Beiträge von Oehrling

    Bei Nr. 1 kommt ein Gelbfuß (Chroogomphus) in Frage, Nr. 2 ist wohl ein Schleierling (Cortinarius), jedenfalls eher kein Lila Lacktrichterling und auch kein Lila Rötelritterling. Ich meine am Stiel sehr wohl rostbraune Velumfäden erkennen zu können. Und bist du dir sicher, dass die Huthaut glatt ist? Auf dem ersten Foto kommt sie so körnelig-rau daher.
    FG
    Oehrling


    Über Tips zur Saftlings-Bestimmung wäre ich dankbar. Literatur? In Gminder ´s Shop hab ´ich FNE / The genus Hygrocybe entdeckt - taugt das auch für den Hygrocybe - Einstieg und zur Makro - Bestimmung?


    Unbedingt. Wer Saftlinge bestimmen will, sollte das haben. Es gibt einen Schlüssel basierend auf Makromerkmalen (den ich sehr gelungen finde!) und für die M-Freaks, die beim Lamelleninneren eine Regulär-Trama von einer Subregulär-Trama und einer Interwoven-Trama unterscheiden können, einen Schlüssel basierend auf Mikromerkmalen. Wie jedes FNE-Buch handelt es sich nicht nur um ein reines Artenbestimmungsbuch, sondern man kann durch die vielen allgemeinen Hinweise zum "Saftlings-Versteher" werden. Allein der KISS-Test, den ich schon mehrfach angesprochen habe, ist die gut 30 Euro Anschaffungspreis wert. Gute Kenntnisse in Schulenglisch und Mykologenenglisch sind freilich Voraussetzung, damit das Lesen Spaß macht.

    [quote='Drosophila','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=253524#post253524']
    Hier meine Blitz-Test-Bilder :)


    > Wie hier, die grauen neben den grünen Hypholoma-Blättern. Mit der linken Hand habe ich die Kamera am Stubben abgestützt (1/25 s). Die hellen Stiele sind noch etwas überstrahlt.


    Hier meine ich einen leichten Magenta-Farbstich zu sehen, der die Lamellen des Rauchblättrigen zu violett erscheinen lässt und zusammen mit dem Überstrahlen das typische Neongelbgrün an der Stielspitze des Grünblättrigen vernichtet.

    > Beim Fliegenpilz mit mehr Abstand war das einfacher.


    Hier stimmt m. E. die Farbtemperatur (nennt man das überhaupt so?).



    > Und hier war es schon richtig dunkel im Wald. Mit Stativ natürlich (1 s).


    Wenn das der Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium) sein soll, finde ich die Farben auf dem ungeblitzten Bild (= Nr. 1) am realistischsten, und damit entspricht Nr. 1 am meisten meinen persönlichen Vorstellungen eines guten analytischen Pilzbildes.


    Von der Ästhetik her kann es natürlich anders aussehen, da wird ein Fotograf wahrscheinlich Bild 3 als das gelungenste bezeichnen.

    Aber der Geschmack wurde doch mit "nicht bitter" angegeben. Das ist dann in der Tat Boletus fechtneri, da bin ich mir sehr sicher. Kalk war auf jeden Fall im Boden, die anderen gezeigten Pilze incl. der Herkuleskeule mögen ebenfalls Kalk.


    Zum Beispiel bei den hunderten Schleierlingsarten...
    Gibt es für diese Gattung extra schöne Fachbücher? Würde mich gerne mit den etwas genauer beschäftigen.


    Da solltest du dir unbedingt den Band 5 der Großpilze Baden-Württembergs holen, so lange es den noch regulär zu kaufen gibt.


    Zum Schleierling: leider gibt es keine bestimmungsrelevanten Infos außer den Fotos. Aufgrund dieser Fotos würde ich ihn für ein Phlegmacium halten (bin mir aber schon dessen nicht sicher). Violette Lamellen in Verbindung mit bräunlichen Hüten kommen in den Untersektionen Caerulescentes, Glaucopodes und Variicolores vor. Als allererstes müsste man mal wissen, ob KOH 20% auf dem Fleisch gelb reagiert oder nicht.

