freundliche Grüße
    Oehrling