Beiträge von Oehrling

    Nicht nur die meisten Moose gehen nach einer Waldkalkung flöten, sondern auch solche Mykorrhizapilze, die leicht sauren Boden mögen, also in erster Linie der Fichtensteinpilz, der Gewöhnliche Pfifferling, die Marone und der Birkenpilz. Profitieren tun dagegen der Fichtenreizker, der Stachelbeertäubling und gewisse kalkliebende Risspilze. Daran sieht man schon: für Speisepilzsammler ist eine Waldkalkung üblicherweise ziemlich schlecht.
    FG
    Oehrling

    Hallo zusammen,
    da sich bei uns die "normalen" Speisepilze immer noch sehr rar machen, kam heute mal was Ungewöhnliches in die Pfanne: der Grubige Schleimrübling (Xerula radicata), ein sehr leicht erkennbarer Pilz, der gewöhnlich einen olivbraunen, je nach Witterung mehr oder weniger schleimigen und runzelig-grubigen Hut und einen steif-brüchigen, wurzelartig verlängerten Stiel hat und auf Buchenstümpfen bzw. den zugehörigen Wurzeln wächst.


    Putzen:
    Xerula radicata hat normalerweise eine schleimige Hutoberfläche, ist aber ansonsten schon am Fundort ein extrem sauberer Pilz, der dann kaum Putzaufwand macht, wenn man es vermeidet, ihn mit anderen verschmutzten Pilzen zusammen zu transportieren. Ich empfehle, schon am Fundort den Hut direkt an der Stielspitze abzuschneiden und die Hüte in einer Plastikbox separat von anderen Pilzen zu transportieren. Ich habe beim Putzen nicht versucht, den Hutschleim zu entfernen (war aufgrund der trockenen Witterung ohnehin nicht das große Problem), sondern das Schleim-Problem durch Anbraten in heißem Öl zu managen.
    Beim Putzen ist stets auf gelbe Maden zu achten, die vorzugsweise zwischen den Lamellen sitzen. Solche Exemplare schmeiße ich ganz weg.


    Zubereiten:
    Wie schon erwähnt, entschied ich mich aufgrund der Schleimigkeit der Hutoberfläche dafür, die Hüte mit der Oberseite nach unten in heißem Öl ca. 3 Minuten anzubraten, danach die Herdplatte abzudrehen, die Hüte zu wenden und auf der Lamellenseite noch 2 Minuten ziehen zu lassen und erst danach zu salzen. Solcherart zubereitet, erhielten die Hüte auf der Oberseite eine schöne hellbraune Farbe, und die Schleimigkeit ging wie erhofft verloren. Nur die Ceran-Kochfläche war hinterher natürlich total verspritzt.


    Geschmack:
    relativ fade, durch das scharfe Anbraten aber nicht ganz aromalos, völlig unbitterer, leicht süßlicher Geschmack; sollte nur mit wenig aromatischen Beilagen kombiniert werden - Rührei, Toastbrot, Kürbis... - für meine Begriffe durchaus essbar und eine mögliche Alternative in speisepilzarmen Zeiten


    Verträglichkeit:
    verzehrt wurden 9 Pilzhüte; Beschwerden traten bei mir nicht auf


    FG
    Oehrling

    Hallo,
    auf Bild 3 sieht man am rechten Bildrand ein aufgeschnittenes Zweitexemplar. Das sieht nun mit seinem ziemlich reingelben Stiel sehr nach Boletus radicans aus. Wenn beide zum gleichen Myzel gehören, würde ich auf Boletus radicans tippen wollen. Es wäre auf jeden Fall sehr hilfreich, wenn man nicht nur das pathologische Exemplar, sondern auch mal das andere typischer wirkende richtig sehen könnte.
    FG
    Oehrling


    Hydnellum peckii würde ich gern auch mal finden. Leider kommt der in Sachsen nicht vor. :(


    Hallo Stefan,
    in Sachsen vielleicht nicht, da H. peckii kalkliebend ist. Aber in den Kiefernwäldern südwestlich von Jena (südlich der A4) kommt er vor. So weit weg ist das von dir aus nicht.
    FG
    Oehrling