    "Aufnahmen bei Kunstlicht sind zur Beurteilung von Farben völlig ungeeignet. Wichtig wäre hier Tageslicht, niemals Blitz verwenden und kein direktes Sonnenlicht."


    Beorn schien mir bei diesem Ausspruch die oftmals superschlecht und lieblos gemachten Anfragefotos vor Augen zu haben, die meist spätabends im schwummrigen (Kunst-)licht der guten Wohnstube entstehen, ein blauweiß kariertes Wachstuch und die örtliche Tageszeitung als Hintergrund haben und bei der gegen wirklich jedes ungeschriebene Gesetz des Fotografierens verstoßen wird. Einschließlich dem, dass ein Anfragefoto hinreichend scharf sein sollte und die Fruchtkörperfarben wenigstens annähernd realistisch abgebildet sein sollen. Verbunden mit der Erwartungshaltung, dass aufgrund solcher Scheißfotos doch eine zuverlässige Artbestimmung nebst Essfreigabe möglich sein sollte. In dieser Stimmung ist er vielleicht mit dem Verabsolutierungswort "niemals" etwas über das Ziel hinausgeschossen. Natürlich hatte er nicht auf der Rechnung, dass Fotografierprofis den Blitz dennoch kreativ und aussageverbessernd einsetzen können.


    Wobei ich für meine Verhältnisse Mausmanns Aussage voll bestätigen würde, dass meine Pilzfotografien deutlich besser geworden sind, seitdem ich auf das Blitzen konsequent verzichte und bei Dämmerung oder sonstigem düsteren Licht eben nicht fotografiere, weil das Ergebnis die Mühe nicht lohnt. Freilich sind meine Bilder immer noch nicht so, dass ich sie auf einem Fotografierwettbewerb laufen lassen könne - das ist aber auch nicht mein Anspruch. Ich will die bestimmungsrelevanten Makrodetails auf dem Foto sichtbar haben, mehr nicht.

    Hallo Jürgen,


    [quote='Juergen-M','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=252701#post252701']
    > Anlass war die Diskussion darüber, dass man Speisepilzsammlern hier im Forum (sic!) mit dem Hinweis darauf, dass bestimmte Pilzarten auf der Roten Liste stehen, das Gefühl vermittelt, durch Absammeln der Fruchtkörper die Art zu gefährden, und somit als "Natursünder" darzustellen.


    Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass es sich dabei um Nachplapperer und/oder Wichtigtuer handelt, die das Pilzesuchen noch nicht lang genug betreiben. Die wahren Artengefährder sitzen ganz woanders.


    > Meine These ist die, dass wir uns über die falschen Dinge aufregen, und Ursachen, obwohl sie plakativ groß überall stehen, und überall zu sehen sind, nicht bemerken und auch gar nicht "anpacken" (wollen)


    Das unterstütze ich voll.


    > Selbst in dieser Diskussion hier, bemerkt man als aufmerksamer Leser, dass doch mehr Fragen entstehen als Antworten;-) Auch bei Dir. Das ist gut!


    Freut mich sehr, dass dir das gefällt. Es gibt Leute, die verwechseln permanent Fragen mit Angriffen oder gar persönlichen Angriffen, aber du nicht.


    > p.s. Deine Vorstellungen von einer Demokratie sind sehr idealistisch. Was wir haben ist eine "real funktionierende Demokratie" (so wie es den "real funktionierenden Sozialismus" gab).


    In meinen Augen haben wir eine Moneto-Bürokratie. Staat und Großkonzerne paktieren und profitieren voneinander, der Rest darf abnicken. Wer versucht, daran was zu ändern (Eurokritiker, Gegner des Freihandelsabkommens...), wird von der regierungstreuen Presse schnell in die Radikalecke gesteckt, so wie es zur Zeit mit denjenigen Parteien geschieht, die von diesen Zuständen weg wollen.


    Ach, macht das Politisieren Spaß. Und morgen gehen wir wieder schaffen.