    Hallo Tom,
    rein optisch ist das aus meiner Sicht X. rubellus (Blutroter Röhrling). Auf dem letzten Bild sind in der Stielbasis karottenrote Pünktchen einigermaßen zu erahnen, das würde passen.
    Um X. armeniacus mikroskopisch nachzuweisen, müsstest du mit einer möglichst spitzen Pinzette kleine Stückchen aus der Huthaut herauszupfen, diese mit Kongorot anfärben und anschließend in Wasser betrachten. Auf den Endzellen der Huthaut müsstest du einige rotgefärbte kleinflächige Inkrustationen ("Plaques") sehen. So etwas hat nur X. armeniacus.
    FG
    Oehrling

    Hallo Jan,
    es ist im weiten Sinne ein Parasol, erkennbar an dem komplex aufgebauten Ring (oben aufsteigend wattig, unten fest ringartig mit "Laufrille"). Eine Gewähr übernehme ich dafür wie immer nicht.
    Warum der so klein geblieben ist? Vielleicht die Trockenheit, vielleicht ist er innen auch schon komplett verwurmt...


    FG
    Oehrling

    Ich tendiere ebenfalls zu einem Risspilz. Hebelomas haben Farben irgendwo zwischen weißlichgrau und ziegelrötlichbraun, aber die hier gezeigten Pilze sind ja olivgelb, falls die Bilder einigermaßen farbecht sind - eben wie eine "ordentliche" Mallocybe. Die Sporenform passt auch gut ins Mallocybe-Raster.
    Der Geruch wurde mit dem Allgemeinplatz "unangenehm" angegeben - wie wäre es mit "staubig-erdig"?

    Hallo Chorknabe,


    meiner Meinung nach kannst du ruhig davon ausgehen, dass die dir angezeigte negative FeSO4-Reaktion korrekt ist und damit zu dem von dir festgestellten weißen Sporenpulver und den flexiblen Lamellen passt, und dass es sich hierbei um einen Frauentäubling handelt. Rein optisch kommt nämlich ein Frauentäubling sehr gut hin.


    Um dir selber zu beweisen, dass dein FeSO4 noch korrekt arbeitet, such dir einen eindeutigen Fleischroten oder Grünen Speisetäubling oder eine Russula grisea (falls du die erkennst ;) ) und schmiere etwas davon drauf. Bei Rosafärbung (bei den drei genannten Arten eigentlich eine Lachsrosa-Färbung) wäre der Beweis erbracht. Solltest du nach dieser Diskussion der FeSO4-Lösung generell nicht mehr vertrauen, kaufe im MykoShop FeSO4-Kristalle (gibt's als Pulver oder als Einzelkristall).


    R. aeruginea ist angesichts des weißen Sporenpulvers aus dem Rennen, ebenso R. heterophylla wegen der negativen FeSO4-Reaktion.


    FG
    Oehrling


    Pilz hat bei Druck und nach Schnitt kaum geblaut.


    Hallo Nonntal,
    das wäre für die Bestimmung allerdings sehr wichtig, ob er geblaut hat oder nicht. Kaum geblaut, wie du schreibst, bedeutet das leicht geblaut? Oder meinst du damit, dass du kein Blauen feststellen konntest?
    Insgesamt ist der Pilz sicher was Selteneres und nicht leicht zu bestimmen. Die verschiedenen Rotfußröhrlinge, die es so gibt, fallen m. E. alle aus, da sie in Hut und Stiel gelbes und in der unteren Stielhälfte andersfarbiges Fleisch haben. Weißfleischig wäre X. ferrugineus, der allerdings nicht das kleinste bisschen blauen soll. Gleiches gilt für B. impolitus und B. depilatus.
    Der Fall bleibt also rätselhaft.


    Edit: Hallo Jürgen, danke für die prompte Auflösung.


    FG
    Oehrling

    Hallo AlphaOne,
    in der Zwischenzeit kannst du deine Pilze aussporen lassen. Bei rosa Sporenpulver ist es wohl ein Rötling, bei weißem/weißlichem Sporenpulver nicht. Es gibt in anderen Gattungen Pilze, die sehr ähnlich aussehen. Ein Bildvergleich allein reicht hier m. E. nicht aus.
    FG
    Oehrling

    Die Bände wurden damals mit Druckkostenzuschüssen des Landes gedruckt, nur so war der immens günstige Preis von 50 Euro pro Band für den Verlag zu realisieren.


    Gut, dass das mal jemand in der gebotenen Deutlichkeit schreibt. Demnach war der ursprüngliche Ausgabepreis von 50 Euro pro Band "Wahnsinn" und nicht das, was Leute, die in keinster Weise wahnsinnig sind, bei Versteigerungen heutzutage zahlen, weil die Bücher nun mal im Vergleich saugut sind. Zum Preis von 50 Euro lagen die GBPW-Bände seltsamerweise jahrelang unbeachtet in den Regalen und mussten in der Endphase für 20 Euro rausgelassen werden, weil man sie anders nicht losbrachte. Wenn man meint, dass die Preise "Wahnsinn" sind, kann man ja auch mal schauen, was ein Band der "Pilze der Schweiz", die es ja noch regulär gibt, mittlerweile kostet.

    Hallo Joli,
    die von dir so benannten Russula exalbicans würde ich aufgrund der ritterlings- oder gar schnecklingsartigen Lamellenhaltung, des stark irregulären Hutrandes und der knallroten Hutfarbe eher als Russula luteotacta ansehen. Sind dir eventuell gelbe Flecken an den Lamellen oder Stielen aufgefallen? Das würde die Diagnose erhärten. Das Rot von R. exalbicans ist ein trüberes, gebrochenes Rot als das auf den Fotos sichtbare.
    Bei dem Risspilz rate ich frech Kegeliger Risspilz (Inocybe rimosa).
    Den gelben Milchling mit dem grubigen Stiel würde ich gerne auch von oben sehen. Wenn er dunkelolivgrün ist, wäre es wohl der Olivgrüne Milchling (Lactarius turpis/necator), ein häufiger Birkenbegleiter. Ist er von oben genauso knallgelb wie von unten, kommen L. scrobiculatus, evtl. sogar L. repraesentaneus in Betracht.
    Der hellgrüne Täubling dürfte bis zum Beweis des Gegenteils Russula aeruginea sein, bei dem zweiten roten Täubling (mit der orangefarbigen Hutmitte), sofern unter Birke gewachsen, aber nur dann, rate ich mutig Russula velenovskyi.


    In für Pilzfreunde harten Zeiten wie diesen sind deine schönen Bilder ein Ansporn, für Pilze mal wieder ein paar Kilometer zu fahren.


    Besten Dank dafür
    Oehrling

    Hallo Spuga!
    Eine weitere Möglichkeit wäre der Seifenritterling (Tricholoma saponaceum). Ich meine in den Lamellen einen grünlichen Farbstich zu erkennen.
    OT: Schade, dass der Oftersheimer Wald (zwischen Oftersheim und dem Hockenheimring gelegen?) nicht mehr toll ist. Ich war auch schon mal da und fand ihn sehr interessant, denn ich fand dort Pilze, die ich eher als Gebirgspilze angesehen hatte.
    FG
    Oehrling

    Hohenloher Ebene und Waldenburger Berge:
    auch noch nichts los!


    Aber jetzt soll ja das Wetter umschlagen, und dann kommen sie wahrscheinlich endlich raus.


    Gestern, in Südhessen, gab es schon Waldfreundrüblinge, Rotfußröhrlinge, einen Riesenporling und einen Birkenpilz - also nicht mehr nichts. Aber da hat es auch ein bisschen mehr geregnet.

    Hallo Laie,
    mMn gibt es in Deutschland nur extrem wenige Leute, die in freier Natur gefundene, also nicht kultivierte psychoaktive Pilze überhaupt sicher bestimmen können, d. h. denen man zumindest theoretisch vertrauen könnte und die dich dann auch noch kostenlos "beraten" würden. Dafür gibt es sehr viele Halbwissende, Nichtwissende und selbstüberschätzende Dummschwätzer. Deswegen vergiften sich alljährlich und immer wieder Leute an falschen Sachen. Da aber auch der Konsum "echten" Materials potenziell gesundheitsgefährdend ist, kann man generell nur davon abraten, selbstgesammeltes Zeug zu testen.
    FG
    Oehrling