    FG Oehrling

    Die Myzelfarbe ist nach dem neuen Ritterlingsbuch von Christensen/Heilmann-Clausen (Fungi of Northern Europe, Vol. 4) ein exzellentes Merkmal, um Trich. orirubens von ähnlichen Erdritterlingsarten abzugrenzen (gelb vs. weiß). Andere Abgrenzungsmerkmale, an die man sich seither gehalten hat, waren Geruch (nicht mehlig bei T. orirubens), Verfärbung der Stielbasis (blaugrün), Verfärbung des Fleisches beim Vergehen (rosarot) und Huthautstruktur (schwarzschuppig). Die stehen dir ja immer noch zur Verfügung, wenn du keine Rhizomorphen hast.

    Trich. sciodes müsste bitter oder schärflich geschmeckt haben, das hatte der Kollege ausgeschlossen, deswegen kam mir dieser Gedanke nicht. 10 Sekunden Geschmacksprobe ist bei Ritterlingen allerdings nicht wirklich viel, 30 bis 45 Sekunden sollten es schon sein. Und was aus einem "winzigen Lamellenstückchen" an Schärfe/Bitternis rauskommt...? Also wäre Trich. sciodes auch möglich.

    Nr. 1 solltest du auch mal mit Hygrophorus russula vergleichen. Laubwald (sofern auf mineralischem Boden) passt als Standort. Nr. 2 gucke ich mir gleich näher an.


    Edit: Nr. 2 ist auf jeden Fall einer der Erdritterlinge. Milder, mehliger Geschmack und gelbliche Lamellen, wie du schreibst, lassen einen an Trich. scalpturatum denken, aber da passt die Huthautstruktur nicht wirklich zu. Wenn es Trich. argyraceum sein soll, müssten Jungexemplare spinnwebartiges Velum aufweisen (KA, ob du das geprüft hast). Eine weitere Idee wäre Trich. orirubens, dafür müsste das Basalmyzel (= die kleinen Würzelchen, die an der Stielbasis dranhängen) gelb sein, und man findet öfters kleine blaugrüne Flecken an der Stielbasis. Wie du siehst, hast du relativ viel Auswahl. Der von dir erwähnte Tigerritterling sieht allerdings schon deutlich anders aus, also von meiner Seite Entwarnung.

    Hallo Jürgen!


    Wie ich oben schon geschrieben habe: es geht mir nicht darum, ob Jürgen M. Geschmacksproben durchführt (der es wirklich kann), sondern ob Leute wie Pilzfan unbeaufsichtigt Geschmacksproben durchführen.


    [quote='Juergen-M','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=252751#post252751']
    > (Soll ich jetzt noch schreiben: Kinder, bitte nicht nachmachen, was Onkel Jürgen hier erzählt?)


    Ja, fände ich eine gute Idee.


    > Der Geschmackstest ist meiner Meinung nach schon eine diagnostische Hilfe zur Pilzbestimmung, und gehört zum Artportrait dazu.


    Aber nur für Vollständigkeitsfanatiker. Die gängigen Bestimmungsschlüssel für Amanita und Phlegmacien enthalten praktisch nie Geschmacksangaben, also was soll dann bestimmungstechnisch mit Geschmacksproben erreicht werden?


    FG
    Oehrling


    Hallo zusammen,


    mir wäre nicht bekannt, dass eine Geschmacksprobe (mit sofortigem Ausspucken) bei Pilzen gefährlich wäre, lasse mich aber gerne vom Gegenteil Überzeugen.


    Grüßle
    Jürgen


    :D Da bin ich aber gespannt, ob sich da jemand zur Verfügung stellt! :D
    Nein, jetzt ernsthaft: Für Leute wie dich ist das eher nicht gefährlich, du würdest ja sicher nicht auf die Idee kommen, Amanita pantherina, Cortinarius meinhardii oder Tricholoma pardinum kosten zu wollen. Aber für Leute wie Pilzfan kann das schon gefährlich sein, zumal sich tendenziell eine gewisse Beratungsresistenz bzw. ein Rechtfertigungsdrang zeigt.
    [hr]


    Und anscheinend habe ich einen eßbaren Schleierling erwischt. Wenn der potentiell giftig sein soll, dann müssen wohl einige Bücher umgeschrieben werden.


    Mit Verlaub, dass wegen deiner Vorgehensweise einige Bücher umgeschrieben werden müssen, darauf kannst du lange warten. Du hast Glück gehabt, dass es diesmal nur Cortinarius olidus war, den du "erwischt" hast (übrigens dürfte der wohl von so wenigen Pilzsammlern gegessen werden, dass selbst bei diesem unsicher ist, ob er ungiftig ist). Anschließend hat dich deine Geschmacksprobe auch nicht von der Idee weggeleitet, dass das ein Ritterling sein könnte, obwohl dieser Schluss fast zwingend gewesen wäre, nachdem kein Mehlgeschmack erkennbar war. Und schon gar nicht bist du nach der (risikobehafteten) Geschmacksprobe darauf gekommen, dass du es mit einem Schleierling zu tun hattest. Das bekamst du doch später von JürgenM eingeflüstert. Das nächste Mal kann's dann ein richtig fetter Giftpilz sein.

    Diese ausgesprochen kräftigen gilbenden nach Anis duftenden Champignons hat man Agaricus arvensis (Schafchampignon) genannt. Zumindest in älteren Pilzbüchern solltest du deinen Fund unter diesem Namen wiederfinden.

    Bei Korallen kommst du in der Regel durch das Aussporenlassen weiter. Man kann weißsporende und olivgelbsporende Gattungen unterscheiden. Das hier dürfte eine Kammkoralle (Gattung Clavulina) sein.


    Vermutlich gibt es sehr viele Leute, die darüber ernsthaft nachdenken, weitaus mehr, als du glaubst. Nicht da liegt das Problem. Aber darunter sind eben viele Leute, die ihre Wunschvorstellungen mit den objektiven Realisierungsmöglichkeiten abgleichen. Und die sagen: wir sind eine repräsentative Demokratie, etliche dieser Vorschläge sind zwar gut gemeint aber doch totalitär, und in unserer freiheitlichen Gesellschaft daher nicht realisierbar (etwa diese ganzen Abschaffungs- und Verringerungsvorschläge).


    Für mich ist nach fast zwei Seiten Diskussion auch immer noch nicht ganz klar, wo genau dich der Schuh drückt. Dass die Welt als solche ungerecht ist und sich rasant auf den Abgrund zubewegt, kann es ja alleine nicht sein. Gab es einen konkreten Anlass, die Diskussion zu starten?

    Adressaten und Aufgaben der Roten Listen, das war der Ausgangspunkt der Diskussion. Nun, Adressaten gibt es keine, genau das ist das Problem der Roten Listen. Jeder ist angesprochen, und damit keiner. Handlungsanweisungen gehen daraus nicht hervor. Es handelt sich dabei um einen weiteren untauglichen Versuch, bei der Bevölkerung Problembewusstsein oder sogar Problemlösedrang durch staatliche Reglementierungen zu schaffen, ähnlich wie bei den Problemkreisen Gleichstellung der Frauen, Toleranz gegenüber Migranten oder Inklusion von Behinderten. Die Politik will sich nicht Untätigkeit vorwerfen lassen und so ihren Wiederwahlerfolg gefährden, und so kommt es zu Schaufensterpolitik.


    > Nun habe ich eine Frage: Wie erkenne ich, ob die Glucke noch geniessbar oder schon zu alt ist?


    Optisch daran, dass die Äste möglichst hellgelb bzw. blass ockergelb sind und noch keine braunen Ränder haben. Natürlich dürfen die Äste nicht dunkel ockerbraun, feucht-schmierig oder mit weißem Flaum überzogen sein. Der Geruch sollte angenehm frisch und keinesfalls fischig oder pissig sein.


    Übrigens kann ich deine Freude über den Fund absolut nachvollziehen!


    FG
    Oehrling