    Hallo Angelika,
    Pilz Nr. 2 sehe ich auch als Wurzelnder Bitterröhrling an (abrupter Farbwechsel am Stiel von leuchtend gelb nach ockergrau), die werden wohl bei Hitze und Trockenheit nicht so groß wie gewohnt. Klar kann man da mal eben den Geschmack prüfen, um den WB vom Sommerröhrling/Silberröhrling zu unterscheiden, das wäre in diesem Fall ungefährlich.
    Aber "Blasshütiger" Röhrling mit dunkelbraunem Hut, wie du schreibst? Aufgrund der punktiertschuppigen Stieloberfläche und der grubig-löcherigen Hutoberfläche würde ich hier den Gehämmerten Röhrling (nach alter Nomenklatur: Boletus depilatus) vermuten. Für Xerocomus ferrugineus ist mir die Röhrenschicht zu wenig knallgelb und das Pseudonetz an der Stielspitze nicht deutlich genug.
    FG aus ÖHR nach BiBi
    Oehrling

    Hallo,
    bei Pilz Nr. 3 würde ich auf Cortinarius camphoratus (Bocksdickfuß) tippen; der Wollige Milchling könnte auch Russula delica oder Russula chloroides sein; Apfeltäubling ist sehr gut möglich, aber es gibt auch R. integra, die so rot werden können. Ziegelroter Täubling eher nicht, der hätte eine orangerote Farbe (ziegelrot eben).
    FG
    Oehrling


    [/quote]


    Hallo Habicht,
    Ramaria rubripermanens i. S. von CHRISTAN 2008 (S. 180f.) ist ein Doppelgänger von R. botrytis im Bergnadelwald und hat mit der anfangs gelben, später dann rosafarbenen Ramaria rufescens (S. 226f.) nichts zu tun (völlig andere Sporen). Laut Josef Christans (DER Korallen-Papst!) Aussage seien fast alle aus Bergfichtenwäldern stammenden angeblichen R. botrytis fehlbestimmt und gehören zu R. rubripermanens. Die "echte" R. botrytis sei streng an Laubbäume gebunden, wohingegen R. rubripermanens auch Nadelbäume "könne". Ferner wird dort auf S. 178f. noch eine sehr ähnlich aussehende R. rubrievanescens beschrieben.
    Fazit: Leider muss man auch rosarotspitzige Korallen mit weißlichem Strunk genau untersuchen, bevor man einen Namen festlegen kann.
    LG
    Oehrling


    Letzten Samstag in Tirol fanden wir ebenfalls Phellodon niger, dazu Hydnellum peckii und Hydnellum caeruleum. Dazu Ramaria testaceoflava, Ramaria suecica, Tricholoma aurantiacum, Gautiera spec. usw. Bilder siehe unten.


    Liebe Grüße
    Oehrling

    Hallo Juliane,
    bei Nr. 2 denke ich eher an den Grauen Wulstling. Gibt es ein Bild von der Manschette und/oder der Stielknolle?
    Nr. 4 (die zweite Nr. 4) ist in meinen Augen ein Milchling, kein Trichterling. An einer der Lamellen ist mMn ein Milchtröpfchen zu sehen.
    Nr. 5 ist vermutlich nicht Lactarius rufus, der sieht schon deutlich anders aus.
    Bei Nr. 6 kann man sinnvollerweise erst was sagen, wenn man die Hutunterseite gesehen hat. Die auf den Bildern zu sehenden Farben passen jedenfalls zum Purpurfarbenen Holzritterling.
    FG
    Oehrling

    Hallo @ alle,
    ich schmeiße da mal frech einen Rötelritterling ins Rennen, z. B. Lepista irina (Veilchen-Rötelritterling) mit dem bekannt angenehm-aromatischen Geschmack. Die Lamellen (siehe Bild 10) stehen mir zu dicht zusammen und sind an der Ansatzstelle zu wenig herablaufend für Rhodocybe gemina. Auch die Fruchtkörperfarben sind mir dafür insgesamt zu blass und zu wenig kontrastreich.
    FG
    Oehrling